Brothers & Daedalus: Tauchsafaris in Ägypten

Teile:
22.12.2019 15:45
Kategorie: Diverses

Wie ist die aktuelle Lage?

In den letzten Wochen sind viele Fragen aufgetaucht:
Sind die Brothers wieder geöffnet? Oder darf dort noch immer nicht getaucht werden?
Wie steht es um Daedalus?
Wie gehen die Veranstalter mit den Gegebenheiten um?

Interview und Bericht von Christoph ‚Schaffel’ Schaffelhuber

Die genannten Fragen sind Grund genug für mich, der Sache auf den Grund zu gehen und selbst vor Ort zu recherchieren. Um alles live aus erster Hand erleben zu können, schiffe ich mich auf der Omneia Spirit zur klassischen BDE Tour ein. Eine Tour die uns also zu den Brothers, Daedalus und Elphinstone führen wird.

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Während und am Ende der Tour nimmt sich die Eignerin und Tourdirektorin Moni Hofbauer viel Zeit, um mit mir über das Eingangsthema zu sprechen, schließlich ist es auch für die Veranstalter ein Ziel, die Gäste schon im Vorfeld möglichst gut zu informieren.

Herausgekommen ist ein Interview, in dem alle aktuellen Themen angepackt werden und nicht nur die Sonnenseite betrachtet wird.

Schaffel: Hallo Moni, schön, dass Du Dir Zeit nimmst, um unseren Lesern ein paar Infos zur gegenwärtigen Situation auf den Brothers zu geben.

Moni: Gerne, auch uns als Safariboot-Betreiber ist ja daran gelegen, die Taucher darüber aufzuklären, was sie hier bei den üblichen Touren so erwartet.

Schaffel: Es ist das erste Mal, dass wir gemeinsam auf einem Boot sind, dabei bist Du schon recht lange dabei, quasi das letzte Überbleibsel aus den goldenen Zeiten von Rudi Kneipp.

Moni: Das stimmt, ich komme mir manchmal wie die Uroma aller Diveguides vor, es ist kaum zu glauben, wie viele Jahre vergangen sind – aber es macht halt einfach immer noch Spaß!

Schaffel: Der Hauptgrund, dass wir heute hier zusammensitzen, ist die im vergangenen Herbst erfolgte Sperrung der Brother Islands durch die ägyptische Regierung. Zunächst sollte diese Sperrung nur bis Ende Dezember gelten, letztendlich hat es aber dann doch bis März gedauert, bis die Brothers wieder betaucht werden durften.
Auslöser für diese Sperrung waren laut übereinstimmenden Medienberichten zwei Unfälle mit einem oder mehreren Weißspitzen-Hochseehaien (Longimanus).
Kannst Du das so bestätigen? Was ist genau vorgefallen?

Moni: Ja, das kann ich so bestätigen. Das Verhalten den Longimani hatte sich in dieser Zeit spürbar verändert, ohne dass man einen nachvollziehbaren Grund dafür feststellen konnte. Es kam zu mehreren brenzligen Situationen, die beiden beschriebenen Unfälle waren nur die Spitze des Eisbergs. Genau genommen waren es immer wieder dieselben zwei eher halbwüchsigen Haie, die den Tauchern immer wieder auf den Leib rückten und sich einfach nicht natürlich verhielten. Es kam in dieser Zeit zu mehreren Bissen in Flossen oder den Tank, die Situation war tatsächlich etwas außer Kontrolle geraten.
Die Sperrung war aus meiner Sicht die richtige Reaktion und keinesfalls eine Kurzschluss-Entscheidung, wie es in einigen Medien vorschnell dargestellt wurde.

Schaffel: Hast Du eine Vorstellung, was in der Zeit, in der die Brothers gesperrt waren, vor Ort unternommen wurde? Glaubst Du dass Haie herausgefischt wurden?

