13.08.2012 13:50
Kategorie: Biologie
Kategorie: Biologie
Schon seit Urzeiten bevölkern sie unsere Ozeane: Wale, Delphine und die Top-Prädatoren an der Spitze der Nahrungskette: Haie. Diese Tiere übten schon immer eine besondere Faszination auf die Menschen aus – wobei Haie aufgrund der Mischung mit Angst auch hier an der Spitze stehen.
Bericht von Christine Gstöttner
Vielerorts wurden Haie als "Monster der Tiefe" verteufelt, anderswo hingegen als fabel- oder gottgleiche Wesen verherrlicht. Aber ihre wichtigste Aufgabe als "Umweltpolizei der Ozeane" wurde lange Zeit nicht erkannt. Ganz im Gegenteil: Die Jäger der Weltmeere wurden selbst zu Gejagten. Das Bewusstsein, dass sie geschützt werden müssen, hat sich bei Walen und vielen anderen Meerestieren schon weitgehend durchgesetzt, bei Haien ist dies aber immer noch keineswegs der Fall. Dabei leisten Haie als Spitze dieses sensiblen Ökosystems wichtige Arbeit für uns, denn nur ein intaktes Gleichgewicht in den Weltmeeren garantiert unsere Sauerstoffversorgung und damit unseren eigenen Fortbestand.
Filme wie "Der Weiße Hai" haben die scheuen Tiere zu menschenfressenden Bestien abgestempelt und die Berichterstattung in vielen Medien unterstützt dieses Bild mit sensationslüsternen Beiträgen kräftig. Dabei haben Haie dieses schlechte Image völlig zu Unrecht, da Menschen keinesfalls in ihr Nahrungsspektrum gehören. Die wenigen Unfälle, die sich alljährlich ereignen, sind wahrlich keine Attacken oder Verwechslungen und man weiss heute meist recht genau, auf welche Umstände ein solch unglückliches Zusammentreffen zurückzuführen war. Unbewusste Provokation und Fehlverhalten, die wiederum aus der Angst und Unwissenheit um diese Tiere entstehen, sind fast ausschließlich die Auslöser für Haiunfälle, die die Tiere in der Presse wieder zu blutrünstigen Monstern machen. Genau dieses falsche Bild, das Menschen von Haien haben, verhindert aber auch auf verhängnisvolle Art und Weise den notwenigen Schutz dieser Tiere, denn wer schützt schon etwas, vor dem er Angst hat?
Haifleisch macht krank
Jährlich fallen Schätzungen zufolge rund 150–200 Millionen Haie dem Menschen zum Opfer, vornehmlich ihrer Flossen wegen, die auf den weltweiten Fischmärkten ob der ihnen anhaftenden Mythen und Traditionen horrende Preise erzielen. Aber auch die Anzahl zweifelhafter Knorpelprodukte nimmt ständig zu, die den Erkrankten wundersame Heilung bei Anwendung der teuren, meist mehrwöchigen Kuren versprechen.
Trotz der ständig schrumpfenden Bestände gelten Haiflossen im asiatischen Raum nach wie vor als Delikatesse und um in den Genuss dieses (übrigens völlig geschmacksneutralen) "Prestigegerichtes" zu kommen, schrecken die Flossenjäger selbst vor grausamsten Methoden nicht zurück. Den Tieren werden noch auf hoher See und bei lebendigem Leib die Flossen abgetrennt und die verstümmelten Körper ins Meer zurück geworfen, wo die Tiere qualvoll verenden. Aufgrund der schrumpfenden Bestände wird mittlerweile auch vor den Flossen von Jungtieren und sogar ungeborenen Haibabys nicht mehr Halt gemacht.
Haifinning: Bilderbuch des Schreckens...
Leider wird auch in unseren Breiten das sonst nur in Kriegszeiten forcierte, billige Haifleisch immer populärer. Bis vor kurzem wurde es noch unter Tarnnamen wie "Schillerlocke" oder "Speckfisch" verkauft, die Anbieterstrategien einiger großer europäischer und auch österreichischer Anbieter wechseln aber zu einer offensiven Vermarktung. Da die Bestände der Speisefische mittlerweile nahezu erschöpft sind, sucht die Nahrungsmittelindustrie nach Auswegen und Mitteln, auch Fleisch minderer Speisequalität (z.B. hohe Harnsäurewerte, starke Methylquecksilberbelastung und sehr zähes, weil muskulöses Fleisch) wieder salonfähig zu machen und dazu ist der Mythos Hai recht dienlich...
Doch ist hierbei höchste Vorsicht geboten: Als oberstes Glied in der Nahrungskette nehmen Haie auch die meisten Schadstoffe und Gifte des Meeres auf. Methylquecksilber kommt in Haifleisch z.B. in extrem hohen Konzentrationen vor und ist eines der stärksten biologischen Gifte, die die Natur bislang hervorbrachte! Es ist 1.000-mal giftiger als anorganisches Quecksilber und durchdringt alle Schutzbarrieren des menschlichen Körpers, ohne sich dabei abzuschwächen, z.B. die Blut-Hirn-Schranke, oder die diaplazentale Schranke Mutter/Kind). Haifleisch zu essen macht krank! Der Verzicht auf solche Produkte dient somit nicht nur dem Artenschutz, sondern auch der eigenen Gesundheit!
Vor unserer eigenen Haustür beginnen
Die Schutzorganisation "Sharkproject" ist angetreten, um sich des notwendigen Schutzes und der Aufklärung anzunehmen. 100 von den ca. 500 Haiarten stehen bereits auf den roten Listen der bedrohten Tierarten und täglich werden es mehr. Untersuchungen der Universität von Halifax zeigen die Rückgänge von über 90% der Populationen im Nordatlantik. Die Ausrottung ist also in vollem Gange – und das unbemerkt von der Öffentlichkeit.
Höchste Zeit also zu reagieren, und zwar heute und nicht morgen oder übermorgen. Und wir müssen nicht nach Costa Rica, Taiwan oder China schauen, sondern bereits vor unserer eigenen Haustüre beginnen. Wer weiß denn schon, dass das EU-Gesetz gegen Finning (Abschneiden der Flossen) nicht greift, weil die spanische Delegation ein Hintertürchen eingebaut hat, oder wer weiß, dass der zweitgrößte Importeur von Haiflossen in Barcelona sitzt? Deutschland gehört zu den führenden Exporteuren von Heringshaiflossen und in jeder europäischen Stadt sind Haiprodukte vom Steak bis zum dubiosen Knorpelprodukt oder Placebo-Potenzmittel leicht erhältlich.
Sharkproject - Organisation zum Schutz der Haie
Als Sharkproject 2002 startete, war die zu erfüllende Mission deshalb klar. Für wirkungsvollen Schutz der Tiere muss zuerst die Entkriminalisierung verwirklicht werden und in der breiten Öffentlichkeit Verständnis für die vom Aussterben bedrohten Tiere geschaffen werden – um unser selbst willen! Viele Informationen zur umfangreichen Arbeit von SHARKPROJECT finden man im Internet auf einer der weltweit größten Haiwebsites: www.sharkproject.org und www.stop-sales.com.