Tauchen in Jordanien. Die andere Seite

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16.08.2015 11:40
Kategorie: Reise



Das Rote Meer ist das nördlichste Gewässer, in dem tropische Korallen wachsen. In seinem äußersten Nordosten trennt der Golf von Aqaba die Sinai- von der Arabischen Halbinsel.


Ach ja: Aqaba! Dort, gegenüber dem Grenzgebiet von Ägypten und Israel, liegt das rund 20 Kilometer lange Tauchrevier des Königreichs Jordanien.

Gemessen an den immensen Küstenlinien der anderen Anrainerstaaten wird das Land, welches man sofort mit der weltberühmten Wüstenstadt Petra und dem legendären Wadi Rum in Verbindung bringt, als Tauchreiseziel oft gar nicht wahrgenommen.


Bericht von Jean Hoffmann

Klein aber fein


Dabei hat diese viele Tauchern unbekannte "andere Seite" des Roten Meers ohne Zweifel ihre eigenen Reize. Das fand wohl auch der heutige König Abdullah, denn der wurde in jungen Jahren aktiver Sporttaucher. Bis heute ist der Regent noch immer gelegentlich unter Wasser – schließlich liegt in Aqaba auch eine königliche Residenz.

Von dort fährt der König dann meist ohne großes Brimborium mit seinem Boot in nur wenigen Minuten ins Schutzgebiet des Aqaba Marine Park und zu einem seiner persönlichen Lieblingstauchplätze: dem Wrack der "Cedar Pride". Am 16. November 1985 leitete der damalige Kronprinz Abdullah die Versenkung des 74 Meter langen Frachters. Der war 1964 in Spanien als "Mone Dos" vom Stapel gelaufen und geriet Anfang August 1982 vor Anker liegend in Brand. Weil wohl niemand die angefallenen Liegegebühren bezahlen wollte, entschied der König, das Schiff für Taucher versenken zu lassen.

Vor Anker neben dem Japanese Garden


Seitdem liegt das Wrack auf seiner Backbordseite auf einer leicht abfallenden Sandfläche. Das Schöne daran: Die "Cedar Pride" ist ohne Mühe auch vom Ufer aus zu erreichen. Es sind vielleicht 70, 80 Meter bis zu der Boje, an der eine fette Ankerkette zum zwölf Meter tiefen Heck hinabführt. Wer etwas Taucherfahrung hat, kann in den Maschinenraum tauchen. Der vielleicht schönste Punkt des Schiffs ist das Krähennest am Ende des Masts. Hier haben sich Rote Weichkorallen angesiedelt. Auf dem Weg dorthin und zurück sind unzählige Seenadeln auf dem Mast zu entdecken.



Impressionen aus dem Japanese Garden und der benachbarten Cedar Pride.


Die Boje über dem Wrack markiert zugleich die Grenze des benachbarten Tauchplatzes Japanese Garden. Im Flachwasserbereich auch ein schöner Platz zum Schnorcheln, gibt es für Taucher ab 20 Meter allerhand zu entdecken. Außer kleinen hübschen Muränen und verschiedenen Arten von Rotfeuerfischen liegt hier so ziemlich alles, vor was man sich in Acht nehmen sollte. Ist der bärtige Drachenkopf noch relativ harmlos, so gelten seine weitaus giftigeren Verwandten, der Red Sea Walkman und der echte Steinfisch, nicht gerade als Kuscheltiere (siehe auch Infobox weiter unten). Zum Glück springen diese Fische aber nicht wie verrückt durch die Gegend, so dass sie mit der entsprechenden Vorsicht hochinteressante Nahaufnahme-Motive für Unterwasserfotografen sind.


Reise- und Buchungsinformationen


Weitere Informationen über Jordanien beim offiziellen Tourism Board des Landes.



Reiseinformationen und Buchung u.a. beim Tauchreise- und Jordanien Spezialist Reisecenter Federsee über: www.rcf-tauchreisen.de



Steilwand mit Schwarzen Korallen


Das gesamte Saumriff südlich des Hafengebiets präsentiert sich mit einem eher sanft abfallenden Meeresboden – bis auf eine Ausnahme. Unterhalb einer ehemaligen Umspannhütte liegt der Spot "Power Station". Hier gibt es ein Drop-Off – Stichwort "klein aber fein". Den sonst im Roten Meer vielerorts wuchernden Weichkorallenwuchs sucht man zwar vergebens, dafür stehen hier einige Büsche der Schwarzen Koralle.

An der Wand ist die Chance auf Großfischbegegnung in Jordanien mit am größten. Kein Witz: Hier ist im laufe der Zeit schon so ziemlich alles gesehen worden, vom ausgewachsenen Napoleon bis hin zum Walhai.

Einfaches Tauchgebiet


Tief geht aber in Jordanien auch anderswo – am eben erwähnten Schnorchelplatz Japanese Garden und dem nicht weit entfernten Eel Garden. Wer mit dem Luftverbrauch gut klarkommt, schafft locker Tauchtiefen um die 40 Meter, nur sind die eben nicht als Drop-Off gestaltet. Schwarze Korallen stehen hier ebenfalls, Schildkröten ziehen ihrer Wege und an den einzelnen Korallenblöcken stehen Glasbarsche und Beilbauchfische.

Das Szenario stellt sich am gesamten Saumriff weitgehend ähnlich dar. Einzelne Korallenblöcke hier, Lederkorallen und Seegrasabschnitte dort. Tiere gibt es reichlich: Neben den kleinen weißen Muränen sind auch ihre größeren Verwandten zu sehen. Über das Seegras huschen hier und da Messerschnepfenfische und mit ein bisschen Geduld ist der ein oder andere Anglerfisch zu entdecken.



Der Panzer von Aqaba "mit verschiedenen Augen" gesehen und völlig unterschiedlich dargestellt.


Aqabas Tauchplätze eignen sich aufgrund des Tiefenprofils und kaum auftretender Strömungen grundsätzlich für Taucher mit jedem Erfahrungsstand und auch für das Tauchen mit Kindern. Selbst die kommen zu ihrem Wrackerlebnis: In kommoder Schnorcheltiefe von nur rund acht Metern ließ der König vor vielen Jahren nämlich einen ausgedienten Panzer nahe des Tauchplatzes Seven Sisters versenken. Nachttauchgänge sind ebenfalls sehr einfach: Man spaziert einfach von Land aus ins Wasser und ist bereits nach wenigen Metern am Ziel – und kann im Prinzip einfach jederzeit und überall am Strand wieder aus dem Wasser.


Infobox: Besonderheiten im Golf von Aqaba


Das Tauchen im Aqaba Marine Park ist etwas ganz Besonderes. In diesem nördlichen Ausläufer des Roten Meeres hat sich eine Nische gebildet und manche Sichtung sorgt selbst bei passionierten Unterwasserfotografen für Begeisterung.

Seltene und auch teils sehr skurille Lebewesen sind im Marine Park zu beobachten:

- Der Anglerfisch: Viele Rotmeer-Taucher haben keinen einzigen Anglerfisch auf ihren unzähligen Tauchgängen in Ägypten entdecken können. In Aqaba hingegen ist der Anglerfisch relativ häufig zu finden.

- Der Himmelsgucker: Da muss man schon ganz genau hinsehen – perfekt getarnt, komplett eingegraben im Sand, zeigt dieser skurrile Räuber nur seine Augen und den gefräßigen Mund.

- Der Flügelrossfisch: Nie allein, sondern immer zu zweit findet man diese skurrilen Sand- und Bodenbewohner. Meist standorttreu im Japenese Garden und am Extra Divers Hausriff in der Tala Bay.

- Der Krötenfisch: Ein wahnsinnig schüchterner Kollege, deswegen ist es auch fast unmöglich ein Foto von ihm zu knipsen. Nicht ohne Grund gibt es weltweit nur eine Handvoll Fotos von diesem Fisch (siehe Debelius) und man munkelt, er sei der seltenste Fisch im Roten Meer. Er wurde gesehen und zwar mehrmals, nämlich direkt am Extra Divers Hausriff in der Tala Bay.

- Der Messerschnepfenfisch: Auch nie allein, sondern meistens in einer Gruppe anzufinden, ist dieser Fisch, der ständig kopfüber schwimmt und ständig in Bewegung bleibt (siehe Bild unten rechts). Zu finden an den meisten Riffen des Aqaba Marine Parks.

- Der Red Sea Walkman: Ein besonders hübscher Vertreter der Skorpionfische. Zur Drohgebärde tanzt er im Kreis und faltet seine Seitenflossen auf, die in den wunderschönsten Gelb- und Orangetönen leuchten. Beheimatet zum Beispiel unter dem Steg im Einstiegsbereich des Extra Divers Hausriffs.

- Der Fetzengeisterfisch: Der König unter den Fetzenfischen – grazil und ganz außergewöhnlich gezeichnet – und noch dazu ein Rarität rund um die ganze Welt. Sichtungen im Aquarium und am Cedar Pride Schiffswrack.

- Der Harlekin-Geisterfetzenfisch: Ein prachtvoller Meeresbewohner! Ihm zu begegnen ist alleine schon einen Tauchgang wert! Zu finden an der "Cedar Pride" und im Aquarium!



Weitere Pretiosen aus der wunderbaren Unterwasserwelt des Aqaba Marine Parks



Die einfachen Bedingungen ohne Strömung, Dünung oder Wellen samt den sehr guten Sichtweiten bieten die perfekte Umgebung für ausgedehnte Fototauchgänge und natürlich auch für Tauchanfänger. Das enorme Korallenwachstum, begünstigt durch die etwas niedrigeren Wassertemperaturen gegenüber dem Rest des Roten Meeres offeriert fast unendliche Möglichkeiten bei der Motivsuche und perfekte Bedingungen für weniger erfahrene Taucher.



Landausflüge


Jordanien – das muss gesagt werden – ist in erster Linie nicht für seine Tauchgebiete weltberühmt. Angesichts der historischen Konkurrenz der Wüste mit dem legendären Wadi Rum und der Jahrtausende alten Felsenstadt Petra ist das auch ziemlich schwer.

Durch das Wadi Rum zog vor rund 100 Jahren der britische Offizier Lawrence und führte die gegen das osmanische Reich rebellierenden Stämme nach Aqaba. Aus dieser Zeit stammt die Hedschas-Bahn, deren alte Dampflok heute Touristen durch einen Teil des von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Wüstentals fährt. Wer sich nachts von den Sternen über dem Wadi Rum verzaubern lassen will, kann in einem modernen Wüstencamp übernachten: Ein bequemes Großzelt mit (in der Regel eigener) Dusche und WC steht zur Verfügung, Lagerfeuer unter freiem Himmel eingeschlossen.



Impressionen aus Wadi Rum.


Wer ein bisschen mehr Zeit für Landausflüge einplanen kann, sollte unbedingt noch das Wadi Mudschib (auch Wadi Mujib) besuchen. Knapp 90 km südlich von Amman liegt die Schlucht im Bergland Jordaniens - östlich des Toten Meeres. Sie endet 410 Meter unter dem Meeresspiegel am Toten Meer. Wadi Mudschib wird auch als der "Grand Canyon Jordaniens" bezeichnet und ist das am tiefsten gelegene Naturschutzgebiet der Welt. Der biblische Fluss Arnon hat sich durch das Wadi seinen Lauf gegraben und sofern er nicht während besonders heißer und trockener Sommer trocken fällt, ist auch eine angenehme Abkühlung garantiert. Vom Wadi aus ist ein Kurzbesuch am Toten Meer (knapp 80 km entfernt) eine nette Abrundung einer Jordanien Reise.



Das Wadi Mudschib und Totes Meer (rechts)


Noch beeindruckender ist die Nabatäerstadt Petra. Mit ihrem hinter einem schmalen Canyon versteckten sogenannten Schatzhaus war sie unter anderem Drehort für einen Indiana Jones Film. Den Besuch von Wadi Rum und Petra müssen Taucher allerdings gut planen: Beide Orte haben eine Höhenlage von mindestens 800 Metern, so dass am Tag davor nicht getaucht werden kann – andernfalls schlägt die Dekokrankheit sozusagen mitten in der Wüste zu. Verpassen jedoch sollte man diese Ausflüge keinesfalls. Der Pausentag eignet sich gut für einen Besuch des alten Forts in Aqaba, einen Tag am Strand und den abendlichen Bummel durch den Souk. Hier gibt es alles Mögliche – und vielleicht wartet ja in einem der versteckten Antiquitätenläden sogar Aladins Wunderlampe. Ansonsten ist eine alte Tee- oder Kaffeekanne auch ein schönes Souvenir.




Die Felsenstadt Petra, eines der neuen Sieben Weltwunder und weitere Impressionen aus Jordanien.


Wer in einem Hotel ohne Zugang zum Strand wohnt, der kann den Tag am 500 Meter langen Strand des Berenice Beach Club verbringen. Das Konzept der sehr gepflegten und begrünten Anlage ist einfach: Es gibt mehrere Pools, sanitäre Anlagen, ein Restaurant und eine Strandbar – nur fehlt das hochklassige Hotel, das damit meist in Verbindung gebracht wird. Der Club hat einen eigenen Shuttleservice von und zur Stadt Aqaba. Hier geht es übrigens genauso entspannt zu wie in ganz Jordanien, das ein sicheres Reiseland ist. Die Glaubensrichtung der Hashemiten ist ausgeprägt tolerant. Wenn auf dem Markt der griechisch-orthodoxe Priester ein entspanntes Pläuschchen mit dem muslimischen Gemüsehändler hält, ist das keine Show sondern der ganz normale, friedliche Alltag. Ein weiterer Grund für einen entspannten Tauchurlaub im Königreich Jordanien auf der anderen Seite des Roten Meeres.



Video zum Thema:

 


Das Video zeigt einen Tauchgang am Wrack der Cedar Pride.