Das gemeine Taucherohr. Autsch

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03.07.2010 10:20
Kategorie: Medizin


Ein altbekanntes Lied wird alljährlich auf die gemeinen Taucherohren gesungen. Schließlich spielen sich die meisten Probleme beim Tauchen im HNO-Bereich ab und was für manch hartgesottenen Taucher ein alter Hut ist, stellt für den Tauchanfänger neues und ungeahntes Leid dar. Aber: Ohrenschmerz ist nicht gleich Ohrenschmerz, die Ursachen können vielfältig sein. Taucher.Net gibt einen Überblick.

Bericht von Dr.Anke Fabian

Man unterscheidet das Außenohr, das Mittelohr und das Innenohr. In allen drei Abschnitten kann es beim Tauchsport zu typischen Problemen kommen.

Das Außenohr

Wie der Name schon nahelegt, befindet sich das Außenohr außen und für alle sichtbar am Kopf. Dazu gehören die Ohrmuschel, der Gehörgang und die äußere Seite des Trommelfells - kurz: alles, was beim Tauchen mit dem Wasser in Kontakt gelangt. Die Wandung des äußeren Gehörganges ist zunächst knorpelig, weiter innen dann knöchern. In seinem gesamten Verlauf ist der Gang mit verhornendem Plattenepithel ausgekleidet. Das hört sich widerstandsfähiger an als es ist. Die Gehörgangshaut ist sehr sensibel innerviert und empfindlich. Zum Schutz wird der Ohrschmalz gebildet (Cerumen), der aus Fettsäuren und Zellresten besteht. Er ist eine wirksame Schutzbarriere gegen Bakterienansiedlung und schützt vor Austrocknung. Der Taucher sollte es tunlichst unterlassen die – wenn auch nicht sehr ansehnliche "natürliche Ohrschutzcreme" durch Manipulation mit diversen Gegenständen (das Gängigste ist ein Ohrwattestäbchen) aus dem Gehörgang zu manövrieren. Dabei kommt es oft zu Mikroverletzungen, die die häufigste Ursache für eine unangenehme Außenohrentzündung darstellen. Oder man stopft den Ohrschmalz nur noch tiefer in den Gehörgang und verschließt diesen komplett. Erkrankungen des Außenohres

Verletzung des Trommelfells

Eine Trommelfellruptur entsteht häufig versehentlich durch Manipulation des äußeren Gehörganges (siehe Abbildung rechts), durch Barotraumen, Explosionstraumen oder bei instabilem Trommelfell durch Narben. Ein Einriss des Trommelfells kann mit plötzlich stechenden Schmerzen einhergehen oder aber auch gänzlich unbemerkt verlaufen. Beim Druckausgleich an Land hört man danach die Luft aus dem Ohr entweichen. Es besteht absolutes Tauchverbot, da Wasser in das Mittelohr eindringen kann, was zu Infektionen der Paukenhöhle und Schwindel führt. Therapie: der Befund muss zwingend von einem Arzt gesehen und untersucht werden.

Ist der Defekt zu groß mit klaffenden Wundrändern, stehen die Chancen zur spontanen Abheilung schlecht, und eine dauerhafte Lösung wird unter Umständen nur durch eine Trommelfellplastik gewährleistet. Ist der Defekt klein, kann die spontane Heilung abgewartet werden und das Ohr sollte steril abgedeckt werden. Ohrentropfen dürfen keinesfalls zur Anwendung kommen, da sie durch den Defekt in das Mittelohr eindringen und dieses schädigen können.

Nach einer Ohroperation muss zwingend eine dreimonatige Tauchpause gemacht werden, damit die Trommelfellplastik stabil verheilen kann. Bei anschließendem Tauchwunsch sollten zunächst nur vorsichtige Druckversuche unternommen werden, um die Stabilität zu prüfen. Am ungefährlichsten ist dies in Form eines Testtauchgangs in einer Druckkammer.

