Management und Luft anhalten!

Teile:
26.04.2016 11:13
Kategorie: Diverses

Seminar zum Durchatmen

Was hat Management und Luft anhalten gemeinsam. Was können Top Manager einem Apnoetaucher abschauen? Einiges, wie wir in dem Doppelinterview von Bodo Antonic erfolgreicher Managementtrainer und Interimsmanager und Nik Linder - Apnoeprofi lesen können ….

Im folgenden Doppelinterview – Nik hat mit Bodo Antonic gesprochen und wir (DiveInside) mit Nik – könnt ihr detailliert nachlesen welche positiven Effekte das Apnoetauchen für das eigene Empfinden und Körpergefühl bedeutet und warum das Atemtraining u.a. auch für Personen im Management eine perfekte Möglichkeit darstellt sich weiterzuentwickeln.

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Interview mit Bodo Antonic:

Nik Lindner (NL): Bodo, beschreibe bitte mal, was ein Interimsmanager tut. Ich kenne Interimstrainer, die springen ein, wenn der Trainer entlassen wird und der neue, richtige Trainer noch nicht zur Verfügung steht. Wie bist du darauf gekommen, Interimsmanager zu werden?

Bodo Antonic (BA): Nun, der Begriff steht mittlerweile für viele Tätigkeiten, ich benutze ihn im ursprünglichen Sinne des Wortes. Wir Interimsmanager kommen für eine definierte Zeit und löschen nicht selten Unternehmensbrände. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze. Manch einer der Interimsmanager hat einen klaren Blick für die Kosten, ich hingegen bin spezialisiert darauf, in sehr kurzer Zeit den Vertrieb neu aufzustellen. Zum zweiten Teil deiner Frage: Es gab einen sehr bekannten Brandmeister, Red Adair, der sich auf das Löschen von Erdölquellen spezialisiert hatte. Ist übrigens 1968 genial verfilmt worden… naja, ich als kleiner Junge empfand Red offensichtlich ziemlich toll, er war mein Held… *lacht* … und nachdem ich in frühen Jahren mein erstes kleines Unternehmen aufgemacht hatte… naja, der Rest ergab sich dann von alleine …

(NL) Gibt es eine Firma, die du gerne reorganisieren möchtest. Wenn ja, welche und warum?

(BA) Oh ja, da gäbe es eine Firma… nicht dass sie es notwendig hätte, wirtschaftlich geht es der BASF sehr gut. Aber dennoch: Ich bin im Schatten dieser Firma aufgewachsen, sie war für mich der Inbegriff von dem, was ich eine große Firma nannte, all diese wunderbaren Röhren, Kessel und Maschinen… da werde ich glatt wieder zum kleinen Jungen. Naja, erschwerend kommt hinzu, daß ich Chemiker bin und als solcher würde man sehr gerne mal ein Unternehmen der chemischen Industrie leiten.

(NL) Was macht für dich einen guten Manager aus? Gibt es ein Vorbild, bzw. einen Menschen der, vielleicht auch außerhalb eines Konzerns oder einer Firma, für dich diese Eigenschaften mitbringt?

(BA) Ein guter Manager ist für mich, der folgende Aspekte unter einen Hut bringt: 1. Und damit höchste Priorität ist es, Entscheidungen zu treffen, die den langfristigen Fortbestand des Unternehmens gewährleisten. 2. Er übernimmt diese Verantwortung, und er tut dies aus dem Bewusstsein heraus, dass das Unternehmen ein Ort ist, in dem Menschen zusammenkommen und nicht in erster Linie Gewinne realisiert werden. 3. Er sorgt für Ziele und Spielregeln und sorgt dafür, daß diese erreicht bzw. eingehalten werden. In toto bedeutet das: Herr Antonic ist ein auf Langfristigkeit ausgerichteter Sozialromantiker der Ludwig Erhardschen Schule, dem die Notwendigkeit von klaren Kanten bewusst ist.

