Buddy Watcher trifft Seelöwen

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21.03.2016 08:50
Kategorie: News

Mag ich dich oder mag ich dich nicht?

DiveInside stellte den „Buddy-Watcher“, das neue Unterwasser-Kommunikationsmittel aus der Schmiede dreier Pforzheimer Taucher bereits vor (siehe „Wenn die Mutti zweimal klingelt). Das System, welches beim Tauchgang via Ruf-Funktion einen drahtlosen Kontakt zum Tauchpartner herstellt, wirft bei Tauchern wiederholt die Frage auf, wie verträglich die verwendete Ultraschall Technologie für die Umwelt ist. Der Hersteller hat Taucher.Net nun einige Geräte zum ausgiebigen Test überlassen. Einen ersten Vorabtest führte DiveInside anlässlich einer Reinigungs- und Wartungsaktion der Seelöwenlagune „Conny-Land“ in Lipperswil, CH, durch.

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Der Buddy-Watcher arbeitet  laut Geschäftsführer Michael Feicht mit einer Leistung von unter einem Watt im Bereich von 60.000 bis 70.000 Hertz. „Die meisten Fischarten hören in deutlich niederen Frequenzbereichen und einem weit höheren Schalldruckpegel. Für diese Arten kann eine Störung oder gar Schädigung unseres Erachtens nach ausgeschlossen werden“ so Michael Feicht. Doch wie sieht es bei höher entwickelten Tieren und Fischarten aus? Bei Delfinen, Haien oder bei der Begegnung mit Seelöwen während einer Pazifik-Safari? Hierüber soll eine von Feicht in Auftrag gegebene Studie Auskunft geben. Wir haben schon einmal die Gelegenheit genützt, bei einer der genannten Gattungen „nachzufragen“.

Die Seelöwen im Schweizer Freizeitpark Connyland

Der Freizeitpark bemüht sich, den derzeit insgesamt acht patagonischen Seelöwen möglichst artgerechte Haltungsbedingungen zu bieten, sowie sie durch regelmäßiges, tägliches Training mental zu fordern und zu beschäftigen. Durch die in 2015 aufgegebene Delfinhaltung verfügen die Tiere nun neben ihren bisherigen Becken über eine rund 2.000 m² große und bis zu 6m tiefe Salzwasserlagune, in welcher sie ausgiebig schwimmen können. Die Tierhaltung ist aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS (siehe Informationsteil am Ende) gut. Becken und Lagune zu warten und von Algen und Kotablagerungen zu säubern: hierfür bedarf es der aktiven Mithilfe von Tauchern.

Heute sind über 40 Taucher aus der Schweiz und aus Deutschland eingetroffen um die Lagune auf eventuelle Beschädigungen hin zu überprüfen und sie auf Hochglanz zu bringen. Bei einer Außentemperatur von rund 6° und einer Wassertemperatur von rund 4° C eine „eiskalte“ Angelegenheit, da nur wenige der Taucher über eine schützende Fettschicht wie unsere flinken Freunde verfügen. Mit Besen, Schwämmen und Saugvorrichtungen bewaffnet, machen sie sich nach einem ausführlichem Briefing, das sowohl das Verhalten gegenüber den Tieren als auch die abzuleistenden Arbeiten beinhaltet, tatkräftig ans Werk.

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Wir übernehmen dieses mal das Absaugen der gelösten, respektive freigeschrubbten Ablagerungen und haben insofern zu Beginn etwas Zeit, das Buddy Watcher System auf seine Wirkung auf die Tiere zu testen. Anlegen, einschalten und das Paaren der Geräte ist in Minuten erledigt. Dann der Test: ein Druck auf die Ruftaste des Gerätes löst beim Buddy via Ultraschall ein auch unter dem dickem Trockentauchanzug deutlich wahrzunehmendes Vibrieren nebst Ton aus. Und unsere Seelöwen? Die Reaktion: Null, Nichts, Nada. Kein Zucken, keine erkennbare, auf das Einschalten des Rufes rückführbare Reaktion. Dieser Kurz-Test entspricht natürlich nicht den Anforderungen an eine auf wissenschaftlicher Forschung basierenden Studie, zu gering sind die quantitativen Beobachtungsdaten. Dennoch ist zumindest auszuschließen, dass eine stärkere, eventuell schädliche Reaktion hervorgerufen wird. Die Tiere suchten zwar die Nähe, kamen vorbei, stupsten einen neugierig, jedoch unabhängig von der Betätigung des Ultraschalls. Es waren neugierige Verhaltensweisen, wie wir sie auch bei Interaktionen in freier Natur beim Kelbtauchen im Pazifik erleben durften. Sollten die Tiere durch das Gerät über die ihnen eigene, natürliche Neugierde hinaus angelockt werden – nun, das liegt durchaus im Interesse von Tauchern. Erschrecken oder gar schädigen wollen jedoch weder Taucher noch Hersteller der Geräte, dies scheint nach dieser heutigen Beobachtung jedoch ausgeschlossen.

Rund zwei Stunden dauert die Reinigungsaktion, dann sind sowohl die Flaschen leer, als auch ein Großteil der Taucher entsprechend den vorherrschenden Temperaturen durchgefroren. Heißer Kaffee und Tee schafft Abhilfe. Und es bleibt das Gefühl, das Heim der Seelöwen Oscar, Julienne, Pinky, Katie, Shaggy, Missy, Jana & Luna ein wenig angenehmer gestaltet zu haben. Und viele der an dieser Aktion beteiligten Taucher werden zu der i.d.R. alle zwei Wochen stattfindenden Reinigung wiederkommen.

DiveInside wird die Geräte in den nächsten Wochen weiter testen, Funktions- und Fischartentest sowohl im Roten Meer als auch in unseren deutschen Gewässern bei eingeschränkten Sichtverhältnissen und mit Gruppenruf Funktion und weiter darüber berichten.

Tacheles:
Wer DiveInside Redakteur Hans „Shuttle“ Schach näher kennt, mag verwundert darüber sein, ihn bei Tieren  in Gefangenschaft zu treffen und dort noch bei der „Arbeit“.

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Hans Schach: „Vom Grundsatz her schlagen hier zwei Herzen in meiner Brust. So stehe ich eigentlich Anlagen, die Wildtiere in Gefangenschaft halten, überaus kritisch gegenüber und führte selbst mit Organisationen wie Sharkprojekt bereits Diskussionen, beispielsweise über Sinn und Zweck der Partnerschaft mit dem  Meereszentrum Fehmarn, in dem Haie und Rochen vorgestellt werden. Auf der anderen Seite: Tieren, die hier aufgewachsen und in unserer Obhut sind, ein ordentliches und hygienisches Zuhause zu bieten, dafür kann und muss man sich einsetzen“.

Zur Lage der Seelöwen im Freizeitpark Connyland der STS-Zoobericht (pdf).

Weitere Informationen zum Buddy Watcher:
Free-Linked GmbH
Web: www.buddy-watcher.de
Mail: service@buddy-watcher.de