Außenohrentzündung, Gehörgangsentzündung, Otitis externa

Es gibt kaum ein Taucherleiden, das einem den Tauchurlaub so nachhaltig verderben kann wie die Entzündung des äußeren Gehörganges. Wer jemals so ein "Taucherohr" miterlebt hat, wird künftig alles daran setzen, derartigem Leid vorzubeugen. Die Entzündung wird durch die ständige Feuchtigkeit, Zugluft, Wind und die – zum Teil physiologische – Keimbelastung in tropischen Gewässern gefördert. Auch übertriebene Hygiene mit Benutzung von Ohrenstäbchen kann eine otitis externa heraufbeschwören.

Durch die Anwendung von Ohrenstäbchen wird der wichtige Schutzfilm (Ohrschmalz) im Ohr abgetragen und zusätzlich werden kleine Mikrotraumen verursacht. Eine ideale Eintrittspforte für Bakterien und Pilze, sich im Gehörgang einzunisten. Anfänglich juckt und kitzelt es lediglich im Ohr, doch dieses nur unangenehme Gefühl schwindet schnell und macht einem zunehmendem Schmerz Platz, der auch den hartgesottensten Taucher zur Verzweiflung bringen kann. Zunächst entzündet sich der Gehörgang mit anschließender Schwellung und Sekretion (siehe Abbildung links).

Die Schmerzen können eine ungeheure Intensität annehmen, und der Gehörgang kann komplett zu schwellen. Die Diagnose ist relativ einfach – auch durch den Laien – zu stellen, da jede Manipulation am Ohr höllisch wehtut, vor allem der Druck auf den kleinen Ohrknorpel am Anfang des Gehörganges – man spricht hier vom "Tragusdruckschmerz". Die normalerweise ordnungsgemäß an den Schädel angelegte Ohrmuschel klappt sich wie die Haltekelle eines Verkehrspolizisten heraus, so als wolle sie andeuten: Stopp, nicht tauchen!

Therapie: Ohr unbedingt trocken halten. Kann sein, dass der Körper gewinnt: Nach einigen Tagen – bei Tauchkarenz versteht sich – geht die Entzündungsreaktion von alleine zurück, und bis der Urlaub vorbei ist – wohlgemerkt ohne Tauchen – ist das Ohr wieder gesund. Pech im Urlaub, aber Glück gehabt. Hält der Schmerz jedoch an, muss schnell gehandelt werden, sonst ist der Tauchurlaub oder die Safari wirklich vorbei oder die Entzündung bricht durch das Trommelfell in das Mittelohr ein. Es gibt jede Menge antibiotische Fertigpräparate aus der Apotheke auf dem Markt (z.B. Panotile) sowie noch mehr "eigene Rezepturen". Solange eine gute Wirksamkeit vorliegt und die Tropfen früh genug eingebracht werden bevor der Gehörgang zuschwillt kann man diese verwenden. Wichtig ist auch die Einnahme eines wirksamen Schmerzmittels; vorteilhaft ist, wenn es gleichzeitig abschwellend wirkt (z.B. Voltaren, Ibuprofen). Die Tauchpause ist obligat.



Therapie und Behandlung des entzündeten Außenohrs


Ist der Gehörgang erst einmal zugeschwollen hilft nur noch eine Streifeneinlage, da Tropfen nicht mehr durchkommen. Dies sollte ausschließlich von einem Arzt durchgeführt werden. Getaucht werden darf erst wieder, wenn alle Symptome über mindestens 24 Stunden abgeklungen sind.


