Tauchen im Oman. Felix Arabia

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10.12.2012 07:33
Kategorie: Reise


Der Oman ist "in", keine Frage! Doch anders als bei manch anderem Ziel, dass über die Maßen "gehypt" wird, stimmen die geschürten Erwartungen hier auch noch mit der Realität überein. Wer mit den eher mäßigen Sichtweiten dort leben kann, wird mit Highlights entschädigt, von denen andere Destinationen zumeist nur träumen können.

Bericht von Linus Geschke

Für Taucher ist es ein Glücksfall, wenn ein Land auf der Taucherkarte erscheint, über das bis vor kurzem noch niemand gesprochen hat. Gerade dann, wenn dieses Land keine mehrtägige Anreise erfordert und dennoch mit vielen Highlights aufwarten kann. Highlights wie: Fischschwärme in einer kaum bekannten Größe. Plätze, an denen man eine Garantie auf Mantas hat, Schildkröten und Mobulas. Ein nahezu unergründetes Schiffswrack. Und über allem anderen stehend: Die Chance auf eine Begegnung mit einem der größten Meeressäuger der Welt, dem Buckelwal.

Der Oman hat all dies und noch viel mehr. Selbst der Preis, den man dafür bezahlen muss, hält sich noch in Grenzen: Zusammen mit dem Flug in der erstklassigen Oman Air ist das Paket aus Tauchsafari inklusive Vollpension und Tauchen beim Reisecenter Federsee schon für gut Euro 2000,- zu haben.

An Bord der „Saman Explorer“ erzählt Diveguide und Meeresbiologe Barney Seier dann, was es zum Tauchen im Oman zu erzählen gibt – und insbesondere über die Buckelwale. Er sagt beispielsweise, dass der Oman das einzig bekannte Land sei, in dem es das ganze Jahr über eine standorttreue Population von Buckelwalen gibt.

Auf gut achtzig Tiere schätzt der Wissenschaftler Robert Baldwin deren Größe, der die Säuger im Auftrag der omanischen Regierung untersucht hat. Dieser ist sogar der Ansicht, dass es sich bei den Tieren um eine sich verselbstständigende Population handelt, die auf dem Weg zu einer eigenen Art ist. Doch ob eigene Art oder nicht ist den meisten Tauchern an Bord recht schnuppe, solange sie nur zu den Glücklichen gehören, denen einer der schwimmenden Giganten unter Wasser begegnen – und fast jeder will wissen, wie gut die Chancen darauf sind.

"Über Wasser, vom Schiff aus, sehen wir immer Buckelwale und auf nahezu jeder Tour haben wir auch Taucher an Bord, die unter Wasser eine Begegnung haben", erläutert Otmar Schmitz von den Extra Divers, die das Safarischiff 'Saman Explorer' betreiben. Eine Garantie darauf gibt es jedoch nicht und kann es auch nicht geben: Das Meer bleibt, was es ist und wird auch im Oman nicht zu einem Aquarium. Obwohl man bei Ras Hallaniyat fast den Eindruck bekommen könnte: Bei trüber Sicht, die nochmals deutlich unter dem liegt, was die eh nicht für gute Sichtweiten bekannten omanischen Gewässer ansonsten bieten, gibt es hier täglich ein Manta-Festival, dass sich gewaschen hat. Palau, Bali, Malediven, Yap? Vergessen Sie es! Mit der Anzahl großer Mantas, die man hier an einem einzigen Tag vor die Maske bekommt, kann weltweit kaum ein anderer Spot konkurrieren. Vor der Landspitze Ras Hallaniyat wird der größte aller Rochen förmlich zum Schwarmfisch, wenn sich Exemplare im Dutzend um die besten Plätze an den Putzerstationen prügeln. Felix Arabia, glückliches Arabien: Hier färbt der Spruch auf die Taucher ab.



Zwischen Mantas und Wracks



Nicht weit davon entfernt liegt das nächste Highlight: Ein in 27 Meter Tiefe liegender Frachter, der bislang kaum betaucht ist. Die "City of Winchester", soviel steht fest, war das erste englische Schiff, welches dem Ersten Weltkrieg zum Opfer fiel. Aufgebracht am 06. August 1914 durch den Kleinen Kreuzer "SMS Königsberg", wurde der britische Frachter zuerst seiner Kohlenvorräte beraubt und anschließend von den Deutschen versenkt. Heute ist er die Heimat großer Stachelrochen und immenser Fischschwärme, die an dem alten englischen Stahl ein neues Zuhause gefunden haben. Es ist kein spektakuläres Wrack, keines, das man ausgiebig penetrieren kann, aber es hat die Mystik einer nahezu unbetauchten Schiffsruine, wie man sie in für Sporttaucher geeigneten Tiefen kaum noch findet.

Überhaupt macht dies den eigentlichen Reiz einer Tauchsafari im Oman aus: Tauchgänge mit Expeditionscharakter an Plätzen, die oftmals selbst der Diveguide an Bord noch nicht kennt. Sie alle eint der enorme Fischreichtum und die Charakteristik: Steilwände gibt es hier selten, das meiste liegt im Bereich zwischen 15 und 25 Meter und wenn man der Saman Explorer eines vorwerfen kann, dann höchstens, dass das für diese Tiefen prädestinierte Nitrox nicht im Reisepreis inbegriffen ist. Ansonsten ist ein Trip in dem Oman eines der letzten Abenteuer für Taucher, die dabei nicht auf den Komfort verzichten wollen, den sie von ägyptischen Safaribooten her kennen.



Nur eines fällt auf: Es gibt keine Haie – zumindest nicht an den Plätzen, die DiveInside betaucht hat. Wir haben Muränen, Mantas und Mobulas vor der Maske gehabt. Ebenso Fischschwärme, Meeressäuger, Schildkröten. Was wir nicht gesehen haben, ist der König der Raubfische, obwohl er hier Nahrung im Überfluss finden würde. Liegt dies am Fischfang? Immer wieder sieht man im Hafen von Salalah lokale Fischer, die Hammerhaie an Land bringen, aber alleine nicht für das Fehlen der kompletten Spezies verantwortlich sein können. Dies bleibt eine der offenen Fragen im Oman: Wo sind die Haie hin? Wenn es der Crew der Saman Explorer jetzt noch gelingen würde, Riffe ausfindig zu machen, an denen es zu Begegnungen mit Haien kommt, dann wäre der Oman eines der wenigen Länder weltweit, die sich die folgende Auszeichnung verdient hätten: "Tauchparadies!"

Doch auch so gehört die Woche an Bord zu den beeindruckendsten, die wir bislang erlebt haben. Und es ist ein fantastisches Gefühl, all dies gesehen zu haben, bevor die Gewässer Ziel unzähliger Safariboote geworden sind. Also: Reisen Sie in den Oman – und am besten so bald, wie es geht!