14 Tage auf der Aurora im Roten Meer / Sudan
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14 Tage auf der Aurora im Roten Meer / Sudan
Die Anreise: Abenteuerlich ! Nachdem ich mir am Vortag der Abreise erst
abends noch einen neuen Tropi und eine Banane gekauft habe, klingelte nach
5 h Schlaf der Wecker. Anreise zum Düsseldorfer Flughafen. Von dort
mit der SwissAir über Zürich (Zwischenstopp) nach Cairo. Flugpreis
war 800,- DM, Bekannte sind über Italien für 650,- DM geflogen.
In Cairo nahtloser Empfang vom lokalen Agenten. Erstmal 7 Dollar Flughafensteuer
abdrücken. Da ich noch ein Hotel für die Rückreise brauchte,
leistete ich eine Anzahlung von 50 Dollar an den Agenten, der mir versprach
sich um ein Hotel und sightseeing zu kümmern. Dann Transfer zu einem
anderen Flughafengebäude, in dem ich dann die anderen 4 deutschen
Taucher traf (teilweise bekannt). Ankunft in Cairo war 17:00, offizieller
Weiterflug nach Port Sudan um 19:00. Vom Agenten hatte ich allerdings schon
gehört, dass es sich um 2 h verzögern würde (die Info hatten
die anderen noch nicht). Aus 19:00 wurde also 21:00, bzw. 21:30, 22:00,
22:30, 23:00. Informationen von ägyptischen Offiziellen waren alle
falsch (die wussten auch nix). War schon eine blöde Sache in Cairo
ohne Zeitangabe zu warten, während man uns Pässe+Flugticket abgenommen
hatte. Um 24:00, also nach 7 h (5 h Verspätung) gings dann los.
Beim Einchecken habe ich dann fast einen Herzkasper bekommen. Das Flugzeug
von SudanAir war eine uralte (mindestens 40 Jahre) Maschine aus Russland.
Die Innenbestuhlung war zu 40% defekt, unmögliche Polster (Erinnerungen
an meine Oma wurden wach), abartiger Gestank,...die Sicherheit war subjektiv
zu keiner Zeit gewährleistet, Anschnallen zwecklos. Zum Start wurde
dann erstmal der halbe Koran runtergebetet, keine Durchsage auf Englisch
! 02:20 Landung in Port Sudan.
Auf dem Rollfeld standen zwei Jagdbomber (samt Bewaffnung) zum Anfassen
nah. Überall auch Miliz. Rein ins Check-In Häuschen und Ausfüllen
von Formularen (dreifach). Da es im Sudan anscheinend nur ein Flugzeug
gibt (das einmal pro Tag landet - bzw. permanent zwischen Cairo, Port Sudan
und einem dritten Flughafen pendelt), war das Häuschen nur für
uns aufgehalten worden. Aufgrund von kulturellen Unterschiede (im arabischen
Raum wird ja von rechts nach links geschrieben) hatten alle in die falschen
"Felder" geschrieben und der örtliche Muffti ist fast ausgerastet,
da er alle Forumlare umschreiben musste. Ein Version wurde bei einem Typen
abgegeben, der offensichtlich garnicht lesen konnte und dementsprechend
die Zette nur weggelegt hat, ohne einen Blick darauf zu werden. Danach
Zollkontrolle (hatte ich schon in Zürich und Cairo hinter mir). Der
Typ fragt mich "where are you from ?" und ich "Germany".
Der Typ: "West or East ?". Da war ich erstmal verdutzt. Dann
habe ich ihm erzählt, dass es eine „re-union“ gegeben hat und es wieder
nur EIN Deutschland gäbe. Davon hat sich der Typ allerdings nicht
überzeugen lassen und sagt "No-no" und erklärte mir
sein Bild von Europa in den Grenzen von `48. Nachdem auch dieser Part abgehandelt
war, wurden unsere Sachen in einen Transferbus geladen (wie der aussah
brauche ich wohl nicht mehr zu beschreiben) und fuhren dann ca. 20 Minuten
vom Flughafen zum Hafen von PortSudan (rechts und links nur Dreck und Steine).