Vorbeugung ist bekanntlich besser als Nachsorgen. Deshalb hier ein paar Tipps:

• KEINE Ohrstäbchen verwenden
• Ohr vor Wind schützen (Mütze tragen)
• Ohr nach dem TG mit Süßwasser ausspülen (Vorsicht Verletzungen). Am sichersten ist hier wirklich "Trinkwasser", da auch das Süßwasser aus der Leitung in manchen Ländern erheblich keimbelastet sein kann.
• Ggf. vorbeugende Ohrentropfen (z.B. DS Ohrentropfen, Ehm’sche Tropfen etc.)
• Ohr trocken legen, z.B. nach dem TG föhnen– zugegeben: nicht sehr praktikabel
• Im schlimmsten und rezidivierenden Fall: Ohr während des Tauchens trocken halten, z. B. durch eine spezielle Maske (zB Pro Ear)

Gehörgangsexostosen (swimmers ear)

Der Name "swimmers ear" begründet sich in der Beobachtung, dass die sogenannten Exostosen gehäuft bei Wassersportlern auftreten. Man macht die "Kaltwasserreize" dafür verantwortlich. Bei diesen Vorwölbungen im Gehörgang handelt es sich um langsam wachsende gutartige Tumore der knöchernen Gehörgangswand. Meist stellen sie einen Zufallsbefund bei der Ohrinspektion dar und machen keine Probleme.

Für den Taucher werden sie dann relevant, wenn sie den Gehörgang fast vollständig verlegen oder der Taucher dadurch zu Gehörgangsentzündungen neigt. Wachsen die Exostosen zu beträchtlicher Größe an, können sie den Gehörgang vollständig blockieren und zum Außenohrbarotrauma oder sogar zur Trommelfellschädigung führen.

Therapie: Die einzige dauerhafte Lösung bei größeren Problemen ist die operative Abtragung in lokaler oder allgemeiner Narkose.

Außenohrbarotrauma

Normalerweise füllt sich der äußere Gehörgang beim Tauchen mit Wasser. Dadurch kann es kaum zu einem Barotrauma kommen, da Flüssigkeiten durch die beim Tauchen erreichten Umgebungsdrücke nicht komprimierbar sind. Kommt es allerdings zu einem Lufteinschluss im äußeren Gehörgang durch eng ansitzende Kopfhauben, Ohrstöpsel, Gehörgangsexostosen oder festsitzende Cerumenpröpfe (eingetrockneter Ohrschmalz) kann dieses seltene Phänomen durchaus auftreten. Beim Abtauchen entsteht durch den relativen Unterdruck der eingeschlossenen Luft eine "Schröpfwirkung", und das Trommelfell wird nach außen gezogen. Beim Auftauchen wäre es umgekehrt, kommt aber nur sehr selten vor. Es kommt zunächst zu einem Druckgefühl, dann Schmerzen, Schwellung des Gehörgangs, Einblutungen, und in Extremfällen kann es sogar zu Trommelfellrissen kommen.

Therapie: Der Tauchgang muss sofort abgebrochen werden. Danach je nach aktueller Schädigung (siehe Barotrauma). Prophylaxe: eng ansitzende Hauben durchspülen oder besser noch mit einer heißen Nadel ein oder zwei kleine Entlüftungslöcher in das Neopren brennen. Kein Tauchen mit Ohrstöpseln! Wer zu Ohrschmalz neigt, ist gut beraten, diesen vor dem Tauchurlaub durch einen HNO-Arzt entfernen zu lassen.

Das Mittelohr

Als Mittelohr wird der luftgefüllte Raum von der Rückseite des Trommelfells bis zur knöchernen Abgrenzung zum Innenohr bezeichnet. Er ist der am meisten beanspruchte Teil des Ohres beim Tauchen. Die Belüftung erfolgt über die – jedem Taucher nur allzu gut bekannte – Ohrtrompete (tuba auditiva, Eustach’sche Röhre), die das Mittelohr als einziger Gang mit dem Nasenrachenraum – also mit der Außenwelt – verbindet. Deshalb nützen Ohrentropfen bei intaktem Trommelfell auch nichts gegen Mittelohrentzündung, da es undurchlässig für Medikamente ist. Die Belüftung, das heißt "der Druckausgleich" beim Abtauchen erfolgt aktiv und kann durch verschiedene Techniken hergestellt werden (siehe Tabelle (pdf)). Beim Auftauchen entweicht die Luft zumeist passiv allein durch den Überdruck. Weiterhin befinden sich dort die Gehörknöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügel – die eine Kette bildend als Schallverstärkung dienen. Sie transformieren die Schallwelle in der Luft in eine mechanische Auslenkung, die dann über eine feine Membran (ovales Fenster) an das Innenohr weitergegeben wird. Die allermeisten Druckausgleichsprobleme beim Tauchen treten im Mittelohr auf, wenn der Druckausgleich aus den verschiedensten Gründen nicht gelingt.