(NL) Auf deiner Homepage schreibst du: „Geist will schweben und nicht in Ketten liegen“. Wie passt das in eine große Firma oder einen Konzern? Wieviel Freiheit des Geistes kann man dort entwickeln? Ich stelle mir das eher erdrückend vor. Wie viel kann man eigentlich noch entscheiden, sind nicht die meisten Vorstände und Firmenchefs sehr stark durch kurzfristiges Profitdenken limitiert?

(BA) Nun, Konzerne sind so, wie sie sind und wie wir sie als Menschen sein lassen. Und sie bleiben so, wie sie sind, wenn wir das, was uns stört, nicht anpacken und ändern. Es ist also an uns… ja, so mancher Vorstandsvorsitzender scheint sehr kurzfristig im Denken zu sein, ich denke aber, nein, ich weiß es aus eigener Erfahrung geradezu, dass die meisten von ihnen ganz anders agieren. Man sieht halt nur die Beispiele der öffentlichen großen AGen. Und die ticken nun mal so wie sie ticken, weil die börsennahen Firmenmärkte so ticken wie sie ticken. Ändern wir diese Börsenmärkte, ändern wir die AGen. Wollen wir, du und ich, dass die Börsenmärkte sich ändern? Wenige wollen das wirklich, denn dann wäre die Hoffnung auf den großen schnellen Börsengewinn hin. Wenn wir also die „Jungs da oben“ angreifen, sollten wir uns bitte fragen, ob wir auf die Rendite verzichten wollen, die sie uns liefern.

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(NL) Du bist Segler, stell dir vor der Mast bricht im Sturm, du strandest auf einer kleinen Insel und du dürftest abgesehen von dem was auf dem Segelschiff so rumliegt, fünf Dinge in deinem Koffer haben?

(BA) Einsame Insel? Hilfe, kein Handy? Ich muss sterben *lacht*… Hmm, was würde ich einpacken? Auf jeden Fall das Buch „Sinuhe, der Ägypter“. Dann die Bibel, die ich noch nie gelesen habe. Aber ich glaube, dass dort ziemlich viel drinsteht, worüber es sich nachzudenken lohnt. Dann bräuchte ich sowas wie einen Wilson, irgendetwas, womit ich reden könnte. Und ein sehr scharfes Küchenmesser, da auf den ganzen Segelschiffen immer nur Messergurken sind. Und ja, vielleicht hätte ich gerne noch ein Abspielgerät samt Puccini-Musik, am besten in diesem Fall ein Grammophon. Wenn ich schon auf so einer doofen Insel verenden muss, dann mit der Tosca im Ohr.

(NL) Mich würde wirklich interessieren, ob es für dich als begeisterten Taucher Zusammenhänge zwischen dem Tauchen und der Unternehmensführung gibt. Gibt es also Erfahrungen aus dem Tauchsport, die du bei deinen Kursen, Coachings oder Vorträgen nutzt?

(BA) Ja, aber hallo. Für mich ist Antizipation eines TGs, insbesondere beim technischen Tauchen enorm wichtig. Antizipation garantiert Leben. Darüber hinaus bin ich sowas wie ein „DIR light“-Anhänger. Man muss daraus keine Religion machen, aber insbesondere die Idee, sich nicht wie einen Tannenbaum zu behängen, sich leicht zu machen, flexibel zu bleiben, finde ich sehr überzeugend. Naja, und dann gibt es noch die „Ohne Luft“-Situationen, in denen man lernen muss, einen klaren Kopf zu bewahren. Es geht also um Stressbewältigung und Stressvermeidung.

(NL) Ich stelle es mir anstrengend vor, in kaputten Firmen den Feuerwehrmann zu spielen. Also immer dann einzuspringen, wenn die Karre im Dreck steckt? Wie kannst du dich da immer wieder neu motivieren?

(BA) Ehrlich gesagt, ich muss mich irgendwie nicht so richtig motivieren, das ist irgendwie in mir und will einfach nur raus. Mein Leben kennt wahrscheinlich zwei Idealzustände. Entweder segelnd oder tauchend im Wasser rumzuhängend, oder mit Vollgas, ich bleibe mal bei deinen Worten, die Karre aus dem Dreck zu ziehen. Und zwischendrin über beides auf der Bühne zu reden… Wir Interimsmanager retten Arbeitsplätze, sorgen dafür, dass Firmen nicht untergehen. Eigentlich reicht das vollkommen als Motivation für mich. Es ist ein „Power Job“, mit dem du einen positiven Effekt für die Außenwelt erzielen kannst.

