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Schwandorfer Finswimmerin wagt sich an Marathondi ...

Schwandorfer Finswimmerin wagt sich an Marathondistanz

Julia von der Sitt holt Silbermedaille bei Deutschen Langstreckenmeisterschaften

Langstreckenschwimmen im Freigewässer, eine Sportart, die sich sowohl im Schwimmsport als auch beim Flossenschwimmen steigender Beliebtheit erfreut. Viele Schwimmsportler fügen gerne dem oft monotonen Training im Becken, dem „Kachelzählen“, eine weitere Facette hinzu, sie trainieren in Seen und starten bei Meisterschaften im Freigewässer. Diese Meisterschaften werden in stehenden Gewässern ausgetragen und erfordern vom Athleten ein hohes Maß an Koordinations- und Orientierungsfähigkeit und vor allen Dingen außergewöhnliche Kondition. Während die längste, im Becken geschwommene Strecke „nur“ 1500 m beträgt, geht es beim Langstreckenschwimmen im Finswimming um ganz andere Distanzen. Kinder bis 13 Jahre starten bereits über 1000 m bzw. 2000 m, Jugendliche haben die Wahl zwischen 3000 m oder der Marathondistanz 6000 m. Diese Streckenlängen können sich im Wettkampf durch Wind und Wellen sowie oftmals schlechte Auffassung der Orientierungs- bzw. Wendepunkte deutlich verlängern.
Am vergangenen Wochenende traf sich die Elite der deutschen Langstreckenschwimmer im Finswimming in Stotternheim, einem Vorort von Erfurt, um in einem Badesee die Deutschen Meister im Langstreckenschwimmen zu ermitteln. Neben 21 Vereinen aus dem ganzen Bundesgebiet, darunter die Stars aus Berlin, Rostock, Dresden und das komplette Langstreckenteam Sachsens, waren auch fünf Finswimmer des 1. FC Schwandorf angereist um ihre Langstreckenqualitäten unter Beweis zu stellen. Bereits bei der Streckenbesichtigung am Freitag, bei stürmischem Wind und Regenschauern, konnten sich die FC Flossis einen ersten Eindruck von der perfekten Organisation, aber auch von der niedrigen Wassertemperatur des Erfurter Naherholungssees verschaffen. Verkündete die Tafel im Eingangsbereich noch recht optimistisch eine Wassertemperatur von 20 Grad, ergab die Messung der Schwandorfer doch nur 17 Grad. Somit war zumindest die Frage, ob am nächsten Tag mit oder ohne Anzug geschwommen werden solle, geklärt.
Am Samstag, nach der eindrucksvollen Eröffnungszeremonie bei prächtigem Sommerwetter, hieß es bald „noch 15 Minuten bis zum Start“ für die Marathonschwimmer. Julia von der Sitt (Jhg. 95) hatte in diesem Jahr auf Grund ihres Alters zum ersten Mal die Wahl zwischen der 3000 m oder 6000 m Distanz und hatte sich bereits vor Monaten für die Marathonstrecke entschieden. Kurz nachdem das Starterfeld durch den Startschuss auf den ein Kilometer langen Rundkurs geschickt wurde, konnten die Betreuer und Zuschauer am Ufer das Rennen nur noch durch Ferngläser verfolgen. Mit der Präzision eines Uhrwerks spulte Julia die Runden in jeweils 14 Minuten ab und konnte auf der Strecke eine Konkurrentin nach der anderen hinter sich lassen. Andere Sportler mussten der niedrigen Wassertemperatur Tribut zollen und ließen sich mit schmerzhaften Krämpfen oder Unterkühlung vom Sicherungsboot aufnehmen. Als die junge FC-Finswimmerin nach 1 Stunde 27 Minuten im Ziel, sichtlich gezeichnet von der Anstrengung, aber glücklich aus dem Wasser stieg, wurde sie mit lautem Applaus von den Zuschauern empfangen. Dass aus der Vorgabe, die 6000 m einfach durchzuschwimmen, für