Sharkproject-Ikone Gerhard Wegner verabschiedet sich in den Ruhestand

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21.12.2017 15:00
Kategorie: Diverses

Die Mauer der Angst nieder reißen

(Ein freundliches „servus“ von Harald Apelt)

Es muss sein! Ich weiß... Nur wie soll man das bloß anstellen? Wie soll man einem echten Typen wie Gerhard Wegner etwas hinterher schreiben was sich nicht nach Nachruf anfühlt, etwas formulieren, das ihn würdigt und ein wenig hinter seine Fassade blicken lässt ohne in diese alljährliche Bambi oder Oskar-Lobhudelei zu verfallen. Ich kann das übrigens nicht, und er mag es auch nicht!

Na klar hat er mit seiner Chris eine tolle Frau an seiner Seite, die nicht nur immer hinter ihm, sondern stets auch neben ihm gestanden hat. Vielleicht hat sie sogar das seltene Kunststück hinbekommen, so etwas wie zwei schützende Halbkreise um ihn zu bilden, ohne dass es irgendjemand außer vielleicht Gerhard selbst, bemerkt hätte. Und natürlich gab es da auch immer Freunde, Helfer, Unterstützer und ein hochmotiviertes Team an seiner Seite. Okay, vielleicht einmal der Reihe nach...

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Viele von euch werden es schon gehört haben und längst wissen, worum es hier geht: Gerhard Wegner, der langjährige Präsident von sharkproject legt heute, nur drei Tage vor Ablauf seines 65. Lebensjahres sein Amt als Präsident von sharkproject nieder und übergibt an die nächste Generation. Nach 15 Jahren Alphatier-Dasein an der Spitze der Haischutzorganisation, die sich in dieser Zeit zu der eindringlichsten Stimme einer gequälten von Ausrottung bedrohten Spezies entwickelt hat, enden nun. Und dass er es ernst damit meint, zeigt schon, dass er sich auch aus seiner Werbeagentur zurückzieht und sie seinen langjährigen Mitarbeitern überträgt! Gerhard Wegner, der Macher, das Alphatier geht in Rente.  Rente „ja“, aber „Ruhestand“? Wohl kaum!
Er wird weiterhin seinen Freunden von sharkproject beratend zur Seite stehen, sein Herz wird weiter für die Sache schlagen, aber er wird einer neuen Passion folgen, die mindestens genauso aufregend sein kann: zwei Enkelkinder und die Familie. Die soll nun nicht länger hinter, neben oder sonstwo stehen, sondern in das Zentrum seiner ganzen Aufmerksamkeit rücken.

Begonnen hatte es 2002 mit zwei Bierdeckeln auf die Gerhard Wegner während eines angeregten Gespräches auf Walker's Cay auf den Bahamas die konzeptionelle Idee von sharkproject skizziert hatte. Dazwischen liegen unzählige Ideen, Konzepte, Aktionen und Strategien, die nur eines zum Ziel hatten: Die ausschließlich von menschlicher Gier getriebene Ausrottung der bedrohten Haipopulation zu verhindern!

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Gerhard Wegner ist einer von uns! Er ist nicht nur ein begeisterter Taucher, sondern er ist auch überall dort zuhause, wo über die Schönheit der Meere gesprochen wird und wo Leute auch nach vielen Jahren noch das Leuchten in den Augen haben, wenn über die nur uns sichtbare Welt unter der Meeresoberfläche geredet wird. Das ist seine Passion. Als Kommunikationsfachwirt und Eigentümer einer erfolgreichen Werbeagentur ist er ein Quell an Ideen und Visionen und ein herausragender Kommunikator. Er versteht es, Dinge zu verkaufen, sie gut in Szene zu setzen, denn das ist seine Profession.

Und als dieser Taucher Gerhard Wegner schon Ende des letzten Jahrtausends erkannte, welches Drama der Haipopulation bevorstand, war es der rationale Analyst und Werber in ihm, der erkannte, dass es ganz neuer, zuvor noch nicht beschrittener Wege bedurfte, um dieser gezielten wirtschaftlichen Ausrottung der Haie zu begegnen.

