Kategorie: Reise
Blackwater Exkursion in den Fjorden Norwegens
Das Blackwater Tauchen ist in den vergangenen Jahren von einer gelegentlichen (und letztlich einfach unter dem Oberbegriff „Nachttauchen“ geführten) Beschäftigung für Macrofreaks, zu einer aufsehenerregenden und spannenden Nischensparte im Tauchsport avanciert. Eben besonders den Unterwasserfotos talentierter Makrofotografen ist es zu verdanken, dass wir staunend realisieren was in den oberen Wasserschichten der nächtlichen Ozeane so alles an winzigen Aliens unterwegs ist.
Bericht von Angelika Heinrichs
Und auch wenn hier die Kleinen und Kleinsten in ihren oft wahrlich bizarren Erscheinungen die wahren Stars sind - die allnächtliche Migration des Planktons aus der Tiefe an die Oberfläche ist gleichzeitig die, mit Abstand, größte Bewegung von Biomasse auf unserem Planeten überhaupt.
In den warmen Gefilden haben sich einige Tauchcenter bereits sehr professionell auf das Blackwater Diving eingestellt und so mancher ambitionierte Unterwasserfotograf wird bei seiner Reise in die sonnigen Tropen hauptsächlich am „nightlife“ interessiert sein und die Tage verschlafen. Doch die produktivsten Ozeane sind letztlich die arktischen und subarktischen Meere.
Wie sieht es eigentlich hier aus? Dem wollten der in Norwegen ansässige Tauch- und Expeditionsveranstalter Sven Gust und der Meeresbiologe, Fernsehmoderator und nicht zuletzt auch bekannte Unterwasserfotograf Uli Kunz einmal während der norwegischen Polarnacht genauer untersuchen.
Kreaturen denen man lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte
Im Oktober und November 2020 führen sie eine Reihe unterschiedlichster Blackwater Tauchgänge durch, teils über beinahe 600 Meter tiefem Wasser in den Fjorden und vor der Küste, in anderen Nächten wieder in seichten und geschützten Buchten und Fjordausläufern mit hohem Süßwasseranteil. Dabei entstanden einige wirklich spektakuläre Aufnahmen von Kreaturen denen man lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte, bzw. man froh sein darf das sie zumeist nur wenige Millimeter oder maximal Zentimeter groß sind.
Die Tauchgänge öffneten auch für die beiden ein Tor in eine ganz neue Welt – gerade für langjährige und aktive Taucher ist es nicht alltäglich plötzlich ein komplettes, verborgenes Universum im eigenen Hausrevier neu zu entdecken.
Doch die beiden Taucher fanden auch heraus, dass sich die nächtliche Wanderung des Planktons im Norden offensichtlich erheblich von der im Süden unterscheidet. Ein wichtiger Grund könnte darin liegen, dass es im arktischen Sommer nie dunkel wird, während es die Sonne im Winter nicht oder kaum über den Horizont schafft.
Das Leben hat sich an diesen Rhythmus angepasst und so lassen sich viele der Larven, Ruderfußkrebse, kleinen Schirm- und Rippenquallen, Garnelen, Schnecken, Tintenfische und winzigen Fische bereits bei Dämmerung beobachten.
Uli und Sven stehen mit Forschern in Kontakt, die sich schon längere Zeit mit dem Thema beschäftigen und versuchen aktuell den möglichen Einfluss von Gezeiten, Strömungen und Mondphasen zu ergründen.
Die Fotos, die Uli von den bisherigen Tauchgängen mitgebracht hat, sind faszinierend und vermitteln Einblick in ein Universum voller Aliens. Und sie machen Lust darauf mehr zu entdecken! Uli und Sven planen deshalb auch weitere Projekte dieser Art in Norwegen und später möglicherweise in den hocharktischen Regionen wie Grönland oder Spitzbergen.
Wer Interesse hat eine der wenigen bisher geplanten „Arctic Blackwater“ Projekte im Oktober in Mittelnorwegen zu begleiten kann gerne Kontakt aufnehmen und mehr Informationen darüber bei www.northern-explorers.com bekommen.