Andreas Falkenroth. Interview mit dem erfolgreichen Apnoe Ausbilder

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14.05.2013 09:03
Kategorie: Diverses


Andreas Falkenroth ist Geräte- und Apnoe-Tauchlehrer am Bodensee. Er hat in den vergangenen 12 Jahren die deutsche Szene des Apnoetauchens maßgeblich beeinflusst und wurde ziemlich bald der erfolgreichste Ausbilder für Apnoe-Tauchlehrer im deutschsprachigen Raum. Andreas genießt inzwischen den Ruf eines Vertreters des "sauberen" Sports in der Szene der Freitaucher.

Bericht und Interview von Nik Linder

Andreas tauchte bei 20 internationalen Wettkämpfen (darunter einen angekündigten DR), für die er 20mal "Weiß" (gültig) sah, und begann vor 10 Jahren als erster mit der Ausbildung nach AIDA Int. in Deutschland. Auch war Andreas der erste geprüfte Yogalehrer unter den Freitauchern in Deutschland, was sich nicht nur einzelne Athleten zu Nutze machten, sondern auch ganze Verbände, wie der VDST.

Sein Engagement und seine Erfahrung führten ihn vorübergehend in die "Education Commission" des Welt-Dachverbandes AIDA Int., wo er hauptsächlich für die Instructor-Trainer Auswahl verantwortlich war. Zuletzt war er Coach der Deutschen Nationalmannschaft im Freitauchen und führte die deutschen Damen bei der WM in Nizza unter die Top Ten der Welt.

Er kannte sie fast alle, die Großen, die Pioniere in der Zeit des Aufbruches in der Welt der Apnoewettkämpfer des 21.Jhdts. Seine Schüler von damals sind heutige Topathleten, Top-Coaches und herausragende Ausbilder.

Was war sein Erfolgsrezept als Ausbilder und Athlet? Dies und mehr erfahren wir jetzt, im exklusiven Interview, das unser Apnoespezialist Nik Linder mit dem Ex-Rekordtaucher geführt hat:

Taucher.Net (TN): Wie bist du damals zum Freitauchen gekommen und wann war das?
Andreas Falkenroth(AF): Ich befand mich im Jahr 2000 in der Ausbildung zum PADI Divemaster, als ich in einschlägigen Zeitschriften Berichte über deutsche Freitaucher fand. Es ging um Rekorde, Lungenvolumina, Disziplinen und darum, dass jeder fünf Minuten die Luftanhalten könne, und es wurden bereits erste Seminare über den VDST ausgeschrieben. All diese Infos, zusammen mit entsprechenden Unterwasseraufnahmen, hatten in mir eine starke emotionale Reaktion ausgelöst und ich wollte das Luftanhalten sofort erlernen und belegte den nächsten Apnoe-Spezial Kurs 1. Dabei lernte ich den damaligen Weltrekordtaucher Benjamin Franz kennen. Da war es endgültig um mich geschehen.

(TN): Wer bestimmte damals die Szene (... die Sportler)?
(AF): Es waren deutsche Pioniere aus VDST Kreisen, die auch AIDA Deutschland gegründet hatten, zu viele um sie hier alle aufzuzählen?! Ich versuche es: Bei den Herren waren es Benjamin Franz, Curt Teichgräber, Sebastian Schulz, Hubert Meier, Jörg Eyber, Tom Sietas, Dominik Ventzke, Jens Berger, Sven Penzuk, Karsten Schneider, Arthur Hörner, Christoph Leschinski, Oli Haug, Ulli Wulf, .uvm.
Bei den Damen waren es natürlich Ute Gessmann, Kerstin Matthes, Katja Kedenburg, Sonja Mau, Maike Münster, Sharanne Wheeler, Maren Isigkeit, Stephanie Ortlepp. uvm.

