Schleimfische. Garantiert schuppenfrei!

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16.06.2013 17:28
Kategorie: Biologie


Oft sieht man sie nur aus ihren Wohnhöhlen glotzen oder blitzschnell darin verschwinden. Dabei sind sie wenig scheu und verjagen tapfer jeden Eindringling aus ihrem Revier.

Manche sind richtig fies und geben sich als Putzerfische aus, führen aber Böses im Schilde. Die Rede ist von kleinen, glupschäugigen und glitschigen Dingern: Schleimfischen.


Bericht von Harald Mathä


Eingeschleimt


Schleimfische haben keine Schuppen, das verrät schon ihr Name. Daher hüllen sie ihren Körper in eine dicke Schleimschicht um sich zu schützen. Sie haben auch keine Schwimmblase und scheinen mehr auf dem Bauch durch die Gegend zu rutschen und zu hüpfen als richtig zu schwimmen. Die Fische sind außergewöhnlich neugierig und untersuchen alle neuen Objekte in ihrer Umgebung genau, sobald sie davon ausgehen, dass keine Gefahr von ihnen ausgeht. Diese Neugierde in Kombination mit den perfekten Stellungswechseln in ihrem Revier verleiht ihnen den Ruf besonders "intelligente" Fische zu sein.

Diese Augen!


Wenn es einen Preis dafür geben würde, wer im Meer am witzigsten dreinschaut, dann gäbe es wohl einen klaren Sieger. Mögen Zackenbarsche und Napoleonfische schon ziemlich glupschäugig sein, die Familienmitglieder der Blenniidae schlagen sie alle!

"Großmutter, warum hast du so große Augen?" mag Rotkäppchen gefragt haben. Ein Schleimfisch würde antworten: "Damit ich besser nach dir schielen kann!" Meinen tut er damit, dass er mögliche Feinde und Konkurrenten, aber auch Beute rechtzeitig sieht und entsprechend reagieren kann.

Und ein großes Maul hat er ebenfalls...

Nachwuchs!


Die Eier werden unter Steinen abgelegt und vom Männchen oder beiden Elternteilen bewacht. Die frisch geschlüpften Schleimfische durchleben ein kurzes, planktonisches Larvenstadium, bevor sie zu Bodenbewohnern werden. Dabei können sie von Strömungen über weite Entfernungen gespült werden. Mit einer Länge von etwa 1,5 cm kehren die Larven zum Bodenleben zurück. Zu diesem Zeitpunkt sind sie dann nicht mehr durchsichtig, sondern bereits "voll durchgefärbt".


Apropos Färbung


Schleimfische passen ihre Färbung dem Habitat an in dem sie leben. Ein und dieselbe Art kann also von hell über bunt bis dunkel variieren. Zusätzlich kann sich das Farbmuster durch die Stimmung, also Kampf, Balz oder Schlaf, wechseln. Eine genaue Artbestimmung anhand eines Fotos beispielsweise kann also recht schwierig sein.

Ganz schön hinterfotzig!


Der falsche Putzerfisch ist ein falscher Hund! Er imitiert den Gemeinen Putzerfisch (Labrichthyni). Genau wie das Original ist er blau-schwarz gefärbt und tanzt so wie der Putzerfisch vor seiner Putzerstation. Dass er ein unterständiges Maul hat checken die doofen Fische nicht und wollen von ihm geputzt werden. Doch der Schurke putzt nicht, sondern schießt wie ein Blitz auf den Fisch zu und beißt in die Flossen oder zwickt ein Stückchen Fleisch aus dem Körper um dann blitzschnell wieder zu verschwinden.


Infobox Schleimfische (Blennies)


Gattungen: etwa 50
Arten: etwa 350
Lateinisch: Blenniidae
Englisch: Blenny
Länge: max. 30 cm, oft aber deutlich kleiner
Aussehen: meist länglich, mit markanten Augen und sich auf die Brustflossen aufstützend
Lebensraum: reiner Bodenbewohner im Meer
Nahrung: Alles was sich bewegt und ins Maul passt bzw. algenraspelnde Vegetarier.
Verwechslungsmöglichkeit: Dreiflosser und Grundeln


Statt der Erlösung von juckenden Parasiten hat der ursprünglich putzwillige Fisch eine schmerzende Wunde. Warum die richtigen Putzerfische nichts gegen diese üble Art der Geschäftsschädigung unternehmen war bis Redaktionsschluss ungeklärt.



Von Fleischfressern und Algenmümmlern


Säbelzahnschleimfische (Nemophini) stammen nicht wie das Säbelzahneichhörnchen "Scrat" aus den Zeichentrickfilmen "Ice Age", sondern sind real. Sie jagen auch keinen Nüssen hinterher, sondern sind carnivore Räuber (Fleischfresser). In ihrem unterständigen Maul sitzen lange, bogenförmig gekrümmte Eckzähne um die Beute festzuhalten. Einige dieser Arten besitzen auch Giftdrüsen um die gepackte Beute zu lähmen.

Kammzahnschleimfische (Salariini) haben – Überraschung – kammartige Zähne um die von ihnen hochgeschätzten Algen optimal vom Untergrund abraspeln zu können. Manche harmlosen Kammzähner imitieren zu ihrem Schutz potentiell gefährliche Arten, so etwas nennt man Mimikry.


Verwechslungsgefahr: Grundeln


Grundeln werden gerne mal für Schleimfische gehalten, doch die Unterscheidung ist einfach:

Die Rückenflosse von Blennies ist durchgehend, die von Grundeln zweigeteilt.Schleimfische verschwinden immer mit dem Schwanz voran in ihrer Höhle, Grundeln mit dem Kopf zuerst.Der eckige Kopf und die teils sehr hübschen Glupschaugen sind typisch.Viele Schleimfische haben ein Geweih, richtig Cirri (Büschel) am Kopf; Grundeln nie.Die Brustflossen der Blenniidae sind kehlständig und fadenförmig.





Ausgeschleimt


Schleimfische, auch Blennies genannt, sind kleine Riffbewohner die gerne in natürlichen oder künstlichen Höhlen leben. Sie haben keine Schuppen, sondern schützen ihren Körper durch eine dicke Schleimschicht vor Umwelteinflüssen.

Sie sind entweder Vegetarier, die mit ihren kammartigen Zähnen Algen vom Untergrund abraspeln oder Jäger, die mit ihren Säbelzähnen jegliche Beute packen, die ins Maul passt.

Schleimfische sind oft gut getarnt, manchmal aber auch auffällig bunt. Sie sind bei fast jedem Tauchgang im Meer zu finden, also Augen auf!



Video zum Thema:



Das Video zeigt einen Sphinx-Schleimfisch (Aidablennius sphynx) in den Gewässern vor der Insel Cres (Kroatien).