Nächtlicher Tanz der Walhaie (Dschibuti, 24.10.-2 ...
Nächtlicher Tanz der Walhaie
(Dschibuti, 24.10.-2.11.2007)
Ich gehöre zu den Menschen, denen es einfach nicht gelingen wollte, einmal einem Walhai zu begegnen. Selbst in Tofo in Mosambik, eine der bekanntesten Walhai-Destinationen der Welt, habe ich die ‚schweren Jungs’ trotz optimaler Reisezeit nicht angetroffen. Vielleicht waren sie ja nach Dschibuti unterwegs ...
Also ab ans Horn von Afrika! Aus der Ferne betrachtet keine besonders gemütliche Ecke unseres Planeten, aber wir hatten wirklich KEINE Probleme!! Mal abgesehen davon, dass die ursprünglich gebuchte ‚MY Daedalus’ mit defektem Motor in Ägypten auf dem Trockendock lag und wir in letzter Minute auf einem französischen Boot – der ‚DYN 1’ – untergekommen sind. Ein echter Glücksfall! Nach Dschibuti fliegt man mittwochs von London oder Paris mit Daallo Airlines; der Flug wird von der englischen Gesellschaft Aestraeus durchgeführt. Beim Tauchgepäck hat das Bodenpersonal großzügig über ein paar Kilos jenseits der 20 hinweggesehen. In Dschibuti angekommen, wurden wir noch vor den Immigration-Schaltern in Empfang genommen. Die Pässe wurden eingesammelt (keine Angst, man bekommt sie wieder!), mit Visa versehen und am Ende der Reise wieder ausgegeben. Per Minibus ging es dann gleich zum Hafen und aufs Schiff, das kurz darauf in See stach.
Zwischen Oktober und Januar, die Zeit der Walhaie in Dschibuti, führt die Route der ‚DYN 1’ sowohl zur Inselgruppe der Sept Frères (Sieben Brüder), die südlich der Meerenge Bab el Mandeb am Zusammenfluss von Rotem Meer und Indischem Ozean liegt, als auch tief in den planktonreichen Golf von Tadjoura hinein, wo das Boot in der Nähe des Walhai-Hotspots Arta Plage (Goubet al Kharab (Teufelskessel)) vor Anker geht. Die Kombination von vier Tagen Sept Frères (12 Tauchgänge) und zwei Tagen Walhai (2 TG und drei Suchfahrten mit der Feluke) hat mir persönlich gut gefallen. So hat man von allem etwas. Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu ...
Sept Frères
Was gibt es zu sehen? Intakte Korallengärten und viel Fisch, insbesondere große Schulen von Drückern, Blaustreifenschnappern und Schwarzpunktsüßlippen. Außerdem viele Papageien-, Wimpel-, Anemonen-, Feilen- und Feuerfische und große Exemplare des Arab. Kaiserfisches. In fast jeder Spalte waren Muränen zu finden, allen voran richtig fette Netzmuränen. Auch Schildkröten und Rochen wurden gesichtet, neben riesigen Schwarzpunktrochen mit gut und gerne zwei Metern Durchmesser auch vereinzelte Gitarren- und Adlerrochen sowie Mobulas. Bester Tauchplatz der Sieben Brüder ist meiner Meinung nach ‚Les Marches’ vor der Südinsel der Inselgruppe (Achtung, Strömung!). Hier gibt es auf 35-40 Metern ein paar dicke Zackenbarsche zu sehen, Napoleons und große Stechrochen; beim Abtauchen konnten wir an der Riffkante eine Schule Barrakudas beobachten. Haie? Bis auf einige kleinere Weißspitzen leider Fehlanzeige! Ein Tauch-Kollege hat das Gebiet vor 30 Jahren betaucht. Damals gab es dort noch jede Menge Haie. Da hat der Mensch mal wieder ganze Arbeit geleistet, seufz! Die Riffe sind insgesamt in gutem Zustand, es wird eben wenig getaucht. An allen Tauchplätzen waren wir das EINZIGE Boot. Einige Punkte Abzug gibt es für die Sicht. Mehr als 15 Meter sollte man zu dieser Jahreszeit nicht erwarten.