(TN): Was war Deine eindrücklichste Erfahrung beim Freitauchen?
(AF): Es gab vier tolle Ereignisse: Im Urlaub in Ägypten tauchte ich in Apnoe über 2 Stunden mit einer großen Delfinschule auf Hautkontakt, den die Delfine selbst gesucht hatten. Da bekomme ich jetzt noch Gänsehaut. Dann bin ich immer noch der einzige Mensch, der das Bodenseewrack "Jura" in Apnoe betaucht hat. Es waren vier Abstiege hintereinander auf ca. 40 Meter und ich konnte sogar etwas sehen. In dieser Dunkelheit fühlte sich das schon abenteuerlich an. Bei der Weltmeisterschaft auf Ibiza schmuggelte ich mich, als erst leicht fortgeschrittener Apnoetaucher, eine Woche lang täglich in den Club Med, um mit möglichst vielen "Großen" der internationalen Szene zusammen zu kommen. Und sie waren da, alles was Rang und Namen hatte. Ich durfte teilweise sogar mit ihnen trainieren.
2007 schloss ich mich dem "Radundo Nazionale Subacqueo" an, um an der "Stage D´Immersione in Alta Quota" teilzunehmen. Ich war der zweite Mensch, der im nicht kartierten, 2600m hohen "Laghetto Paradiso" in Apnoe getaucht ist. Vor mir war es nur Enzo Maiorca.

(TN): Du stehst für einen sauberen Sport in dem man lieber einen Meter weniger taucht und dafür ohne Blackout oder "loss of motor control" auftaucht… Was ist der Hintergrund, warum?
(AF): Nun, ich bin durch meine Zeit als Turniertänzer wettkampfgeprägt. D.h. ich strenge mich an um weiter zu kommen, und nicht, um mich nachher beatmen lassen zu müssen.
Zu Wettkämpfen gehört nach meiner Auffassung eben auch das Taktieren, um sich Chancen auf gute Plätze auszurechnen. Ich wollte nie einen Haufen Geld für Anreisen und Startgebühren ausgeben, um mich eventuell abzuschießen und bei der Urkundenverleihung leer auszugehen. Top Ten, Urkunde, und den Erfolg feiern. Das wollte ich. Und dann ist da eben noch meine Selbstachtung. Was ist das denn für eine Lebenseinstellung, wenn ich bei jedem Wettkampf und jedem Training einen Blackout in Kauf nehme?

(TN): Die andere Ansicht ist, dass ein Sportler auch an seine Grenze gehen muss um das möglichst Optimale rauszuholen – ähnlich wie ein Formel 1 Auto welches manchmal im roten Bereich fährt und man einen Ausfall in Kauf nimmt...?
(AF): Oh, natürlich habe ich im Training auch die Grenzen ausgereizt. Ich hatte insgesamt 5 LMC´s (loss of motor control). Ich weiß also schon wovon ich spreche, und ich habe mich auch gequält. Dennoch hatte ich eben die Fähigkeit solche Zustände in Wettkämpfen zu vermeiden, und erreichte trotzdem auch in Wettkämpfen Personal Best´s. Mehr wollte ich nicht.

(TN): Wohin hat dich das Freitauchen geführt?
(AF): Meine Ausbildung zum Instruktor bzw. professionellen Freitaucher absolvierte ich auf Sardinien und in Kroatien. Als Ausbilder war ich, außer in Deutschland, in Ägypten, Türkei, Montenegro, Österreich, Schweiz und Thailand. Zum Training und für das private Freitauchvergnügen führte es mich in eben genannte Länder, ebenso, wie an die Ostsee und nach Indonesien. Die Seen, die ich betaucht habe, kann ich gar nicht mehr zählen.

(TN): Wohin hat dich das Freitauchen in Bezug auf die Selbstentwicklung geführt?
(AF): Als ich anfing, war ich auf der Suche nach mir selbst. Nur war mir das zu dieser Zeit nicht bewusst. Meine ganze Energie habe ich in die Taucherei - auch Gerätetauchen - gesteckt. Durch das Freitauchen habe ich völlig neue Erfahrungen auf psychischer und körperlicher Ebene machen dürfen. Aber ich habe auch vieles in meinem Leben durch das extreme Tauchen vernachlässigt. Es ging so manches in die Brüche und entwickelte sich sogar zu einer handfesten Krise. Doch langfristig entstand eine neue Sichtweise auf das Leben, nicht zuletzt durch Fortbildungen im medizinisch-psychologischen Bereich. Das Tauchen war also eine bedeutsame Stufe in meiner Entwicklung. Wollte ich auf dieser Stufe bleiben, würde ich mich nicht weiter entwickeln. Die Erfahrungen durch das Tauchen sind jetzt ein Teil meiner Persönlichkeit und darauf kann ich aufbauen.

