Ochsenfrosch-Jagd am Linkenheimer Baggersee

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17.08.2025 12:43
Kategorie: News

Naturschützer und Taucher im Einsatz gegen invasive Art

Am Linkenheimer Baggersee „Streitköpfle“ fand am Abend des 12.August eine ungewöhnliche Naturschutzaktion statt: Im Schein der Dämmerung machten sich Sporttaucher und Naturschützer auf die Jagd nach dem Nordamerikanischen Ochsenfrosch. Die invasive Art bedroht seit rund 30 Jahren die heimische Artenvielfalt am nördlichen Oberrhein und gilt weltweit als eine der problematischsten Eindringlinge in Ökosysteme.

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Besonders betroffen ist das Gebiet westlich von Linkenheim-Hochstetten, angrenzend an das Natura 2000-Gebiet „Rheinniederung von Karlsruhe bis Philippsburg“. Hier findet der Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus (alt: Rana catesbeiana)) ideale Bedingungen in einem Netz aus Baggerseen, Altwassern und Teichen vor. Mit einer Größe von bis zu 20 Zentimetern vertilgt er fast alles, was in sein Maul passt – von Insekten über kleine Fische bis hin zu einheimischen Amphibien. Auch die faustgroßen Kaulquappen sind ungeheuerlich gefräßig und schädigen bereits in diesem frühen Entwicklungsstadium die Umwelt.

Die hohe Reproduktionsrate und der große Nahrungsbedarf machen den Ochsenfrosch zu einem ernsthaften Problem für die heimische Tierwelt.

Die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg fördert aktuell ein Projekt zur Bekämpfung des Ochsenfrosches mit rund 152.000 Euro. Die Aquatil gGmbH unter der Leitung des bekannten Zoologen (Universität Stuttgart) Prof. Dr. Ralph Schill, leitet das Förderprojekt.  Im Rahmen dieses Projekts werden die nachtaktiven Frösche und ihre Kaulquappen regelmäßig in und an Gewässern abgefangen und tierschutzgerecht getötet. Diese Maßnahmen werden von der Naturschutzverwaltung koordiniert und basieren auf europäischen Vorgaben zum Umgang mit invasiven Arten. Ziel ist die Entwicklung effektiver Bekämpfungsstrategien, basierend auf einem vertieften Verständnis der Ökologie, Ausbreitung und Überwinterung des Ochsenfroschs.

Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Ausrüstung adulter Tiere mit Sendern, um ihre Bewegungsmuster zwischen Land und Wasser nachvollziehen zu können. Zudem kommen erstmals in Deutschland Artenspürhunde zum Einsatz, um überwinternde Frösche aufzuspüren.

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Staatsekretär Baumann unterstützt die Helfer.

Auch Dr. Andre Baumann, Staatsekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, unterstützt die Aktion am Linkenheimer Baggersee. Als Hobbytaucher lässt er es sich nicht nehmen, die Sporttaucher und Naturschützer bei der Entnahme der Tiere zu unterstützen.

Durch jedes aufgespürte und entfernte fortpflanzungsfähige Weibchen kann potenziell das Legen von 10.000 bis 20.000 Eiern verhindert werden“, so Baumann. Er lobt das vorbildliche Zusammenspiel von bürgerschaftlichem Engagement und Naturschutzverwaltung bei der Ochsenfroschbekämpfung.

Hintergrundinformationen

Das Projekt „Ochsenfrosch-Bekämpfung in BW“ wird von der Aquatil gGmbH unter Leitung von Prof. Dr. Ralph Schill von der Universität Stuttgart durchgeführt. Es umfasst Telemetriestudien, den Einsatz von Spürhunden, eine Fachtagung und eine Informationsbroschüre. Finanziert wird es aus zweckgebundenen Erträgen der GlücksSpirale. Weitere Informationen hierzu gibt es im Internet unter folgender Adresse: https://stiftung-naturschutz-bw.de/web/guest/ochsenfroschbekaempfung

Die Bekämpfung invasiver Arten ist auch auf europäischer Ebene ein wichtiges Thema. Die „Verordnung (EU) Nr. 1143/2014“ regelt die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten.