Australien: Great Barrier Reef massiv geschädigt

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18.05.2022 14:42
Kategorie: News

Mehr als 90 Prozent der Korallen in größter Gefahr

Das Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens ist die größte zusammenhängende Ansammlung von über 2.900 einzelnen Korallenriffen der Erde. Das UNESCO Weltnaturerbe ist knapp 2300 Kilometer lang und hat eine Fläche, die in etwa so groß wie Deutschland ist. Das größte Korallenriff der Welt ist auch ein Touristenmagnet. Jährlich wollen knapp zwei Millionen Besucher die faszinierende Unterwasserwelt des Great Barrier Reef entdecken.

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Hohe Temperaturen trotz „La Nina“

Die andauernde Hitzewelle in Australien hat einem Regierungsbericht zufolge mehr als 90 Prozent der Korallen des Great Barrier Reef geschädigt. „Der Klimawandel schreitet voran, und das Riff bekommt die Folgen bereits zu spüren“, hieß es in dem Bericht von letzter Woche. Von den 719 untersuchten Riffen wiesen dem Bericht zufolge 654 – oder 91 Prozent – einen gewissen Grad an Korallenbleiche auf.

Die Hitzewelle hält schon seit Dezember an. Es ist das erste Mal seit den Temperaturmessungen, dass das Riff während einer „La Nina“-Wetterperiode, in der normalerweise tiefere Temperaturen zu erwarten sind, von einer Bleiche betroffen war.

Das weltweite Klimaphänomen, Gegenstück zu El Niño, hat im vergangenen Herbst begonnen und dauert aktuell noch an. „Normalerweise bringt La Niña Regen und kühlere Temperaturen zum Great Barrier Reef, und damit eine dringend benötigte Entlastung von heißen Sommerbedingungen“, erläutert Kathy Townsend, Meeresbiologin von der University of the Sunshine Coast im Bundesstaat Queensland. Während Queensland und New South Wales tatsächlich viel Regen bekamen, blieben die kühleren Bedingungen jedoch aus; ein Todesstoß für viele Korallenkolonien die dringend auf eine Temperaturverminderung angewiesen wären.

Obwohl gebleichte Korallen noch am Leben sind und sich mäßig betroffene Riffabschnitte möglicherweise erholen, weisen „stark gebleichte Korallen eine höhere Sterblichkeitsrate auf“, hieß es in dem Bericht. Die Korallenbleiche ist ein Phänomen, das auftritt, wenn die Korallen gestresst sind und die in ihnen lebenden bunten Algen abstoßen.

Schlechte Aussichten für das Weltnaturerbe

Die Korallenbleiche vor der Ostküste Australiens hatte im vergangenen Jahr zum wiederholten Male weltweit Schlagzeilen gemacht. Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet: Bei zu hohen Wassertemperaturen stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen leben. Ohne diese Zooxanthellen können sie auf Dauer nicht überleben und sterben ab, wenn sich die Algen nicht binnen einiger Wochen oder Monate wieder ansiedeln.

Seit 1995 hat das Great Barrier Reef in Australien mehr als die Hälfte seiner Korallen final verloren. Der Grund dafür sind die Klimakrise und die damit verbundene Erwärmung der Ozeane. Anfang letzten Jahres resümierten Korallenforscher bereits „Es ist fünf vor zwölf aus Sicht der Forschung“.

Als einer der Gründe für den fortschreitenden Prozess wird vermutet, dass die Wassertemperaturen um bis zu vier Grad höher waren als sonst. Korallen sind Nesseltiere, die mit Algen in einer Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen leben. „Es ist das erste Mal, dass wir am Great Barrier Reef eine Bleiche über einen Zeitraum von zwei Jahren haben“, sagte der Direktor des 345.000 Quadratkilometer großen Meeresparks, David Wachenfeld, zuletzt.

Die zuständige australische Behörde des Great Barrier Reef Marine Parks hat die langfristigen Aussichten für das Riff bereits 2019 von „schlecht“ auf „sehr schlecht“ herabgestuft. Die Situation hat sich seitdem stark verschlechtert.