(TN): Wie viele Tauchlehrer hast du ausgebildet?
(AF): Aktuell sind es 46, von denen aber längst nicht alle ihren aktiven Status behalten haben. Die 50. Zertifizierung in diesem Jahr wäre sehr schön, und es sieht gut dafür aus.

(TN): Du warst nie als aktiver Athlet auf einer WM – bedauerst du das?
(AF): Ja, das hatte ich tatsächlich eine Zeit lang bedauert. Ich konnte mich zu der Zeit der damaligen WM´s nicht qualifizieren. Ich war erst bei 45M in CWT, und die anderen tauchten bereits knapp 70m.

(TN): Als Teamcoach hattest du aber die Möglichkeit eine WM als Chef durchzuführen, ein Team zu formen und zu betreuen. Was war die Herausforderung, was war das Schöne daran und war es nicht schwer einen gemischten Hühnerhaufen und den bei Freitauchern, gesund gelebten und zelebrierten Egoismus der Athleten in ein Team zu bringen?
(AF): Als Teamcoach wurde ich voll und ganz entschädigt, dafür, dass ich nie aktiv auf einer WM war. Die Teammitglieder waren fast ausnahmslos super zu harmonisieren. Grundsätzlich aber ist es schwer Athleten dazu zu bringen, von ihren ehrgeizigen Zielen herunter zu kommen. Haben Athleten einen gesunden Egoismus, dann achten sie ihre Gesundheit und ihren Coach. Sind sie Rekordjäger, dann müssen sie fast Egomanen sein, und das ist oft ungesund, und die sind auch schwer zu integrieren. Mir ist es bei den Damen gelungen, die Tiefenangaben und Zeiten offen zu besprechen und jede sollte über die jeweiligen Angaben der anderen ein Gefühl äußern. Das war der Punkt, als das Team ein homogener Körper wurde. Und alle haben in CWT "Weiß" gesehen.

(TN): Die Deutschen Mädels haben sehr gut abgeschnitten und wurden siebte. Denkst du das liegt auch an dem seit 2010 bestehenden Nationalkaderkonzept, welches in die Förderung von neuen Athleten setzt und nicht nur auf bestehende Stars eingeht?
(AF): Unbedingt! Denn jetzt gibt es zum ersten Mal eine Struktur. Wenn einzelne Athleten bestimmen können wer mit wem wohin fliegt, dann ist der Verband als solcher kein Organ und es herrscht Willkür oder Anarchie.
Jetzt können sich alle Apnoetaucher an eine Regel halten, und es gibt, wie im Fußball, ein Kader, für den sich jeder Apnoetaucher mit ernsthaften Absichten bewerben kann. Und sie sollen jetzt auch eine Förderung in Form von Training und Coaching bekommen (hoffentlich auch mal Geld). Trainer und Coach müssen allerdings eine ordentliche Portion Erfahrung mitbringen, damit auch die alten Hasen noch Vertrauen zu ihnen bekommen können. Leider haben wir noch Athleten, die sich um keinen Preis etwas sagen lassen wollen.

(TN): Was war für dich eine besonders wichtige Botschaft für die künftigen Tauchlehrer?
(AF): Die Vermittlung von Selbstkompetenz, Menschenkenntnis, Erfahrung und Mitgefühl. Skills und Standards sind mechanistische Pflichterfüllung und stehen nicht im Vordergrund, auch wenn sie wichtig sind. Im Vordergrund steht der Umgang mit Menschen und die Art der Vermittlung der Lehrinhalte. Wenn Instruktorkandidaten im Bodensee zum ersten Mal Angst bekommen, weil es in 15m Tiefe plötzlich schwarz ist, dann komme ich an ihr Inneres und kann endlich arbeiten. Hier zeigt sich, wer ein einfühlsamer Instruktor ist - und wird. Ich weiß, dass es in der Tauchbranche so etwas einfach nicht gibt, aber ich habe keine Scheu zu sagen, dass ich mit Liebe arbeite und die Seele der Schüler berühren möchte.

(TN): Dir war auch Yoga immer sehr wichtig, warum?
(AF): Yoga bietet mir enorm viele Möglichkeiten mich seelisch und körperlich zu optimieren, nicht nur durch die Atemtechniken in Pranayama. Yoga richtig verstanden und geübt, kann dazu führen das Freitauchen als ganzheitliches Erlebnis wahrzunehmen. Für mich nehme hier den Ausdruck "spirituell" in Anspruch. Freitauchen ohne Wettkampf und Rekordjagd wurde für mich sogar zu einer Art Yoga. Richtige Yogapraxis ist reine Psychosomatik.