Ich habe nächtelang mit Kurt Amsler damals auf den Azoren darüber diskutiert, mit Freunden und Gleichgesinnten nach Lösungen gesucht, wie dem Haigemetzel ein Ende gesetzt werden könne“, erinnert sich Gerhard an die Zeiten, als er noch auf der Suche nach Lösungsansätzen war. Haischutz war, so schien es, zumindest in diesen Zeiten ein schwieriges Geschäft, ja fast unmöglich. Der Hai war stigmatisiert und in den Nachwehen des Hollywood-Kassenknallers „Jaws“ (Der Weiße Hai) entstand eine Hai-Hysterie, die es nahezu unmöglich machte diesen lobbylosen „Feind der Menschheit“ vor der Ausrottung zu bewahren.

Es war auch in diesem Fall die Frau hinter, neben und um Gerhard, die den Lösungsimpuls gab: „Es war Chris die es auf den einfachen Nenner brachte, als sie mir riet, meine Begeisterung für Haie mit meiner Liebe zum Tauchen und meinen Fähigkeiten in der Werbung zu vereinen und mit dieser geballten Power die Mauer der Angst vieler Menschen vor dem Hai nieder zu reißen“, sagt Gerhard Wegner heute. Und er ist immer noch überzeugt, dass dieser Ansatz damals der einzig richtige war. Auf den Bahamas-Bierdeckeln ist der strategische Plan festgehalten, wie man diese starke Mauer einreißen und ein neues, geraderes Bild der „Bestie Hai“ zeichnen kann. Und es waren zunächst vor allem Taucherinnen und Taucher, die verstanden, worum es ging und wie wichtig dieser emotionale Turnaround sein würde. Auf der „Boot Düsseldorf“ nahmen die Dinge ihren Lauf. Im Januar 2003 erschien Gerhard Wegner mit sharkproject das erste Mal im Brennpunkt der Taucherwelt und von nun an setzte sharkproject hier Jahr für Jahr seine aufmerksamkeitsstarken Duftmarken, die sich aus der Halle drei in Windeseile hinaus in die Taucherwelt und auch darüber hinaus verbreiteten.

Es kam zu Begegnungen mit den großen Namen der Tauchbranche, die sich aufmachten, den Weg der Aufklärung mit zu beschreiten. Die Tauchikonen Lotte und Hans Hass, Bestseller-Autor Frank Schätzing und Meeresschützer und Schauspieler Hannes Jaenicke waren ebenso von dem druckvollen Kielwasser, welcher das Hai-Flaggschiff sharkproject inzwischen hinterließ beeindruckt, wie zahlreiche Politiker wie etwa Costa Ricas damalige Präsidentin Chinchilla Miranda oder selbst Konzernriesen wie Lidl, deren Telefonleitungen nach einer sharkproject-Aktion fast zusammenbrachen.

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Fünfzehn Jahre sharkproject sind zwar kein richtiges Jubiläum, im Zusammenhang mit dem Ende der Ära Gerhard Wegner aber durchaus wert, einmal reflektiert zu werden. Nach den vorsichtigen ersten Schritten nahm sharkproject richtig Fahrt auf. Es wurde nicht nur angeprangert, die Finger in die Wunden gelegt, sondern stets auch mit Kreativität und tollen Aktionen das originäre Anliegen in den Medien und der Szene wach gehalten. Eines der wohl spektakulärsten Projekte gipfelte in einer weltweit bisher nicht gesehenen Medienaufmerksamkeit für das Thema „Haischutz“. Sharkproject wollte die in der Öffentlichkeit so verzerrt wahrgenommenen Großen Weißen in Südafrika genauer in Augenschein nehmen, ihnen unter Wasser auf der Spur bleiben, ihr Verhalten studieren und sie erstmals bei der Geburt eines kleinen „Großen Weißen“ filmen.
Ein U-Boot musste her und Gerhard Wegner war es, der mit der technischen Unterstützung des Schiffbauingenieurs Carsten Standfuß das offene sharkproject-Tauchboot skizzierte. Mit Spenden und der Unterstützung des befreundeten Stuttgarter Metallbauers Peter Arnold wurde dieses unglaubliche Projekt in hunderten Stunden ehrenamtlicher Arbeit in die Realität umgesetzt. Fortan tauchte das offene sharkproject-U-Boot vor der Küste Südafrikas viele Male hinab zu den Weißen um sie zu studieren, zu verstehen und zu entmystifizieren.

