Malediven nicht mehr für Taucher?

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05.01.2020 12:33
Kategorie: Reise

Residence Maldives Dhigurah und Falhumaafushi

Immer wieder kommt in unseren Foren der Ruf auf, dass es auf den Malediven keine richtigen „Taucherinseln“ mehr gibt. Mal abgesehen davon, dass die Taucherinsel nirgendwo richtig definiert wird, ist damit wohl grundsätzlich gemeint, dass eine Insel nach der Renovierung hochpreisig vermarktet wird und statt ausschließlich Infrastruktur für Taucher auch diverse Pools, einen Spa Bereich und diverse andere Anlagen die eben nicht zur typischen Tauchinfrastruktur gehören besitzt.

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Bericht von Jan Finsterbusch


Ein Grund für uns nachzuschauen, ob man auf einer solchen „Nichttaucherinsel“ trotzdem tauchen kann und ob sie sich für unsere Bedürfnisse als Taucher eignet. Als Referenzobjekt für diesen Test wählten wir das „Residence Maldives“ welches gleich zwei Resorts auf den beiden Nachbarinseln Dhigurah und Falhumaafushi betreibt. Die beiden Resorts sind durch einen ein Kilometer langen Steg miteinander verbunden.

Die Anreise auf die Malediven gestaltet sich mit diversen arabischen Airlines relativ schnell und unkompliziert. Von Male der Hauptstadt der Malediven aus, ist ein weiterer Inlandsflug zum Gaafu Alifu Atoll in welchem sich die beiden Inseln befinden notwendig. Nachfolgend wird der Transfer mit den Speedbooten der Basis kurz. Auf den Inseln selbst wird jeder längere Transfer auf Wunsch mit den allgegenwärtigen Golfkarts durchgeführt, welche man sich sowohl telefonisch ordern oder auch jederzeit auf den Weg anhalten kann.

So wurden auch wir mit einem Golfkart abgeholt und zunächst zur Rezeption für die notwendigen Check In Formalitäten und nachfolgend zur eigenen Beachvilla weitertransportiert. Selbstredend, dass man sich in einem Urlaubsresort dieser Preisklasse nicht um sein Gepäck kümmern muss und dies den Weg in die Villa von „allein“ findet.

Überhaupt ist die Bezeichnung Villa für die Unterbringung absolut zutreffend. Ein großes Wohn- und Aufenthaltszimmer, einen Flur mit separater Leseecke sowie ein großzügiges Bad, mit allen denkbaren Annehmlichkeiten inklusive zusätzlicher Open Air Dusche. Das Beste aber ist die große Terrasse mit eigenem Pool.

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Aber halt! Wir sind Taucher und nicht hier um die Unterbringung zu bewerten, sondern der Frage nachzugehen, kann man hier auch Tauchen und wie gestaltet sich dies von der Organisation? Also gleich den Golfbuggy gerufen, die Tauchausrüstung aufgeladen und den Weg Richtung Divecenter angetreten. Selbstredend hätte man dies auch einfach beauftragen können, aber man muss ja sowieso die Anmeldeformalitäten in der Tauchbasis erledigen.

Im Divecenter wird uns die Tasche mit meiner Ausrüstung abgenommen. Das letzte mal das wir unsere Ausrüstung berühren, abgesehen von den Tauchgängen. Alles andere wird von der Tauchbasis erledigt, dies schließt den Zusammenbau vor dem Tauchgang als auch das Waschen nach den Tauchgängen ein. Zurück zur Anmeldung. Es werden die Brevets kontrolliert, man füllt den medizinischen Fragebogen aus und unterschreibt den üblichen Haftungsausschluss. Gleichzeitig erhält man die Info, dass man während des ersten Tauchgangs ein paar kleine Übungen die einem Checkdive entsprechen absolvieren soll. Maske ausblasen, Atemregler wieder finden, eine Boje setzen. Nichts was einen erfahrenen Taucher aus der Ruhe bringt aber trotzdem gibt dies betreffend der Erwartungen hinsichtlich des ersten Tauchgangs etwas zu denken. Positiv hervorzuheben ist das anschließende Basis Briefing. Man bekommt die komplette Basis gezeigt und wird über die Abläufe informiert. Herauszuheben ist der Blick in den Kompressorraum. Alles vom feinsten, sortiert und sauber, dass man vom Boden essen könnte, so haben wir das selten gesehen.

