Oman / Sifawy. Weiße Wucht

Teile:
04.02.2015 08:39
Kategorie: Reise



Südlich von Muskat, zwischen Bergen und Meer, haben sich die Extra Divers in einem neuen Resort angesiedelt und den Standort direkt zu einem der "besten des Sultanats" erklärt. Werbesprüche oder Wahrheit? Um das herauszufinden war DiveInside vor Ort.

Bericht von Linus Geschke

Über den Häusern steht die Sonne. Eine goldglänzende Scheibe, hoch an ein hellblaues Firmament genäht. Die weiß gestrichenen Gebäude des "Sifawy", welches hinter einem kleinen Fischerdorf mit freilaufenden Ziegenherden in Sichtweite kommt, blenden fast in den Augen. Umgeben von Palmen wirken sie fast wie eine Oase und einen Moment lang fragt man sich, wie jemand auf die Idee kommen kann, ausgerechnet hier ein Resort anzusiedeln, welches sich mit dem Beinamen "Boutique Hotel" schmückt. Eine Frage, die durch den Streifen feinsandigen Strandes beantwortet wird, der die Wüste von der Küste trennt und dessen Qualität zum Wahrzeichen der ganzen Region wurde. Zumindest, bis die Extra Divers kamen und aus dem Boutique Hotel ein Taucherhotel machten – wenn auch eines mit gehobenem Standard und gepflegtem Ambiente.



Das Boutique Hotel und gleichzeitig Taucherhotel "Sifawy".


Die Basis liegt am Ausgang des kleinen Hafens, an den sich das Hotel und einige Apartmentanlagen anschmiegen. Groß, modern, geräumig. Die Tauchflaschen werden direkt auf den Booten gefüllt, die Wege sind kurz, das Angebot an Spots riesig. Es reicht von in unmittelbarer Hotelnähe gelegenen Drop-offs über ein Wrack bis hin zu den Topplätzen wie Fahal oder den Daymaniyat-Inseln.

Diese sind ein Höhepunkt, den kaum ein Taucher, der hier Station macht, verpassen will. Mögen andere Plätze wie die in Basisnähe gelegene Steilwand von Ras Abu Daout auch noch so schön sein: Die Daymaniyat-Inseln gehören einfach ins Logbuch – das weiß auch Walter Harscher, Chef der Extra Divers, der versucht, die Trips dorthin so bequem und umweltgerecht wie möglich zu gestalten. "Wir Taucher reden immer groß vom Umweltbewusstsein", sagt er und nennt als Beispiel die Tauchboote vor: "Und dann sehe ich überall Basen, die mit Zweitakter-Außenbordmotoren unterwegs sind, die, wenn sie fünfzig Liter Benzin verbrennen, gleichzeitig einen Liter Öl ins Meer jagen." Das stinkt ihm, ganz wortwörtlich, und deshalb gibt es bei ihm keine Zweitakter. Nicht hier und an keiner anderen seiner Basen. Da ist er konsequent. Zum einem, weil ihm das Thema wirklich am Herzen liegt. Zum anderen, weil eine intakte Unterwasserwelt auch zum Geschäftsmodell gehört.

Das Tauchen im Oman ist speziell, und dennoch kann man es in wenigen Sätzen beschreiben. Die Sicht ist mittelprächtig, der Fischreichtum enorm. Es gibt Tauchgänge, da zanken sich die Fischschwärme mit Adlerrochen und Walhaien um die besten Plätze und es gibt Tauchgänge – seien wir ehrlich – da passiert nichts von alledem. So ist es auch bei Fahal, jener Insel, die mit den komfortablen Tauchbooten binnen einer Stunde erreicht werden kann. Dabei ist es noch nicht einmal die Insel an sich, die die spektakulärsten Begegnungen ermöglicht, sondern die kleinen Riffe drumherum.



Tauch im Oman ist speziell... aber wunderschön.


"Shallow Reef" heißt eines davon und den Namen hat es nicht bekommen, weil das Meer so flach ist, sondern weil das Riff bis dicht an die Oberfläche reicht. Im Prinzip besteht es aus zwei Blöcken, die durch einen nur sechs Meter breiten Kanal verbunden sind und an deren Flanken alles vorbeizieht, was die Gewässer des Sultanats zu bieten haben – angefangen bei Mobulas über Ammenhaie bis hin zu Walhaien, die sich hier besonders wohl zu fühlen scheinen. Man sieht Seepferdchen und Rochen, Zackenbarsche und Barrakudaschwärme und einen Korallenbewuchs, der einen daran erinnert, wie subtropische Meere aussehen können, wenn sie nicht von Menschenmassen "überlaufen" sind.


Allgemeine Infos Oman



Anreise:
Muskat wird von München und Frankfurt aus täglich von Oman Air via Direktflug angeflogen. Zubringerflüge gibt es von vielen deutschen Flughäfen.