Ankunft im Hafen, wo sich bereits 2 weitere Transferbusse eingefunden hatten
(offensichtlich gab es mehrere Tauchschiffe). Gepäck und Leute wurden
dann auf Schlauchboote verladen und in mehreren Fuhren auf das jeweilige
Schiff gebaggert. 03:00. Nach 22 h endlich an Bord. Die Sachen nur notdürftig
verstaut und ab in die Federn. Eins war klar, am nächsten Tag würde
ich nur einen Tauchgang machen und zwar am Nachmittag.
Morgens von Port Sudan nach Sanganeb. Auf der Fahrt hatten wir viele
Delphine am Schiff, so dass unsere Stimmung schon wieder deutlich aufhellte.
Am Nachmittag dann der erst Tauchgang am Süd-Point. Da ich noch an
einer Erkältung aus Deutschland laborierte war der Druckausgleich
mit den bekannten Problemen beim Abtauchen verbunden. Dies sollte sich
auch erst im Laufe der nächsten Tage langsam legen. Der erste Tauchgang
war dann auch schon nach 44 Minuten und einer maximalen Tiefe von 18 Meter
beendet. Diese Werte sollten wir später dramatisch überschreiten
(siehe "Im Rausch der Tiefe"). Zu sehen gab es beim ersten Tauchgang
einige Barrakudas und eine schöne Muräne, die ich als logbuchwüdrig
eingetragen habe.
Fazit zur Unterwasserwelt
Alle Riffe die ich angetaucht habe, waren in einem blühenden Zustand,
den ich bisher noch nicht gesehen habe. Um Welten besser als das, was ich
`96 auf den Malediven gesehen habe. Einfach hervorragend !!! Der Artenreichtum
an Fisch war dagegen fast schon ein Katastrophe ! Wir hatten fast immer
Grauhaie, die auch ordentliche Ausmasse hatten und sehr neugierig waren.
Mehrfach konnte ich das Balzverhalten (Verfolgungsjagd und Liebesbiss in
die Flosse) beobachten. Das war sicherlich super, leider haben wir keinen
einzigen Hammerhai gesehen ! Das war natürlich die Enttäuschung
schlecht hin für uns und hat die Stimmung ordentlich gedrückt.
Angeblich war das Wasser zu warm. Wir hatten eine Wassertemperatur von
31°C und die erste Sprungschicht befand sich auf 55 Metern ! Die Hammerhaie
werden sich wohl in einer Tiefe von 80-100 Metern aufgehalten haben und
waren für uns daher leider nicht erreichbar. Es fehlte aber auch viel
an Schwarmfisch, keine einzige Schildkröte gesehen, keinen Manta,
keinen Oktopus, keine Krebse, gerade mal 2 Nacktschnecken und vieles, was
ich auf den Malediven im Überfluss hatte, fehlte einfach. Seit einiger
Zeit legen dort 2 chinesische Fischtrawler ihre Schleppnetze aus; was sich
offensichtlich dramatisch auswirkt. Highlights waren riesige Barrakuda-Schwärme
(über 100), die Grauhaie, Büffelkopf-Papageien, Schwärme
von Stachelmakrelen. Rochen waren Mangelware. Nur einmal ein gewaltiger
Stachelrochen. Dafür mehrfach ein Blaupunktrochen, mit dem ich einen
halben Tauchgang verbracht habe. Persönlich am interessantesten fand
ich den "Pfaffenhut-Seeigel", den ich während eines Nacht-TGs
zum ersten mal gesehen habe und optisch faszinierend finde.
Natürlich haben wir auch die wohl allen bekannten Unterwassergebäude
von Jack Cousto betaucht. Interessant aus historischer Perspektive, allerdings
ist der direkte Tauchspot wenig prickelnd.