(NL) Auch ein Bodo Antonic ist kein Heiland der das Unmögliche möglich macht. Sicherlich gibt es Firmen, die du nicht retten konntest. Wie gehst du mit Rückschlägen um?

(BA) Erst einmal sicherlich für sehr, sehr kurze Zeit in eine Art Frustphase. Ich kann dann schon mal, so es was Größeres war, mit mir hadern. Dann schüttle ich mich, analysiere und versuche zu lernen. Dann geht es weiter. Ich bin in solchen Dingen wohl sehr resilient.

(NL) Ich bin in meinem Beruf, alleine diesen Monat in Ägypten, Madeira, Stockholm. Dazwischen bin ich ein paar Tage bei meiner Familie in unserem Reihenhaus in einem Freiburger Vorort. Es ist sehr spannend in diesen unterschiedlichen Welten unterwegs zu sein, manchmal aber auch strange. Auch du bist jemand, der stark auf Veränderungen setzt und ebenfalls ein Leben führt, welches sich vom klassischen Angestellten oder Arbeiter unterscheidet. Gibt es Konstanten in deinem Leben oder Rituale, die du bei dem ganzen „change“ gerne beibehältst?

(BA) Naja, so richtig konstant geht es in meinem Leben nicht zu. Mit das Konstanteste dürfte meine Handynummer sein, die ich seit 1995 habe. Rituale… Rituale… da gibt es wohl sehr wenige, außer vielleicht das Trinkopfer an Poseidon, wenn ich auf dem Segelboot angekommen bin. Nein, ich glaube, daß ich reichlich wenig an Ritualen habe und vielleicht auch nicht brauche. Wenn man so sagen will… ist die Veränderung mein Ritual. Ich empfinde es als enorm wichtig, dass alles in Bewegung bleibt, da für mich Bewegung und Leben eins sind. Ich glaube aber dennoch den Kern deiner Frage verstanden zu haben. Du fragst möglicherweise nach meinem Ankerplatz, nach meinem Kraft- und Ruheort. Ich mach dir einen Vorschlag. Komm mit mir nach Sveta Nedelja, dem Ort, zu dem ich immer hinfahre, wenn ich auf der Insel Hvar bin. Ja, ich glaube, das ist mein Ritual.


Interview mit Nik Linder

DiveInside (DI): Lass uns zu diesem Moment kurz in deine Person einsteigen, dich kennenlernen. Wer bist du? Wieso hast du dich von deiner Tauchbasis getrennt, sie lief ja sehr gut. Wann war der Moment, als du für dich beschlossen hast, dich völlig auf das Freitauchen zu konzentrieren?

Nik Linder (NL): Mein Name ist Nikolay Linder, seit ich denken kann heiße ich Nik. Ich bin verheiratet und lebe mit meiner Frau, meinen beiden Kindern (zwei Jungs 6 und 8 Jahre alt) und einem Hund bei Freiburg. Als gebürtiger Stuttgarter bin ich 2003 nach Freiburg gekommen um im Tauchcenter ein Praktikum zu machen. Anders als gedacht, sind wir hier hängengeblieben und ich habe mit meinem Partner zusammen das Tauchcenter 2005 gekauft. 10 Jahre später also 2015 ist bei mir der Entschluss herangereift, dass ich mich künftig voll auf das Freediving konzentrieren möchte. Das Buch „Apnoe“ welches ich mit Phil Simha zusammen gemacht habe, kommt super an, die Nachfrage nach Kursen und Reisen mit mir ist stark gestiegen. Es war die logische Konsequenz diesen Schritt zu gehen. Geschäftsführung im Tauchcenter und nebenher Freediving machen, würde beidem nicht gerecht werden.

