Kategorie: Reise
Ein Bericht von Maike Pohl
Verstecktes Tauch-Paradies mit Topspots vor der Tür
Es ist 8 Uhr morgens. Die Sonne scheint, blauer Himmel und ruhige See – es riecht nach Meer, nach Palmen und nach Urlaub... Zuhause in Deutschland würde ich mich jetzt langsam auf den Feierabend einrichten. Belize, genauer gesagt die 70 Kilometer vor der Küste von Belize liegende nur 3,6 Kilometer lange Mini-Insel „La Isla De Jovanni Joseph“ auf der die romantisch schöne Huracan Lodge liegt, befindet sich acht Stunden hinter deutscher Zeit. Und wenn wir unseren Tag in Europa schon fast hinter uns liegen haben, hat man ihn dort, rund 9000 Kilometer westlich auf der anderen Seite des Nordatlantiks im Karibischen Meer, noch vor sich.
Gelassen betreten wir vom Steg aus unser Tauchboot, auf dem unsere Ausrüstung schon komplett zusammengebaut vorbereitet ist. Luiz, unser Kapitän, startet die beiden 200 PS starken Maschinen und uns weht der frische Wind des Lighthouse Reefs um die Ohren. Nach knapp 15 Minuten sind wir da, das Great Blue Hole liegt vor uns. Vom Schiff können wir das Loch nur als dunklen Fleck im Riff ausmachen, denn andere Tauchboote sucht man vergebens. Wir sind die einzigen an diesem Mega-Tauchplatz. Unglaublich!
Und so brechen wir zu einem der aufregendsten Tauchgänge auf, die man sich vorstellen kann. Überhängende Steilwände, Stalaktiten von unbeschreiblichem Durchmesser und ab und zu gesellt sich auch noch ein Hai dazu. Den Mund sollte man besser nicht offen stehen lassen, sonst läuft Wasser rein. Nach 45 Minuten ist unser Tauchgang beendet, und als wir uns gemütlich auf dem Tauchboot zum Debriefing versammeln, sieht man am Horizont die ersten Touristenboote auftauchen. Das ist die richtige Zeit um zu verschwinden. Wir haben alles richtig gemacht.
Möchte man in Belize tauchen, so hat man grundsätzlich drei Möglichkeiten: Entweder man wählt einen der vielen mehr oder weniger guten Anbieter in Belize City, und ist zu den wirklich guten Tauchplätzen dann stundenlang unterwegs oder kommt auf Grund von Wellengang dann gar nicht erst an die schönen Ziele. Oder man wählt ein Safarischiff wie die „Belize Aggressor“ und kommt dann an die wirklich tollen Tauchplätze und zum Great Blue Hole, aber das verursacht auch einen tiefen Schnitt im Geldbeutel. Die dritte Alternative, die Huracan Diving Lodge, stellte sich für uns als absoluter Glücksgriff heraus, denn als einzige Tauchbasis liegen hier die Tauchplätze direkt vor der Tür. Umrandet von einer palmigen Insellandschaft ist man innerhalb weniger Minuten an Riffen, an denen die Korallenbleiche noch keine Spuren hinterlassen hat. Oder man ist eben in einer Viertelstunde am Great Blue Hole, das schafft kein anderer in dieser Zeit.
Die Huracan Diving Lodge ist ein umgebauter alter Hurricane Shelter. Die stabile Holzkonstruktion hat ihren Charme und liegt zentral in der Insel. Eine schöne Veranda zum Chillen und zur Essensaufnahme, vier Zimmer für jeweils zwei Taucher: Damit hat man schon die Maximalbelegung der Lodge. Massentauchen gibt es hier nicht. Integriert in die kleine Tauchbasis, eine kleine Werkstatt mit allem was man braucht und Kompressoren. Strom gibt es aus einer Solaranlage, und die Wasserversorgung wird mit großen Regentanks und Pumpen bewerkstelligt. Alles funktioniert. Allerdings – Klimaanlagen sucht man hier vergebens – das passt auch nicht zum Inselflair.
Dafür gibt’s in jedem der schönen Zimmer einen großen Tropenventilator unter der Decke. In der Umgebung der Lodge ist durch die Palmen fast kein Wind mehr zu spüren. Und so kann man die gefühlte Temperatur regeln in dem man sich Richtung Steg begibt. Überall hängen Hängematten und so findet man immer ein Top-Plätzchen zum optimalen Chillen. Apropos chillen ... Internet gibts - allerdings nur auf schmaler Bandbreite. Aber um mal ein Foto hochzuladen oder eine Email zu beantworten reicht es dicke!