Tubenbelüftungsstörungen

Das luftgefüllte Mittelohr unterliegt ständigen Druckschwankungen, abhängig vom umgebenden Luftdruck. Das weiß jeder, der schon einmal geflogen ist, im Zug durch einen Tunnel fuhr oder mit der Gondel berg- oder talwärts schwebte. Diese Druckschwankungen sind jedoch nicht so groß und schnell treten so schnell auf wie beim Tauchen. Grundsätzlich gilt, dass beim Tauchen innerhalb sehr kurzer Zeit große Volumenschwankungen im Mittelohr stattfinden. Diese Veränderungen des Volumens müssen durch die Ohrtrompete ausgeglichen werden. Im "normalen" Leben stellt dies für gesunde Personen keine Schwierigkeit dar, beim Tauchen jedoch wird die Ohrtrompete häufig überfordert, und es kommt zu Druckausgleichsproblemen.Hierfür gibt es verschiedene Gründe:


Mögliche Therapie bei chronischer Tubenbelüftungsstörung

Schwierigkeiten beim Druckausgleich sind wohl das am meisten verbreitete Problem beim Tauchen. Meist ist das Problem nur vorübergehend und die Ursache schnell ausgemacht: die noch nicht ganz abgeklungene Erkältung oder die Klimaanlage im Hotelzimmer bzw. auf dem Tauchschiff. Für manch einen Taucher sind solche Druckausgleichsprobleme allerdings ein ärgerlicher Dauerzustand.

Doch es gibt Hoffnung: Seit gut zwei Jahren wird eine neue Operationsmethode angewandt, die den Betroffenen den Spaß am Tauchen zurückbringen soll. Siehe DiveInside Bericht zum Thema.


Tubenbelüftungsstörungen können akut durch einen Infekt oder eine Allergie (z.B. Heuschnupfen) bedingt sein und stellen dann nur ein geringfügigeres Problem dar. Wenn sie allerdings beim Gesunden häufig und chronifizierend auftreten und der Druckausgleich nur sehr schwer möglich ist, sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden, der die verschiedenen anatomischen Strukturen (z.B. Polypen) oder mögliche Funktionsstörungen abklärt, beurteilt und therapiert.

Therapie: Liegen keine anatomischen Strukturhindernisse vor, kann es ausreichend sein, die Tubenfunktion zu pflegen und zu trainieren. Ausreichende Trinkmengen (3 l/Tag), Kochsalzinhalation zur Befeuchtung des Nasenrachenraums und häufiges Durchführen des Druckausgleichs stellen wirksame Maßnahmen dar.

Das Druckausgleichsmanöver kann auch mit einem Trainingsballon (Otobar, Otovent) geübt werden.


Tipps für den Tauchgang:

