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DarkSharkPADI RD100 TGs

Der Himmelfahrtstag bietet alljährlich ideale Gel ...

Der Himmelfahrtstag bietet alljährlich ideale Gelegenheit für ein verlängertes Frühlings- Wochenende mit Kurz- (Tauch-) Urlaub. Damit die Anreise nicht schon länger als der Aufenthalt dauert, sollte es diesmal ein Trip an die Ostsee, genauer: Der Timmendorfer Strand sein.

Allgemeines
Die Ostsee ist ein ziemlich salzarmes und flaches Meer. Ein Blick auf die Seekarte zeigt erst kurz vor Norwegen oder Gotland Tiefen von einigen hundert Metern, die deutschen Küsten und Buchten vor Lübeck, Kiel und Eckernförde weisen dagegen nur selten Tiefen von mehr als 25m auf. Die Temperaturen erreichen im Frühjahr Werte um 10- 12°C an der Oberfläche und ca. 6°C am Grund. Es treten also deutlich spürbare Sprungschichten (ähnlich wie in Seen) auf, die nebenbei auch eine tiefenabhängige Veränderung der Sichtweiten mit sich bringen können. Damit wird die mögliche Länge eines Tauchgangs also eher durch die Qualität des Tauchanzugs (Trocki nicht vergessen oder Zähne zusammenbeißen!), als durch Faktoren wie Nullzeit oder Luftvorrat begrenzt. Da das Meer durch diese Bedingungen relativ artenarm ist, reizen in der Ostsee besonders die vielfältigen Möglichkeiten des Wracktauchens.

Tauchbasis/ Tauchplätze
Das `Tauchsportzentrum Timmendorfer Strand` ist eine kleine Tauchschule direkt am Strand der Lübecker Bucht und ist unmittelbar neben dem Schwimmbad `Ostseetherme` gelegen. Die Basis vermittelt auch Übernachtungsmöglichkeiten. Allerdings sind die einfach eingerichteten Nichtraucher- Doppelzimmer mit Etagenbetten und Gemeinschafts- Bad/Küche ab EUR 40,- ohne Frühstück nicht wirklich ein Schnäppchen. Hinzu kommt noch als deutsches Kuriosum die allfällig erforderliche Kurtaxe und ggf. Kaution. Mein Tipp: Lasst Euch auf jeden Fall eine Kurkarte, die `Ostsee- Card`, einzeln(!) pro Person aushändigen. Nur so gibt es in den örtlichen Einrichtungen, z.B. dem Seewasser- Aquarium `Sealife- Centre` auch tatsächlich Ermäßigungen. Einigt Euch am besten auch gleich auf den kostenfreien Verzicht für die sog. `Endreinigung`, so erspart man sich lästige Diskussionen.

Die Tauchbasis ist ganzjährig geöffnet und verfügt über ein breites Angebot vom Schnuppertauchen bis zu den üblichen Kursen und PADI Specialties. Hier werden auch Ausfahrten mit dem Schlauchboot oder einem Kutter organisiert. NITROX ist im Angebot, obgleich es in offenen Systemen kaum sinnvoll einsetzbar ist, da Tauchplätze zwischen 20- 35m Tiefe hier einfach nicht existieren. Es werden auch Rebreather zum Verleih angeboten, jedoch liegt der Preis von z.Zt. EUR 55,- (ohne Kalk und Gas) außerhalb jeglicher Diskussion, zumal ein Rebreather- Schnuppertauchgang (dann natürlich mit kompletter Füllung und Begleitung) plötzlich nur EUR 59,- kosten soll. Die etwas seltsame Preispolitik wird mit dem hohen Verschleiß der Geräte begründet. Bei einem Straßenpreis von EUR 1100,- für ein `Dräger Ray` wird also ein Total- Verlust nach bereits 20 Tauchgängen einkalkuliert. Beim `normalen` Tauchen wird auch nicht der Tauchgang selbst abgerechnet, der Preis setzt sich vielmehr aus Leihgebühren für die Flasche, deren Füllung und jedem einzelnen(!) Stück Leih- Blei sowie einer zeitabhängigen Basis- Nutzungsgebühr zusammen. Dabei werden nur fertig bestückte -leider ziemlich rutschige- Bleigurte (10kg) einheitlicher Länge vermietet, einzelne Stücke für den eigenen Taschenbleigurt sind Mangelware und dienen nur zum Nachtarieren.