Einreise:
Zur Einreise genügt ein noch sechs Monate lang gültiger Reisepass. Das Touristenvisum bekommt man am Flughafen (bis zehn Tage Aufenthalt rund zehn Euro).

Unterkunft:
Das Sifawy Boutique Hotel verfügt über 55 Zimmer in zwei Kategorien: Standard und Suiten, wobei letztgenannte ein zusätzliches Zimmer haben. Für Familien besteht die Möglichkeit, Apartments mit bis zu drei Schlafzimmern zu mieten. Das Essen im hoteleigenen Restaurant ist exzellent. Internet: www.sifawyhotel.com

Tauchbasis:
Die Basis der Extra Divers ist ebenso modern ausgestattet wie gut organisiert. Nitrox ist erhältlich, die meisten Spots werden mit den schnellen und bequemen Booten in zehn bis dreißig Minuten Fahrtzeit erreicht. Ausgebildet wird bevorzugt nach den Richtlinien von SSI, die Leihausrüstungen sind durchweg neuwertig. Internet: www.extradivers-worldwide.com

Tauchen:
Wer mit den mittelprächtigen Sichtweiten leben kann, findet im Oman ein nahezu perfektes und fischreiches Tauchziel. Strömung gibt es kaum, fast alle Plätze sind anfängertauglich, die Wassertemperaturen pendeln je nach Jahreszeit zwischen 23 und 29 Grad, wobei es auch zu Sprungschichten kommen kann.

Weitere Informationen und Buchung:
Reisecenter Federsee: www.rcf-tauchreisen.de
Extratour Tauchreisen: www.extratour-tauchreisen.de



Hinterlassenschaft der Royal Navy of Oman


Das nächste Highlight liegt deutlich näher bei der Basis, und es ist ein von Menschenhand erschaffenes. Wer auf die Ankündigung einer Ausfahrt zur 84 Meter langen "Al Munassir" mit den Worten: "Uaaah – ich mag keine Wracks!", reagiert, hat nicht verstanden, worum es beim Tauchen wirklich geht. Denn ob Altmetallfreund oder nicht; an diesem Spot wird jeder glücklich – andernfalls sollte man ernsthaft über ein neues Hobby nachdenken. Das erst 2003 künstlich versenkte Landungsschiff der Royal Navy of Oman ist ein wahrer Fischmagnet, bei dem man teilweise die Schwärme mit den Händen zur Seite schieben muss, um Schiffsdetails erkennen zu können. Kein Durchgang, kein Fenster, im dem die Weichkorallen nicht wie überreife Weintrauben hängen. Im Licht der Lampen leuchten sie rot, gelb und purpur, verdecken unzählige Nacktschnecken und verleihen dem toten Metall neues Leben. Doch nichts davon ist ähnlich beeindruckend wie der Heckbereich; ein riesiger Raum, der nach allen Seiten offen ist und in dem Wimpelfische, Gelbstreifenschnapper und Füsiliere ein Gewimmel veranstalten, wie man es von der Londoner U-Bahn im Feierabendverkehr kennt. In den Ecken lauern Netzmuränen auf Beute; ebenso wie die Makrelenschwärme, die durch das Freiwasser ziehen. Doch der Chef im Ring hier ist eindeutig ein mächtiger Zackenbarsch von fast zwei Meter Länge, der sich bevorzugt im vorderen Schiffsbereich aufhält und Tauchern gegenüber einen erstaunlichen Gleichmut zeigt, sofern ihm nicht irgendein Depp zu dicht auf die Flossen rückt.



Die Unterwasserwelt im Golf von Oman.


Kein Hotel ist perfekt, ebenso keine Tauchbasis. Wichtig ist, die richtige Kombination für das zu finden, was man selbst von einem Urlaub erwartet. Das Sifawy Hotel und die angeschlossene Extra-Divers-Basis passt zu Gästen, die sich in Ägypten in El Gouna wohler fühlen als in Hurghada. Die fantastisches Tauchen gerne mit fantastischem Essen verbinden. Die Ruhe und Entspannung jeder Party oder Animation vorziehen. Dann passt es. Dann stimmt auch der Spruch, dass man hier mit das Beste findet, was der Oman zu bieten hat.


Video zum Thema:

 


Das Wrack der Al Munassir liegt im Gebiet Bander Khairan nahe Muscat. Das 300t-Schiff, das in England gebaut wurde und als Truppentransporter und Landungsschiff im Einsatz war, liegt in knapp 30m Tiefe aufrecht auf Grund. Es ist 84 m lang und 14,5 m breit. Die Aufbauten ragen bis in eine Tiefe von 6m an die Oberfläche. Das Schiff wurde im Jahr 2003 von der Omanischen Marine versenkt. Die Innenräume sind zugänglich. An dem Wrack sind regelmäßig große Fischschwärme anzutreffen. In dem Video sind zwei weitere Tauchplätze in der Gegend zu sehen - ua. die Decorator Bay.