Flugzeugwrack in der oberen Adria. Tauchgang zur Ju 87

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18.01.2016 10:27
Kategorie: Diverses


Im Oktober des Jahres 2014 machten in Taucherkreisen Meldungen die Runde, dass auf dem Meeresgrund vor einer kroatischen Insel das gut erhaltene Wrack eines Kampfflugzeuges entdeckt wurde.

Bericht von Friedrich Koller

Weitere Recherchen ergaben, dass es sich um ein Sturzkampfflugzeug (Stuka) des Types Junker 87 handeln soll. Es wurde rein zufällig vor der Insel Zirje entdeckt, als der Meeresboden im Zuge einer Vorauswahl von Tauchplätzen für eine kroatische Speerfisch-Meisterschaft abgesucht wurde.

Nach der Entdeckung waren zunächst einmal offizielle Stellen am Wrack um Untersuchungen zur Herkunft und Absturzursache durchzuführen. Um Plünderungen vorzubeugen, wurden leicht zu entfernende Elemente geborgen; diese können in einem Museum besichtigt werden.

Historiker sind sicher, dass die Maschine der italienischen Regia Aeronautica angehörte, und dass ein Treffer der jugoslawischen Flugabwehr am 12. April 1941 den Piloten zu einer Notwasserung zwang.

Der erste Wasserkontakt fand vermutlich innerhalb der Bucht Tratinska statt: Dort wurde die Frontpartie zerstört und der Motor aus dem Flugzeug geschleudert. Diesen fand man hier bereits vor einigen Jahren und hielt ihn fälschlicherweise für einen Bootsmotor.

Nach dem Aufprall muss die Stuka dann noch einige hundert Meter getrieben sein, bevor sie an der heutigen Fundstelle versank. Der Pilot dürfte den Absturz überlebt haben, aber es ist nicht bekannt, was die (befeindeten) Inselbewohner nach seiner Bergung mit ihm gemacht haben.

Details zum Flugzeug


Bei der Ju 87 handelte es sich um ein Kriegsgerät deutscher Produktion, welches während des zweiten Weltkrieges von der deutschen Luftwaffe und den Verbündeten eingesetzt wurde.

Stuka ist die Kurzform von Sturzkampfflugzeug: Als solches wurde diese Maschine konstruiert, um Ziele im Sturzflug punktgenau bombardieren zu können. Die hohen G-Kräfte, die während dieses Manövers auftraten, verursachten bei den Piloten eine kurze Bewusstlosigkeit. Um trotzdem ein sicheres Abfangen der Maschine zu gewährleisten, wurde in allen Ju 87 eine Sturzflug- und Abfangautomatik eingebaut. Diese aktivierte sich automatisch beim Abwerfen der Bomben und bewirkte durch eine Trimmklappe am Höhenruder einen Luftbremseffekt, welcher zum Erreichen einer sicheren, horizontalen Flugbahn führte.



Das Wrack der Ju 87 (Stuka) und der Motor (re.)


Typische Merkmale des Flugzeuges waren die ausgeprägten Knickflügel sowie die als Jericho-Trompeten bekannten Sirenen, welche sich an den Fahrwerksbeinen befanden. Sie wurden über kleine Propeller vom Fahrtwind betrieben, sobald der schnelle Sturzflug einsetzte.

Die Ju 87 ist im Originalzustand 11 Meter lang und hat eine Flügelspannweite von 15 Meter. Bei dem Wrack vor Zirje fehlt jedoch der gesamte Frontbereich vor dem Cockpit, also Motor und Propeller. Der schon Jahre vorher gefundene zugehörige Motor wurde nach dem Entdecken des Wracks in dessen Nähe "verlegt", sodass man heute während eines Tauchganges Flugzeug und Motor betrachten kann.
Übrigens ist diese Maschine eine der fünf besterhaltensten dieses Typs weltweit. So kann man als Taucher nur hoffen, dass es sich bei den Meldungen über eine mögliche zukünftige Bergung um Gerüchte handelt…

Wie kommt man hin?


Zirje ist die entfernteste Insel des kroatischen Archipels vor Sibenik. Man erreicht Sibenik mit dem Flugzeug über Split oder Zadar, alternativ mit dem Auto auf gut ausgebauten Straßen, meist Autobahn, in ca. sieben Stunden von Wien aus.

Zwischen Sibenik und Zirje gibt es regelmäßige Fährverbindungen. Für Taucher jedoch ist es sicherlich am einfachsten, sich von der Tauchbasis "Secret Island" mit dem basiseigenen Motorboot vom Fischerdorf Tribunj abholen zu lassen. Die Überfahrt dauert ca. eineinhalb Stunden und ist inkludiert, sofern man in der zur Basis gehörenden "Villa Mare" eine oder mehrere Übernachtungen bucht.

Wohnen


Die Lage der Unterkunft befindet sich idyllisch zwischen Kieferbäumen oberhalb der Bucht Tratinska, im Südwesten von Zirje. Die Zimmer sind neu renoviert und sauber. Dass man sich hier fern vom Massentourismus befindet merkt man, weil Strom nur mittels Aggregat erzeugt werden kann und so nur zweimal täglich zur Verfügung steht. Süßwasser wird durch eine Entsalzungsanlage gewonnen und sollte sparsam verbraucht werden.

In der zur Villa Mare gehörenden Gastwirtschaft Konoba Tratinska" können sämtliche Mahlzeiten eingenommen werden; neben köstlicher kroatischer Hausmannskost gibt es auf Vorbestellung auch fangfrischen Fisch. Und keine Angst, trotz fehlender permanenter Stromversorgung gibt es immer gut gekühltes Bier und Wein, denn der Kühlschrank wird mit großen Batterien betrieben.

Tauchen


Von der gut ausgerüsteten Tauchbasis sind es nur einige Treppen hinunter zum Steg auf das Tauchboot. Nach fünf Minuten Fahrt erreicht man bereits zwei fixen Bojen, welche einfache Ab- und Aufstiege am Seil ermöglichen. Das Flugzeug liegt aufrecht in 28 Metern Tiefe, ist meist aber bereits unmittelbar nach dem Abtauchen zu erkennen. Neben dem (bis auf die Frontpartie) sehr gut erhaltenen Flugzeug kann man natürlich auch noch einige Lebewesen bestaunen, die sich hier angesiedelt haben: Congeraal und großer Drachenkopf sind gern und häufig gesehene Bewohner. Ein Tauchgang kostet 30 Euro, zusätzlich muss noch eine staatliche Gebühr in Höhe von 20 Euro bezahlt werden.



Impressionen der Tauchgebiete rund um Zirje


Rund um Zirje gibt es eine Vielzahl weiterer wunderschöner Tauchplätze, inklusive Höhlen und Steilwände. Außerdem kann man auf der ca. 12 km langen und 2,5 km breiten Insel lohnenswerte Landausflüge machen: Es gibt einige Buchten mit sauberen Badestränden und kristallklarem Wasser, unterirdische Wehranlagen aus dem zweiten Weltkrieg mit fantastischem Ausblick in alle Richtungen, und die sehenswerten Überreste einer Verteidigungsanlage aus byzantinischer Zeit.


Video zum Thema:

 



Video: Tauchgang zum Stuka (Ju 87) vor der Insel Zirje von Friedrich Koller.