10.12.2012 07:00
Kategorie: Reise
Kategorie: Reise
Bericht von Jan Finsterbusch
Aber der Reihe nach. Anfang des Jahres hatte ich erstmals Komodo als mögliches Ziel für den Jahresurlaub ins Auge gefasst. Ein paar Tage Safari und zum Ausklingen dann noch ein paar ruhige und entspannende Tage auf Bali. Einmal in Komodo kann man sich auch die legendären Drachen anschauen. Wie immer recherchierte ich im Internet und speziell in der Erfahrungsdatenbank des Taucher.Net nach geeigneten Safaribooten. In Asien immer eine knifflige Wahl, leider wird hier viel zu oft Sicherheit mit Überregulierung verwechselt. Nachdem ich definitiv keine Lust auf Guidezwang und 30 Minutentauchgänge hatte, formulierte ich meine Anfragen an die einzelnen Boote entsprechend.Ein paar Emails und ein Telefonat später stand das Boot fest: Die Duyung Baru sollte es werden. Nicht zuletzt, weil der selbst an Bord befindliche Eigner während des Anrufes von Indonesien aus den denkwürdigen Satz fallen ließ: "Hey, ich mach das auch weil ich Spaß haben will! Schlechtes Tauchen brauch ich auch nicht!" Treffer und versenkt – genau das hatte ich gesucht.
Vier Monate später war es soweit: Anreise über Singapur, eine Nacht Aufenthalt in Bali, ergänzt um die nahezu obligatorische Verspätung des inländischen Fluges nach Komodo. Entsprechend später erfolgte die Abholung am Flughafen und das Bootsbriefing. Dennoch blieb Zeit für einen kurzen 25-minütigen Eingewöhnungstauchgang, welcher mit einem Steinfisch auch gleich die erste Begegnung mit einem seltenen Meeresbewohner herbeiführte. Ein vielversprechender Auftakt.
An den Rhythmus an Bord gewöhnte man sich in Windeseile. Morgens ein Kaffee, nach dem ersten Tauchgang dann Frühstück mit selbstgebackenen Semmeln, wieder tauchen, Mittag, tauchen, Kaffee usw. Am Abend dann gemütliches Beisammensein auf Deck verbunden mit Tauchgeschichten aus aller Welt. Vovo (der Eigner) und seine Frau Yani betrachteten die Gäste als Teil der Familie. Jeder Wunsch wurde von den Augen abgelesen und wenn irgendwie machbar auch erfüllt.
Unterwasser schien sich die Natur jeden Tag noch übertreffen zu wollen. Natürlich traf man hier ebenfalls die üblichen Verdächtigen wie Nacktschnecken, Drachenköpfe, Rotfeuerfische und Krokodilfische. Aber auch Fischschwärme in ungeahnten Größen. Schildkröten und Weißspitzenriffhaie waren wirklich fast bei jedem Tauchgang zu bewundern und wurden am Ende eigentlich nur noch mit Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Während eines Tauchgangs am Platz Batu Bolong waren nicht weniger als 15 Napoleons zu sehen. Meinen ursprünglich auf sieben Tage angesetzten Aufenthalt hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon in einem kurzen und unbürokratischen Gespräch mit Vovo verlängert.
Nützliche Informationen
Anreise / Verkehr
Tauchen
Formalitäten / Währung
Bei einem weiteren Tauchgang patrouillierte ein grauer Riffhai direkt vor uns am Chrystal Rock auf und ab. Es schien wirklich fast alles möglich zu sein im Komodo Nationalpark. Allerdings wurden wir auch mit negativen Ereignissen konfrontiert. So waren an einem Tag die Dynamitfischer deutlich zu hören. Am Castle Rock waren auch die Folgen dieser Praktik zu sehen: tote Fische mit aufgeplatzten Schwimmblasen am Grund liegend. Wirklich kein schöner Anblick. Dennoch zeigte der kommende Tag, dass auch in diesem Bereich ein Umdenken einzusetzen scheint. In einem Gespräch mit den Parkrangers wurde sehr intensiv nachgefragt und auch um die Unterwasserfotos mit den toten Fischen gebeten. Offenbar ist es am Vortag gelungen ein Boot mit Wilderern zu stellen.