die Schwandorferin der Deutsche Vizetitel wurde, hatte vorher niemand zu hoffen gewagt. Sophie Kemptner (Jhg. 97) startete altersbedingt über die 2000 m Distanz. Routiniert bereitete sie sich auf ihren Start vor und wartete das mit Trainer Peter von der Sitt vereinbarte Signal ab um im richtigen Moment zur Startlinie zu schwimmen. Hier ging es hart zur Sache. Die Schwimmer schoben und drückten, um sich selbst in eine gute Startposition zu bringen und so manche Monoflosse streifte unsanft den Gegner. Unmittelbar nach dem Startsignal machte sich das Feld auf zur ersten, in knapp 400 m Entfernung im Wasser verankerten Wendeboje. Wie schon beim Start wurde auch hier hart um jede Position, um jeden Meter gefightet. Nach einer Runde hatte sich bereits eine kleine Spitzengruppe abgesetzt und zur Freude der Schwandorfer war Sophie Kemptner dabei. Nach 32,30 min erreichte Sophie das Ziel, nur knapp hinter zwei, praktisch im Gleichschritt schwimmenden Sportlerinnen aus Rostock und durfte sich über die Bronzemedaille freuen. Nun war die Sprinterin der Schwandorfer Finswimmer, Lisa Forster (Jhg. 94) an der Reihe. Auf sie warteten drei Runden im Stotternheimer See und auch sie machte an der Startlinie die Bekanntschaft mit so mancher Monoflosse ihrer Gegnerinnen. Davon recht unbeeindruckt zog Lisa gleich nach dem Start das Tempo an und versuchte in Reichweite der Favoritinnen zu bleiben. Dies gelang recht gut und Lisa bewies Steherqualitäten. Erst auf der letzten Runde musste sie sich den langstreckenerprobten Schwimmerinnen aus Mülheim, Rostock und Berlin beugen und belegte nach 42,21 min den 5. Platz.
Höhepunkt jedes Wettkampfes sind die Staffelwettbewerbe, die natürlich auch bei Langstreckenmeisterschaften nicht fehlen dürfen und dort auch eine XXL-Dimension haben. Jarla Anders (Jhg. 99), Marte Anders (Jhg. 97) und Sophie Kemptner gingen über die 3 x 1000 m Strecke an den Start und waren fest entschlossen, bei der anschließenden Siegerehrung einen Treppchenplatz zu erreichen. Jarla Anders, die Startschwimmerin des Schwandorfer Trios, musste sich bei ihrer Runde mit deutlich älteren Aktiven auseinandersetzen und übergab nach 20,40 min an Position 5 liegend an ihre Schwester Marte. Sie machte richtig Dampf und kam nach 1000 m bis auf wenige Sekunden an die vor ihr schwimmende Konkurrentin heran. Nun war Sophie Kemptner gefordert, den so sehr ersehnten Treppchenplatz nach Hause zu schwimmen. Sophie wuchs bei der Verfolgung über sich hinaus und hatte schon nach der Hälfte der Strecke die bisher auf Platz 4 schwimmende Konkurrentin überholt. Die Betreuer am Ufer verfolgten die Aufholjagd von Sophie Kemptner und wollten sie förmlich ins Ziel schreien. Doch die Staffel aus Potsdam rettete ihren Vorsprung ins Ziel und die Schwandorfer mussten sich nach einer Gesamtzeit von 51,11 min mit dem vierten Platz zufrieden geben.
Als bei der abschließenden Siegerehrung die Medaillen und Urkunden von Bundestrainer Lutz Riemann überreicht wurden, fiel die Bilanz der Deutschen Langstreckenmeisterschaften doch äußerst positiv aus: einmal Silber, einmal Bronze, ein vierter und ein fünfter Platz sind für einen der kleinsten Finswimmingvereine Deutschlands wahrlich kein Grund zur Traurigkeit!


Startvorbereitungen


Ja, wo schwimmen sie denn?


Siegerehrung für 6000 m


Die komplette Mannschaft


Julia und Sophie freuen sich über ihre Medaillen