„Äpplet“ - Schwesterschiff der „Vasa“ entdeckt

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24.10.2022 21:43
Kategorie: News

Einzigartiger Wrackfund in der Nähe von Stockholm

Meeresarchäologen haben das Wrack der Äpplet (der Apfel), einem Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert, vor Stockholm entdeckt. Die 1629 vom Stapel gelaufene Schiff wurde von demselben Schiffbauer konstruiert wie das berühmte Kriegsschiff Vasa ein Jahr zuvor. Messdaten, technische Details des Schiffs, Holzproben und Archivdaten bestätigen, dass es sich tatsächlich um die Äpplet, das Schwesterschiff der Vasa, handelt.

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Die Entdeckung eines Wracks ist für alle Beteiligten ein ganz besonderes Ereignis. Was vor fast einem Jahr vor Stockholm entdeckt wurde, war sogar noch ein Stück faszinierender. Von einem sogar „einzigartigen Fund“ sprach das Stockholmer Museum für Unterwasserarchäologie Vrak am heutigen Montag, als es die Entdeckung der Öffentlichkeit präsentierte.

Im Dezember 2021 war in einer Meerenge bei der Insel Vaxholm ein riesiges Schiffswrack entdeckt worden. Teile der Seitenwände des Schiffes waren auf den Meeresgrund gesunken, aber der Rumpf war bis auf ein unteres Geschützdeck erhalten. Die heruntergefallenen Seitenwände wiesen Geschützpforten auf zwei verschiedenen Ebenen auf, was auf ein Kriegsschiff mit zwei Geschützdecks hindeutet.

"Unser Pulsschlag beschleunigte sich, als wir sahen, wie ähnlich das Wrack der Vasa war", sagt Jim Hansson, Meeresarchäologe bei Vrak. "Sowohl die Konstruktion als auch die gewaltigen Ausmaße kamen uns sehr bekannt vor. Die Hoffnung, eines der Schwesterschiffe der Vasa zu finden, wurde in uns geweckt." Das Wrack der „Vasa“ war Mitte des letzten Jahrhunderts im Stockholmer Hafen wiederentdeckt worden. Es ist inzwischen in einem eigenen Museum ausgestellt und stellt eine der Besucherattraktionen der schwedischen Hauptstadt dar.

Eine zweite, gründlichere Untersuchung wurde im Frühjahr 2022 durchgeführt. Bei diesen Tauchgängen wurden Schiffsdetails gefunden, die bisher nur in der Vasa zu sehen waren, und es wurden daraufhin sehr detaillierte Probenentnahmen und Analysen durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass das Eichenholz für das Schiff 1627 in der Gegend von Mälardalen, östlich von Stockholm, gefällt wurde - an der gleichen Stelle wie das Holz der Vasa nur wenige Jahre zuvor. "Die Abmessungen, Konstruktionsdetails, Holzproben und Archivmaterial wiesen alle in dieselbe Richtung - erstaunlicherweise hatten wir das Schwesterschiff der Vasa, die ‚Äpplet‘, gefunden", sagt Patrik Höglund, ein weiterer maritimer Archäologe bei Vrak.

Drei Jahrzehnte im Dienst

Das 1629 vom Stapel gelaufene Kriegsschiff wurde von demselben Schiffbauer gebaut wie die „Vasa“. Während die „Vasa“ allerdings bereits bei ihrer Jungfernfahrt kurz nach dem Auslaufen gesunken war, blieb die „Äpplet“ mehrere Jahrzehnte im Dienst der schwedischen Marine. Das dürfte auch daran gelegen haben, dass Schiffbauer Hein Jacobsson aus Konstruktionsmängeln der „Vasa“ gelernt hatte und ihr Schwesterschiff etwas breiter baute. Die „Vasa“ sank ja aufgrund eines Konstruktionsfehlers: Das 69 Meter lange und knapp 12 Meter breite Schiff war mit viel zu vielen Kanonen ausgestattet, zudem sehr kopflastig und ging bereits während der Jungfernfahrt am 10.August 1628 unter. Als die "Vasa" aus dem Hafen ausläuft, wird sie von einer starken Windböe erfasst. Dabei neigt sich das Schiff so weit zur Seite, dass Wasser in die unteren Kanonenpforten strömt. Das Schiff war so instabil, dass es sich nicht mehr aufrichten konnte. Über 50 Matrosen unter Deck starben bei dem Untergang.  

Die „Äpplet“ war dagegen Teil der Armada, die nach dem Kriegseintritt Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg Richtung Deutschland fuhr. 1658 – nach knapp 30 Jahren im Einsatz - wurde das Kriegsschiff schließlich für seeuntüchtig erklärt. Ein Jahr später wurde die „Äpplet“ als Teil einer Unterwasserbarriere versenkt, die Feinde daran hindern sollte, Stockholm auf dem Seeweg zu erreichen.

Keine Bergung geplant

Für die Wissenschaftler von Vrak ist der Fund auch eine Bestätigung dafür, dass sich Ausdauer lohnt. Bereits vor drei Jahren hatten sie gehofft, das Wrack der „Äpplet“ entdeckt zu haben. Die beiden damals bei Vaxholm entdeckten Wracks stellten sich jedoch als zwei kleinere – und zwei Jahrzehnte jüngere – Schiffe heraus.

Die Öffentlichkeit wird sich – anders als bei der „Vasa“ – mit Fotos des Wracks begnügen müssen. Anders als ihr Schwesterschiff soll die „Äpplet“ nicht geborgen werden, sondern am Meeresgrund verbleiben. Ihr gehe es dort unten am besten, sagte Hansson. Und auch vor Wracktauchern dürfte die „Äpplet“ bewahrt bleiben. In dem Gebiet, in dem sich das Wrack befindet, gilt leider ein absolutes Tauchverbot - schade, aber sehr verständlich.

 

Weitere Informationen:

https://www.vrak.se

 

Wichtiger Hinweis:

Taucher sind im Taucherpark in Dalarö, südlich von Stockholm, herzlich willkommen. Und natürlich auch in der Dalarödykpensionat, wo sie übernachten können und geführte Touren unter Wasser zu Wracks aus dem 17. Jahrhundert durchführen können.

Details hier:

https://www.vrak.se/en/maritime-archaeology/dive-parks/

https://vrakdykarpensionatet.se/