Kategorie: Ausrüstung
Der Allrounder unter den Taucher-Notrufsystemen.
Jeder Taucher kennt diesen Moment: Der Tauchgang ist beendet, die Oberfläche erreicht. Ein schneller Blick rundum – kein Boot zu sehen. Liegt es an den Wellen? Oder hat der Kapitän meine Boje aus dem Blick verloren? Ist irgendwas passiert? Ein flaues Gefühl breitet sich der Magengegend aus.
Beruhigend ist, wenn man in einem solchen Fall irgendetwas dabeihat, mit dem man sich bemerkbar machen kann. Akustische Signalmittel zum Beispiel. Oder – noch besser - das mittlerweile etablierte ENOS-System, welches zu einer Basisstation auf dem Boot funkt. Oder der Nautilus Sender, welcher mit Seefunknutzung schon etwas flexibler einsetzbar ist. Es gibt noch einige Anbieter. All diese Systeme haben Vorteile – aber auch Nachteile, wie fehlende Reichweite, Zulassung, Flexibilität oder zu hohe Kosten.
Doch was macht der Individualist, der exotische Ziele nicht nur zum Tauchen ansteuert? Der auf Booten fährt wo es kein ENOS gibt? Und sich nicht auf Seefunk verlassen möchte? Der sicherstellen will, dass im Fall der Fälle wirklich Hilfe kommt?
Eine technisch sehr hochwertige Lösung ist das Garmin inReach Mini, welches sich durch das neue Unterwassergehäuse nun auch für den Tauchmarkt geöffnet hat. Das Teil – kleiner als eine Zigarettenschachtel – kommuniziert im Iridium-Satellitennetz und ist so etwas wie ein Weltweit-SMS. Somit ist es überall und ohne Einschränkung dort nutzbar, wo man freie Sicht nach oben hat. Und die haben wir Taucher ja (fast) immer ;-)
Als Notruflösung konzipiert bietet das inReach Mini jedoch viele weitere Funktionen. So kann man Kurznachrichten senden und empfangen, Trackpunkte verschicken oder Wetterberichte einholen. Und auch die Verbindung zu anderen Garmin-Produkten wie der Descent MK1 ist gegeben. Im Wasser zwar nicht so wichtig, aber an Land kann das inReach Mini über BlueTooth mit dem Smartphone kommunizieren. So kann man auch weitab von Netzversorgung seinen Liebsten Bescheid geben, dass alles in Ordnung ist, oder Neidern die zeigen, wo man gerade wieder abtauchen ist ;-)
Bedient man das inReach direkt, so ist man auf nur wenige Knöpfe und ein kleines Display angewiesen. Das ist manchmal etwas pfriemelig, aber der Bedienkomfort steht hier ja auch nicht im Vordergrund. Gut ist, dass man vordefinierte Nachrichten speichern kann, so ist man eigentlich doch flott am Kommunizieren. Die SOS-Taste ist hinter einer Gummi-Abdeckung geschützt, so dass der Alarm nicht unbeabsichtigt losgetreten werden kann.
Für den Fall der Fälle: Ausgesendete Notrufe laufen in der internationalen GEOS Notrufzentrale auf, sie sich weltweit um eine Problemlösung und Bergung kümmert. Die exakte GPS-Position wird bei einem Notruf mitgesendet, und durch die bidirektionale Kommunikation wird man über Maßnahmen der Notrufzentrale auf dem Laufenden gehalten. Auch die Akku-Laufzeit ist für diese Funktion mehr als ausreichend.
Durch die komplette Unabhängigkeit ist dieses System die optimale Lösung für Taucher, die weltweit unterwegs sind, und sich bei der Auswahl eines Safarischiffs nicht mehr an vorhandenen Sicherheitssystemen orientieren wollen.
So viel Sicherheit hat auch einen Preis. Das inReach Mini kostet 349€, und für die Nutzung des Iridium-Systems ist ein Abo notwendig – auch für die Notruffunktion! Die Preismodelle sind aber auch für Taucher interessant, die ein paar Mal pro Jahr auf Tauchreise gehen, und dann für diesen Zeitraum ihre Sicherheit gezielt dazu buchen können (Freedom Lösung). Hier zahlt man ein schmales jährliches Salair und aktiviert das Gerät dann immer für 4 Wochen, wenn man es benötigt. Eine Übersicht der Abo-Modelle ist hier zu finden.
Das neue Unterwassergehäuse von Garmin ist mit knapp 50€ gut und günstig, bis 100m druckdicht und durch die kompakten Maße passt das Teil in jede Jacket-Tasche. Ein Karabinerhaken zur Befestigung des Minis ist mit dabei, und passt sowohl an das Gerät wie auch ans Unterwassergehäuse. Das Öffnen des Gehäuses klappt gut, und der Deckel kann durch den Mechanismus nicht verloren werden. Eine Bedienung im Gehäuse ist nicht notwendig, da das inReach Mini IPX7 zertifiziert ist, und somit auch mit Wasser in Berührung kommen darf. Allerdings – sowohl das Mini wie auch die Kombination mit dem Gehäuse haben Abtrieb. Somit immer gut befestigen, sonst macht das Teil eine ungeplante Reise in die Tiefe.
Das Schöne ist – mit diesem Sender ist man ja nicht nur aufs Tauchen beschränkt. Beim Wandern, Biken, Skifahren oder Reisen in mit Mobilfunk schlecht versorgten Ländern bietet das inReach Mini Sicherheit, Kommunikation und Tracking. Das Tracking kann man per URL mit seinen Liebsten oder Freunden teilen. So kann jeder auf einer virtuellen Karte sehen, wo man sich gerade befindet.
Firmware-Updates kommen wie gewohnt über die Garmin Express Software schnell und zuverlässig auf das Gerät, die Konfiguration und Bedienung ist über die unkomplizierte Garmin Earthmate Smartphone App möglich.
Wir konnten das inReach Mini beim Tauchen an ganz exotischen Destinationen testen, wo sonst weit und breit keine Kommunikation möglich ist. Manchmal hat es ein paar Sekunden, in Ausnahmefällen bis zu einer Minute gedauert, bis Nachrichten versendet wurden. Zuverlässig war der Versand und der Empfang aber allemal. Bei der Größe des Gerätes ist diese Empfangs- und Sendeleistung echt erstaunlich. Seitdem ist unser kleiner Helfer bei jedem abgelegenen Tauchgang mit dabei, und gibt uns einfach ein gutes Gefühl im Fall der Fälle nicht allein gelassen zu sein. Einzig die Farbwahl des Unterwassergehäuses beißt sich etwas mit der orangenen Version des Minis, aber – wir können diese Unschönheit verkraften.
Fazit: Überall und für jedes Outdoor-Abenteuer einsetzbar, klein, funktionsreich, zuverlässig, bis 100m dicht. Eine klare Empfehlung aus unserer Redaktion.
Also ihr tauchenden Outdoor-Freaks: Hier habt ihr etwas richtig Sinnvolles für eure nächste Reise.
Features inReach und Abo-Modelle
Unterwassergehäuse inReach Mini