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Nach diesem Check In im Divecenter geht es zurück zu den normalen menschlichen Bedürfnissen, welche auch ein Taucher hat: Abendessen! Statt dem in Halbpension inkludierten Buffet gibt es heute Essen a la carte. Die Speisen schmecken hervorragend und das Personal ist in reichlicher Anzahl vorhanden und überaus freundlich. Zeit ins Bett zu gehen und dem folgenden Tag und den ersten Tauchgängen entgegen zu träumen.

8 Uhr Tauchbasis, das Tauchgerät ist fertig zusammengebaut und auch das vorherige Frühstück hat ausgezeichnet geschmeckt. Nachdem wir die Teilnehmer an diesem Checkdive sehen, ein asiatisches Pärchen, ahnen wir, warum uns empfohlen wurde, diesen ersten Tauchgang nicht durchzuführen und erst beim zweiten teilzunehmen. Nein dies soll keine Diskriminierung von Tauchern anderer Ethnien sein, jedoch erfüllten die beiden so ziemlich jedes Klischee. Unterwasser nahmen sich die beiden an die Hand und pflügten über das Riff. Das Ganze erforderte dann die volle Aufmerksamkeit des eingeteilten Guides, so dass unsere eigenen Übungen ins Hintertreffen gerieten, wohl da man das andere Buddyteam unmöglich auch nur kurz aus den Augen lassen konnte. Vielleicht wären uns die Übungen und ein nachfolgender entspannter Tauchgang doch lieber gewesen.

Delfine beim Schnuppertauchen

Beim zweiten Tauchgang hatten wir Einzelbetreuung und einen schönen ruhigen Tauchgang genossen. Für den letzten Tauchgang des Tages nahmen wir an einem Schnuppertauchen teil, um uns ein Bild über die örtliche Durchführung machen zu können. Um es kurz zu machen, die entsprechenden Standards wurden nicht nur eingehalten, sondern zum Beispiel durch Einzelbetreuung auch noch übertroffen. Im Übrigen wurde das Schnuppertauchen am Hausriff auch kurz von Delfinen begleitet. Wo hat man dies schon?

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Die folgenden Tage laufen eigentlich wie oft während eines Tauchurlaubs nach dem gleichen Schema ab. Morgens in die Tauchbasis für den Two tank dive, mittags die Zeit totschlagen bis es Zeit für den Nachmittagstauchgang ist. Inzwischen haben wir eigentlich fast immer Einzelbetreuung, da wir die einzigen erfahrenen Taucher sind. Dennoch lässt die Zufriedenheit mit den Tauchgängen auf sich warten. Dies liegt vor allem am Wetter. Auch mit Einzelbetreuung und auch wenn man das Tauchboot exklusiv für sich hat – es sind zu der Zeit so gut wie keine anderen Taucher auf der Insel anwesend – kommt man nicht weiter, wenn Wind und Wellen verhindern, dass man die äußeren Plätze anlaufen kann. Von den umliegenden Kanälen die gerade bei einlaufender Strömung total schön sein sollen, gar nicht zu reden.

Am vierten Tag ist es Zeit die Unterkunft zu wechseln. Für die verbleibenden Tage ist eine Wasservilla unsere Unterkunft. Auch diesmal lässt die Unterkunft nichts zu wünschen übrig. Ein großes Wohnzimmer, ein nicht minder üppiges Schlafzimmer und auch hier ein exklusiv ausgestattetes ja schon dekadentes Badezimmer. Erstmals sind von der Terrasse aus auch Sterne zu sehen. Keine Wünsche offen? Nunja das Tauchen könnte noch der Destination angemessen sein. Immerhin sind wir auf den Malediven!