Auf Mantasuche
Ein Tauchgang welcher sehr große Erwartungen weckte, war der am Mantapoint. Im Gegensatz zu anderen gleichnamigen Plätzen, die ihre Namensgebung wohl in grauer Vorzeit erwarben, sollte hier der Name Programm sein. Von oben sah der erste Versuch am Mantapoint zunächst nicht so hoffnungsvoll aus. Die Schnorchelboote tuckerten kreuz und quer auf der Suche nach Mantas, aber keines schien einen Kontakt zu haben. Dennoch wurde mit dem Tauchgang nach einer halben Stunde abwarten begonnen, im kleinen Beiboot war es auf Dauer eben doch zu warm.
Die Sicht war mit unter 10 m recht schlecht für Komodo. Eine riesige Silhouette, die zu sehen war, stellte sich "nur" als Adlerrochen heraus. Wobei das Tier obendrein auch noch großen Wert darauf zu legen schien, nicht mehr als einen Schatten zu zeigen bevor es wieder im Nebel verschwand. Zehn Minuten später entpuppte sich der nächste Schatten zwar als Manta, aber auch der folgte der Devise des Adlerrochens und verschwand ohne sicher näher ablichten zu lassen. So ist Natur – kann man nichts machen. Noch verblieben ein paar Tage auf dem Boot und das hieß weitere Chancen.
Weiterführende Information:
Infos zur Duyung Baru
Tauch-Videos Komodo
Fotoserien Komodo
Was sich hier bei schlechter Sicht zwischen dem Korallenschutt ablichten ließ war wirklich genial. Neben vielen Krebsen, Krabben, Schnecken, Seenadeln, einer juvenilen Süßlippe tauchte dann noch ein wirklich scheuer Vertreter des Korallenriffs auf, ein LSD Leierfisch, eine Unterart der Mandarinfische.
Besuch bei den Drachen
Nach diesem Muck Tauchgang wurde sich nun den Sehenswürdigkeiten der Oberfläche gewidmet. Klar, dass auf einer Komodo Tour ein Besuch bei den Komodowaranen nicht fehlen darf. Diese urzeitlichen Echsen sind neben Komodo auch noch auf der Insel Rinca beheimatet. Die Chance auf Rinca freilebende Exemplare zu Gesicht zu bekommen soll deutlich größer als auf Komodo selbst sein.
Die geführte Inselwanderung dauerte ca. 2,5 Stunden und zeigte neben den beeindruckenden Waranen auch mächtige Wasserbüffel, die den Waranen unter anderem als Nahrungsquelle dienen. Kaum zu glauben, dass diese riesigen Tiere von den Drachen gejagt und gefressen werden.
Ein unheimliches Gefühl war es sich vor das Raubtier zu stellen, ihm den Rücken zuzuwenden, nur um Fotos von sich und dem Tier zu erhalten.
Tränen in den Augen
Selbst der verlängerte Aufenthalt an Bord der "Duyung" näherte sich allmählich dem Ende und noch immer hatten sich die Mantas nur von ihrer schlechteren Seite gezeigt, indem sie weiter deutlich Abstand zu uns ließen oder im Höchsttempo vorbeirauschten. Letzer Tauchgang sollte deswegen ganz klar nochmals am Mantapoint sein. Als Ergebnis hänge ich jetzt in zwölf Meter Tiefe bei starker Strömung an einem Korallenblock und habe vor Glück Tränen in den Augen...
Angefangen hatte auch dieser Tauchgang wie die vorherigen. Mantas entgegen der Strömung und auf Distanz. Aber schon während des Tauchgangs war erkennbar, dass sie uns heute näher kommen ließen. Der Tauchgang war dann eigentlich schon beendet. Mein Buddy saß bereits im Boot und ich reichte ihm meine Flossen. In diesem Moment gestikulierte der Bootsführer und zeigte auf einen weiteren Manta unter uns. Kurz entschlossen nahm ich die Flossen zurück und versuchte nochmals mein Glück. Diesmal wurde ich für meine Ausdauer mehr als ausgiebig belohnt. 20 Minuten verbrachte ich allein mit "meinem" Manta. Er war mindestens so neugierig wie ich, schwamm mich von verschiedenen Seiten an, überquerte mich um mich anschließend von der anderen Seite zu begutachten. Mehrfach spürte ich wie mich seine Floße berührte. Ein unbeschreibliches Gefühl und ein Erlebnis von dem man noch ewig zerren kann. Ein Gefühl welches man wortreich versuchen kann zu beschreiben, das aber wohl nur jemand verstehen kann, der schon ähnliches erlebt hat. Einfach atemberaubend.
Hab ich noch was vergessen? Ach ja Bali – war ich auch noch 4 Tage! War nett!