Nordsee: Taucher entdecken U-Boot-Wrack der Kaiserlichen Marine. U-Boot als U78 identifiziert

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20.05.2015 17:57
Kategorie: Diverses


Knapp hundert Jahre lag das Minenleger-U-Boot unentdeckt auf dem Meeresgrund: Bereits im Jahr 2014 haben Dänische Taucher die Überreste eines deutschen U-Bootes entdeckt, welches im Ersten Weltkrieg versenkt wurde. Letzte Woche konnte das Wrack nun endgültig identifiziert werden. Die U78 galt bislang als verschollen.

Bericht von Lars Kirkegaard - JD Contractor A/S - Herbert Gfrörer

Die Seekabel Spezialfirma JD-Contractor entdeckte das Wrack bereits im Jahr 2014 über Sonaraufnahmen. Ein Kamera ROV wurde zur Fundstelle geschickt um die Identität des Fundes feststellen zu können. Die Aufnahmen zeigten eindeutig ein U-Boot Wrack – nur was genau hier lag, konnte nicht geklärt werden.



Das Schiff von JD Contractor A/S (links im Bild die versenkbaren Arbeitsplattformen der Tauchcrew) und die Tauchmannschaft kurz vor ihrem Einsatz.


Ende April 2015 tauchten nun zwei Mitarbeiter von JD-Contractor zu dem Fund und machten detaillierte Aufnahmen des Wracks. Anhand der Aufnahmen war schnell klar, dass es sich um ein Diesel-elektrisches Minen-U-Boot der UE Klasse (UE-1) der Kaiserlichen Marine handeln musste. Die hinter dem Turmaufbau liegende Bordkanone, das außenliegende Front Torpedorohr und die Achtern liegende Röhre zur Ausbringung der Seeminen waren relativ eindeutige Hinweise auf den Typ des Bootes.

Ventil als Schlüssel

Ein Ventil brachte schlussendlich Gewissheit. Das Entlüftungsventil des Diesel-Aggregates, durch die Taucher geborgen, war das letzte Puzzlestück des U-Boot Rätsels. Fabrikationsstempel auf dem Fundstück zeigten: es ist die U-78. Sie war nach knapp 100 Jahren auf dem Meeresgrund gefunden und identifiziert.

Das Ventil ist das einzige Stück des Wracks welches geborgen wurde: Die U-78 soll weiter auf dem Meeresgrund ruhen, da es sich bei dem Wrack um ein Kriegsgrab handelt.

U 78 lief am 27. Februar 1916 bei der Vulkan-Werft in Hamburg vom Stapel und wurde am 20. April 1916 in Dienst gestellt. Im Juli 1916 wurde es der I. U-Boot-Flottille der Kaiserlichen Marine zugeordnet. Seine Hauptaufgabe war das Legen von Seeminen, von denen bis zu 38 Stück im Bootsinneren transportiert werden konnten. Sie wurden über zwei Auslassrohre im Bootsheck verlegt. U 78 führte während des Ersten Weltkrieges 13 Operationen in der Nordsee und um die britischen Inseln durch. Dabei wurden 16 Handelsschiffe kriegsführender Mächte und neutraler Staaten mit einer Gesamttonnage von über 25.000 BRT sowie ein Kriegsschiff mit 810 BRT versenkt.

Ein britisches U-Boot der G-Klasse empfing in der Nacht des 27.Oktobers 1918 auffällige Signale. Das deutsche U-Boot wurde entdeckt und ein Torpedo abgeschossen, durch den U 78 sank. Alle 40 Besatzungsmitglieder fanden den Tod.



Links im Bild ein Schwesterschiff der U 78 - die U 73. Rechts ein britisches U-Boot der G-Klasse.

Das Filmmaterial ist eine Zusammenfassung des ROV Films von 2014 und dem Taucheinsatz vom April 2015 zur endgültigen Identifizierung.

Video zum Thema:



Das Ventil, der Film und weitere Hintergrundinformationen zum Wrack werden im neuen Sea War Museum Jutland – Eröffnung im Sommer 2015 in Thyborøn, Dänemark – gezeigt. Das Museum wird die größte Ausstellung zum Thema Seeschlacht vor Jütland im Ersten Weltkrieg präsentieren.

Weitere Bilder des Taucheinsatzes:





Alle Bilder (außer historische Aufnahmen) mit freundlicher Genehmigung von JD Contractor A/S.