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Jens Kleindienst208567DM (PADI)375 TGs

Im August 2012 hatte ich die Gelegenheit, vier Ta ...

Im August 2012 hatte ich die Gelegenheit, vier Tauchgänge auf Ludao (Green Island) zu unternehmen. Nachdem wir unsere Reise nach Ludao wegen eines Taifuns, der über Taiwan hinwegzog, um ein paar Tage verschoben hatten, zog bereits ein weiterer Taifun zwischen Taiwan und Japan hindurch, als wir auf der Insel ankamen. Die Ausläufer des Taifuns erlaubten am ersten und zweiten Tag unseres Aufenthaltes vorerst keine Tauchgänge. Damit ist bereits ein Grundproblem des Tauchen auf Ludao umrissen. Das komplexe Klima (Taifune, Frühlings- und Herbstmonsun) sowie starke Strömungen machen das Tauchen auf der Insel unvorhersehbar. Auch wenn sich die Tauchguides redliche Mühe geben, unter den 30 Tauchplätzen der Insel einen geeigneten zu finden, kommt es vor, dass alle Tauchplätze tagelang gesperrt sind. Deshalb ist es am besten, die Reise nicht im Voraus zu buchen, sondern mit einem der Tauchguides vor Ort in Kontakt zu treten und spontan hinzufliegen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, auf der Insel anderen Beschäftigungen nachzugehen. Beispielsweise gibt es heiße Meeresquellen, in denen man baden kann. Man kann die Insel mit dem Motorroller erkunden und bei der Besichtigung ehemaliger Gefängnisanlagen eine Reise in die Geschichte Taiwans unternehmen oder wandern gehen.

Meine Tauchgänge habe ich beim Tauchshop „Ku Da – Cool Diving“ unternommen. Dieser wird von dem Instructor Joe Chang (satriani703@yahoo.com.tw) geleitet und gehört zu einer Privatpension namens „Green Ocean Castle“ (ww.ilovegoc.com.tw), in der wir übernachteten. Die Übernachtung haben wir im Voraus als Paket gebucht. Dieses enthält neben den Kosten für die Übernachtungen und das Frühstück auch die
Fahrkarten für die Überfahrten von Taidong nach Ludao und zurück, einen Motorroller für die Dauer des Aufenthaltes, wahlweise einen Schnorchelausflug oder ein Barbecue, einen Besuch der heißen Quellen sowie eine geführte Nachtexpedition mit dem Motorroller. Der Preis pro Tauchgang inklusive Tauchführer und Miete für den Tank wurde im Voraus verhandelt. Um das Tauchen entspannt genießen zu können, empfiehlt es sich, einen eigenen Tauchguide zu haben.

Aufgrund der Wetterlage und der Strömungen hatte ich leider nicht die Gelegenheit, den „Big Mushroom“ zu sehen, der sich im Westen der Insel befindet. Alle vier Tauchgänge fanden an der Nordküste Ludaos statt. Zum ersten Tauchplatz ging es mit einem kleinen blauen Pick-up. Am Parkplatz von Chaikou legten wir die Ausrüstung an und stiegen die Treppen zum Ufer hinab. Der Einstieg erfolgte von einem Steg aus ins flache Wasser. Dann ging es bei recht hohem Wellengang auf sehr glatten algenbewachsenen Steinen weiter ins Tiefe. Es ist bei diesem Einstieg vom Ufer aus sehr zu empfehlen, Schuhe mit Flies an den Sohlen anzuziehen, um auf den glatten Steinen nicht auszurutschen. Diese Schuhe sind in den Tauchshops vor Ort in allen Größen vorhanden. Im tiefen Wasser wurden dann die Flossen angelegt, und ich war froh, als ich endlich abtauchen konnte. Obwohl das Riff in der Vergangenheit u.a. durch Dynamitfischerei stark gelitten hat, erholt es sich gut, und das Tauchen macht wirklich Spaß. Größere Fische sieht man zwar kaum, dafür gibt es aber umso mehr im Makrobereich zu entdecken. So bietet Ludao 500 Arten an Nacktschnecken, von denen einige nur dort vorkommen und zum Teil noch gar keine Namen haben. Wer die Hammerhaie sehen will, muss im März/April nach Ludao reisen. Eine vorherige Absprache mit einem der lokalen Tauchguides ist auch hier angeraten.

Der zweite Tauchgang war ein Nachttauchgang im Hafen von Zhongliao, ganz in der Nähe des Leuchtturmes. Dieser fand, da wir das Hochwasser abwarten mussten, am späten Abend statt. Wir trafen uns um 21.00 Uhr im Tauchshop, und um 21.30 Uhr waren wir im Wasser. Der Einstieg in das Hafenbecken ist unkompliziert, da dieser über eine leicht abfallende Bootsrampe erfolgt und es keine Wellenbewegungen gibt. Einen Nachttauchgang zu so später Stunde hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Dafür dauerte der Tauchgang mit 76 Minuten auch länger als jeder meiner Nachttauchgänge zuvor... Obwohl die maximale Tiefe nur reichlich 4 Meter betrug, bekam ich spektakuläre Tierchen zu sehen. Die beiden Jungs von Ku Da, die mich begleiteten, waren richtige „Freaks“, die ständig winzige Nacktschnecken im Millimeterbereich aufspürten. Ich hatte zum Teil Mühe, diese mit bloßem Auge zu erkennen. Das einzige, was meine beiden Begleiter nicht zu sehen schienen, waren die zahlreichen Seeschlagen, die vor den starken Strömungen in den sicheren Hafen geflüchtet waren und sich um uns herum schlängelten, was mich einigermaßen irritierte. Im Anschluss an den Tauchgang meinte Joe dann lächelnd, dass ich wohl kein großer Fan von Seeschlangen sei – eine Feststellung, der ich nur zustimmen kann, vor allem wenn diese beim Nachttauchgang um mich herumwirbeln und ich sie nicht kommen sehe...

Auf einen weiteren Tauchgang in Chaikou am nächsten Tag folgte der vierte und letzte Tauchgang, der wiederum eine Premiere für mich darstellte. Zum ersten Mal in meinem Leben fuhr ich nämlich in voller Montur mit einem Motorroller zum Tauchplatz! Der Tauchgang begann wieder im Hafen von Zhongliao und führte uns dann hinaus aufs Riff. Die Formationen von großen Korallenstöcken sind bizarr und sehr schön. Auch hier sieht man zwar noch deutlich, dass das Riff in der Vergangenheit sehr gelitten hat, aber wenn die Entwicklung so weitergeht wie im Moment, könnte das einmal ein Top-Tauchplatz werden. Mir hat es jetzt schon sehr gut gefallen. Auch bei diesem Tauchgang gab es wieder spektakuläre Nacktschnecken zu sehen.

Ich kann das Tauchen auf Ludao nur empfehlen. Die Jungs von Ku Da, mit denen ich getaucht bin, waren wirklich tauchbegeistert und total nett. Vor und nach dem Tauchen haben sie mir immer wieder gekühlte Sport Drinks gereicht, und als ich am Ende die Rechnung verlangte, stellte sich heraus, dass auch für den Nachttauchgang einschließlich Taschenlampe mit extra gekauften Batterien nur der reguläre Preis für einen Tauchgang berechnet wurde. Das ist mir bisher noch nie passiert.

Für die Vielfalt an Nacktschnecken auf Ludao und das Engagement der Tauchguides vor Ort vergebe ich 6 Flossen.