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(DI) Du hast mir einmal in einem Gespräch gesagt, dass deine Gedanken sich anfingen umzukrempeln, als du für dich entdeckt hattest, dass du nicht den Atem anhalten musst, sondern für einen kurzen Moment einfach nur aufhören musstest, das Atmen einzustellen. Wie bist du darauf gekommen, was hat diesen Moment ausgelöst?

(NL) Manchmal frage ich in einem Anfängerkurs ganz zu Beginn „Wie lange könnt ihr die Luft anhalten?“ Das ist meistens nicht sehr lange. Ich komme ja selbst aus der Athletenschiene und mir ist das Forcieren, die Disziplin gepaart mit Willenskraft nicht fremd. Aber gerade beim Zeittauchen  geht es extrem darum loszulassen und sich in sich selbst zurückzuziehen. Es ist richtig, wenn man sich vorstellt, dass man in diesem Moment gar nichts tun muss, noch nicht mal die dominierende Atmung stört uns, dann öffnet das ein Fenster - ein Fenster nach Innen. Im Pranayama sind diese Effekte als Kumbhakas bekannt und man sagt, dass man in diesen Phasen der Nichtatmung in eine sehr tiefe Meditation gelangen kann. Das bedeutet, man ist bei sich und im Augenblick. Ich kann nicht sagen, dass es einen Zeitpunkt gab, indem es klick gemacht hat, dies ist ein Prozess der abläuft.

(DI) Als Apnoetaucher wollen wir ja ruhig werden. Jetzt kann ein Manager, ein Unternehmer, nicht einfach ruhig werden. Wir wollen ja nicht – ich überspitze an dieser Stelle bewusst – als narkotisierte Entscheidungsträger durch die Gegend rennen, ganz im Gegenteil, unser Geist soll hellwach und unser Körper die ganze Zeit unter Strom sein. Kann Management dann überhaupt von diesem „Yoga-Gedöns“ profitieren oder ist das nicht einfach nur die nächste gehypte Sau, die durchs Managementdorf getrieben wird?

(NL) Ich verstehe deinen Punkt, nur darf man sich Yoga, Pranayama und Meditation nicht als etwas Betäubendes vorstellen. Es geht vor allem darum eine klare Sicht zu entwickeln, die zunächst einmal frei von Emotionen ist. Schau, mein Ziel ist es durch Meditations-, Yoga- und Pranayama-Übungen helfen das Fenster in die Meditation zu öffnen, Herr im eigenen Körper zu sein. Das bedeutet, wenn ich z.B. von Kontraktionen in der Apnoephase geschüttelt werde, dann bin ich so meditativ unterwegs, dass ich meine Gedanken bewusst steuere und mich nicht als Opfer meiner Situation sehe. Bodo, das ist echt wichtig: Ich bin nicht das Opfer, ich bin derjenige der alles steuert - ein unglaubliches Gefühl.
Wenn ich darin gut bin, kann ich Sinne ausblenden, andere forcieren und natürlich meine Gedanken lenken. Ich bin nicht getrieben von meinen Gedanken, ich liege nicht abends im Bett und kann das Kopfkino nicht ausschalten.
Zu guter Letzt nützt es mir, weil ich nicht so impulsiv bin. Eingehende Informationen werden erst mal bewertet und ich schaue, was das bei mir anrichtet. Mir ist das früher so oft passiert, dass ich mich angegriffen gefühlt habe und eine patzige Antwort gegeben habe. Heute registriere ich, wenn mich etwas nervt, verletzt und ich bin in der Lage das Ganze nicht an mich rankommen zu lassen, sondern erst mal nachzufragen wie das gemeint ist. Fast nie ist es als Angriff gemeint gewesen, ich habe es nur falsch aufgefasst.
Ich behaupte sogar, dass diese Art auch der mentalen Entspannung dafür sorgt, dass wir glücklicher sind und wir eher weniger zu Drogen (insbesondere Alkohol) greifen müssen um uns abends runterzufahren und zu entspannen. Also weniger narkotisiert sind.