Arta Plage
Nun aber zum absoluten Highlight unserer Tour: Rhincodon typus! Ob es daran lag, dass wir einen Schornsteinfeger an Bord hatten, der uns Glück brachte, keine Ahnung. Auf jeden Fall waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Denn die Walhaie hatten beschlossen, uns am Abend einen Besuch abzustatten. Aus triftigem Grund. Rund um das Boot brodelte es nur so vor Plankton und kleinen Fischchen, die vom Licht der ‚DYN 1’ angezogen wurden. Als dann plötzlich jemand „Walhai!“ schrie, wollte das zunächst keiner glauben. Doch tauchte ganz gemächlich ein riesiger Umriss aus der Dunkelheit auf. Von Deck aus ließ sich das Tier im Schein der Lampen wunderbar beobachten. Die ersten machten Masken und Schnorchel klar. An diesem Abend war allerdings eine Party am nahegelegenen Strand angesagt. Als wir gegen ein Uhr morgens wieder auf dem Schiff waren, hielten wir nochmals nach dem Walhai Ausschau. Und welch ein magischer Anblick: Im spiegelglatten Wasser unter uns tummelten sich gleich zwei der sanften Riesen. Und es wurden immer mehr! Im Laufe der Nacht gesellten sich ein dritter, ein vierter und sogar ein fünfter Walhai hinzu! Auf der DYN gab es jetzt kein Halten mehr. Wer schon schlief, wurde aus der Koje geschmissen – und vorsichtig glitt ein Schnorchler nach dem anderen ins Wasser, um die Late-Night-Show hautnah mitzuerleben. Mit weit aufgerissenen Mäulern kamen die Tiere ein ums andere Mal aus der Tiefe empor bis fast an die Oberfläche, sie standen senkrecht im Wasser, um möglichst viel Plankton einzusaugen. Dann tauchten sie erneut unter den Schiffsrumpf ab, um auf der anderen Seite wieder hochzusteigen. Und wir mittendrin, von Walhaien umzingelt! Jetzt bloß keinen berühren! Gar nicht so einfach, kamen die Fische doch ganz nah, teils zu zweit oder zu dritt bis auf einen Meter heran. Wer dabei war, der weiß: Diese Begegnung ist nicht zu toppen. Wir schnorchelten wie besessen, bis es im Wasser langsam kalt wurde und sich erste Schwimmhäute bildeten. Bis zum Morgengrauen haben die letzten an Deck ausgeharrt, konnten sich nicht losreißen von den Bildern dieser Nacht. Den größten Walhai schätzten wir übereinstimmend auf acht Meter, einen auf sechs Meter, die anderen drei auf vier, fünf Meter.
Nach kurzer Nacht und frühem Tauchgang sind wir nochmals mit den Feluken rausgefahren, um bei Tageslicht vielleicht noch ein Tier fotografieren zu können. Das war nachts praktisch unmöglich ... Eine Gruppe hatte Erfolg, sie konnte eine Stunde mit einem fünf Meter langen Exemplar schnorcheln. Die andere Gruppe hat es immerhin auf ein paar Schnappschüsse gebracht. Am Nachmittag wurde der Anker gelichtet und wir fuhren zurück nach Dschibuti-Stadt. Wer wollte, konnte jetzt noch zwei Tage an einer Exkursion teilnehmen und u. a. den heißesten Punkt der Erde – den salzigen Lake Assal, 153 Meter unter dem Meeresspiegel –, und die Bergregion Bankoualé kennenlernen.
Noch ein Wort zur ‚DYN 1’: Das 28 Meter lange Schiff verfügt über 11 Doppelkabinen mit eigener Nasszelle für maximal 22 Taucher. Trotz der großen Anzahl Taucher läuft das Tauchen sehr organisiert ab. Meist wird nicht direkt von der Plattform aus getaucht, sondern von zwei Feluken aus, die einen zum jeweiligen Tauchplatz bringen. Größten Wert wird auf die Sicherheit gelegt; bei einem Tauchunfall gibt es in Dschibuti keine schnelle Hilfe. Die Briefings sind sehr ausführlich, jeder Taucher muss eine Dekoboje mitführen. Die komplette Ausrüstung muss mitgebracht werden; für Nachttauchgänge stehen keine Leihlampen zur Verfügung. Getaucht wird mit 12 Liter Aluminium-Flaschen, Nitrox wird gegen Aufpreis angeboten. Die gesamte Crew ist sehr hilfsbereit und professionell. Da es sich bei der DYN um ein französisches Boot handelt und die Gäste zu 95 % aus Frankreich kommen, sind Französischkenntnisse von Vorteil. Renzo, der Kapitän und (hervorragende!) Koch, sowie Diveguide Doudou sprechen aber auch Englisch; die Briefings können also auch für Nicht-Frankophone durchgeführt werden.
Alles in allem eine tolle Tour, die ich gerne weiterempfehle und für die ich sechs Flossen vergebe. Wer mehr wissen will, kann mich auch direkt kontaktieren: y.herfurth@arcor.de
Walhai bei Arta Plage 1
Ein bisschen näher ...
Und noch ein bisschen näher ...