• Nicht kopfüber abtauchen, sondern mit den Füssen zuerst. Hierdurch reduziert sich der venöse Druck im Kopf, und die Schleimhäute sind weniger geschwollen.
• Den Druckausgleich schon an der Oberfläche vor dem Abtauchen beginnen und alle 30 cm Wassertiefe durchführen. Dadurch bildet sich schon an der Oberfläche im Mittelohr ein kleines Luftpolster, das sie ersten Zentimeter puffert. Ist nämlich der Druckunterschied zwischen Mittelohr und Wasserdruck zu groß, bekommt auch Arnold Schwarzenegger seine Ohrtrompete nicht mehr auf.
• Nicht zu fest pressen, dadurch können die Schleimhäute anschwellen und es geht gar nichts mehr. Mancher Taucher hat sich sein Barotrauma schon selbst ins Ohr gedrückt.
• Besser ein bis zwei Kilo mehr Blei mitnehmen, damit man langsam und sicher abtauchen kann und beim Auftauchen nicht zu schnell nach oben korkt.
• NIE Nasentropfen vor dem Tauchgang verwenden!!! Lässt die Wirkung unter Wasser nach, schwellen die Schleimhäute wieder an und es kommt zur Umkehrblockierung (inverses Barotrauma).

Mittelohrbarotrauma

Das Mittelohrbarotrauma stellt die häufigste Lokalisation eines Barotrauma dar. Es gibt wohl kaum einen Taucher, der nicht schon einmal irgendwann in seiner Tauchkarriere ein "Blubbern" im Ohr hatte, ein Schmatzen oder Quietschen beim Druckausgleich hörte oder der sein Ohr durch einen forcierten Druckausgleich für den Rest des Tauchtages "versemmelt" hat.

Der Druckausgleich muss beim Abtauchen zumeist aktiv erfolgen. Die verbreitetesten Techniken sind "Schlucken" oder das "Valsalva-Manöver" (siehe Übersichtstabelle Druckausgleichsmanöver (pdf)). Beim Auftauchen entweicht die sich ausdehnende Luft (Gesetz von Boyle-Mariotte) normalerweise passiv. Ist die Belüftung des Mittelohres durch die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) ungenügend oder wird der Druckausgleich unterlassen, entsteht eine Druckdifferenz zwischen dem Umgebungsdruck und dem Mittelohr.

Beim Abtauchen wölbt sich dadurch das Trommelfell nach innen, beim Auftauchen nach außen. Der Körper versucht den Druckunterschied durch Schleimhautödeme, seröse oder sogar blutige Ergüsse zu kompensieren (siehe Abbildung oben). Gelingt dies nicht, zerreißt unter Umständen das Trommelfell.

Die Symptome bestehen anfänglich in einem Druckgefühl, später kommen Schmerzen hinzu. Ist der Druckunterschied zu groß, reißt das Trommelfell, und Wasser dringt in das Mittelohr ein. Durch Reizung des horizontalen Bogenganges (siehe Innenohr) durch das Wasser entsteht häufig Schwindel, der zu Orientierungsverlust und Panikaufstiegen führen kann. Weitere mögliche Symptome sind Blutung aus dem Ohr, Übelkeit und Erbrechen, ein Tinnitus (Ohrgeräusch) und Zischgeräusch beim Druckausgleich durch die austretende Luft des Trommelfellrisses. Diese Symptome müssen nicht alle gemeinsam vorliegen. Bei vernarbtem Trommelfell durch frühere Mittelohrentzündungen oder Verletzungen, kann ein Riss komplett schmerzlos verlaufen. Man teilt das Mittelohrbarotrauma in verschiedene Stadien ein, je nach Befund bei der Otoskopie.


Mittelohrentzündung - Einteilung nach TEED

• Rötung im Bereich des Hammergriffs
• Einblutungen in das Trommelfell
• seröse oder blutige Flüssigkeit in der Pauke
• Trommelfellriss

Im angloamerikanischen Raum gibt es die Einteilung in verschiedene Grade, die sich bei uns jedoch nicht durchgesetzt haben. Am häufigsten wird die Einteilung nach TEED gebraucht – in Deutschland üblicherweise jedoch nur mit den genannten vier Stadien.