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Als ob der Wechsel der Unterkunft auch unsere Anwesenheit auf den Inseln mit einem neuen Karma versehen hätte, wechselt das Wetter endlich und die äußeren Tauchplätze sind erstmals erreichbar und so werden die Tauchgänge von Tag zu Tag besser.

Adlerrochen hatten wir an den Vortagen schon häufig gesehen. Wie allerdings üblich hielten sich diese scheuen aber wunderschönen Tiere immer auf Distanz. Nicht so an diesem Tag. Eine Gruppe hielt direkt auf uns zu und lies sich auch von der entgegengestreckten Kamera nicht abhalten immer näher zu kommen. Ein Bullenhai begegnet uns in der Nähe der Fischfabrik, ob es an den Abfällen welche die Fabrik wohl immer mal wieder ins Wasser entsorgt liegt? Wir wissen es nicht, aber was will man mehr? Inzwischen sind wir mit allen Umständen und Umwelteinflüssen versöhnt und dann zeigt das Tauchgebiet auch noch, dass es nicht nur gut, sondern Weltklasse ist. Mitten während dem Sicherheitsstopp zeigt sich ein ovaler Schatten von immenser Größe. Der Schatten kommt näher und entpuppt sich als der Traum jedes Tauchers. Ein Walhai! Nicht nur, dass der Riese des Ozeans direkt auf uns zuhält, nein er ist neugierig und wechselt die kommenden Minuten zwischen dem bereits wartenden Boot und uns Tauchern hin und her. Kein Wunder, dass der Sicherheitsstopp etwas länger dauert. Nach zehn Minuten wird der Riese unserer überdrüssig und zieht weiter in die Tiefen des Ozeans. Was für ein Tag! Leider schon unser letzter auf den Inseln.

Was nehmen wir aus der Woche mit?

Zunächst einmal ist festzustellen, dass man auch auf einer „Nichttaucherinsel“ tauchen kann. Im Gegenteil, die Einzelbetreuung wie wir sie hier erfahren haben, wäre auf den reinen Taucherinseln wohl eher nicht möglich gewesen. Dabei ist der Preis pro Tauchgang für die Malediven mit 52 $ (im Paket mit eigener Ausrüstung + Servicegebühr und USt) durchaus vertretbar, da eben nicht wie sonst üblich noch die Gebühren für das Boot hinzukommen. Allerdings kann es aufgrund der geringen Auslastung auch durchaus passieren, dass man sich mit wenig erfahren Tauchern auf dem Boot wiederfindet, was während unserer Anwesenheit allerdings höchst selten vorkam. Auf der anderen Seite ist die Tauchbasis mit fünf Instruktoren auch durchaus darauf vorbereitet Taucher unterschiedlichster Ausbildungsstände adäquat zu betreuen. Auch die größtenteils noch immer in sehr guten Zustand befindlichen Hartkorallen sprechen für die Insel.

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Selbstredend werden auf der Insel die unterschiedlichsten anderen Aktivitäten angeboten. Jetski, Stand up Paddel, Fitnesscenter, Spa und Kinderspielplätze sorgen für ein rundes Angebot für Nichttaucher und die komplette Familie.

Auch wenn es sich eben nicht um eine reine Taucherinsel, sondern um ein fünf Sterne Resort handelt, so zeigt unser Praxistest in diesem Fall, dass man auch hier gut und hochklassisch tauchen kann. Das umfangreiche Angebot für Nichttaucher sorgt dafür, dass hier in jedem Fall auch ein tauchender Familienvater /-mutter mit seiner/ihrer nichttauchenden Familie einen für alle Seiten erholsamen Urlaub verbringen kann. Die flexible Ausgestaltung der Ausfahrten sorgt obendrein noch dafür, dass er oder sie jeweils nur kurz von der Familie getrennt ist und alle den gemeinsamen Urlaub genießen können.


Die Tauchbasen & Resorts auf Taucher.Net
The Residence Maldives, Falhumaafushi
The Residence Maldives, Dhigurah