Das Neptune Memorial Reef. Unterwasserfriedhof in Key Biscaine, Florida

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07.12.2009 09:42
Kategorie: Reise


Ich sage es nicht gern, aber ich bin nicht mehr so jung, wie ich mich fühle. Manchmal sind die Nachwirkungen eines Tauchausflugs ein wenig länger, ein wenig intensiver. Vielleicht waren es zu viele Jahre ohne Nitrox, aber es könnten auch die letzten Mai Tais beim Sonnenuntergang gewesen sein...

Bericht von Todd Essick

Wir alle werden täglich ein wenig älter und wir denken alle daran, dass wir eines Tages gehen müssen, ins Jenseits, vielleicht dort unseren Schöpfer treffen, zu Staub werden, auf natürliche Weise - oder mit etwas professioneller Nachhilfe und dem Wissen derer, die unsere Überreste wieder zu Asche bzw. Staub zu Staub machen...

Erzählt mir nicht, ihr hättet nie daran gedacht: Nach einigen sehr stressigen Tauchgängen, nach einem Ausrüstungsdefekt in 35 m Tiefe oder als man etwas zu lange wartete, um dich in einer abgeschiedenen Region wieder an Bord zu holen. Sicher habt ihr, wir alle haben. OK, wenn nicht, vielleicht nach einer durchzechten Nacht mit zu vielen Drinks oder ein gebrochenes Herz nach einer Trennung, ist es das, könnt ihr euch das vorstellen? Gut, dann können wir jetzt fortfahren...

Nach all den Abenteuern und Reisen während der ganzen Jahre wird jedem klar geworden sein, dass man nicht ewig tauchen kann. Wo wird der letzte Tauchgang sein? In einem See, nahe dem Wohnort? Vielleicht bleibt ja der Hauch einer letzten Erinnerung an eine tropische Gegend, mit bunten Fischen und Korallen, bis zum letzten Atemzug.

Sechshundert Tonnen Beton und Skulpturen wurden in der ersten Phase vor der Inbetriebnahme dieses künstlichen Riffs verbaut. Diese Bauwerke bilden den nördlichen Eingang nach Atlantis. Es sind zwei Messingtore mit flankierenden Bronzelöwen, die gleichzeitig die ersten der 41 größten, geplanten Skulpturen bilden. Mit Säulen und Gewölben wird dies zur ersten Hauptstraße, welche zur zentralen Plaza von Atlantis führen wird. Bauteile wurden an Land in Beton gefertigt, mit Lastkähnen an den Standort gebracht und auf den Meeresboden hinuntergelassen. Nachträglich wurden sie dann in die gewünschte Position gebracht.



Nach Fertigstellung werden fünf konzentrische Kreise mit acht Speichen ungefähr 5.000 individuell gefertigte Skulpturen und Säulen ein Rad bilden, dessen Mitte der zentrale Platz sein wird.

Bei meinem ersten Besuch dieser Gedenkstätte war ich wirklich überrascht. Als ich ins Wasser stieg, war ich ca. 30 m von dem Platz entfernt. Ich schwamm an der Oberfläche und entdeckte knapp drei Meter unter mir einen Querbalken - der Beginn eines langen Korridors. Ich tauchte ab und erreichte die Empfangshalle, umgeben von Gewölben, welche zu einem Pavillon mit Stiegen und Toren führten, die von zwei Löwen begrenzt wurden, je einer auf jeder Seite. Es war faszinierend, da ich so was in dieser Art noch nie gesehen hatte.

Genau genommen ist es ein Unterwasser-Skulpturen-Park. Du kannst das Leuten erzählen, kannst ihnen Fotografien zeigen, aber wirklich da zu sein, in mitten dieser Skulpturen, Säulen und Tore, das ist wahnsinnig beeindruckend. Das Meeresleben, welches sich hier bereits entwickelt hat und die zahllosen Fischarten, die in gewaltigen Schwärmen kommen und gehen, zusätzlich noch einige einsame Höhlenbewohner, wie ein sehr neugieriger Barrakuda, erzeugen eine sehr surreale Wirkung. Nicht zu glauben, aber eine ganze Menge von Hummern nennt den Park bereits ihr Zuhause. Man darf aber keine entnehmen, denn dieses Riff befindet sich in einem geschützten Areal, weit weg von den Fischgründen.