Therapie: Die Tauchpause ist leider obligat! Der Befund sollte von einem Arzt inspiziert werden um das Ausmaß der Schädigung zu beurteilen. Die Tauchpause richtet sich nach Schwere des Befundes und wie lange der Körper braucht um eventuelles Sekret abzutransportieren. Ist das Trommelfell intakt sind eine Tauchpause, abschwellende Nasentropfen, eventuell abschwellende Medikamente (Voltaren, Ibuprofen etc.) ausreichend. Getaucht werden darf erst wieder, wenn alle Schäden abgeheilt sind. Bei Trommelfellriss: siehe Absatz "Erkrankungen des Außenohrs".

Das Innenohr

Das Innenohr ist eine, durch zwei Membranen (rundes und ovales Fenster) vom Mittelohr abgegrenzte, flüssigkeitsgefüllte Struktur und enthält sowohl die Hörschnecke wie auch das Gleichgewichtsorgan mit den drei Bogengängen (siehe auch DiveInside Bericht Seekrankheit - Entstehung, Symptome, Therapie, Vorbeugung). Beide sind überaus empfindlich und müssen unbedingt geschont werden. Die Flüssigkeit (Endolymphe) dient der Ernährung und Funktionserhaltung der Innenohrorgane. Durch sie werden die Schallwellen, die über die Gehörknöchelchen an das ovale Fenster mechanisch transferiert werden, an die Hörzellen (sogenannte Haarzellen) im Inneren der Hörschnecke weitergeleitet. Die Fähigkeit zu hören ist beim Tauchen ein erheblicher Sicherheitsfaktor (z.B. sich nähernde Boote), auch wenn die Ortung des Schalls durch die erhöhte Schallgeschwindigkeit unter Wasser schwierig bis unmöglich ist.

Das Gleichgewichtsorgan besteht aus drei Bogengängen und zwei Verdickungen, die für die räumliche Orientierung im Raum notwendig sind. Der horizontale Bogengang liegt dem äußeren Gehörgang und dem Mittelohr so eng an, dass eine Stimulierung dieses Bogengangs durch kaltes oder heißes Wasser möglich ist. Das spielt beim Tauchen in sehr kalten Gewässern (z.B. beim Eistauchen) eine Rolle, ebenso nach einem Trommelfellriss. Unphysiologische Reizung löst Schwindel aus. Das Gleichgewichtsorgan stellt eine wichtige Sinneswahrnehmung dar, da man unter Wasser darauf angewiesen sein kann (v.a. bei schlechter Sicht), zu spüren, wo oben und unten ist. Das Innenohr kann beim Tauchen sowohl durch den Druck, durch Temperaturunterschiede als auch durch die Stickstoffbelastung in Mitleidenschaft gezogen werden.

Innenohrbarotrauma

Gott sei Dank kommen Schädigungen des Innenohrs durch das Tauchen seltener vor als Mittelohrverletzungen, denn eine Innenohrverletzung kann deutlich schlimmere Folgen haben. Es kann durchaus sein, dass man durch ein Innenohrbarotrauma ertaubt, ein störendes Ohrgeräusch entsteht und bleibende Schwindelanfälle resultieren. Das Innenohrbarotrauma entsteht durch Druckdifferenzen im Mittelohr. Die Gehörknöchelchenkette lenkt sich unphysiologisch nach innen oder außen aus – je nachdem, ob man ab- oder auftaucht. Durch die Verbindung vom Steigbügel zum ovalen Fenster, und damit zum Innenohr, kann es zu Druckerhöhungen in den flüssigkeitsgefüllten Strukturen kommen. Dies ist übrigens auch bei einem zu festen und forcierten Druckausgleich möglich – also: den Druckausgleich nie durch festes oder explosionsartiges Pressen erzwingen!

