Ein neues Zeitalter in Ägypten?

Teile:
01.08.2018 11:42
Kategorie: News

Drastische Strafen für Basen und Tauchlehrer bei Verletzung der Sicherheitsstandards

Es hört sich fast an wie eine Geschichte aus 1001 Nacht, die so besonders ist, dass man sie kaum glauben mag. In Ägypten bewegt sich was in Sachen Tauchsicherheit! Und es scheint, dass nach zahlreichen Versuchen nun auch kontrolliert, sanktioniert und mit empfindlichen Strafen belegt wird, wer im professionellen Wassersport gegen die Auflagen, Vorschriften oder Gesetze in der Rotmeer Region verstößt. Und das scheinen immer noch einige zu sein...

Gallery 1 here

Erstmalig wurden in den vergangenen Wochen entsprechend der Vorgaben und Regularien des ägyptischen Tourismusministeriums und der CDWS (Chamber of Diving and Watersports) unangemeldete Stichproben in Tauch- und Wassersportzentren und Hafenanlagen im Rotmeerbereich durchgeführt, deren Ergebnisse teilweise eklatante Mängel hervorbrachten. Die Stichproben wurden analysiert und die Verantwortlichen mit empfindlichen Strafen belegt.

Da waren technische Mängel, wie etwa nicht übereinstimmende Angaben über Tauchflaschen, die nicht dem Tauchcenter zuzuordnen waren und keine unserem TÜV entsprechende visuelle oder Druckprüfung vorweisen konnten. Schlicht: teilweise verrostete ungeprüfte Zeitbomben...

Auf einigen Basen war – obwohl gesetzlich vorgeschrieben – keine Sauerstoffversorgung für Notfälle vorhanden oder das „geschulte“ Personal wusste nicht, wie man damit sicher umzugehen hat. Manchmal waren es aber auch „nur“ Mitarbeiter, die im Tauchbetrieb arbeiteten, ohne über eine entsprechende Qualifikation oder Lizenz zu verfügen. Da wurden Schnorchelexkursionen durchgeführt, ohne dass ein sachkundiger Instructor anwesend war oder aber das vorgeschriebene Verhältnis von Tauch-/Schnorchellehrer zu Gästen wurde verletzt. Ebenso wie Tauchausfahrten aufs offene Meer zum Schnuppertauchen mit Anfängern, die nicht umfänglich eingewiesen waren. Durchgeführt wurde diese Aktion von einigen Guides unter denen sich nicht ein einziger zertifizierter Tauchlehrer befand. Oder ein Instructor der bei einer Tour mit Gästen in den Nationalpark von Ras Mohamed nebenbei ein paar Fische harpunierte…

Aber auch administratives Fehlverhalten, das unter Umständen fatale Folgen haben kann, wurde fast standardmäßig begangen. Dass Schnuppertauchen von nicht autorisierten und ausgebildeten Personen angeboten wurde, kann ebenso fatal ausgehen, wie das „Vergessen“ der Auflistung der Gästenamen auf Tages- und Tourenbooten. In diesem Zusammenhang wurden auch die Gäste-Checks über deren Qualifikation, Herkunft und Erfahrung ebenso vergessen, wie das Eintragen aller Teilnehmer in die Bootliste. Da klingt es schon fast witzig, dass eben dieser Tauchanbieter auch gegen internationale Standards verstoßen hatte, die bei der Suche nach verloren gegangenen Tauchern zwingend einzuhalten sind.

Die Stichproben des Kontrollgremiums schlugen dann auch wie eine Bombe ein und führten nach Auswertung der Ergebnisse zu  empfindlichen Strafen gegen Guides, Tauchlehrer und Technical Manager der überprüften Tauchcenter. So wurde der Technische Manager einer Tauchbasis in Hurghada wegen mehrerer Verstöße für neun Monate gesperrt, was praktisch einem kompletten Berufsverbot im Bereich der Tauch- und Wassersportindustrie in Ägypten für ein dreiviertel Jahr entspricht. Bei kleineren Vergehen wurden Ermahnungen ausgesprochen, die im Wiederholungsfall drastischere Maßnahmen nach sich ziehen können. Insgesamt wurden 14 Tauchbasen gerügt und mit Maßnahmen belegt, der größte Teil in und um Sharm El Sheikh. Die Konsequenz mit der in Ägypten nun an der Umsetzung und umfänglichen Einhaltung internationaler Sicherheitsstandards  gearbeitet wird, ist ein Novum und lässt hoffen, dass die zahlreichen illegalen Angebote oder die zwar genehmigten aber nicht den internationalen Sicherheitsstandards entsprechenden Akteure im Wasser- und Tauchsport endlich zum Umdenken gezwungen werden. Ein erster guter Schritt zu mehr Sicherheit im Tauchsport in Ägypten. (hap)