Ebenfalls sehr bekannt ist das Wrack der "Umbria" direkt vor
dem Hafen von Port Sudan. Dieses Wrack, in dem immer noch tausende von
Bomben, sowie ein Wagen lagern, ist wunderschön bewachsen. Ein absoluter
Traum für unsere Fotografen. Deutlicher Wehrmutstropfen allerdings,
dass die Sicht mehr als bescheiden ist, seitdem sich der Schiffverkehr
in den letzten 10 Jahren deutlich gesteigert hat.
Im Rausch der Tiefe
Hauptmotivation der Reise waren die seltenen Hammerhaie. Aufgrund der
genannten Temperaturproblematik sind wir in den Rausch der Tiefe verfallen.
Nach dem Motto: Wenn die Hammerhaie nicht zu uns kommen, dann kommen wir
eben zu den Hammerhaien. Die magische Grenze von 40 Metern war plötzlich
nur noch Ausgangspunkt für lustige Sprüche. Unser Haupttauchspot
(Shab-Rumi / Südpoint) hat auch regelrecht dazu eingeladen. Abtauchen
und das Plateau lag auf knapp 30 Metern. Von dort aus zur Blauwasser-Kante
und.....abwärtsssssss. 35 Meter.....40 Meter.....45 Meter.....50 (fünfzig
!!!) Meter.....55 Meter.....60 Meter (sääächzigg Meter)
!!! Mein tiefster TG endete auf 61 Metern. Zwei meiner Kollegen sind noch
bis auf 70 Meter runter ! Im Nachhinein erscheint es als wirklich verrückt
bzw. als grob fahrlässig, fast schon provozierend. Fast alle meine
TG waren über 40 Meter, 2 gut über 50 und der 60iger. Damit ging
natürlich ein entsprechender Deko-Terror los. Fast alle Tauchgänge
waren Dekotauchgänge. Beim 61er hatte ich sagenhafte 22 Minuten Deko
(auf 3 und 6 Metern) ! Nach 2-3 Tagen habe ich immer wieder mal einen TG
ausfallen lassen, um den Körper wieder halbwegs zu entsättigen
(oft über 30 Stunden bis zur Entsättigung). Besonders zum Ende
des Urlaubs war mein Gewebe so angereichert, dass ich oftmals gefrohren
habe (bei 40°C in der Sonne ja nicht normal). Dazu das Versorgungsrisiko.
Keine Flaschen unterm Boot, kein Sauerstoff an Board und die nächste
Dekokammer in Ägypten (das in einem Notfall nur mit einer zweitägigen
Busreise zu erreichen gewesen wäre). Fazit: Tauchen im Sudan ist in
allen Belangen abenteuerlich.
SUDAN - ein Traum zerplatzt ?
Wie bereits berichtet, haben wir trotz aller Anstrengungen keinen Hammerhai
gesehen. Allen die das Abenteuer Sudan auf sich nehmen wollen, sollten
sich bewusst sein, dass es nichts mit Garantie gibt. Sicherlich ist das
südliche Rote Meer von den Riffen ein Traum und was wir gesehen haben,
war ein hervorragendes Tauchrevier, ein dickes ABER bleibt allerdings.
Die Erwartungshaltung ist durch den Reiseveranstalter im Vorfeld extrem
nach oben geschraubt worden, so dass man fast nur enttäuscht werden
konnte. Auch die Jahreszeit war nicht die optimale. Wenn Sudan, dann im
April ! Auch das Preis/Leistungsverhältnis gibt einem zu denken. Für
das gleiche Geld hätte man zweimal nach Ägypten fliegen können.
