Verzasca, Kanton Tessin (Flusstauchen)

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Verzasca-Tal - Verzasca FlußDen Fuß des Verzascat ...


Verzasca-Tal - Verzasca Fluß

Den Fuß des Verzascatals erreichten wir von Locarno aus kommend schon nach wenigen Minuten Autofahrt. Von dort wand sich die Straße in Serpentinen den Berg hinauf. Vorbei ging es an winzigen Bergdörfern deren Häuser und Dächer vollständig aus grob behauenen Granitplatten gebaut waren, bis zum einzigartigen Staudamm Selvatica.
Die 220 Meter hohe Staumauer verschließt das Flussbett wie mit einem riesigen Keil. Der imposante Staudamm wurde durch den James-Bond- Film ´Golden Eye´ weltberühmt, und wir wären nicht in der Schweiz, wenn sich damit kein Geld verdienen ließe. Auf der Mitte der Staumauer und damit am höchsten Punkt war eine Bungee-Sprungschanze aufgebaut, die ab dem Nachmittag für schlappe 170 ? je Sprung auch rege genutzt wurde. Nach unseren zwei vorangegangenen Tauchgängen waren wir jedoch für einen Sprung zu müde (sprich feige), um diese rund 15 Sekunden freien Fall auszuprobieren.
Vom Staudamm fuhren wir fluss-aufwärts am Berg-dorf San Bartolomeo und Lavertezzo vorbei zu unserem ersten Tauchplatz, der ´Römerbrücke´. Bedingt durch das enge Tal wird der Fluss nur von 10-16 Uhr angestrahlt, und die beste Zeit ist bis maximal 12 Uhr.

´Römerbrücke´
In 536 Meter Höhe erreichten wir den Tauchplatz ´Römerbrücke´ (Ponte dei Salti). Dieser liegt direkt hinter dem Ortsausgang von Lavertezzo. Der Gebirgsfluss Verzasca, was soviel wie ´grünes Wasser´ bedeutet, leuchtete schon von weitem in einem für die Berge unwirklichen smaragdgrün.
Eigentlich könnte man den Verzasca an vielen Stellen betauchen. Speziell im Sommer hat der Fluss eine schwache Strömung und fließt gemütlich von Gumpen (Wassertöpfe) zu Gumpen. Viele dieser Becken versprechen aufregende Tauchgänge, wenn man jedoch nur den Fluss erreichen könnte. Wer sich nicht abseilen und nach dem Tauchgang am Seil wieder nach oben hangeln will, dem verbleiben nur wenige ausgewiesene Tauchplätze wie dieser an der Römerbrücke und die Plätze Posse I und II.

Unseren ersten Tauchgang wollten wir an der Römerbrücke machen. Diese alte, angeblich von Römern aus Granitblöcken gebaute Brücke überspannt mit zwei Bögen den Fluss in reichlicher Höhe. Die Altertumsforschung hat jedoch leider herausgefunden, dass die Brücke in Wirklichkeit im Mittelalter gebaut wurde, und hat sie damit auch gleich ein Stück entzaubert. Für uns war es trotzdem eine schöne altertümliche Kulisse vor einem blauen Himmel und den hohen Bergen im Hintergrund.
Die Parkplätze befanden sich direkt gegenüber vom Tauchplatz und waren, wie immer in der Schweiz, kostenpflichtig. Mit 5 Franken kann man sich 3 Stunden Ruhe von den allgegenwärtigen Kontrolleuren kaufen. Die Anzahl der Parkplätze ist sehr begrenzt und Wildparken ist auf der engen Straße praktisch nicht möglich.
Leider ist der Höhenunterschied vom Parkplatz zum Fluss groß und auch die Brücke muss dafür noch überquert werden. Egal wie man sich entscheidet, ob man alles auf einmal in voller Montur hinunterschleppt oder in zwei Gängen das Material hinunter zum Fluss trägt, es ist eine schweißtreibende Plackerei. Meine Lieblingsblondine war zunächst noch skeptisch ob die zu erwartende Strapaze sich auch wirklich lohnen würde. Deshalb erkundeten wir zunächst ohne Tauchgepäck den Weg. Das klare Wasser war so klar, dass wir von der Brücke schon die Taucher im Wasser deutlich erkennen konnten. Auch die Strömung war gering und somit eine Absicherung mit den mitgebrachten Seilen unnötig. Sie war überzeugt. Nach einer kurzen Verschnaufpause, die wir mit dem Bewundern der durch den Verzasca geschliffenen Granitfelsformationen zubrachten, quälten wir uns zum ersten Mal zum Parkplatz hinauf.