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An zahllosen großen Geschichten und Aktionen von sharkproject in den vergangenen Jahren war seine Gallionsfigur Gerhard Wegner unmittelbar beteiligt oder visionäre und treibende Kraft gewesen. Mehr als 200.000 Besucher durchliefen inzwischen die Ausstellung Haitanic. In Schulen wurden spezielle Kampagnen gestartet und mit tollen aufklärenden Infomaterialien begleitet.
In diesen 15 Jahren entstanden nicht nur seine vielbeachteten drei Romane, sondern auch Sach-, Kinderbücher und Comics. Insgesamt sechzehn Bücher, stammen aus Wegners Feder. Und auch hierbei zeichnete er sich nicht nur als phantasievoller Schreiber sondern auch hervorragender Illustrator aus.

Wir von Taucher.Net haben Gerhard Wegner und sharkproject all die Jahre unterstützt und begleitet. Wir waren nur selten so hautnah dabei, dass wir nachempfinden könnten, was es wirklich bedeutet, eigentlich feindlich gesinnte Haifischer auf seine Seite zu ziehen indem man mit ihnen an ihrem Strand in Mosambik Unmengen ihres billigen Gin-Verschnitts trinkt, um danach als gleichwertiger Gesprächspartner und Freund betrachtet zu werden.
Oder in Costa Rica wegen unliebsamer Recherchen gegen die Finningmafia auf den Fahndungslisten zu landen, festgenommen zu werden um danach auf verschlungenen nicht offiziellen Wegen das Land zu verlassen. In Südafrika die unglaublichsten Dinge zu tun und dabei angefeindet und zugleich geliebt zu werden um schließlich von den offiziellen Behörden als Fachmann konsultiert zu werden und bis heute noch eine tiefe innere Verbundenheit und Freundschaft zu solchen Haipionieren wie André Hartmann zu unterhalten.
Und zu erleben, dass überall dort, wo das Geld die Regie führt, es Widersacher, Gegner und gefährliche Kriminelle gibt, die weit weniger freundlich sozialisiert sind, als wir es uns bisweilen vorstellen können. Und immer wieder Menschen, die die Sache teilen, wie etwa der verstorbene HEPCA-Funktionär Amr Ali der wie Wegner zum weltweiten Netzwerk der leidenschaftlichen Verfechter dieser guten Sache zählte (siehe zB Newsmeldung Code Red im Roten Meer).
All das, was sich in diesem Fenster von 2003 bis 2015 manchmal ohne den direkten Blick der Öffentlichkeit und der Medien im kleinen Segment des Haischutzes so alles zugetragen hat, kann man kaum in einen Artikel hineinbekommen. Fast auch nicht in ein Buch, aber Gerhard Wegner hat es sozusagen als sein Abschiedsvermächtnis an sharkproject dennoch versucht.

 

Abschiedsfest auf der boot-2018


Sein jüngstes Werk „Hailights“ erzählt von diesen unglaublichen Geschichten und weil dieses Buch eine wundervolle Zusammenfassung dieser spannenden 15 Jahre ist, wollen wir unseren treuen Usern auf der Messe jeden Tag fünf exklusive, handsignierte Exemplare dieses besonderen Buches schenken. Wir werden uns von unserem Freund Gerhard Wegner am Sonntag den 21. Januar ab 17.30 Uhr bei uns auf dem Taucher.Net-Stand F90 in Halle 3 der Messe Düsseldorf zünftig verabschieden. Und ihr seid herzlich eingeladen, dabei zu sein. Gerhard wird ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und sein neues Buch signieren und mit uns und euch bei einem guten Bolten-Bierchen einfach  leise „servus“ sagen.

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