Küste zw. Marseille u. St. Tropez

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Tauchen in Frankreich heißt nicht nur Zackenbarsc ...

Tauchen in Frankreich heißt nicht nur Zackenbarsche und Felsen, sonder auch Weich- und Hartkorallen und vor allem Wracks vom aller Feinsten. In nur wenigen Stunden kann man die Küste zwischen Marseille und St. Tropez erreichen und findet dort eine hervorragende Infrastruktur für Taucher.


Doch Vorsicht! Die mediterrane Lebensart färbt ab und macht süchtig.

Marseille, Frankreichs Tor zum Mittelmeer. Schon 2500 v.Chr. wurde die Bucht besiedelt und von den Griechen im 7.Jh. v.Chr. zum Hafen ausgebaut. Seit dem 17.Jh., der Zeit der Kreuzzüge, wurde der Hafen wirtschaftlich bedeutend. Heute erwartet man ein ständiges Kommen und Gehen der riesigen Container- und Tankschiffe sowie Ölflecken und Fischgeruch im Hafenbecken und das illustre Leben rund darum. Zugegeben das ein oder andere gibt es, jedoch Ölflecken und Geruch nach Unrat sucht man vergebens.

Das Wasser im alten Hafenbecken Vieux Port wie auch im neuen Container- Hafen ist klar und durchsichtig.


Die Strände rund um Marseille stehen der restlichen Côte Bleu an Sauberkeit nicht nach, was für das maritime Leben klare Vorteile hat. Die Korallen sind hier größer und farbenfroher als sonst am nördlichen Mittelmeer. Auch die Schleimalgenplage ist bis Marseille noch nicht vorgedrungen und somit vermisst man nur die Fischschwärme.


Die Tauchplätze von Marseille liegen links und rechts von der Bucht, die Besten auf den vorgelagerten Inseln. Die Tauchbote starten ab Vieux Port und ab Point Rouge, dem im Osten von Marseille liegenden Jachthafen. Die Fahrzeit zur Il de Riou und der Inselgruppe Frioul dauert nur eine Stunde. Lediglich nach Le Planier, der Leuchtturminsel, muß man mit zwei Stunden rechnen, wenn man mit den umgebauten Fischkuttern fährt.
Der rege Schifffahrtsverkehr -von der Antike bis heute- hat zahlreiche Schiffswracks und die beiden Weltkriegen haben noch dann einige Flugzeugwracks beschert. In Frankreich "regiert" der CMAS. Dies bedeutet, daß PADI nur bedingt und mit Abstufung akzeptiert wird. Viele Tauchgänge sind in oder sogar unter der 30m Grenze und deshalb muß ein Dreisterne-Taucher mit in der Gruppe sein. Auch das Gesundheitsattest (immer nur 12 Monate gültig) sowie eine Haftpflicht- Versicherung müssen immer vorgewiesen werden. Sind diese Bedingungen erfüllt, ist Tauchen unkompliziert. Da Dekompressions- Tauchgänge eine Selbstverständlichkeit sind, ist jedes Tauchboot auch darauf eingestellt und selbst im offenen Meer werden Dekolleinen oder sogar Riggs (mit reichlich Pressluftvorrat für den Notfall) ausgehängt.
Es gibt somit für jeden etwas zu entdecken.

Ile de planier (Die Leuchtturminsel)
Die " Ile" ist eine auf einem Felsen erbaute Leuchtturminsel ca.10km südwestlich vor Marseille. Sie ist nur 1000qm groß und wird von einem festungsartigen Bauwerk und dem modernen Leuchtturm vollständig bedeckt. Man erreicht Le Planier mit den Tauchbooten ab Marseille, oder man läßt sich von der Tauchbasis auf der Leuchtturminsel abholen. Der Transfer geschieht mit großen 250PS Schlauchboten, und schon nach 20 Minuten ist man auf der Insel. Dort gibt es neben der Tauchbasis ein Restaurant, das auch von den Tagesbooten angefahren wird. Das Essen ist, zumindest wenn man unangemeldet kommt, ländlich rustikal. Es wird auf der Terrasse, die von wuchtigen Mauern des Hauptgebäudes eingerahmt ist, serviert. Die zwei Paare, die die Insel bewohnen, sind gleichzeitig Köche, Bedienung und Tauchguides. Die Übernachtungsmöglichkeiten sind einfach und zweckmäßig. Es gibt mehrer Schlafsäle und einige Zweibettzimmer. Im rustikalen Wohnzimmer / Aufenthaltsraum gibt es eine schöne Sammlung von Gegenständen, die vermutlich aus den verschieden Wracks stammen. Die exponierte Lage mitten im Golf de Lion bietet hervorragende Bedingungen zum Tauchen. Besonders zum Wracktauchen! Rund um die Insel sind 7 Wracks und deren Reste verstreut. Die wohl bekanntesten und meisten betauchten sind die Chaouen, die Dalton und das Wrack einer Messerschmitt 109. Im 60m Bereich liegt noch ein Wasserflugzeug, die Le Latécoère sowie die Reste der in 1947 zerschellten Middlebury Victory. Etwa 300m im Südwesten der Insel liegt noch ein selten betauchtes Amphorenwrack. Ganz in der Nähe der Insel, allerdings nur mit dem Boot erreichbar, gibt es von der Strömung begünstigte und wunderschön bewachsene Felsen. Die Oberkante liegt bei 25-35m. Speziell die Gorgonien und Edelkorallen sind in perfektem Zustand, wenngleich nicht mit den Ausmaßen der tropischen Gewässer. Lediglich der Mangel an Fischen ist immer wieder auffällig (traurig). Man sieht dies auch auf den Bildern, wo nur selten kleine silbrige Fische zu finden sind. Meistens ist es selbst an den schönsten Korallenbewachsenen Felsen fischleer. Aber gerade wegen den Korallen, ist es für uns eines der schönsten Tauchgebiete an der Mittelmeerküste.


