Malediven: Alles Eco oder was?

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02.12.2022 07:11
Kategorie: News

Strategien für einen nachhaltigeren Tauchsafari-Tourismus

Meine diesjährige Malediven-Reise hat mich für zwei Trips auf die Moonima, das neue Schiff der EcoProDivers, geführt. Sehr interessiert hat mich das Stichwort ECO, das ja im Firmennamen prominent besetzt ist, aus diesem Grund habe ich ein kleines Interview mit Alex Rausch, dem Inhaber der EcoProDivers, zu den Hintergründen geführt.

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Interview von Christoph Schaffelhuber (aka Schaffel)

Schaffel: Hi Alex, in einigen Reaktionen auf unsere Tour im Vorjahr und auch schon während der jetzigen, wurden mehrere Fragen gestellt, auf was sich das „Eco“ in Eurem Namen denn eigentlich bezieht.
Natürlich habe ich im Bootsbriefing, in dem die meisten Themen bereits angesprochen wurden, gut aufgepasst, trotzdem hätte ich noch ein paar Fragen:

Die erste ist die nach der Salzwasser-Aufbereitungsanlage: Anfangs dachte ich, dass es hier lediglich um das Wasser für die Badezimmer geht, erst im Lauf der Woche ist mir klargeworden, dass wir hier auch über das Trinkwasser sprechen – wie funktioniert das und welche Auswirkungen hat es auf die Umwelt?

Alex: Ja, wir haben auf allen unseren Schiffen eine derartige Umkehr-Osmose-Salzwasser-Aufbereitungsanlage im Einsatz. Diese säubert dank mehrerer Filter das Meerwasser und arbeitet es in Trinkwasser um.
Je nach Anzahl an Gästen sparen wir im Schnitt pro Woche bis zu 500 Plastikflaschen – Plastik setzen wir ja eh nicht ein, jeder Gast erhält eine isolierte Trinkflasche, die er an den Stationen ständig neu befüllen kann, so können wir eines der für die maledivische Umwelt heiklen Themen so gut wie komplett lösen.

Schaffel:  Das klingt toll – das Wasser schmeckt „ganz normal“ – niemand würde auf die Idee kommen, dass er hier Meerwasser trinkt. Ist das Ganze nicht recht kostspielig?

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Alex: Klar kostet das nicht unerheblich Geld und Aufwand, ob es sich über die Jahre rechnen wird, muss sich auch erst noch zeigen – aber entscheidend ist doch, dass man im Rahmen der Möglichkeiten etwas unternimmt, um die Umwelt zu unterstützen.
Wie überall gilt: Es muss halt mal jemand anfangen!

Schaffel: Prima, das gefällt mir sehr. Auch aufgefallen ist mir, dass es zu jeder Mahlzeit viel und wirklich leckeren Salat gibt – als ich gehört habe, dass dieser aus maledivischem Anbau stammt und nicht importiert wird, war ich sehr überrascht, ich hätte nie gedacht, dass auf den Malediven in größerem Stil Salat angepflanzt wird.

Alex: Auch das ist ein Beitrag, den wir leisten können – wenn auch nicht auf allen Booten in dem Umfang wie auf der Moonima, die ja preislich ein Stück über unseren anderen Booten liegt, aber grundsätzlich versuchen wir, so viel wie möglich lokal einzukaufen.

Schaffel: Was unternehmt Ihr noch in der Richtung? Wir haben einen abendlichen Vortrag zum Riffschutz bekommen und sowohl an Weihnachten wie zu Sylvester einen kleinen Beach-Cleanup durchgeführt, wie läuft das ab?

Alex: Wir arbeiten hier mit langjährigen Partnern zusammen:

Save the Beach (https://savethebeachvillingili.wordpress.com), engagiert sich seit Jahren für den Schutz der Malediven – und vor allem ist es nicht eine internationale, sondern eine einheimische Organisation, die versucht, eine Verbesserung zu erzielen.

Sehr erfreulich ist auch unsere Zusammenarbeit mit Parley (https://www.parley.tv), hier wird in großem Stil Plastik recycelt und beispielsweise zu Sportkleidung verarbeitet.
Wir sammeln bei jeder Beachparty an dem Strandabschnitt, den wir belegen, alles ein, was wir an Plastik finden können, und übergeben es Parley – auch dies ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wie schon gesagt: Man muss halt mal anfangen!

Schaffel: Zwei weitere Themen, über die ich gerne sprechen möchte, weil sie die mit Abstand häufigsten Reaktionen auf unsere Berichte und Videos darstellen:
Im Vergleich zu früheren Besuchen auf den Malediven, die allerdings schon einige Jahre her sind, haben wir sehr deutlich mehr Haie als „früher“ gesehen – wie ist das zu erklären?

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Alex: Klar ist, dass durch das Haifischverbot natürlich weniger Haie gefischt werden, auch wenn es natürlich weiterhin illegale Fischerei gibt – aber eben bei weitem nicht in dem Maß, in dem dies in anderen Regionen geschieht.

Schaffel: Ein etwas heikles Thema ist das Anfüttern, hierauf wurde ich oft angesprochen. Bei den Tigerhaien vor Fuvahmulah wird vom ortsansässigen Divecenter gezielt gefüttert, während an Tauchplätzen wie Fishtank, Alimatha oder Fishfactory wie schon immer die Fischabfälle im Meer entsorgt werden.

Alex: Wie Du weißt, unterstützen wir direktes Füttern nicht, das indirekte Füttern wie vor den Fischfabriken geschieht aber seit Menschengedenken – egal, ob wir dort Tauchgänge anbieten oder nicht.

Schaffel: Auch das abendliche Anlocken von Walhaien und Mantas durch die Scheinwerfer am Heck wird immer wieder diskutiert – dazu möchte ich sagen, dass ich dies als weitgehend unproblematisch empfunden habe, die Tiere werden hier in keiner Weise bedrängt oder belästigt, auch wenn klar ist, dass wir schon auch in ihren Lebensraum eingreifen.

Alex: Ja, auch ich bin überzeugt, dass dies für die Tiere deutlich weniger stressig ist, wie wenn im Ari Atoll 100 Boote dem einen Walhai hinterherjagen und hunderte Schnorchler vor ihm ins Wasser werfen.
Wir erfüllen hier unseren Gästen lang gehegte Träume, viele von ihnen sehen auf diese Weise ihren ersten Walhai und können meist auch mit ihm schnorcheln.

Schaffel: Danke, Alex – bis zum nächsten Mal!

Das war`s dann auch schon - Eindrücke von der Tour findet Ihr in folgendem Video:
https://www.youtube.com/watch?v=VkmZIEq3taQ