Moni: Man weiß es nicht genau. Eigentlich hätten meiner Meinung nach die beiden Haie mit den auffälligen Verhaltensmustern herausgeholt werden sollen, ob das aber geschehen ist, weiß ich nicht, dazu gibt es keine offiziellen Informationen. Direkt nach der Öffnung der Brothers wurden meines Wissens keine Longimani mehr gesehen, zumindest wir haben erst mal keine gesehen. Das kann aber ganz natürliche Gründe wie das warme Wasser, saisonbedingte Gründe oder das Fehlen der Boote über längere Zeit als Grund haben. In den letzten Wochen habe ich wieder etliche junge Longimani an den Brothers gesehen, deren Verhalten war immer normal und entspannt.
Eine Biologin ist wohl zu dem Schluss gekommen, dass die Boote durch Lärm und Bewegung die Haie verunsichert hätten, was letztendlich zu der aktuell gültigen Entscheidung geführt hat, keine Übernachtungen der Safariboote an den Brothers zu erlauben.

Schaffel: Keine Übernachtungen mehr? Das entlastet die Brothers, klar, aber schiebt man das Problem damit nicht einfach weiter nach Daedalus?

Moni: Ja, das kann man schon so sehen, schließlich unterscheiden sich die beiden Riffe nicht so sehr, beide haben eine exponierte Lage und sind für Großfisch-Begegnungen bekannt. Allerdings sind zur Zeit deutlich weniger Schiffe in den Marineparks unterwegs, so dass sich die Situation auch an Daedalus entspannt hat. Und nicht jedes Schiff bleibt deshalb automatisch länger an Daedalus, wir zum Beispiel in der Regel nicht. Unsere Safari war allerdings  in der Nebensaison, im Oktober und November waren sehr viele Schiffe am Daedalus Riff.

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Schaffel: Wie habt Ihr das mit den Übernachtungen gelöst, wie wird unsere Tour verlaufen?

Moni: Wir bleiben einen Tag an den Brothers, absolvieren dort drei Tauchgänge und fahren dann weiter nach Daedalus. Klar, weniger Tauchgänge an den Brothers sind schade, dafür werden nur wenige Boote dort liegen. An Daedalus bleiben wir zwei Tage, dann geht es wieder zurück, den ausgefallenen Tag werden wir an Abu Kafan und dem Panorama-Riff verbringen, das sind auch sehr schöne Tauchplätze, die von Safaribooten eher selten angefahren werden.

Schaffel: Jetzt zum Ende der Tour kann ich bestätigen dass der Tag weniger an den Brothers nicht wie befürchtet ins Gewicht gefallen ist. Wir hatten eine sehr schöne und abwechslungsreiche Tour, wenn auch insgesamt mit wenigen Großfisch-Sichtungen, was aber sicher auch am recht warmen Wasser lag.

Moni: Das habe ich jetzt schon recht oft so gehört, trotzdem ist es immer wieder schade, die Brothers zu verlassen. Wir haben auf dieser Tour nicht so viel Glück mit Großfisch gehabt, das hätte aber auch ganz anders laufen können, dann wärst Du bestimmt noch gerne geblieben (lacht).

Schaffel: Was mir vor allem aufgefallen ist, sind die Begegnungen mit den Longimani, die ich in der Form nicht gewohnt bin. Meine Gruppe hatte eine sehr intensive Begegnung mit einem halbwüchsigen Longimanus, der einem Taucher sehr nahe, aus meiner Sicht zu nahe, gekommen ist.

Moni: Ja, über diesen Vorfall haben wir beim Abendessen diskutiert. Zunächst mal muss man sagen, dass der betroffene Taucher nicht alles richtig gemacht hat, da er doch ein Stück von der Gruppe entfernt war, wir weisen bei jedem Briefing darauf hin, dass man beisammen bleiben sollte.

Schaffel: Ja, das sehe ich auch so, wir haben das in der Gruppe auch besprochen. Wir sind uns zusätzlich auch einig, dass Shorty und gelbe Flossen bei Tauchgängen, auf denen man Großfischbegegnungen erwarten kann, nicht unbedingt die ideale Wahl sind.

Moni: Es ist ja letztendlich auch nichts passiert, der Hai war einfach neugierig und hat sich das für ihn interessanteste (Anmerkung Schaffel: Das ‚Objekt’ mit den gelben Flossen und der vielen nackten Haut, das ein Stück abseits geschwommen ist) einfach mal aus der Nähe angeschaut.

