Ambra: Was macht der Wal in Globuli?

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18.08.2017 07:13
Kategorie: News

Walfang ist in der EU verboten, der Handel mit Walprodukten nicht unbedingt

Wenn wir an Pottwale denken, dann denken wir an Moby Dick, an Zahnwale die bis zu 2.000 Meter tief tauchen können und in den Tiefen der Meere den Kampf mit Riesenkalmaren aufnehmen. Aber denken wir an Homöopathie und Chanel No.5?

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Seit Jahrhunderten wird Ambra – eine extrem seltene Ausscheidung aus dem Pottwaldarm – zur Herstellung von Parfüms eingesetzt. Verhältnismäßig neu ist im Gegensatz dazu der Einsatz in der Homöopathie. Die Ambra-Globuli sollen gegen Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und eine Reihe anderer Beschwerden helfen. Wissenschaftliche Belege hierfür gibt es allerdings nicht. Auch wenn Ambra heutzutage normalerweise nicht mehr aus dem Walfang stammt, sieht die Wal- und Delphinschutzorganisation WDC die Verwendung kritisch:

Der Handel mit Walprodukten oder ihren Nebenprodukten trägt dazu bei, die Sicht auf den Wal als Konsumgut weiterhin aufrecht zu erhalten“, so Astrid Fuchs, Walfangexpertin bei WDC. Dem internationalen Walfangverbot zum Trotz werden bis heute jedes Jahr tausende Wale getötet und der Handel mit Walprodukten reißt nicht ab.

Für Walfänger war es ein Glücksfund, wenn Ambra in getöteten Pottwalen entdeckt wurde. Auch Strandspaziergänger stoßen gelegentlich auf größere Mengen, die ans Ufer gespült werden. 2015 machte der Rekordfund eines Spaziergängers aus Großbritannien Schlagzeilen. Er entdeckte einen Ambraklumpen im Wert von mehr als 100.000 Pfund.

Ambra wird nur unter besonderen Umständen im Darm der Pottwale gebildet: Wissenschaftler gehen von weniger als fünf Prozent der Tiere aus, die eine größere Menge der Substanz bilden.  Beim Verzehr von Tintenfischen nimmt der Pottwal auch unverwertbare Nebenbestandteile auf, die sich in seinen vier Magenkammern ansammeln. Normalerweise erbrechen die Tiere die Masse aus unverdaulichen Speiserückständen regelmäßig. In seltenen Fällen jedoch gelangt sie weiter in den Verdauungstrakt des Wales und bildet die Grundlage für die Entstehung von Ambra. Pottwale scheiden sie aus und im Ozean verfestigt sich die Ambra durch Salz und Sonneneinstrahlung, bevor sie schließlich an den Strand geschwemmt wird.

Einmal aufgefunden wird das kostbare Gut für viel Geld gehandelt – spezielle Ambra-Händler in Frankreich zahlen zehntausende Euro pro Kilo für die stark duftende Walausscheidung – die dann zu Globuli oder Parfüms weiterverarbeitet wird.

In EU-Ländern, einschließlich Deutschland, ist es derzeit völlig legal, einen am Strand entdeckten Ambra-Klumpen zu verkaufen. Eigentlich sind alle Wal- und Delphinarten nach EU-Recht streng geschützt und der internationale Handel mit Walprodukten ist verboten. Allerdings wird Ambra anders behandelt, da das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) Ambra als Ausscheidung behandelt und daher als Nebenprodukt, welches nicht unter die Handelsbeschränkungen fällt. Die EU unterstützt diese Definition“, erklärt Astrid Fuchs.

Einige Länder, beispielsweise Australien, vertreten einen anderen Standpunkt: hier sind Ein- und Ausfuhr von Ambra zum Schutz der Wale verboten.

Wie erkennt man Ambra?

Ambra tritt in verschiedenen Formen auf, meistens handelt es sich aber um einen runden Klumpen, der ein erstaunliches Gewicht erreichen kann: das größte bisher gefundene Stück Ambra wurde 1913 in Australien angespült und wog 455 Kilogramm. Farblich variieren die Stücke in Schwarz-, Braun- und Grautönen, die mit der Zeit zum Verblassen neigen.

Wurden jemals Pottwale speziell für Ambra getötet?

In der Vergangenheit wurden Pottwale hauptsächlich wegen ihres Öls getötet, die Chance auf Entdeckung von Ambra war jedoch eine zusätzliche Motivation. Ein Walfänger konnte durch den Verkauf der Ambra eines einzigen Pottwales ein Vermögen generieren, da es von der Parfumindustrie eine hohe Nachfrage gab.