Sicherheit und Bootsleitern

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09.09.2022 14:24
Kategorie: Ausbildung

Verschiedene Verletzungsrisiken bei der Verwendung von Bootsleitern

Wer häufiger von Booten aus taucht, weiß, dass man vor dem Sprung ins Wasser kontrollieren sollte, dass der Nahbereich frei ist. Das Gleiche gilt beim Ausstieg auf dem Wasser: Wenn jemand die Leiter hochsteigt, sollte sich niemand darunter befinden, falls der oder die Kletternde abrutschen und zurück ins Wasser fallen sollte.

Bericht von Guy Thomas

Diese zwei Sicherheitsvorkehrungen sind üblicherweise Bestandteil des Briefings vor dem Tauchgang. Ebenfalls erwähnt werden solle, welche Teile der Ausrüstung vor dem Klettern zurück auf das Boot abzulegen sind. Dies kann von Boot zu Boot und von Tauchplatz zu Tauchplatz variieren. Leitern und Umgebungsbedingungen sind nicht überall gleich. Bei H-Leitern mit zwei seitlichen Holmen müssen beispielsweise vor dem Ausstieg aus dem Wasser die Flossen abgelegt werden. T-Leitern mit einem zentralen Holm sind häufiger und deutlich benutzerfreundlicher, da sie auch mit Flossen an den Füßen erklommen werden können.

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Was weniger allgemein bekannt ist und seltener im Briefing erwähnt wird ist, wie man beim Klettern auf der Leiter Verletzungen an Fingern und Händen vermeidet. Seegang kann das Steigen zurück auf das Boot erschweren, insbesondere bei an Scharnieren montierten, klappbaren Leitern, mit denen die meisten Boote ausgestattet sind.

Leitern dieses Typs müssen kein Problem darstellen, wenn man weiß, wie sie funktionieren. Wegen der Anbringung am Boot mit einem Scharnier (und sofern das Scharnier nicht arretiert werden kann) bewegt sich die Leiter mit dem Seegang auf und ab, ganz gleich, ob sich ein Taucher auf ihr befindet oder nicht.

Schwere Verletzungen oder sogar Amputation von Fingern ist möglich

Eine an einem Scharnier befestigte Bootsleiter kann wie ein Nussknacker funktionieren – ein Hebel ist die Leiter, der andere das Boot. Wenn sich die Leiter mit dem Seegang nach oben bewegt (und die Beine eines auf der Leiter befindlichen Tauchers nach hinten), öffnet sich der Nussknacker. Wenn sich der Nussknacker wenig später unweigerlich wieder schließt, ist es sehr ratsam, seine Finger oder Hände aus der Gefahrenzone zu halten. Es ist kaum möglich, eingequetschte Körperteile zu befreien, da das eigene Körpergewicht den Nussknacker zudrückt. Schwere Verletzungen und sogar Amputation von Fingern und Händen können die Folge sein. Das Gleiche gilt entsprechend für andere bewegliche Teile von Leitern.

Derartige Verletzungen sind vermeidbar. Achtet darauf, wo Ihr eure Hände platziert. Manchmal ist dies einfacher gesagt als getan, wenn der Seegang das Klettern an Bord schwierig macht und man vielleicht nicht so genau darauf achtet, wo man genau hinfassen sollte. Bei gut konstruierten Leitern ist die Gefahr geringer, und Tauchbasen sind angehalten, eine sorgfältige Risikobewertung durchzuführen und ihre Leitern so sicher wie möglich zu machen.

Zu guter Letzt ein paar Worte zu Kopfverletzungen: Diese sind selten, doch bei starkem Seegang kann sich die Leiter sehr weit nach oben bewegen und anschließend mit Schwung zurück ins Wasser krachen. Achtet immer darauf, dass ihr euch zu diesem Zeitpunkt nicht unter der Leiter befindet. Denkt auch daran, dass die Strömung euch unter die Leiter tragen könnte. Und auch wenn es scheinen mag, dass die Leiter am einfachsten zu fassen ist, wenn man unmittelbar neben ihr auftaucht, ist davon dringend abzuraten.

Der Autor

Guy Thomas ist Tauchlehrerausbilder und Erste-Hilfe-Instructor Ausbilder und arbeitet in Vollzeit als DAN Europe Director of Safety Programs, wo er für die Entwicklung und Umsetzung der Sicherheitsinitiativen von DAN Europe zuständig ist. Er ist außerdem Mitglied des Sonderrettungsteams des Italienischen Roten Kreuzes und gehört als Rettungsschwimmer und Tauchsanitäter der Besatzung eines Rettungshubschraubers der italienischen Polizia di Stato an.

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