Der Ozean wird wärmer – und jetzt? Zwischen Alarm, Abwarten und Abtauchen

Teile:
21.07.2025 14:26
Kategorie: Diverses

Dass unsere Ozeane wärmer werden, ist kein Geheimnis mehr – das Thermometer kennt da keine Diskussion. Doch wie dramatisch ist das wirklich? Was sagen die Wissenschaftler, was sagen die Warner, was sagen die Zweifler – und was heißt das am Ende für uns, die mit Maske, Flossen und einem Hang zum Salzwasser durchs Leben gleiten?

Die Temperatur steigt – das sagt die Forschung

Laut dem 6. Sachstandsbericht des IPCC (Weltklimarat, 2021) haben die Ozeane seit den 1950er Jahren rund 90 % der überschüssigen Wärme aufgenommen, die durch den Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre entstanden ist. Die obersten 700 Meter des Ozeans haben sich im globalen Mittel bereits um etwa 0,11 °C pro Jahrzehnt erwärmt. Das klingt vielleicht nach wenig, aber bei den gigantischen Wassermassen kommt da einiges zusammen.

In einem Bericht des National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA, 2023) heißt es nüchtern:

"Die Erwärmung der Meere ist der stärkste einzelne Beleg für die Realität und das Ausmaß des globalen Klimawandels."

Jo, das sitzt. Man könnte meinen: Wer da noch zweifelt, dem ist die Tauchmaske beschlagen.

Die Alarmisten: Korallen-Tod und Kipppunkte

Ein Beispiel aus der Alarm-Ecke liefert der renommierte Meeresbiologe Ove Hoegh-Guldberg (University of Queensland), der schon vor Jahren vor einem „global coral bleaching event“ gewarnt hat – und leider recht behalten hat. In einem viel zitierten Artikel in Science (2017) schrieb er:

"Wenn die Erwärmung in diesem Tempo weitergeht, könnten wir bis 2050 90 % der Korallenriffe verlieren."

Der Great Barrier Reef Marine Park Authority zufolge gab es in den letzten zehn Jahren fünf Massenbleichungen. Jüngste Studien zeigen: Korallen haben zwar erstaunliche Anpassungspotenziale, aber irgendwann ist auch beim widerstandsfähigsten Riff Schluss mit lustig.

Auch die Arktis ist betroffen: Dort wird seit Jahren von einem möglichen Kipppunkt gesprochen, bei dem das Meereis unwiederbringlich verschwindet – mit Folgen für Strömungen, Fischwanderungen und das Klima auf der ganzen Kugel.

Die Gelassenen: Nicht schön, aber kein Weltuntergang

Jetzt zur anderen Seite: Es gibt durchaus auch Stimmen, die zur Besonnenheit mahnen – nicht weil sie die Fakten leugnen, sondern weil sie den Alarmismus für überzogen halten.

Professor Bjørn Lomborg vom Kopenhagen Konsenszentrum etwa schreibt in seinem Buch False Alarm (2020):

"Der Klimawandel ist real und menschgemacht – aber Panik ist der falsche Ratgeber. Die Menschheit wird sich anpassen können, wie sie es immer getan hat."

Auch der Ozeanograf Carl Wunsch (MIT) wurde oft zitiert mit seiner Einschätzung, dass viele Katastrophenszenarien „auf unzulänglich verstandenen Modellen“ beruhen. Er sagt:

"Der Ozean ist ein chaotisches System mit komplexer Rückkopplung. Wer behauptet, die Zukunft genau zu kennen, überzieht."

Manche Forscher sehen sogar positive Aspekte – etwa dass wärmere Temperaturen in kalten Regionen wie der Barentssee neue Lebensräume für bestimmte Arten schaffen oder die Produktivität in manchen Gegenden kurzfristig sogar ansteigt.

Gallery 1 here

Was heißt das für uns Taucher?

So. Jetzt zum Eingemachten – oder besser gesagt: zum Abgetauchten. Was bedeutet das alles für uns?

Zuerst mal: Wir stehen mittendrin. Nicht als Schuldige, sondern als Zeugen. Wir sehen Korallenriffe, die verblassen. Wir sehen Fische, die verschwinden – und andere, die plötzlich da sind. Manche Spots sind heute voller als je zuvor, andere wirken wie verlassene Geisterlandschaften.

Die Wahrheit ist: Wir Taucher sind die ersten, die den Klimawandel unter Wasser mit eigenen Augen sehen.

Aber was tun? Nein, keiner muss jetzt seine Flossen an den Nagel hängen und nur noch Algen knabbern. Aber vielleicht:

  • Nicht mehr 4x im Jahr nach Fernost jetten, nur um den 37. Hai zu fotografieren.
  • Auf Tauchbasen achten, die nachhaltig arbeiten – Müll vermeiden, keine Anker aufs Riff ballern.
  • Die eigenen Social-Media-Reichweiten nutzen, um auch mal was Sinnvolles zu zeigen – nicht nur Bikini und Bubbles.
  • Und hey: Vielleicht auch mal bei der nächsten Wahl nicht den wählen, der meint, das Meer „regelt das schon“.

Fazit: Ozeanerwärmung – kein Grund zur Panik, aber auch keiner zum Weiterso

Der Ozean wird wärmer. Das ist Fakt. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie wir damit umgehen. Zwischen Weltuntergang und „wird schon nicht so schlimm“ liegt ein schmaler Grat – und wir balancieren drauf. Mit Flossen an den Füßen, Neopren auf der Haut und einer verdammt guten Aussicht auf das, was es zu schützen gilt.

Also: Maske auf, Augen offen – und nicht nur gucken, sondern handeln.