Nova Scotia/Cape Breton/Newfoundland

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Erfahrungsbericht zur Canadareise vom 24.08. bis ...

Erfahrungsbericht zur Canadareise vom 24.08. bis 06.09.2001

Umfeld/Unterbringung/Betreuung:
Vorab muss ich sagen, dass ich mich bei einem Urlaub noch nie so gut erholt habe wie in Canada. Wer pure Natur liebt und den Alltagsstress für eine gewisse Zeit ablegen möchte, für den ist dort das Paradies. Ich hoffe, ihr könnt meine Begeisterung zwischen den Worten und Zeilen spüren oder lesen. Meinem Sohn (18), mit dem ich dort diese Zeit verbrachte, ging es ebenso. Nach einer dreistündigen Autofahrt vom International Airport Halifax über den Transcanadian Highway nach Vollmer`s Island Paradise (www.vipilodge.com), was allein schon beeindruckend war (kaum Verkehr, endlose Weite, Wald, Wald, Wald, ...), kamen wir bei Maria und Arthur an (Eltern von Ingo Vollmer = Basisleiter und Chef von Marlin Tauch Service - wird euch vielleicht bekannt sein) und wurden gleich in unser Blockhaus gebracht.

Die Blockhäuser sind sehr gut ausgestattet mit Küche, Bad, Wohn-Ess-Bereich und einem abtrennbaren Schlafbereich. Alle Fenster sind 100%ig gegen Mücken gesichert (Autan o. ä. mitnehmen) - draußen kann man auf seiner Veranda sitzen und die Stille genießen, die dort regelrecht greifbar ist. Falls man Musik oder Nachrichten hören möchte - die Blockhäuser verfügen über eine Stereo-Anlage mit CD-Player - aber zum Glück kein TV!!! Handtücher sind vorhanden und werden gewechselt, wann man es wünscht. Die Blockhäuser liegen mitten in einer Waldung - man sieht kein anderes Blockhaus - hast also seine Ruhe und Privatsphäre. Ein einziges Haus, ein umgebautes Fischerhaus, steht direkt am Wasser der Bucht. Dieses ist für vier Personen konzipiert - die anderen sind für zwei Personen eingerichtet. Vollmer`s Island Paradise oder die Vipilodge ist kein Ort - vielleicht zehn Häuser.

Die nächste Ortschaft mit allen wichtigen Geschäften ist Arichat (ca. 12 km), Port Hawkesbury (guter Lokal-Radiosender!) liegt 35 km entfernt - hier hat man ein größeres Angebot an Geschäften (und Trubel). Die Betreuung an Land und beim Tauchen war 1a. Da ich im Urlaub nicht kochen wollte, hatten wir HP gebucht. Gutes und reichliches Frühstück - Lunchpaket muss man selbst organisieren, da die Tury (unser Tauchschiff) immer für zwei Tauchgänge draußen blieb.

Das Abendessen verdient 4 von 5 möglichen Sternen (und beim Kochen kenne ich mich aus). Maria kocht gesund, fettarm, bekömmlich, aber immer reichlich (Taucher `fressen` halt doch etwas mehr). Es gab abwechselnd Fisch und Fleisch (Lachs, Schellfisch, Scampi, Jacobsmuscheln, Schweinelende, Boef Stroganoff vom Rinderfilet, Schnitzel, usw.), aufgeteilt in drei bis vier Gänge, hervorragende Salatteller, immer frisches Gemüse, immer leckeren Nachtisch. Einmal veranstalteten Maria und Arthur für uns (wir waren eine Gruppe von sieben Tauchern) einen Grillabend, zum Abschluss gab`s dann frischen Hummer (der beste der Welt). Ich muss aufhören, mir läuft der Speichel aus den Mundwinkeln. Die Betreuung ist freundschaftlich/familiär - alle sind wirklich sehr hilfsbereit und wir fühlten uns dementsprechend extrem wohl.

Preis/Leistungsverhältnis:
Ja, Canada ist teuer, aber das weiß man ja vorher schon. Ich möchte einmal so sagen, dieser Urlaub war wirklich teuer, aber er war sein Geld wert - in jeder Hinsicht und damit war er preiswert im engsten Sinne des Wortes. Doch manche möchten sicher konkrete Zahlen lesen, also dann ... Die Preise verstehen sich immer für zwei Personen in $Can. Flugtickets bei Canada 3000 - sehr zu empfehlen - die anderen sind teurer, aber nicht besser: 2500.- DM

Mietwagen (Mittelklasse = Pontiac Grand AM SE, 3,4 l, 6 Zylinder, 185 PS, alle Schikanen, braucht man natürlich nicht, ist aber halt dabei) incl. Versicherung und aller Gebühren: 644 $Can (14 Tage). Die billigste Kategorie ist pro Woche nur um 12 $Can billiger, aber dafür auch sehr klein (Tauchgepäck!!!). Kosten für Unterkunft: 1196 $Can, davon werden 15% Tax (156 $Can) zurückerstattet. Formular gibt es bei Maria. Kosten für HP: 754 $Can.