Bedingt durch den Hochsommer und den geringen Regenfall in der letzten Zeit hatte der Verzasca nur wenig Wasser. Die meisten der grauweißen Granitfelsen, die wunderschön geädert sind, schauten aus dem Wasser und waren mit Sonnenbadenden belegt. Im Sommer wird dieser Platz ab 10 Uhr sehr fotogen angestrahlt, und das kristallklare Wasser leuchtete, dank der hellen Granitfelsen in einem wunderschönen Smaragdgrün. Die Sichtweiten waren unterschiedlich gut, aber immer größer als 10 Meter.
Den Gumpen unter der Brücke tauchten wir gegen die Strömung an. Diese war mittelstark bis stark. Nach der Brücke, die man auf dem Rücken tauchend von unten deutlich erkennen konnte, nahm die Strömung stark zu, und irgendwann kam man auch mit aller Kraft nicht mehr weiter. Somit wurde es Zeit umzukehren. Den Griff vom Felsen lösend wurden wir sofort hinweggeschwemmt. Der Rückweg gegen die Mittagssonne, beleuchtete die Maserung der Felsen besonders schön. Knapp unter der Oberfläche entstanden schöne Lichtspiele. Fische sahen wir nur wenige, und die Forellen waren höchstens 5cm. Unser erster Tauchgang in der Verzasca war mit 21 Minuten eher kurz, aber nicht minder eindrucksvoll. Bei milden 14 Grad empfanden wir dies auch nicht als zu kalt, zumal uns nach dem Auftauchen die pralle Spätsommersonne begrüßte und wieder aufwärmte.


Tauchplatz Posse
Nach einem genüsslichen Sonnenbad auf den warmen Granitfelsen unter der Römerbrücke fühlten wir uns genug ausgeruht für unseren zweiten Tauchgang am Tauchplatz Posse. Dieser liegt am Bergdorf San Bartolomeo (Chiesa San Bartolomeo) und nur wenige Kilometer von Lavertezzo den Berg hinunter. Auf 490 Meter über dem Meeresspiegel befinden sich die Tauchplätze Posse I und Posse II. Bedingt durch den niedrigen Wasserstand der Verzasca konnte nur Posse II (Pozzo della Posse) betaucht werden.
Das beste am Tauchplatz Posse ist die Infrastruktur. Eine Pizzeria mit angeschlossener Pension, Tauch-flaschenfüllstation und ordentlichen Toiletten lassen das verwöhnte Taucherherz sofort höher schlagen. Dass man von einem 180er Puls die nächste Zeit nicht wieder herunterkommt, dafür sorgte der Weg zum Fluss. Diesmal ist nichts mit Brücke und ausgetretenem Waldweg. Es geht steil über eine Treppe gefolgt von einem Zickzack-Weg die Wiese hinab und dann fast senkrecht die letzten 20 Meter über Felsplatten bis in den Fluss.
Die beste Tauchpartnerin der Welt hat spontan für uns beschlossen, dass wir den Weg nur einmal und diesmal in voller Montur zurücklegen würden. Kleinere Einwände von ihrem Ehemann und Tauchpartner lehnte sie kategorisch ab. Ich ergab mich, wie immer, in mein Schicksal und entschied mich dann meinerseits für die schwere Kamera, aber gegen die beiden Blitze. Vier Hände sind einfach drei zu wenig! Nach dem nun alle Grundsatzentscheidungen getroffen waren, machten wir unsere Ausrüstung fertig und schnallten die schweren Geräte um. Ich sage nur 12- und 15-Liter-Flaschen und 6 - 7 kg Blei !!!
Ohne auch nur eine Hand frei zu haben, legten wir die 200 Meter an der Strasse entlang und den schon beschrieben Weg ohne Pause zurück. Wir brauchten nur 15 Minuten, und am Fluss angekommen waren wir beide restlos fertig.
Der Tauchplatz hatte eine stärkere Strömung als der bei der Römerbrücke. Die vielen anwesenden Tauchgruppen hatten schon zwei Sicherheitsseile gespannt, und so konnten wir uns wenigstens das mühsame Ausbringen der Leine sparen. In dieser starken Strömung wäre dies für uns Städter schon ein eigenes Abenteuer gewesen. Der betauchbare Bereich bestand aus zwei miteinander verbundenen Gumpen. Sowohl am oberen als auch unteren Ende des Tauchplatzes war die Strömung so stark, dass sich kleine Wasserfälle mit Schaumkronen bildeten.
Dank des 14 Grad kalten Wassers konnten wir aber dann doch schneller herunterkühlen als erwartet. Kaum zu neuem Atem gekommen waren wir dann auch schon auf 11 Meter abgetaucht. In Bodennähe war die Strömung nur gering, und wir konnten uns knapp über dem Felsen schwebend den Fluss hinaufarbeiten.

Auch dieser Tauchplatz bestach durch die bizarren Felsformationen. Der weiß geäderte graue Granit wurde über Jahrtausende in sanfte fließende Formen geschliffen. Rund geschliffene Steine lagen überall.

Ach ja, Fische sahen wir auch mehr als an der Römer-brücke. Es waren genau Zwei !!!
Nach 19 Minuten unter Wasser kämpften wir uns mit hoch roten Köpfen von der Verzasca wieder zur Straße hinauf.
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