Folglich liegt beim Innenohrbarotrauma sehr häufig auch eine Mittelohrbeteiligung vor. Das heißt, es können alle Symptome eines Mittelohrbarotraumas vorliegen. Zusätzlich finden sich Hörminderung, ein Ohrgeräusch und Drehschwindel. Der Schwindel kann so stark sein, dass man sich nicht mehr auf den Beinen halten kann und heftig erbrechen muss. Spätestens dann ist vom Tauchen keine Rede mehr und das Hotelzimmer wird zum Krankenlager. Therapie: Zusätzlich zu den Maßnahmen eines Mittelohrbarotraumas sind weitere Maßnahmen sehr wichtig und entscheidend für den Krankheitsverlauf. Diese können nur durch einen Arzt eingeleitet werden. Also keinesfalls abwarten, ob sich das alles wieder von alleine regelt! In Deutschland werden durchblutungsfördernde Infusionen oder Tabletten (z.B. Trental, Dusodril...) verschrieben, zum Teil auch Kortison verabreicht und ein Schwindeltraining eingeleitet.

Innenohrdekompressionserkrankung

Eine Innenohrbeteiligung bei einer Dekompressionserkrankung ist automatisch eine DCS Typ II, das heißt, eine ernste Erkrankung mit Beteiligung des Nervensystems. Prinzipiell liegen hier die gleichen Mechanismen zugrunde. wie bei jedem Dekounfall an anderen Körperstellen und Organen. Wichtig ist jedoch zu erwähnen, dass sich in der Heidelberger Tauchersprechstunde ein Zusammenhang zwischen einem offenen Foramen ovale am Herz ("rechts-links-shunt") und einer Innenohrdeko gezeigt hat. Bei 80 Prozent der Taucher mit Innenohrdekompressionserkrankungen fand sich im bubble-Test solch ein Kurzschluss zwischen der rechten und der linken Herzhälfte! Die Symptome ähneln sehr stark denen des Innenohrbarotraumas, deshalb ist eine genaueste Befragung und die Erhebung von Tauchgangsdaten und Beschwerdehergang wichtig, um eine adäquate Therapie einzuleiten. Zusätzlich zu den typischen Innenohrsymptomen (Hörminderung, Tinnitus, Drehschwindel) können hier noch andere generalisierte Symptome wie Hautrötung und -Juckreiz (sogenannte Taucherflöhe), Gelenkschmerzen (bends), Muskelschmerzen, Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Lähmungen, Bewusstlosigkeit und viele Symptome mehr auftreten.


Therapie: Da gibt es nur eins: so schnell wie möglich in eine Druckkammer. Das ist in Kombination mit normobarer Sauerstoffgabe bis zum Erreichen der Dekokammer die einzige wirksame Therapie. Bereits nach vier Stunden sinken die Erfolgsaussichten nämlich um 50 Prozent! Vor Erteilung einer anschließenden Tauchtauglichkeit darf kein Schwindel mehr vorliegen. Empfehlenswert ist auch der Ausschluss eines Foramen ovale durch einen bubble-Test.

Druckdifferenzschwindel

Häufig beim Tauchen auftretender Schwindel sollte immer mit einem erfahrenen Taucherarzt besprochen und abgeklärt werden, da die Ursachen vielfältig sein können. Beim Druckdifferenzschwindel liegen – wie der Name schon sagt – unterschiedliche Drücke im Mittel- und Innenohr vor, mit seitendifferenter Reizung der Innenohren. Meist entsteht dieses Phänomen beim Auftauchen (90 Prozent) und seltener beim Abtauchen (10 Prozent). Immerhin berichten 30 Prozent der erfahrenen Taucher, so etwas schon einmal erlebt zu haben. Das Gehirn erhält unterschiedliche Signale von links und rechts und reagiert mit Dreh- oder Schwankschwindel, unter Umständen auch mit Übelkeit und Erbrechen. Die Palette der Symptome reicht von sehr unangenehm bis hochgefährlich, da es zu Orientierungsverlust und Panik kommen kann.

Therapie: Eine Therapie ist nicht notwendig, da die Symptome bei nachlassender Reizung von alleine wieder verschwinden, jedoch ist eine Abklärung der Ursache mit genauer Diagnose erforderlich.

In diesem Sinne: Haltet Eure Ohren steif beim Tauchen!