Schreibe eine Bewertung

Bewertungen(11)

Als Hardcore-Rotmeer-Taucher hat es mich schon la ...

Als Hardcore-Rotmeer-Taucher hat es mich schon lange gefuchst, dass die Südtour jeweils bei St. Johns ihr Ende fand. Über die im Sudan stationierten Schiffe hörte man unterschiedliche Meinungen, deshalb kam das Angebot der Heaven Fleet sehr gelegen, Irak-Krieg hin oder her. Die Vorbereitungen waren schnell erledigt und beschränkten sich mehr oder weniger darauf, das meiste Tauchgerödel zu Hause zu lassen, denn die famose Swiss war anscheinend nicht gewillt, mehr als 20 kg pro Nase mitfliegen zu lassen. Auf eine nochmalige Anfrage von uns hat sie bis heute nicht reagiert... In Kloten traf ich mit Patrizia schon auf ein erstes Gspänli eines früheren Törns, in Kairo kamen noch weitere bekannte Gesichter hinzu (kommt davon, wenn man im Flugzeug sitzen bleibt!). Die Formalitäten erledigten wir im Nu, alles war bestens eingefädelt, auf dem Parkplatz erwartete uns schon Rudi. Er erzählte uns vom traurigen Ende der Heaven One, aber bevor wir vor lauter Traurigkeit zu heulen begannen, sassen wir schon wieder im Flugzeug Richtung Port Sudan. Dort wartete Uwe auf uns, die bürokratischen Hindernisse (altes Kolonialerbe) schafften wir mit links. Dass im nächtlichen Port Sudan jede Strassenkreuzung von Bewaffneten «belebt» wird und wir an jeder zweiten Kreuzung angehalten und kontrolliert wurden, weist darauf hin, dass dieser afrikanische Staat auch so seine Probleme haben muss. Die hell erleuchtete «Explorer» jedenfalls brachte uns wieder auf andere Gedanken, Kalli empfing seine Gäste mit dem traditionellen Gulasch, dann ging es ab in die Kojen. Die nächsten Tage waren allesamt super: keine Wellen, schönstes Wetter, Wasser selbst in der Tiefe kaum unter 29 Grad, Strömung Null. Die Sichtweiten schwankten jeweils, bedingt durch das nährstoffreiche Wasser, zwischen etwa 20 und 40 Meter (subjektive Schätzung). Man konnte jedoch davon ausgehen, dass weniger Sicht mehr Viecher bedeutete, ganz nach dem Motto «Je Suppe, desto Fisch». Fauna und Flora unterscheiden sich im sudanesischen Teil des Roten Meeres nicht wesentlich von dem, was man weiter oben zu sehen bekommt, es ist einfach wärmer und es fehlen die Heerscharen von anderen Tauchern, demzufolge gibt es auch mehr Riffe, die noch nicht total zertrampelt sind. Allein an einem Riff und hat man auch mehr Muse, die kleinen Dinge zu erkunden. So stiess ich denn zur Freude Patrizias mehrmals auf Nacktschnecken, die wir weiter im Norden noch nie vor die Maske bekamen. Haibegegnungen gab es genug (falls man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war), nur die Zackis und Napoleons schienen mir etwas ängstlicher zu sein, wahrscheinlich haben sie seit Hans Hass und J.-Y. Cousteau keine Taucher mehr zu sehen bekommen. Dafür haben wir die Wirkungsstätten dieser Herren inspiziert. Von Cousteaus Unterwasserdorf sind noch die «Garage» seiner Unterwassertasse sowie ein weiterer Schuppen erhalten geblieben, alles natürlich toll bewachsen, waren wir doch fast auf den Tag genau 40 Jahre nach seinem Experiment am selben Ort. Die «Umbria» vor Port Sudan liegt sogar schon seit 63 Jahren auf dem Meeresgrund, nur stärker bewachsen, als Hans Hass das Wrack in den Vierzigerjahren vorfand. Es gäbe da noch von weiteren Wracks zu erzählen, wobei der Toyota-Frachter bezüglich Grösse und Tiefe zu den High Lights zählt. Davon vielleicht ein andermal... Kein Licht ohne Schatten. Ich hatte gehofft, auf der Explorer in Anbetracht der Lage in Sudan eine etwas kärglichere Kost wie gewohnt anzutreffen. Dem war leider nicht so, die Tafel war üppig wie eh und je, sodass ich nach einer Woche wieder einmal etwas mehr an Körpergewicht nach Hause schleppen durfte. Selber schuld! Die Ausreise war ebenso wenig problematisch wie die Ankunft im Sudan, nur der Papierkram etwas umfangreicher, schliesslich galt es, den Ägyptern zu beweisen, dass wir inzwischen nicht an SARS erkrankt sind. In Kairo ging es in einer längeren Busfahrt zum Hotel (die Stadt zählt schliesslich über 24 Mio. Einwohner!), wo uns Rudi wieder in Empfang nahm und natürlich wissen wollte, wie es uns gefallen hat. Den Sonntag Vormittag verbrachten wir noch mit Steine anschauen (Pyramiden) und im Nationalmuseum. Ganz imposant, was die alten Ägypter damals erschufen. Im Flugzeug überkamen uns allerdings Zweifel an ihrer Urheberschaft, denn unser (Schweizer) Sitznachbar, der längere Zeit zwischen dem Assuan-Staudamm und Kairo an der Errichtung von Starkstromleitungen beteiligt war, behauptete steif und fest, die Ägypter seien einer solchen Leistung gar nicht fähig. Vielleicht nicht die heutigen Ägypter, aber dies wäre wieder eine andere Geschichte... Ich möchte zum Schluss der gesamten Heaven-Crew für ihren Einsatz recht herzlich danken. Es war Spitze wie immer, und dies unter erschwerten Bedingungen. Ein weiteres Dankeschön geht an Rudi für seine grosszügige Einladung; wir kommen bestimmt wieder!