Künstliche Schildkröteneier überführen Diebe

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12.10.2020 16:47
Kategorie: News

Innovation InvestEGGator zum Schutz von Meeresschildkröten

Schildkröteneier gelten an vielen Orten dieser Welt leider als Delikatesse. Oft werden die Eier deshalb geklaut und teuer verkauft. Der illegale Handel floriert und die ohnehin stark bedrohte Meeresschildkröte wird weiter gefährdet. Um herauszufinden, über welche Routen geschmuggelt wird, haben Wissenschaftler Ei-Attrappen aus dem 3D-Drucker hergestellt und mit GPS-Sendern ausgestattet. Die künstlichen Eier legten sie dann in Schildkrötennester an Stränden in Costa Rica.

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Meeresschildkröten gehören zu den ältesten weltweit lebenden Reptilien. Die Familie der Meeresschildkröten besteht aus sieben Arten, deren Individuen als Einzelgänger in den Ozeanen leben. Lediglich zur Paarung finden sich die Tiere zusammen, danach reisen die Weibchen zu ihrem Geburtsstrand, wo sie bis zu 200 Eier in eine Sandgrube legen.

Von gut 1.000 Schildkröteneiern schafft es normalerweise nur ein Ei zur ausgewachsenen und geschlechtsreifen Schildkröte. Umso wichtiger ist es deshalb, dass jedes von einer Schildkröte gelegte Ei eine Chance bekommt. Schildkröteneier sind leider als Delikatesse beliebt. Auch an eine Potenzsteigerung wird in manchen Regionen geglaubt. Alles Gründe dafür, dass Schildkröteneier oft direkt am Strand von Dieben gestohlen werden. Mithin ein Grund für die hohe Gefährdungslage bei Meeresschildkröten.

Um den Weg gestohlener Eier nachzuvollziehen und um eventuelle Lieferketten zu enttarnen, hat die Forscherin Kim Williams-Guillen im Zuge der Wildlife Crime Tech Challenge Plastikeier aus dem 3-D-Drucker entwickelt, die täuschend echt aussehen, genauso viel wie echte Schildkröteneier wiegen, aber anstatt Dotter und Eiklar einen GPS-Tracker beinhalten. Die Attrappen nennen sie „InvestEGGator“ – eine Kombination der englischen Wörter für Ei (Egg) und Ermittler (Investigator).

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Gut hundert dieser speziellen Eier wurden hergestellt und an vier Stränden in Costa-Rica verteilt. Pro Schildkrötengelege gab es eines der künstlichen Eier. Tatsächlich wurde dann auch ein Viertel der Gelege von Dieben ausgeräumt.

Via GPS Sender konnten die Wege der gestohlenen Eiere nachvollzogen werden: Zwei der Eier wurden in einer Wohngegend gefunden, ein Ei in einer Bar und ein weiteres fanden die Forschenden aufgeschnitten in einer weiteren Wohngegend. Doch ein Ei ist fast 140 Kilometer weit gekommen. An einem längeren Zwischenstopp konnten die Forschenden erkennen, dass hier der Umschlagplatz für den Handel mit diesen Eiern sein musste. Auch die komplette Handelsroute konnten sie durch die Verfolgung des Eis nachvollziehen.

Das Team um Forscherin und Erstautorin Helen Pheasey von der University of Kent untersuchte, wie gut die täuschend echt wirkenden Eier funktionieren. Die gefundenen Lieferwege bestätigten den Verdacht, dass der größte Teil des illegalen Handels – zumindest in Mittelamerika – in der Nähe der Niststrände ablaufe: „Wir können uns nun darauf konzentrieren, das Bewusstsein in den lokalen Gemeinden zu schärfen und die Strafverfolgung auf dieses örtliche Problem auszurichten. Wir wissen auch, wo die Verbraucher sind, was uns dabei hilft, Kampagnen zur Reduzierung der Nachfrage zu entwickeln.

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Insgesamt gehe es nicht wirklich darum, die Eier-Diebe zu finden. Das sei zum Großteil schon bekannt, betont Pheasey. Vielmehr sei mit Blick auf die Strafverfolgung entscheidend, wer mit den Eiern handele. Das mache die „InvestEGGator“ zu einem wichtigen Werkzeug, das allerdings Teil eines mehrgleisigen Ansatzes aus Aufklärung, Schaffung von Wirtschaftsmöglichkeiten und der Durchsetzung von Vorschriften sein müsse.

Unsere Studie hat gezeigt, dass das Legen eines Köders in ein Schildkrötennest die Embryonen nicht schädigt und dass die Köder funktionieren“, fasst Pheasey zusammen. Es sei möglich, illegal entnommene Eier vom Strand bis zum Endverbraucher zurückzuverfolgen. Das Team hofft, dass die Technologie auch für Meeresschildkröten in anderen Ländern genutzt wird und ein weiterer Baustein zum Schutz der bedrohten Meeresbewohner geschaffen wurde.