(TN): Wie betrachtest du die deutsche Szene damals und heute?
(AF): Damals war die Szene wirklich klein. AIDA war nichts anderes als die ausgelagerte Wettkampfabteilung des VDST. Das führte dazu, dass AIDA keine Eigenständigkeit hatte, und sich so nicht wirklich öffentlich positionieren konnte. Ganz deutlich konnte man das spüren, als sich die Gründungsmitglieder langsam verabschiedeten. Auch, als ich mit der AIDA-Ausbildung begann, war es sehr schwer, da AIDA International ebenso mit seinen Standards in den Kinderschuhen steckte, während der VDST durch fähige Köpfe und eine straffe Organisation ein fix und fertiges Ausbildungsprogramm hatte. Einen ersten Sprung gab es, als eine völlige Neuordnung bei AIDA International den Ausbildungsrichtlinien ein völlig neues Gesicht gab. Die AIDA Ausbildung in Deutschland gewann an Gewicht, aber noch mit zu wenig Akzeptanz, da viele dem Braten noch nicht trauten. Durch die Beharrlichkeit von AIDA International, ihre Wettkampfaktivitäten und AIDA Nationalgründungen weltweit auszubauen, profitierten die ersten AIDA Instruktoren in Deutschland und auch der Verband AIDA Deutschland. Ein großes Problem war, dass durch die E.V.- Stellung des VDST die Ausbildung nichts kosten durfte. Somit wurden wir kommerziell arbeitenden AIDA Instruktoren immer etwas schief beäugt. Nachdem aber weltweit die Freitauchszene aus dem Dornröschenschlaf aufgewacht ist, und jetzt millionenschwere Verbände den Markt stürmen, ist das Thema endgültig erledigt. Die Freitauchszene ist inzwischen ein umkämpfter Markt. Für den Einzelnen wird die Frage sein, welche Bedeutung das Freitauchen für ihn hat. Die Antwort führt dann zu der Entscheidung, wo er seine Ausbildung genießen will. Dabei steht aus, ob die Verbände die Individualität der Instruktoren zu verwässern drohen. Wenn jemand zur Apnea Academy geht, ist klar, er geht zu Umberto. Geht jemand zu SSI......?! .Jedenfalls ist es sehr spannend geworden. Wir stehen am Anfang einer völlig neuen Apnoewelt.

(TN): Tatsächlich bilden mittlerweile auch Instruktoren mit Alleinstellungsmerkmal für z.B. SSI aus, wie Linda Paganelli oder William Winram und Standards gibt es sowohl bei Apnea Acadamy als auch bei AIDA. Siehst du Fluch oder Segen im Eintreten von z.B. SSI auf den Freitauchmarkt ?
(AF): Grundsätzlich sehe ich in allem etwas Gutes: Instruktoren, die erfolgreich werden wollen, müssen sich heute ein Alleinstellungsmerkmal härter erarbeiten als es die wenigen bisher mussten. Die berühmte Trennung der Spreu vom Weizen kommt hier zu Geltung. Eben weil es mittlerweile überall gute Standards gibt, ist die Persönlichkeit eines Instruktors um so wichtiger. Die Frage ist, kommen so viele Williams und Lindas nach, wie die etablierten Verbände jetzt Instruktoren ausbilden? Das wird sich wohl im Laufe der Zeit etwas glätten, oder das Niveau beginnt insgesamt großflächig zu steigen. Was die Verbreitung des Apnoesports angeht, ist der Eintritt von SSI weltweit ein Segen, und er zwingt die alten Verbände aus der immer wieder mal drohenden Stagnation. Auch ist es ein hervorragendes Geschäftsmodell, von unternehmerischer Seite aus bemerkt.

