Großer Sandrutsch an der Playa Chica

Teile:
12.07.2024 22:33
Kategorie: News

Massive Veränderung des beliebten Tauchplatzes

Am Sonntag den 07.07.2024 wurde an der Playa Chica – dem wohl meist frequentierten Tauchplatz auf Lanzarote – ein massiver Sandrutsch durch eine lokale Tauchgruppe gemeldet. Durch die massive Abrutschung entstand ein gefährlicher Sog, der sowohl für Schwimmer als auch Taucher eine potenzielle Gefahr darstellte.

Gallery 1 here

Bericht von Daivoon Diving Center

Die lokalen Behörden wurden umgehend alarmiert und leisteten schnelle Hilfe. Strandabschnitte und Einstiege wurden gesperrt und Einsatzkräfte evakuierten Badegäste und Taucher aus der Gefahrenzone. Erkundungstaucher wurden entsandt, um die Lage unter Wasser zu überwachen und bei Bedarf Hilfe zu leisten. Glücklicherweise gab es keine Verletzten zu verzeichnen.

Gallery 2 here

In dem Video von Nico Decroix (Apnoe Tauchlehrer) sieht man den Start dieses Rutschs:
https://www.youtube.com/watch?v=9ypp5tdZpnk


Es gibt derzeit verschiedene (wilde) Spekulationen über den Ursprung des Sandrutsches an der Playa Chica. Hier sind die populärsten Theorien:
•    Lanzarote ist eine Vulkaninsel, daher denken viele an ein mögliches leichtes Erdbeben.
•    Playa Chica ist Teil eines sehr langen Riffes und über die Jahre wurde – vor allem bei großen Stürmen – viel Sand angespült, wodurch die Küste flacher wurde. Möglicherweise hat sich der Sand aufgrund seines Gewichts gelöst.
•    Umbauarbeiten an Wasserrohren in der Umgebung könnten zu leichten Erschütterungen geführt haben.
•    Es wurde eine kleine Süßwasserquelle in der Nähe entdeckt, die in diesem Gebiet gelegentlich vorkommen. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem Sandrutsch.
•    Ein riesiger Rochen (Aliens, riesiger Kraken) hat zu viel Sand aufgewirbelt und den Sandrutsch ausgelöst :-)

Nach einer Sperrung ist das Tauchen an der Playa Chica wieder erlaubt. Feuerwehrtaucher haben sichergestellt, dass der Pier und die großen Steine sicher sind und keine weiteren Sandabgänge zu erwarten sind.

Gallery 3 here

Video davor und danach!
https://youtu.be/Uwlk2Q7AI3k


Der Tauchplatz hat sich jedoch erheblich verändert – ein neues Riff auf 15-20m Tiefe ist entstanden, begleitet von mehreren Sandkratern.

Zur gleichen Zeit, nur etwa 350 Meter entfernt…

Unser Team bereitet sich auf einen Dekompressionstauchgang vor. Doppelgeräte, Stages und Scooter werden gründlich überprüft und der Tauchgangs-Plan noch einmal durchgesprochen.

Ursprünglich geplant ist ein Tauchgang in zwei Teams zu je zwei Tauchern, von unserem Einstiegspunkt am Black Beach bis zur Playa Chica. Die Teams tauchen auf unterschiedlichen Tiefen und sind prinzipiell unabhängig. Können aber bei guten Verhältnissen im Sichtbereich des jeweils anderen Teams bleiben. Doch schon zu Beginn des Tauchgangs stellen wir fest, dass die Sicht erheblich schlechter ist als bei unserem ersten Tauchgang einige Stunden zuvor.

Die beiden Teams trennen sich. Team 2 scootert im 40 – 45m Bereich die Riffkante entlang. Als sie auf etwa 45 Meter Tiefe kurz pausieren, um sich die schwarzen Korallen anzusehen, bemerken sie, dass der Sand unter ihnen stark aufgewirbelt ist. Die Orientierung wird schwierig, da viele Felsformationen kaum erkennbar sind und die Umgebung verändert wirkt. Ein normalerweise vom Sand fast gänzlich bedecktes Abwasserrohr, liegt nun zu großen Teilen frei. Der Sand bewegt sich nicht nur unter ihnen, auch vor ihnen tut sich eine Sandwand auf – ähnlich einer tiefhängenden Nebelwand, begleitet von einem dumpfen Grollen.

Gallery 4 here

Angesichts der unklaren Situation entscheiden sie, den Tauchgang abzubrechen und sicher zum ersten Dekompressionsstopp aufzusteigen. Sie bewegen sich nach links, wo die Sicht etwas klarer wird. Während des Aufstiegs stoßen sie auf unbekannte Abhänge - eine ungewohnte Erfahrung.

An der Oberfläche stellen sie fest, dass der gesamte Pier mit Flatterband abgesperrt ist. Ein Einsatzboot ist im Wasser, sowie eine Drohne in der Luft. Zahlreiche Einsatzkräfte und die Polizei sind auf dem Pier und am Strand.

Nach kurzer Absprache mit den Einsatzkräften kann Team 2 das Wasser verlassen und trifft kurz darauf auf Team 1, dass von ähnlichen Erfahrungen berichtet: Veränderte Unterwasserlandschaft, neu freigelegte, unbewachsene Steine, Sandkrater, kaum Sicht, grollende Geräusche etc.  Die Teams tauschen sich mit den Beamten aus und erfahren so aus erster Hand von den Ereignissen, deren Augenzeuge sie ungeplant geworden sind.

Weitere Informationen:
Daivoon Diving Center
Video "Start der Sandlawine" von Nico Decroix
Video "Playa Chica - Vor und nach dem Sandrutsch" von Daivoon Diving Center