Schaffel: Es war halt schon sehr nah, als der Taucher dann rückwärts weggeschwommen ist, hat das den Hai wohl nur noch mehr interessiert. Am Ende hat er ihm dann die Flossen draufgehauen, dann war der Spuk schnell vorbei.
Wie hättest Du empfohlen zu reagieren?

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Moni: Naja, der Longimanus ist in der Hinsicht ziemlich speziell. Er ist wohl nicht die hellste Kerze auf der Torte und muss offensichtlich recht nah ran, wenn er aufnehmen möchte, um was es sich bei dem seltsamen Wesen im Wasser handelt.
Am besten ist man bleibt einfach ruhig und macht keine hektischen Bewegungen mit Armen oder Beinen, notfalls kann man ihn ganz einfach mit der Hand zur Seite schieben, dann wird er wieder wegschwimmen.

Schaffel: Das ist jetzt leicht gesagt, aber doch nicht so einfach, der mit Großfisch-Begegnungen wenig vertraute Taucher wird in diesem Moment sicher nicht so ganz klar denken können….

Moni: Ja, da ist schon klar, man sollte den Hai aber vor allem immer im Auge behalten, ihm nicht den Rücken zukehren und kein Beuteverhalten zeigen, also den Fluchtinstinkt unterdrücken.

Schaffel: Wir hatten an Elphinstone mehrere Begegnungen mit Longimani, dort haben sie sich verhalten wie man das seit Jahren gewöhnt sind, der Unterschied zu Daedalus fällt da sofort auf, kannst Du Dir das erklären?

Moni: Nein, nicht wirklich, man sollte aber nicht vergessen, dass Haie Individuen sind, man kann ihr Verhalten nicht über einen Kamm scheren.

Schaffel: Wie siehst du die Entwicklung bezüglich der Brothers und auch Daedalus? Glaubst Du dass sich die Situation wieder entspannen wird.

Moni: Nach dem jetzt bekannten Stand wird es so bleiben, dass an den Brothers nicht übernachtet werden darf, für Daedalus ist bisher keine Sperrung oder ähnliches bekannt.

Schaffel: Kurz nach meiner Rückkehr habe ich gehört, dass Ende Oktober, Anfang November einige Safariboote wieder an den Brothers übernachtet haben. Den Gästen wurde mitgeteilt, dass man eine Lizenz zum Übernachten erworben hatte.

Auf unsere Nachfrage bei der CDWS kam die Info:
Liveaboards are NOT permitted for overnight in the brothers. Any boat doing that is violating the decree issued by the governor of Red Sea governorate and will be prosecuted if caught. CDWS encourages divers to report violations by emailing the evidence at office@cdws.travel.

Moni: Zu dem Fall mit der Übernachtung kann ich nichts sagen, wir halten uns nach wie vor an das Verbot, mehr können wir nicht tun. Von Ausnahmeregelungen ist mir auch nichts bekannt.

Schaffel: Vielen Dank Moni, für die viele Zeit, die Du Dir genommen hast. Mir hat die Zeit auf deinem Boot super gefallen, wir sehen uns bestimmt bald mal wieder.

Moni: Gerne! Wir werden im nächsten Jahr in der Frühjahrssaison in den Sudan verlegen, das wäre bestimmt etwas für Dich.

Schaffel: Gerne, wenn es sich ausgeht. Noch eine letzte Frage: Wie bist Du eigentlich auf den Namen Spirit gekommen?

Moni: Das ist eine lustige Geschichte, wir haben uns recht lange über den Namen Gedanken gemacht, dann hat ein Gast nach seiner Tour vom „Moni-Spirit“ geschwärmt, so sind wir dann auf den Namen „Spirit of Omneia“ gekommen.

Schaffel: Den Spirit kann ich auch bestätigen, man fühlt noch ein Stück Rudi Kneipp, also die Freiheit des Tauchers, aber auch tolle Organisation, einen reibungslosen Ablauf, gutes Essen und eine extrem freundliche Crew!