(DI) Wie muss ich mir das dann im Alltag vorstellen? Ich baue mir meinen Schrein auf, verbrenne Räucherstäbchen und bete eine Gottheit an? Du und ich wissen, dass das nicht funktioniert. Wie soll ein Manager, egal, ob er im Meeting oder in seinem Büro sitzt, das ganz konkret anwenden?

(NL) Ich lehre in meinen Atem- und Stresskursen eine Menge Atemübungen. Jeder Mensch ist anders und nimmt sich die Werkzeuge die er am liebsten nutzen möchte. So stellt jeder seinen „Werkzeugkasten“ zusammen. Es gibt aber einen Haken: Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass nur dann, wenn man täglich Atemübungen macht, ich ein Gefühl für die Atmung entwickle. Das bedeutet, ich erkenne auch, wenn mein Atem ruhelos wird. Wir sind ja nicht 24 Stunden am Tag „Kontrollatmer“: Nein, das ist ein Reflex der unbewusst durch unser Gehirn gesteuert wird. Aber anders als Tiere können wir den Atem auch bewusst einsetzen, um entspannter, vitaler oder konzentrierter zu werden.
Wenn ich jetzt merke, dass mein Atem kurz und flach wird, dann diagnostiziere ich bei mir selbst Stress und steuere mit der Atmung dagegen. Ich muss aber die Grundbedingung schaffen, in dem ich täglich den Atem in mein Leben integriere. Die gute Nachricht ist, es reichen oftmals nur 10 Minuten an Übungen, über den Tag verteilt. Ich fange morgens mit dem Gorilla (Pranayama-Übung) an - dauert ca. 5 Minuten. Mittags atme ich im Büro ein paar Minuten ruhig in den Bauch und abends mache ich noch ein paar Minuten Wechselatmung. Das reicht, so dass ich für den Rest des Tages bewusster atme.

(DI) Und was hat er dann davon? Wie äußert es sich für ihn, nachdem er ein wenig seine Atemübungen durchgeführt hat?

(NL) Der aktive Atmer atmet durch die Nase. Das öffnet schon wieder tolle Möglichkeiten, denn ich werde vom „08/15-Atmer“ zum „Genussatmer“. Ich rieche wieder frisch geschnittenes Gras, Holz, Blumen, Gerüche an denen ich sonst vorbeigeeilt bin. Rieche ich Gestank und verschmutzte Luft, ist das auch gut. Die sonst so dominierenden Sinne, wie Hören und Sehen, müssen dabei in den Hintergrund treten. Wir sind aufmerksam bei der Atmung und nutzen gute und frische Luft um tiefer zu atmen und unseren Körper mit mehr Sauerstoff zu belohnen. Wir werden einfach konzentrierter. Wir können uns kleine Pausen schaffen um zu entspannen und so einen stressigen Tag besser zu überstehen. Letztlich hat das Zusammenspiel von Atmung und dem Blick auf sich selbst, etwas glücklich Machendes. Eine Art Belohnungssystem, das nichts mit Konsum zu tun hat.

(DI) Nun bin ich ja derjenige, der sich mit dem Thema Entfesselung von Geist und Unternehmen beschäftigt. Wo siehst du den thematischen Zusammenhang? Was haben Yoga, Atemtechniken sowie der Spielregeln- und Dogmenabbau miteinander zu tun?

(NL) Vielleicht schafft der durch Atemübungen durchlüftete Geist, eine klarere Sicht auf alles. Manche dominierenden Sinne (Sehen und Hören) können ausgeblendet werden und wir werden feiner in unsere Analyse. Es heißt doch, wer schreit hat nicht immer recht. Wir sind heute doch sehr abgelenkt durch Lautes, Aufdringliches und Dominierendes. Evtl. öffnen uns diese Übungen die Sicht darauf was wirklich entscheidend ist. Möglich, dass wir manches weglassen können was früher wichtig erschien und die freigewordenen Zeit für etwas Besseres verwenden.

(DI) In deinen Atemtechnikseminaren arbeitest du mit Rekordtauchern, aber auch mit vom Freitauchen völlig unbeleckten Menschen, die noch nie eine Maske aufhatten. Wo sind die Unterschiede, die Gemeinsamkeiten? Sind das nicht zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel, kann man das überhaupt vergleichen? Kurz, ist das nicht einfach nur Hokuspokus, den wir Freitaucher dem breiteren Publikum nun anbieten?