Kosten für`s Tauchen (28 Boots-Tauchgänge)mit Steuer (muss ich erst testen, ob ich da noch etwas zurück bekomme): 928 §Can. Die Tauchgänge sollte man von hier aus buchen, ein 10er-Pack kostet so 400 $Can statt 450 $Can. Wie Ingo da auf 928 kommt, ist mir zwar unklar, aber egal. So, und damit wären wir beim Tauchen angelangt.

Tauchen/Tiefen/Sichtweiten/Temperaturen:
Tauchen um Cape Breton ist Sporttauchen. Wir hatten zwar unsere Doppelblasenwings mit Stahlbackplate und v-weight dabei, die Doppelpacks mussten wir daheim lassen, aber das ADV-Urlaubsjacket hätte es auch getan. 12er Aluflaschen mit nur einem Abgang (Int-Anschluss, aber Adapter sind vorhanden) - also ein Air-Stop II wäre sicherlich nicht schlecht, aber nicht unbedingt notwendig. Nitrox möglich, aber teurer. Unser 1. TG führte uns nach Guet Cove, einer geschützten kleinen Bucht, Tiefe ca. 12m, 18°C. Hier checkten wir unsere Bleimenge für die Tarierung und sahen die ältesten und größten Hummer, die ich je in meinem Leben gesehen habe.

In jedem Loch, unter jedem Stein, egal wo - Hummer satt. Die größten Exemplare waren ohne ihre Fühler ca. 1m lang!!! Der Schwanz machte unseren Flossen alle Ehre. Klare Sichtverhältnisse - gut zum Fotografieren. Die meisten Tauchgänge statteten wir jedoch dem Cerberus Rock ab, der der Arrow und der Goa (aber auch anderen Schiffen) zum Verhängnis wurde. Maximaltiefe so um die 27m. Lohnenswert?In jedem Fall!!! Der interessantere Teil der Arrow, das Heck, misst ca. 150m - da hat man einiges zu tun. Echte Wrack-Penetration ist allerdings von Seiten der canadischen Regierung nicht erlaubt. Das heißt, die Lagerräume mit den Ölresten dürfen nicht betaucht werden, was auch Sinn macht, da durch die Tauchaktivitäten Öl gelöst werden würde. Und wenn ich an die Pilotwale, Delfine, Seehunde und Robben denke, die uns begleiteten, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Die eine Ölpest von 1970 reicht. Ansonsten kann man aber etliche Räume betauchen und sieht auch unglaublich viel. Die Riffbarsche (Rockfish) sind teilweise extrem lästig. Sie umschwärmen einen zu Tausenden, knabbern an der Ausrüstung und schauen dir tief in die Augen (`Schau mir in die Augen, Kleines!`). Einer biss mir aus der Oberlippe ein Stück Haut heraus, war nicht so schlimm, aber immerhin. Fauna und Flora sind im Bereich dieses künstlichen Riffes prächtig entwickelt. Und bei jedem Tauchgang war es anders - man könnte 20 dort machen und entdeckt immer noch Neues und Einzigartiges. Vom Seewolf bis zum schlafenden Dornhai ist hier alles vertreten.

Der Bug der Arrow ist dagegen ziemlich zertrümmert und auch etwas kleiner (es waren wohl mal 120m) - ganz andere Impressionen. Nicht weit davon liegt der norwegische Frachter Goa, der hier zerschellte und einen interessanten Trümmerhaufen abgibt. Bei den Wracks muss man immer mit Besuchern (Robben und Seehunde) rechnen. Delfine begleiteten uns auch oft an der Oberfläche.Wir hatten an Bord der Tury immer die Kamera dabei, wobei das 300er Tele fast zu mickrig war, wenn man wirkliche Nahaufnahmen machen wollte. Es gibt aber auch Jungrobben, die sich auf der Plattform niederlassen und ausruhen!!!Obwohl wir ziemlich auf die Arrow fixiert waren, erlebten wir bei Red Head Shoal eine echte Überraschung, eher schon eine kleine Sensation. In 20m Tiefe stießen wir auf ein akadisches Wrack - die Baleine, die hier vor 80 Jahren zerschellte. Natürlich viel kleiner als die Arrow, aber mit mehr Ausstrahlung, mehr Eros. Die Arrow wirkte auf mich eher distanziert und kühl, während die Baleine warm und leidenschaftlich war, vielleicht lag`s ja an der Holzbauweise. Das klingt jetzt vielleicht pathetisch oder geschwollen, aber so empfand ich es.Die Baleine ist ein herrliches Wrack - Fische satt - mehr als an der Arrow (im Vergleich gesehen) mit wunderschönem Bewuchs. Die Laderäume sind betauchbar.Die Sichtweite betrug dort ca. 30m, was für den Atlantik schon sensationell ist.Ansonsten lagen die Sichtweiten zwischen 15 und 25m.Leider wurde dieses Wrack vor drei Jahren von Wrekkies aus New Jersey heimgesucht und brutal ausgeschlachtet - aber es ist immer noch sehenswert!!!An Janvrins Point entdeckten wir im Flachwasser eine große Robben-Kolonie und wollten mit ihnen tauchen, aber sie hielten Sicherheitsabstand. Wir konnten dafür die Welt der Klein- und Kleinstlebewesen bestaunen. Vor Cape Hogan statteten wir der Steilwand `The Wall` einen Besuch ab - dort auf 35m hatten wir 12°C - kälter wurde es nicht. Dorsche und riesige Makrelenschwärme, die den `Himmel` über uns verdunkelten, sorgten für unvergessliche Eindrücke. Allerdings hatten wir da auch eine flotte Strömung und mussten am Hebesack einen Freiwasseraufstieg machen, was dort übrigens häufiger vorkommt - also keinesfalls Boje oder Hebesack am Reel vergessen. Beim Sicherheitsstopp merkten wir, dass sich draußen die Wetterverhältnisse geändert hatten. Inzwischen herrschte Windstärke 5-6 und Ingo durfte uns alle einsammeln.

