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Wrackfunde im Schwarzen Meer
Die Vermessung versunkener Küstenlandschaften im Schwarzen Meer war der Fokus des Projekts eines Forscherteams der University of Southhampton. Während der Untersuchung der Bulgarischen Küste machte das Team erstaunliche Entdeckungen.
Das Forscherteam von der University of Southampton im Zentrum für maritime Archäologie (CMA) initiierte die bisher größte Untersuchung der versunkenen Küstengebiete an der Schwarzmeerküste. Die Arbeit der Forscher wird durch die „Expedition and Education Foundation“ (EEF), einer gemeinnützigen Organisation für Meeresforschung, mitfinanziert. Das Projektteam ist auf der Suche nach Antworten, die Licht auf die Epochen wirft bevor die Wasserstände des Schwarzen Meeres nach der letzten Eiszeit stark anstiegen.
Professor Jon Adams, Gründungsdirektor und Principal Investigator des CMA für das Schwarzmeer-Maritime Archäologie-Projekt (Black Sea MAP) erläutert: "Wir sind bestrebt, einige heiß diskutierte Fragen zu beantworten. Zum Beispiel wann der Wasserstand anstieg, wie schnell er dies tat und welche Auswirkungen es auf die damalige Bevölkerung hatte, die entlang dieser Strecke der bulgarischen Küste des Schwarzen Meeres lebten."
Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der Durchführung geophysikalischer Untersuchungen. Die Erfassung von unter dem Meeresboden verborgener (ehemaliger) Landoberflächen ist der erste Schritt. In Folge werden dann aus diesen Regionen Kernproben extrahiert, um diese einerseits zu datieren sowie um eine paläo-ökologische Rekonstruktion der Schwarzmeer-Vorgeschichte zu schaffen.
Die Zentrale des Forscherteams ist die „Stril Explorer“, ein Offshore-Schiff welches einige der weltweit fortschrittlichsten Unterwasser-Vermessungssysteme an Bord hat. Zwei ferngesteuerte Fahrzeuge (ROVs) stehen für die weitläufigen Vermessungsaufgaben zur Verfügung. Eines der beiden ROVs ist für hochauflösende 3D-Photogrammetrie (Bildmessung) und Videoaufnahmen optimiert. Das andere ROV, genannt "Surveyor Interceptor", kann sich mit der vierfachen Geschwindigkeit von herkömmlichen ROVs bewegen und ist mit einer Reihe von geophysikalischen Instrumenten sowie High-Definition-Kameras und einem Laserscanner ausgestattet.
Im Laufe der Expedition entdeckte das Team bereits mehr als 40 Schiffswracks, darunter auch einige aus dem osmanischen und dem byzantinischen Reich. „Die Wracks sind ein echter ‚Haupttreffer‘“, jubelt Professor Adams. „Aufgrund der anoxischen Bedingungen (Anm.Red: kein gelöster Sauerstoff im Wasser) des Schwarzen Meeres in Tiefen unterhalb von 150 Metern sind die Funde in einem sensationell guten Zustand“.
Einige der erstellten Photogrammetrie Bilder der Wracks liefern erste Ansichten von Schiffstypen, die bisher nur aus historischen Quellen (Schriften oder Malereien) bekannt waren. Sie bieten auch einen guten Einblick in die sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen der damaligen Schwarzmeerküstengemeinschaften. Das Forschungsteam hat die neuesten 3D-Aufzeichnungstechniken für Unterwasserstrukturen verwendet, um Bilder der Wracks zu erfassen ohne den Meeresboden aufgraben zu müssen.