Nach dem Tauchgang kann die Ausrüstung wie üblich gespült und vor dem Haus zum Trocknen aufgehangen werden. Ein eigener abschließbarer Trockenraum mit Spind, Bügel, etc. für die Gäste existiert nicht, jedoch kann das Equipment in einem Nebenraum gelagert und der Anzug über Nacht abgegeben werden.

Steinfeld
Das Steinfeld ist das `Hausriff` der Basis. Der Einstieg befindet sich unterhalb N54°0,630`/E10°46,241` am Strand. Man erreicht das Steinfeld auf einer Tiefe von 8- 9m nach etwa 19- 23min auf 30° Kompasskurs. Dort findet man 0,5- 1,5m große Steine mit reichlich Bewuchs von Kammtang sowie Miesmuscheln, welche die Nahrungsgrundlage für die zahlreichen Seesterne bilden. Gelegentlich zeigt sich ein Klippenbarsch oder auch eine Strandkrabbe, die bei Störung dem Taucher wütend ihre Scheren entgegenstreckt. Vorher passiert man noch eine Seegraswiese und ggf. ein Stellnetz. Hier fängt sich so einiges: z.B. Schollen, etc. Allerdings muss man auch ein wenig darauf achten, dass man nicht selbst zum `Beifang` wird! Die sandigen Abschnitte dazwischen sind dagegen relativ uninteressant.

Lotsenkommandant `Krause`
Von Neustadt/ Holst. aus starten die organisierten Kutterfahrten zu den Wracks der Gegend. Der freundliche Skipper des Tauchboots `Neptun` erklärt zu Beginn der Fahrt die Sicherheitseinrichtungen des Kutters und gibt auch gleich das Briefing. Danach geht es zum Tauchplatz bei ca. N54°3,385`/E10°48,233` und taucht dann am besten an der Ankerleine auf ca. 16m ab. Die durch Sprengübungen zerrissenen und weit verteilten Maschinen- und Wrackteile liegen auf Tiefen bis 18m und sind von dichten Schichten aus Miesmuscheln, Seenelken und Algenbewuchs überzogen. Überall ist wieder die Ostsee- typische Fauna von Seesternen, etc. zu sehen. Durch die unübersichtliche Lage der einzelnen Teile bei eingeschränkter Sicht verliert man ohne Kompass leider leicht die Orientierung und muss evtl. mit einem Freiwasser- Aufstieg rechnen.

`Holstentor`
Das Wrack liegt ca. 10 Bootsminuten von der `Krause` entfernt auf 10- 14m Tiefe. Die Aufbauten fehlen völlig, da das Schiff abgewrackt werden sollte und auf seiner letzten Fahrt zur Verschrottung `plötzlich` sank. Der Rumpf ist jedoch ziemlich intakt und liegt flach auf dem Meeresboden. Es gibt auf dem Deck zahlreiche große Öffnungen, allerdings ist das Innere nicht interessant, da praktisch nicht vorhanden. Man kann also ein- bis zweimal an den Flanken um das ca. 25m lange Schiff bis zum Spiegelheck `herumtauchen` und öfter mal einen Blick ins Wrack selbst riskieren. Mein Tipp: Da die Lübecker Bucht sehr stark von Freizeit- Kapitänen auf Segelbooten frequentiert wird, sollte man bei einem evtl. erforderlichen freien Aufstieg besonders auf seine eigene Sicherheit achten und ggf. eine Signalboje mitführen. Die eindeutigen Signale vom Tauchboot aus (Alpha- oder Taucherflagge) schützen jedenfalls nicht immer vor unliebsamen Überraschungen.

Fazit
Die Ostsee bietet fantastische Gelegenheiten für interessante Wracktauchgänge. Allerdings ist das Preisniveau in den Ostsee- Bädern traditionell recht hoch, was sich auch auf die Taucherei auswirkt. Im Schnitt zahlte ich für die gemischten Boots-/Landtauchgänge knapp EUR 25,-/TG. Das Basispersonal ist kompetent und hilfsbereit, allerdings sollte man die Preistransparenz und Kundenorientierung verbessern und auf die zahlreichen kleinlichen Hinweise und Verbotstafeln verzichten. Wer sich `daneben` benehmen will, wird diese ohnehin ignorieren. Alle anderen stört es nur...

Kann man dagegen auf den Service einer Basis ganz verzichten, könnte man mit kompletter Ausrüstung tauchen und evtl. beim Strandkiosk `Reetkate` an der Strandallee höflich wegen eine `Material- Dusche danach` anfragen, zumindest habe ich dort einige Taucher gesehen.


Tauchsportzentrum Timmendorf


Hafen Neustadt


Tauchboot Neptun


Lotsenkommandant Krause


Seestern an der ´Krause´