Das Blue Hole ist sicherlich der spannendste und aufregendste Tauchgang. Bis zur Kante von 15 m als normales Riff getarnt, macht das Loch dann auf. Ein Wahnsinnsanblick. Und an jedem Abschnitt und jeder Tiefe des Blue Holes kann man unterschiedliche Sachen sehen. Atemberaubend sind die riesigen Stalaktiten, an denen wir vorbeitauchen. Und ja – unser guter alter Freund Cousteau hat sich hier in frühen Jahren bedient und zwei dieser mächtigen Säulen aus dem Blue Hole geklaut. Shame on you!
Auf unterschiedlichen Tiefen befinden sich kleine Sandplateaus, auf diesen sich gerne mal der ein oder andere Hai ausruht. Ansonsten sieht man hier keinen Fisch – aber dafür Steinformationen, die man so nirgendwo auf der Welt bei einem Tauchgang findet. Einfach beeindruckend. Leider ist man bei Huracan auf Luft beschränkt und kann somit die maximale Tiefe von 115m nicht auskosten.
Das Belize Great Barrier Reef liegt direkt vor der Tür. Die Fahrtzeiten zu den Tauchplätzen betragen zwischen 5 und 20 Minuten. Tauchplatznamen wie „Aquarium“ deuten schon darauf hin, was man hier zu sehen bekommt – extrem viel Fisch. Die Riffe sind vollkommen intakt und durch den Schutzstatus auch voll mit Leben in jeder Größe. Abfallende Steilwände mit guter Sicht, interessante Riffformationen mit tollen Korallen – das Tauchgebiet am Belize Great Barrier Reef bietet alles, was man als Taucher und Fotograf haben möchte. Die Divemaster und Kapitäne der Lodge kennen die Tauchgebiete extrem gut und ich möchte hier auf die absolute Professionalität der gesamten Crew hinweisen. Man fühlt sich extrem gut aufgehoben.
Unweit der Insel liegt „Half Moon Caye,“ ein Nationalpark, dessen Highlights nicht nur unter Wasser bei den fischreichen Riffen und Steilwänden liegen. „Half Moon Caye“ ist ebenfalls ein Vogelschutzgebiet, knapp 100 verschiedene Arten sind hier anzutreffen, unter anderem der Red Footed Booby Bird, der mit Roten Füßen nur hier zu finden ist. „Half Moon Caye“ ist mehr als nur einen flüchtigen kurzen Ausflug wert.
Was unbedingt hervor gehoben werden muss ist die Verpflegung in der Huracan Dive Lodge. Verpflegung ist irgendwie auch das falsche Wort für die opulenten täglichen Menus, die von Shannon und Ben in ihrer 10 Quadratmeter kleinen Küche gezaubert werden. Hier gibt es frisches aus der Natur, Fisch und Fleisch, Vorspeise und Nachspeise, so dass es trotz intensivem Tauchens nicht gelingt, auch nur ein Gramm Körperfett abzubauen. Jedes Menu wird von den Köchen ausgiebig vorgestellt, so dass man auch genau weiß, was, wie und woher auf dem Teller gelandet ist. Hut ab vor dieser Leistung.
Nun kommen wir zum vielleicht einzigen „Nachteil“ der Huracan Diving Lodge. Sie ist exklusiv – aber dafür eben auch nicht ganz billig. Eine Woche kostet alles inklusive rund 2250 US$ plus Steuer pro Nase – bei Belegung im Doppelzimmer. Vergleicht man das aber mit Preisen der Safarischiffe, so kann der Nachteil auch ein Vorteil sein.
Fazit: Wer das Belize Great Barrier Reef und das Blue Hole betauchen möchte, der hat hier die erste Adresse. Und Christian, dem die Anlage gehört, bringt neben dem coolen karibischen Inselflair noch genug deutsche Gründlichkeit mit auf die Insel, so dass der Tauchspaß hier nicht nur faszinierend, sondern auch super sicher organisiert ist. Thumbs up für diese Location.
Huracan Diving Lodge
Web: https://huracandiving.com
Email: info@huracandiving.com
Facebook: https://www.facebook.com/Blueholediving/
Telefon/WhatsApp: +1 (954) 802-5005
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