Grande Ile (7 Frères)
Barrakudas (Les Marches)
Schildkröte
Netzmuräne
Süßlippen
Ständige Begleiter
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Ich gehöre zu den Menschen, denen es einfach nicht gelingen wollte, einmal einem Walhai zu begegnen. Selbst in Tofo in Mosambik, eine der bekanntesten Walhai-Destinationen der Welt, habe ich die ‚schweren Jungs’ trotz optimaler Reisezeit nicht angetroffen. Vielleicht waren sie ja nach Dschibuti unterwegs ...
Also ab ans Horn von Afrika! Aus der Ferne betrachtet keine besonders gemütliche Ecke unseres Planeten, aber wir hatten wirklich KEINE Probleme!! Mal abgesehen davon, dass die ursprünglich gebuchte ‚MY Daedalus’ mit defektem Motor in Ägypten auf dem Trockendock lag und wir in letzter Minute auf einem französischen Boot – der ‚DYN 1’ – untergekommen sind. Ein echter Glücksfall! Nach Dschibuti fliegt man mittwochs von London oder Paris mit Daallo Airlines; der Flug wird von der englischen Gesellschaft Aestraeus durchgeführt. Beim Tauchgepäck hat das Bodenpersonal großzügig über ein paar Kilos jenseits der 20 hinweggesehen. In Dschibuti angekommen, wurden wir noch vor den Immigration-Schaltern in Empfang genommen. Die Pässe wurden eingesammelt (keine Angst, man bekommt sie wieder!), mit Visa versehen und am Ende der Reise wieder ausgegeben. Per Minibus ging es dann gleich zum Hafen und aufs Schiff, das kurz darauf in See stach.
Zwischen Oktober und Januar, die Zeit der Walhaie in Dschibuti, führt die Route der ‚DYN 1’ sowohl zur Inselgruppe der Sept Frères (Sieben Brüder), die südlich der Meerenge Bab el Mandeb am Zusammenfluss von Rotem Meer und Indischem Ozean liegt, als auch tief in den planktonreichen Golf von Tadjoura hinein, wo das Boot in der Nähe des Walhai-Hotspots Arta Plage (Goubet al Kharab (Teufelskessel)) vor Anker geht. Die Kombination von vier Tagen Sept Frères (12 Tauchgänge) und zwei Tagen Walhai (2 TG und drei Suchfahrten mit der Feluke) hat mir persönlich gut gefallen. So hat man von allem etwas. Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu ...
Sept Frères
Was gibt es zu sehen? Intakte Korallengärten und viel Fisch, insbesondere große Schulen von Drückern, Blaustreifenschnappern und Schwarzpunktsüßlippen. Außerdem viele Papageien-, Wimpel-, Anemonen-, Feilen- und Feuerfische und große Exemplare des Arab. Kaiserfisches. In fast jeder Spalte waren Muränen zu finden, allen voran richtig fette Netzmuränen. Auch Schildkröten und Rochen wurden gesichtet, neben riesigen Schwarzpunktrochen mit gut und gerne zwei Metern Durchmesser auch vereinzelte Gitarren- und Adlerrochen sowie Mobulas. Bester Tauchplatz der Sieben Brüder ist meiner Meinung nach ‚Les Marches’ vor der Südinsel der Inselgruppe (Achtung, Strömung!). Hier gibt es auf 35-40 Metern ein paar dicke Zackenbarsche zu sehen, Napoleons und große Stechrochen; beim Abtauchen konnten wir an der Riffkante eine Schule Barrakudas beobachten. Haie? Bis auf einige kleinere Weißspitzen leider Fehlanzeige! Ein Tauch-Kollege hat das Gebiet vor 30 Jahren betaucht. Damals gab es dort noch jede Menge Haie. Da hat der Mensch mal wieder ganze Arbeit geleistet, seufz! Die Riffe sind insgesamt in gutem Zustand, es wird eben wenig getaucht. An allen Tauchplätzen waren wir das EINZIGE Boot. Einige Punkte Abzug gibt es für die Sicht. Mehr als 15 Meter sollte man zu dieser Jahreszeit nicht erwarten.