Ich habe ich ja schon einige Kosten angegeben, so dass sich jeder, der
sich ernsthaft mit einer Reise in den Sudan beschäftigt, ein klares
Bild machen kann. Die Reise ansich kostet für 14 Tage bei SpiroSub
in München 4.220,- DM. Zusammen mit den genannten Kosten (Flug etc.),
Trinkgeldern, weiteren Gebühren (80 $ bei der Ankunft auf dem Schiff),
Getränken (Cola 2,5$, ägyptisches Dosenbier 4$) etc. kommt man
auf ca. 6 Riesen. Für Leute mit dem nötigen Kleingeld und der
halben Welt im Logbuch sicherlich kein Hindernisgrund. Geärgert hat
uns aber auch, dass der Kapitän sehr träge war und aus offensichtlicher
Unlust nur wenige Tauchplätze angefahren ist. In der zweiten Woche
ist das Wetter sehr stürmisch geworden, so dass weiter entfernte Tauchplätze
nicht mehr zu erreichen waren. Wir waren daher weder am Nord-Point von
Shab-Rumi, noch am Toyota-Wrack, noch am Manta-Point, etc. Ein weiterer
Negativpunkt war der Tauchguide. Die junge Italiänerin sprach nur
Italiänisch und Englisch. Da auf der Aurora 80% deutschsprachige Kunden
sind und sie bereits 2 Jahre auf dem Kutter arbeitet ein Unding. So kam
dann auch quasi garkeine Kommunikation zu Stande, da meine Kollegen alle
kein bzw. kaum Englisch sprachen. Die Tussi ist dann auch nur mit den Italiänern
getaucht, was uns ja nicht weiter gestört hat. "Wenn wir mit
der Tussi tauchen, müssen wir nur Rücksicht nehmen" war
bei uns ein running gag und hatte angesichts unseres Tiefenrausches wohl
auch einen wahren Kern. Das Schiff selber war in einem passablen Zustand,
getaucht wurde von Schlaubooten. Bei heftigem Seegang waren die Wellen
oftmals doppelt so hoch wie das Schlauboot, also wirklich nichts für
Texiltaucher. Einmal ist einer sogar während der Fahrt aus dem Boot
gefallen, was aber nur zur allgemeinen Belustigung beigetragen hat. Gleiches
direkt am Tauchspot, als plötzlich in einer unkoordinierten Aktion
(wie immer) die Leute auf der einen Seite des Schlauchbootes reingesprungen
sind und das Dinki brutale Schlagseite bekommen hat, die die (noch unfertigen)
Taucher auf der anderen Seite auch ins warme Nass katapuliert hat. Brüller,
auch wenn ich einer der Dummen war. Garnicht zum Lachen fand mein Magen,
dass es jeden Mittag Nudeln gab (Spagetti Bolognese, Spagetti mit Tomatensosse,
Spagetti in Öl, Spagetti mit Thunfisch, Spagetti bis sie einem aus
den Ohren kommen). Und abends gabs manchmal sogar auch noch Nudeln ! In
den 14 Tagen habe ich also gut 20 Mal Nudeln gegessen. Das der Koch nach
einer Woche abgehauen ist, wundert da nicht mehr. Naja, scheissegal, Hauptsache
Tauchen und das mit 15 Literpullen immer 60-70 Minuten.
Wer konkretes Interesse an einem Trip in den Sudan hat, kann mich gerne
anmailen.
Städtetour Kairo
Im Anschluss an meinen Trip hatte ich noch einen Tag (2 Übernachtungen)
Aufenthalt in Kairo, den ich optimal zum sightseeing genutzt habe. Auch
hier fallen nochmal 20 $ für das ägyptische Visum, 75$ pro Übernachtung
(4 Sterne Hotel) und 150$ für den guide, sowie Spielgeld an. Für
den einen Tag hab ich mir einen personal guide genommen. Ich hatte einen
Fahrer, der mich und den guide durch ganz Kairo gekurvt hat. Der guide
sprach fliessend Deutsch und hat mich 8 h vollgequasselt. Vom Museum über
Kamelreiten an den Pyramiden, Moscheebesichtigung, etc. habe ich alles
unter fachkundiger Erklärung erleben können. Das Preis/Leistungsverhältnis
war hier hervorragend, da ich einen Städteurlaub an einem Tag abgehandelt
habe. Durch die Dollaranlehnung hat das äpyptische Pfund aber auch
rasant angezogen, so dass man sich auf gepfeffert Preise einstellen muss,
die das Niveau von NewYork oder London haben.
Gut Luft Patrick