29.06.2013 16:53
Kategorie: News
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Neues Ökosystem am "siebten Kontinent"
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Zugleich ist aber auch in den schwimmenden Müllbergen ein neues Ökosystem entstanden. In den Plastikmüll-Inseln sammeln sich Bakterien an, die es möglicherweise als Nahrung benutzen.
„Dennoch fressen sie das Problem nicht einfach weg“, betonen die Forscher um Erik Zettler von der amerikanischen Sea Education Association. Außerdem haben die Forscher auch krankheitserregende Kleinstlebewesen in den Müllinseln entdeckt, deren Auswirkungen noch völlig unklar sind.
Große Müllinsel im Pazifik
Das größte Müllgebilde wird als „Great Pacific Garbage Patch" (der große Pazifikmüllfleck) oder auch als "Pacific Trash Vortex" bezeichnet und wurde erst 2009 entdeckt - diese Insel schwimmt im Nordpazifik zwischen den Küsten Chinas und den USA. Die Größe dieser Insel wird unterschiedlich geschätzt - doch gibt es einige Aussagen die von einer ca. Größe Westeuropas entsprechen.Laut dem deutschen Umweltbundesamt sind es bis zu 140 Millionen Tonnen Abfall, die in den Meeren liegen, schwimmen oder an die Strände treiben. Millionen Tonnen Müll treiben allein in den fünf großen Strudeln der Weltmeere, der Schmutz wird dabei langsam in deren Zentrum gezogen. Das Problem für die Wissenschaftler besteht darin, dass diese "Suppe" vor allem aus Mikro-Überresten aus Plastik zusammengesetzt ist, die unter der Wasseroberfläche schweben - manchmal in 30 Metern Tiefe. Diese Müllgebiete sind deshalb von Satelliten aus kaum auszumachen, sondern nur vom Boot aus sichtbar.
Dass das Plastik das Leben im Meer verändert und belastet, ist aus einigen Studien bekannt; etwa wie Fische, Vögel, Schildkröten und Meeressäuger reagieren, die es als Teil ihrer Nahrung zu sich nehmen. Wie der Müll aber selbst zu einem neuen Ökosystem geworden ist, wurde bisher noch nicht untersucht. Erik Zettler und seine Kolleginnen haben dies nun geändert.
Fressen Bakterien das Plastik auf?
Interesanterweise scheinen manche der Bakterien kleine Löcher in das Plastik zu fressen. Das überraschende daran: Die Meeresregion, aus der sie stammten, galt wegen ihres Nährstoffgehalts bisher nicht als Ort, an dem Bakterien leben, die Kohlenwasserstoffe verdauen können. Zettlers Team legt sich dabei noch nicht fest ob die Bakterien wirklich für die Verdauung des Plastiks verantwortlich sind, verweist aber auf ein Rätsel, das dadurch gelöst werden könnte: Obwohl jährlich mehr Plastik produziert wird, ist die Plastikkonzentration im Nordatlantikwirbel zwischen 1986 und 2008 nicht gestiegen, wie Forscher vor drei Jahren in einer Studie berichteten. Die Bakterien könnten die Polymere aufgefressen oder auseinandergebrochen haben, weshalb sie schneller und leichter auf den Meeresgrund gesunken sind.
Mikroben als Problemlöser?
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Weitere Studien sollen diese Fragen klären. Die Kleinstlebewesen auf den Plastikinseln unterscheiden sich deutlich von ihren Artgenossen im umgebenden Meereswasser. Bei Proben von wenigen Zentimetern fanden die Forscher Hunderte verschiedener Arten - darunter auch krankheitserregende Bakterien der Gattung Vibrio, deren bekanntester Vertreter Cholera auslöst.
Die Originalstudie: "Life in the 'Plastisphere': Microbial Communities on Plastic Marine Debris" von Erik Zettler erschienen in "Environmental Science and Technology" am 7.Juni 2013.