(TN): Letztlich findet momentan eine bessere Vernetzung statt – wie sie z.B. auch Ziel deines Apnea Colleges war – also einen Instruktor in der Nähe zu finden. Du bist auch nicht zuerst zu Umberto Pelizzari gegangen, sondern in den nächsten VDST Verein?
(AF): Das ist richtig. Ich wusste da ja noch nicht, dass man zu Umberto gehen konnte. Wir müssen hier klar sehen, dass der VDST sich um die Verbreitung und Ausbildung verdient gemacht hat. Aber die Nebenwirkung war eben auch die Bindung an die Tauchclubs. "Apnea College" sollte die Aufmerksamkeit auf die AIDA Instruktoren in ganz Deutschland richten, allerdings auch mit einem Querverweis auf diejenigen, welche international arbeiteten und von mir ausgebildet wurden. Genau das leistet jetzt gerade AIDA International mit seiner weltweit ausgerichteten Suchmaske. Viele Instruktoren lassen sich zu anderen Verbänden "crossen", um mehr anbieten zu können. Spitzenreiter sind hier ganz klar AIDA und SSI. Und die Vernetzung wird zunehmen.

(TN): Die Nachfrage nach Freitauchen ist sehr groß geworden, warum willst du gerade jetzt aufhören?
(AF): Ich habe etwas ins Leben gerufen und das hat sich erfolgreich etabliert. Jetzt habe ich eine Familie zu versorgen, und ich möchte auch diesen Job richtig erledigen. Das Freitauchen eignet sich finanziell und logistisch für mich nicht mehr dazu. Ich bin auch zu müde, um aggressiver meinen Marktwert erhalten zu können. Das ist in diesen Zeiten schwerer geworden und für eine Familie mit kleinen Kindern zu riskant. Natürlich habe ich Angebote für Workshops im Ausland. Aber eine Familie kann ich davon nicht ernähren, und ich müsste sie ständig alleine lassen. Ich werde allerdings nicht aufhören zu tauchen. Es wird nur wieder ein Hobby, wenn ich mit meiner Familie am Meer bin. Als Instruktor Trainer bleibe ich bis auf weiteres aktiv, aber eher im Hintergrund.

(TN): Kümmert sich der "Apnoe-Rentner" Andreas Falkenroth nur noch um seine Familie oder wie geht es weiter?
(AF): Ich möchte mich einfach weiter entwickeln. Als psychosomatischer Yogatherapeut arbeite ich systemisch integrativ, zusammen mit einer Psychotherapiepraxis. Alles ist natürlich noch im Aufbau. Diese Art der Arbeit kann ich hier bei mir zu Hause leisten. Zu meiner Lebenserfahrung, die ich ganz sicher habe, gehört nun auch das Freitauchen. Ich sehe mich in der Entwicklung vom Klavierlehrer, über den Tauchlehrer in Scuba und Apnoe, über den Yogalehrer zum Lebenslehrer. Klingt vielleicht etwas pathetisch, aber die Bekanntschaft mit dem Buddhismus, die Beschäftigung mit Quantenphysik und der Psycho-Neuro-Immunologie haben mir gezeigt, dass es noch so viel mehr gibt, als das, was ich sehe, und bisher geglaubt habe.

(TN): Wo kann man dich erleben?
(AF): Mit meiner Partnerin, die übrigens auch Taucherin ist, wollte ich eine familienfreundliche Taucherpension ohne Gerätetauchen gründen. Der Fokus war auf regenerative Prozesse gerichtet: Yoga, Therapien, Meditationen, auch Schnorcheln und Freitauchen, eben viele Prozesse, die seelische und körperliche Erholung, oder gar Heilung ermöglichen. In Thailand ist uns das nicht gelungen, doch entstand dort das Label "Sea Our Soul" als Akronym. Jetzt, da wir wieder am Bodensee sind, haben wir es reaktiviert. Durch den Einzug in ein großes, altes Bauernhaus, konnte ich den Dachstuhl zu einem Yogatempel ausbauen. Dieser dient jetzt tatsächlich als Therapie- und Schulungsraum für Yoga, Meditationen, theaterpädagogische Aktivitäten, psychologisches Coaching und angewandte Psychosomatik. Menschen, die dringend eine Auszeit brauchen, psychologische Hilfe benötigen, oder einfach nur meine Art Yoga und Meditation zu praktizieren kennen lernen wollen, können hier an einem Wochenende wohnen und sich für faires Geld verwöhnen lassen. Wir befinden uns fünf Minuten vom See, und 15 Minuten vom Allgäu entfernt, am Rande von Lindau, direkt an einer Wiese und einem Wald. Wohlfühleffekt ist garantiert. Auch Freitaucher haben schon hier gewohnt.

Nik Linder (TN): Andreas, herzlichen Dank für das ausführliche Interview und den detaillierten Einblick in dein Leben als Apnoetaucher.