Die Tauchgänge an und direkt von der Insel sind spektakulär. Leider hatten wir bei den Wracktauchgängen noch keine Unterwasserkamera, und somit fehlen von 1999 jegliche Bilder. Im Jahr 2000 waren dann alle Betten auf Planier ausgebucht, und wir konnten nur einen Tagestrip unternehmen, bei dem wir die Messerschmitt verfehlten. Nur einige Bild der Dalton und natürlich die Riffbilder stammen aus diesem Trip. Wir planen auf jeden Fall noch mehr Trips zu diesem Kleinod. Der Tauchgang an der Dalton ist fast immer im Anschluß an den Besuch der Messerschmitt. Die Dalton liegt auf dem Rückweg zum "Hafen" und lädt zum Abbau des Stickstoffs geradezu ein. Der obere Teil der Dalton ist fast nicht mehr zu erkennen. Viele Netze bilden einen dichten und reichhaltig bewachsenen Vorhang über dem Bug. Mit Sand und Schwebeteilchen bedeckt ist die Sicht je nach Wellengang unterschiedlich. Zeitweise sind soviel Sandkörner im Wasser, daß es aussieht, als würde es unter Wasser schneien. Die Dalton wurde 1877 gebaut und versank -oder besser zerschellte- am 19.Februar 1928 direkt am Felsen der Insel. Zunächst ragte noch der Bug aus dem Wasser, aber im Laufe der Jahre sackten die Teile immer tiefer. Die Spitze des Bugs liegt zur Zeit bei 18m.

Archipel du Frioul
Bei der Annäherung mit dem Boot fällt der Blick sofort auf die Festung Château d´If, die aus einer der drei Inseln aufragt. Diese wurde um 1524 errichtet und diente als Schutz für den Hafen in Marseille. Im 16. Jahrhundert wurde die Festung dann als Gefängnis benutzt und durch den Roman "Der Graf von Monte Christo" berühmt. Die beiden anderen Inseln Ile Ratonneau und Ile Pomègues sind mit einem Damm verbunden und dienten um 1720, während der Pestepedimie, als Quarantäneinsel. Rund um die Inselgruppe gibt es einige schöne Tauchplätze und wie üblich in dieser Gegend, auch einige Wracks. Letztere liegen jedoch meistens deutlich unter der 40m Grenze. Die Tauchplätze mit Korallen und Fischen findet man rund um die Inseln. Genauso wie die Felseninseln aus dem Wasser ragen, setzen sich diese unter Wasser fort. Überall gibt es kleine Durchbrüche und Höhlen sowie steil abfallende Wände. Im August gab es bei recht komfortablen 22°C eine Sprungschicht bei 20m. Dort wurde das Wasser um mehrere Grad kälter. Der Salzgehalt zwischen diesen Schichten ist so unterschiedlich, daß man an der Grenze die Vermischung mit bloßem Auge sehen kann. Es sieht aus, als würde man Wasser und Öl mischen. Leider zeigt es sich auf den Fotos nur durch eine leichte Unschärfe. Die Schlieren erkennt man nicht.

Die Nährstoffbedingungen müssen durch die leichte Strömung, die der Taucher kaum spürt, sehr gut sein. An vielen Plätzen sind die Felsen vollständig mit Korallen und Schwämme bedeckt. Die dunkelroten Korallen, die ohne eine Lampe nur in langweiligem Braun erscheinen, sind ausgesprochen groß und unbeschädigt. Man benötigt jedoch mindestens eine 35 (besser eine 50) Watt Lampe, um diesen wunderschönen Farbton zu sehen. Für den Fotografen bedeutet dies einen oder besser zwei 400Ws Blitze um, bei Sichtweiten von 25m, die ganze Pracht auch darzustellen.
Fischschwärme, leider nur in Silbergrau, gibt es viele. Die Drachenköpfe muß man dank ihrer exzellenten Tarnfarbe suchen. Oktopusse findet man am Tage keine, jedoch sieht man die Verstecke, ein Loch im Sand oder Fels mit zahlreichen Steinen und Muscheln abgedeckt, häufig.
Hat sich das Auge erst daran gewöhnt, sieht man zahlreiche dieser nicht in die Natur integrierten Verstecke. Durch ein kleines Loch in der Abdeckung kann man immer ein Auge und einen über und über mit Saugnäpfen besetzten Arm erkennen. Alle Tauchplätze um die Inseln können wir nur wärmstens empfehlen. Wir haben Pointe de Rolet (Tiefe ca. 20m) im Südosten der Insel betaucht. Auch der auf halber Strecke zwischen Frioul und Le Planier liegende und wie ein Schweizer Käse aussehende Felsen Le Veron ist absolut sehenswert. Nur dem fröhlich vor sich hin schippernden "Freizeitkapitän" sollte man nicht trauen. Sie kann nämlich nur geradeaus fahren!