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Ein Geheimdienstanschlag, der den Kampf gegen Atomtests und Umweltzerstörung zum Symbol machte
Vor genau 40 Jahren, am 10. Juli 1985, erschütterte ein Ereignis die Weltöffentlichkeit: Im Hafen von Auckland in Neuseeland sank die „Rainbow Warrior“, das Flaggschiff von Greenpeace, nach einem Anschlag, der von Frankreich geplant und ausgeführt wurde. Der Tod eines Aktivisten, die Zerstörung eines Symbols für den globalen Umwelt- und Friedenskampf. Eine geheime Operation, deren Konsequenzen bis heute nachwirken.
Ursprünglich war die „Rainbow Warrior“ ein niederländisches Fischereischiff, das 1955 als „Sir William Hardy“ gebaut wurde. Greenpeace erwarb das Schiff, um es 1978 in ein Protestschiff umzuwandeln. Es wurde das Symbol einer Welle des Widerstands gegen Walfang, Robbenjagd und Kernwaffentests und zum Zeichen einer globalen Bewegung, die die Aufmerksamkeit für Umweltfragen schärfte und große Politikkonfrontationen riskierte.
Der Sommer 1985 sollte eine entscheidende Wendung bringen. Das Ziel war das Mururoa-Atoll im Südpazifik – ein Gebiet Frankreichs, wo ab 1966 immer wieder Atomwaffen getestet wurden. Im Auftrag der französischen Regierung plante das Militär eine drastische Maßnahme: Am 10. Juli legten Spezialeinheiten Minen an das Schiff an die gegen 23:38 Uhr explodierten. Diese erste Detonation, die zwar die Absicht hatte, das Schiff „nur“ kampfunfähig zu machen, doch ungeplant größere Schäden verursachte. Eines der Opfer war Fernando Pereira, ein niederländisch-portugiesischer Fotograf, der bei den Explosionen ums Leben kam.
Die Operation, codename „Operation Satanique“, war Teil eines streng geheimen Plans. Ziel war es, den Protest gegen die französischen Atomtests im Pazifik zu sabotieren. Dokumente zeigten später, dass die Aktion aus einer schwarzen Kasse der französischen Regierung finanziert wurde und von höchster Stelle gedeckt war. Es gab einige Pannen...
Sechs bis zwölf Personen waren an der Aktion beteiligt – darunter Agenten, die im Zuge der Operation festgenommen wurden. Zwei von ihnen, Dominique Prieur und Alain Mafart, wurden später zu zehn Jahren Haft verurteilt, aber nach kurzer Zeit freigelassen. Ein anderer, Jean-Luc Kister, konnte fliehen und spricht bis heute von einem Befehl, das Schiff zu versenken – „Sie muss versenkt werden!“, hieß es.
Das „Große Ganze“ blieb lange Zeit im Verborgenen: Die französische Regierung leugnete zunächst jegliche Verantwortung, doch bald war klar, dass das Attentat von höchster Ebene genehmigt worden war. Innenminister Charles Hernu trat zurück, ebenso wie der Geheimdienstchef Pierre Lacoste. Der Skandal führte zu diplomatischen Verstrickungen, besonders zwischen Frankreich und Neuseeland, das den Vorfall scharf verurteilte.
Einen Monat nach der Katastrophe wurde das Wrack geborgen und untersucht. Es zeigte sich, dass eine Reparatur keinen Zweck hätte, weshalb die „Rainbow Warrior“ am 2. Dezember 1985 vor der Matauri Bay versenkt wurde. Das Schiff blieb eine Mahnung an die Mächtigen: das Opfer einer staatlich orchestrierten Sabotageaktion.
Das Gedenken an die „Rainbow Warrior“ ist heute lebendig – 1989 wurde eine Nachfolgerin, die „Rainbow Warrior II“, in Dienst gestellt, später ergänzt durch die „Rainbow Warrior III“ im Jahr 2011. Für Greenpeace symbolisieren diese Schiffe den fortwährenden Einsatz für Umweltschutz und den Widerstand gegen atomare und ökologische Gefahren.
Das Erbe des Atomtests
Der Skandal um den Abschuss und die Zerstörung der „Rainbow Warrior“ ist nicht nur ein Einzelfall. Es symbolisierte eine globale Kritik an der atomaren Aufrüstung und den gefährlichen Tests, die bis in die späten 1980er Jahre andauerten. Die französischen Atomtests auf Mururoa, aber auch die Tests anderer Mächte, haben tiefe Wunden hinterlassen; in ökologischer und in menschlicher Hinsicht! Greenpeace und viele andere Organisationen machten immer wieder auf die langanhaltenden Folgen aufmerksam: radioaktive Kontamination, Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt sowie die bewusste Gefährdung ganzer Bevölkerungsgruppen!
Denn bei den Tests auf den Marshallinseln und im Südpazifik wurde deutlich, dass die Verantwortlichen die Risiken für Menschen und Umwelt systematisch unterschätzten – ja, bewusst in Kauf nahmen. Die Bewohner der Atolle wurden zwangsweise umgesiedelt, oft ohne klare Informationen über die Risiken. Es wurde erkannt, dass diese Tests Teil eines gefährlichen Wettrüstens waren, das bis heute Spuren in der globalen Sicherheit hinterlässt.
Das Attentat auf die „Rainbow Warrior“ machte weltweit sichtbar, wie tief die Konflikte um Atomwaffen, Umweltzerstörung und geopolitische Macht verankert sind. Die Bewegung, die durch den Tod von Pereira und das Opfer des Schiffs symbolisiert wurde, hat in den folgenden Jahrzehnten den Druck auf die Staaten erhöht, Atomanlagen abzubauen und Alternativen zu entwickeln. Die jüngere Generation hat gelernt, dass eine nachhaltige Welt nur durch mutige Proteste, internationalen Zusammenhalt und den Schutz der natürlichen Ressourcen erreichbar ist.
Heute erinnern die Nachfolge-Schiffe sowie die zahlreichen Aktionen von Greenpeace an das ungebrochene Engagement gegen die Gefahren der Atomenergie und für eine friedliche, gesunde Welt. Das Gedenken an den „Rainbow Warrior“ ist somit nicht nur Erinnerung an einen tragischen Vorfall, sondern eine Mahnung, wachsam zu bleiben – für Umwelt, Frieden und die Zukunft der Menschheit.
Weitere Informationen:
Rainbow Warrior Memorial