Ich war hier, um diese neu errichtete Gedenkstätte zu dokumentieren, aber im Vorgefühl dass dies ein interessanter Platz werden würde, brachte ich einige Models mit, um das Potenzial für ein neues Projekt zu testen. Ich dachte, dass die Idee eines Unterwasser-Friedhofs interessant ist und ich versuchte, diesen Gedanken an liebe Verstorbene mit Meerjungfrauen anschaulich darzustellen. Die Bilder in diesem Artikel sind der Versuch, die Gedanken und Träume der Leute der Neptune Society und deren Werk in einer neuen, träumerischen und romantischen Art darzustellen.

Unterwasser Skulpturenpark als Friedhof


Die Neptune Society ist die größte Servicegesellschaft für Begräbnisse in den USA. Das "Neptune Memorial Reef" dient sowohl den Lebenden und der Ökologie als auch dem Andenken der Verstorbenen. Der Küste Miamis vorgelagert, ist das "Neptune Memorial Reef" ein Wunder an Design und Ingenieurkunst und wird Taucher, Ökologen und Touristen anlocken. Auch solche, welche nach einer letzten Ruhestätte von unvergleichlicher Schönheit Ausschau halten.

Jerry Norman, Präsident und CEO der Neptune Society, sagte: "Das Neptune Memorial Reef ist einzigartig und ein großer Schritt in Richtung eines neuen Weges für Menschen, um ihre geliebten Verstorbenen zu ehren und ihr Andenken in einer wunderschönen Anlage zu bewahren. Es wird einen begünstigten Lebensraum im Meer schaffen und das Wachstum von Korallen fördern. Mit Hilfe der Natur und der Zeit wird diese Unterwasser-Gedächtnisstätte ein lebendes Riff von farbenprächtigem Meeresleben und Korallenwachstum werden, welches die Sicherheit bietet, die Erinnerung an die lieben Verstorbenen für alle Zeit zu bewahren."

Norman glaubt, dass die sich ändernde Sichtweise auf alternative Bestattungsweisen den idealen Zeitpunkt für den Start des "Neptune Memorial Reefs" ergeben. "Wir leben in einer immer mobileren Gesellschaft und entfernen uns immer mehr von Traditionen und Althergebrachtem. Die Einäscherung hat bereits einen Prozentsatz von 30 % in den Vereinigten Staaten erreicht und es wird erwartet, dass diese Zahl in den nächsten beiden Dekaden weiter ansteigt." Das "Neptune Memorial Reef" bietet eine natürliche letzte Ruhestätte für geliebte Angehörige und es ist ein Ziel für Familien, um sich dort zu versammeln. Der Preis eines Begräbnisses schwankt zwischen $ 1.495,- und $ 6.695,-, dies hängt vom gewählten Platz ab. Die Möglichkeiten sind vielfältig, man kann Teil des Bauwerks bzw. ein gegossener Seestern, eine Hirnkoralle oder Teil einer Säule oder Skulptur sein, welche vom Meeresgrund aufragt. Die Säulen sind ausgehöhlt und abhängig von der Einbauhöhe wird der Preis berechnet.

Als Taucher, Fotograf und Umweltschützer gefällt mir die Idee, dass es jetzt eine weitere Möglichkeit für meinen letzten Tauchgang gibt. Ich selbst kam schon mehrmals zurück. Es ist einfach faszinierend, wie das Unterwasserleben an dieser Stelle gedeiht und dem Ort eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.

Wenn du auf dem Weg in die Karibik oder zu den Florida Keys bist und du kommst durch Miami, nimm dir die Zeit und verbringe einen Tag um das wirklich Einzigartige zu besichtigen. Bedenke, es ist ein Friedhof, selbst wenn du im Moment noch nicht an diese letzte Ruhestätte denkst. Einige haben ihren letzten Tauchgang in Miami bereits gemacht und warten, um dich zu begrüßen. Wenn du Glück hast, könntest du den Heiligen Geist oder eine Meerjungfrau sehen.

Weitere Informationen über das "Neptune Memorial Reef" findet ihr unter www.nmreef.com.

Todd Essick ist ein amerikanischer Kunst-Fotograf. Seine Website: www.essickphoto.com.