(NL) Ich würde sagen, dass Freitaucher eher die Übungen mitnehmen um leistungsfähiger zu werden. Sie müssen schneller und tiefer entspannen um weiter zu kommen. Darüber hinaus mit einem niedrigen Puls möglichst viel Luft und damit Sauerstoff aufnehmen.
Die „normalen Menschen“ nutzen die Übungen mit dem Ziel der Entspannung, also nicht nur als Mittel zum Zweck, sondern als Endprodukt.

(DI) Du bekennst dich ja dazu, dich ziemlich wild und unkonventionell in den verschiedensten Yoga-Schulen zu bedienen. So mancher Vertreter der jeweiligen reinen Schule könnte dabei innerlich wohl auf die Barrikaden gehen. Was lässt dich die verschiedenen Schulen so locker mischen? Verwässerst du durch Vermischung nicht ggf. die Wirkung? Ziemlich unverfroren, oder?

(NL) Ja, das stimmt. Aber ich habe auch schon den einen oder anderen Vortrag vor Medizinern gehalten, die zu Beginn meinten, dass ich einiges falsch machen würde; zum Ende sind sie –  was ich sehr witzig fand –, zum Schluss gekommen, dass ich ja als Rekordtaucher doch irgendwie alles richtigmache.
Wir Apnoetaucher bedienen uns wirklich wenig wählerisch bei verschiedenen Entspannungstechniken, wie Autogenes Training, Yoga Nidra, MBSR, Meditation und Pranayama u.v.m. Die Übungen folgen dann nicht den klassischen Reihenfolgen. Aber was soll´s, es fühlt sich total gut an und wenn die Erleuchtung dann länger auf sich warten lässt - egal es funktioniert ja ;-)

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(DI) Patrick Musimu und du, ihr habt ja beide auf sehr unterschiedliche Art und Weise Konventionen und Spielregeln gebrochen; Du, indem du für dich erkanntest, dass es nicht darum geht, mit den Fäusten in der Tasche die Luft anzuhalten, sondern einfach mal für den Moment nicht zu atmen. Was können Manager und Unternehmer von uns lernen? Sollte – überspitzt gesagt – nicht ein jeder Manager eine Freitaucherausbildung durchlaufen?

(NL) Ja, das sollte man. Und es gibt unglaublich viele Beispiele warum das so ist. Gerade beim Apnoetauchen geht es darum möglichst meditativ unterwegs zu sein. Es ist ja nicht immer so kuschelig bei uns. Natürlich ist ein Training für einen Rekord anstrengend, man friert, man hat Kopfweh nach extremem CO2 Training, manchmal fühlt man sich ausgekotzt, manchmal bluten die Füße, manchmal ist man hypoxisch, manchmal geht man ans Limit. Aber diese Ausnahmesituation lässt sich viel besser ertragen, wenn sich selbst wahrnimmt. Unser Körper und unser Geist ist unser Kapital. Am Ende erfahren wir meistens erst, wenn wir durch Krankheiten an Herz, Hirn etc. Schaden genommen haben was wirklich gezählt hätte.

(DI) Danke Nik für das Interview.

Zum Thema:

Seminar Entfessele Dich und Dein Unternehmen - ein Seminar zum Durchatmen mit Nik Linder und Bodo Antonic vom 13.-16.11.2016 auf Mallorca.

Drei außergewöhnliche Tage und nur ein besonderes Ziel: „Entfessle dich und dein Unternehmen“ – und dies in einer entspannten und zugleich konzentrierten Atmosphäre. Aus der Entspannung in die Konzentration und zurück. Die Workshop-Klausur für Führungsverantwortliche, Berater und Coaches unter der versierten Leitung des bekannten Extremsportlers und Freediving Rekordinhabers  Nik Linder sowie dem Experten für die „entfesselte Organisation“, Bodo Antonic.

Weitere Informationen: www.bestspeakers.de/...bodo-antonic-nic-linder