Aber als erfahrener Taucher und Skipper gelang ihm das ohne Probleme. Auch der Service an Bord gab nie Grund zur Klage - stets war Hilfe da, wenn man sie brauchte. Die Tury ist navigationstechnisch mit allem ausgerüstet, was die Technik zu bieten hat. Anita hatte immer heißen Tee für uns dabei - und wir konnten ihn brauchen. Auch wenn wir bei 30°C rausgefahren waren, kaum kam Wind auf, wurde es frisch. Also Mütze und Trocki konnten wir immer gut gebrauchen. Einige aus der Gruppe tauchten zwar halbtrocken, hatten dann aber Mühe, einigermaßen trocken in ihre Klamotten zu kommen. Wir anderen saßen dann entweder im Trocki da, wenn es stark gischtete, oder wir ließen wenigstens den Unterzieher an. Für uns war das optimal.

Also Temperaturen im Wasser 12 - 21°C, an der Luft 25 - 32°C. Vor zwei Tagen bekam ich eine Mail mit den neuesten Temperaturwerten: Luft 35 - 37°C, eine Hitzewelle. Der Wellengang war meist okay, aber häufig briste es ab Mittag auf und dann wurde es lustig. Aber Probleme gab es deswegen nie. Nur Guet Cove lag geschützt in einer Bucht, die anderen Tauchplätze, die wir anfuhren (wir fuhren natürlich nicht alle an, die es dort gibt), lagen draußen.

Aber auch für Nichttaucher lohnt es sich dort. Einige Gäste kommen nur zum Wandern oder Fotografieren dorthin. Auch wir sahen Canada nicht ausschließlich von unten, sondern machten Kajak- und Kanutouren, besuchten die Highlands und sahen dort hautnah Schwarzbären und Elche - ein Elchbulle baute sich vor uns auf der Straße auf: Stockmaß ca. 2,20m - Gewicht ca. 1,2 t!!! Seeadler und Weißkopfseeadler hatten wir direkt vor der Haustüre - die Wal- und Delfinartigen erwähnte ich ja schon. Auch ein Besuch im Fortress of Louisburg lohnt sich in jedem Fall. Und wer schöne bezaubernde Landschaften liebt, kommt sowieso nicht um Canada herum.

Wer fragt, ob wir wieder hinfahren würden. Na klar, sofort, wenn ich jetzt nicht arbeiten müsste und hätte gerade das nötige `Kleingeld`, wäre ich schon wieder dort - mit der ganzen Familie. In zwei Wochen beginnt dort der Indian Summer. Es lohnt sich auf jeden Fall - ob man taucht oder nicht. Aber sicherlich gibt es Menschen, die meine Meinung nicht teilen. Das ist natürlich immer auch eine Frage der Persönlichkeit und Mentalität.

Noch ein wort zu Ingo. Er ist ja gewissermaßen eine Profi-Filmer, der auch viel für das Fernsehen arbeitet. Immer dann, wenn es in kalte Gewässer geht und Wale gefragt sind, muss er ran. Daher war er auch schon häufig in Newfoundland. Dort gibt es auch tolle Wracks. Ob es sich lohnt, das Eine mit dem Anderen zu verbinden, ist natürlich auch eine Zeit- und Geldfrage. Fragt ihn selbst - er kann euch bestimmt weiter helfen.

Gesamtbewertung: Höchstzahl der zu vergebenden Flossen