Arta Plage
Nun aber zum absoluten Highlight unserer Tour: Rhincodon typus! Ob es daran lag, dass wir einen Schornsteinfeger an Bord hatten, der uns Glück brachte, keine Ahnung. Auf jeden Fall waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Denn die Walhaie hatten beschlossen, uns am Abend einen Besuch abzustatten. Aus triftigem Grund. Rund um das Boot brodelte es nur so vor Plankton und kleinen Fischchen, die vom Licht der ‚DYN 1’ angezogen wurden. Als dann plötzlich jemand „Walhai!“ schrie, wollte das zunächst keiner glauben. Doch tauchte ganz gemächlich ein riesiger Umriss aus der Dunkelheit auf. Von Deck aus ließ sich das Tier im Schein der Lampen wunderbar beobachten. Die ersten machten Masken und Schnorchel klar. An diesem Abend war allerdings eine Party am nahegelegenen Strand angesagt. Als wir gegen ein Uhr morgens wieder auf dem Schiff waren, hielten wir nochmals nach dem Walhai Ausschau. Und welch ein magischer Anblick: Im spiegelglatten Wasser unter uns tummelten sich gleich zwei der sanften Riesen. Und es wurden immer mehr! Im Laufe der Nacht gesellten sich ein dritter, ein vierter und sogar ein fünfter Walhai hinzu! Auf der DYN gab es jetzt kein Halten mehr. Wer schon schlief, wurde aus der Koje geschmissen – und vorsichtig glitt ein Schnorchler nach dem anderen ins Wasser, um die Late-Night-Show hautnah mitzuerleben. Mit weit aufgerissenen Mäulern kamen die Tiere ein ums andere Mal aus der Tiefe empor bis fast an die Oberfläche, sie standen senkrecht im Wasser, um möglichst viel Plankton einzusaugen. Dann tauchten sie erneut unter den Schiffsrumpf ab, um auf der anderen Seite wieder hochzusteigen. Und wir mittendrin, von Walhaien umzingelt! Jetzt bloß keinen berühren! Gar nicht so einfach, kamen die Fische doch ganz nah, teils zu zweit oder zu dritt bis auf einen Meter heran. Wer dabei war, der weiß: Diese Begegnung ist nicht zu toppen. Wir schnorchelten wie besessen, bis es im Wasser langsam kalt wurde und sich erste Schwimmhäute bildeten. Bis zum Morgengrauen haben die letzten an Deck ausgeharrt, konnten sich nicht losreißen von den Bildern dieser Nacht. Den größten Walhai schätzten wir übereinstimmend auf acht Meter, einen auf sechs Meter, die anderen drei auf vier, fünf Meter.
Nach kurzer Nacht und frühem Tauchgang sind wir nochmals mit den Feluken rausgefahren, um bei Tageslicht vielleicht noch ein Tier fotografieren zu können. Das war nachts praktisch unmöglich ... Eine Gruppe hatte Erfolg, sie konnte eine Stunde mit einem fünf Meter langen Exemplar schnorcheln. Die andere Gruppe hat es immerhin auf ein paar Schnappschüsse gebracht. Am Nachmittag wurde der Anker gelichtet und wir fuhren zurück nach Dschibuti-Stadt. Wer wollte, konnte jetzt noch zwei Tage an einer Exkursion teilnehmen und u. a. den heißesten Punkt der Erde – den salzigen Lake Assal, 153 Meter unter dem Meeresspiegel –, und die Bergregion Bankoualé kennenlernen.
Noch ein Wort zur ‚DYN 1’: Das 28 Meter lange Schiff verfügt über 11 Doppelkabinen mit eigener Nasszelle für maximal 22 Taucher. Trotz der großen Anzahl Taucher läuft das Tauchen sehr organisiert ab. Meist wird nicht direkt von der Plattform aus getaucht, sondern von zwei Feluken aus, die einen zum jeweiligen Tauchplatz bringen. Größten Wert wird auf die Sicherheit gelegt; bei einem Tauchunfall gibt es in Dschibuti keine schnelle Hilfe. Die Briefings sind sehr ausführlich, jeder Taucher muss eine Dekoboje mitführen. Die komplette Ausrüstung muss mitgebracht werden; für Nachttauchgänge stehen keine Leihlampen zur Verfügung. Getaucht wird mit 12 Liter Aluminium-Flaschen, Nitrox wird gegen Aufpreis angeboten. Die gesamte Crew ist sehr hilfsbereit und professionell. Da es sich bei der DYN um ein französisches Boot handelt und die Gäste zu 95 % aus Frankreich kommen, sind Französischkenntnisse von Vorteil. Renzo, der Kapitän und (hervorragende!) Koch, sowie Diveguide Doudou sprechen aber auch Englisch; die Briefings können also auch für Nicht-Frankophone durchgeführt werden.
Alles in allem eine tolle Tour, die ich gerne weiterempfehle und für die ich sechs Flossen vergebe. Wer mehr wissen will, kann mich auch direkt kontaktieren: y.herfurth@arcor.de
Walhai bei Arta Plage 1
Ein bisschen näher ...
Und noch ein bisschen näher ...
Grande Ile (7 Frères)
Barrakudas (Les Marches)
Schildkröte
Netzmuräne
Süßlippen
Ständige Begleiter