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Reisebericht In diesem Jahr verlebten wir das zwe ...

Reisebericht

In diesem Jahr verlebten wir das zweite Mal unsere Osterferien abseits vom Pauschaltouristenrummel in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wie im Jahr zuvor bezogen wir wieder an der Ostküste im Emirat Fujairah unser Quartier. Zum Tauchen kamen wir das erste Mal hierher und wählten als Basis das in Dibba gelegene Maku-Divecenter, das von zwei Schweizern - Magrit und Kurt – betrieben wird.
Das Divecenter befindet sich auf dem Gelände des Holiday Beach Motels und hat ein sehr schönes Hausriff. Dessen höchster Punkt ragt als Felsnase ca. 12 m aus dem Wasser und wird „Mount Dibba“ genannt. Angesichts der rund um Dibba aufragenden Gebirgsmassen ist die Bezeichnung „Mount“ wohl etwas übertrieben, aber immerhin ist dieser Berg in seiner Umgebung weit und breit der höchste Punkt.
Das Hausriff ist in weniger als 5 Minuten mit dem Boot zu erreichen. Bereits beim Briefing und dem Inspizieren der liebevoll handgezeichneten Karten wird klar, daß sich ein kleines Schatzkästchen mit ....zig Möglichkeiten der Gestaltung der Tauchrouten vor uns auftun wird. Je nach Gezeitenlage ist an verschiedenen Stellen mit Strömungen zu rechnen. Von dieser kann man sich bequem durch das kleine Paradies transportieren lassen. Kurt, Margrit oder Patrick, je nachdem, wer das Boot fährt, sammelt einen dann schon ein. Bereits im vergangenen Jahr bemerkten wir beim Schnorcheln, daß die Sicht unter Wasser an den meisten Tagen bei weitem nicht an das heranreicht, was wir im Roten Meer kennengelernt haben. Der nährstoffreiche „Nebel“ im Wasser hat allerdings eines für sich: es gibt eine richtig dicke Fischsuppe. Nicht nur die einzelnen Exemplare gedeihen hier sehr prächtig und erreichen respektable Größen, auch die Artenvielfalt und das Ausmaß der Fischschwärme sprechen für sich. Gleich beim ersten Tauchgang auf der nordöstlichen Seite des Mt. Dibba in ca. 10 m Wassertiefe war eine große Schule Barrakudas anzutreffen. Einigen ca. doppelt so großen Einzelexemplaren begegneten wir bei späteren Tauchgängen immer wieder auch an anderen Stellen des Hausriffs. An der nordöstlichen Kante des Mt. Dibba kann man in 12 bis 15 m Tiefe entlangtauchen. Dort liegen zahlreiche große Felsblöcke, an deren Basis sich gerne Strahlen- und Rotfeuerfische aufhalten. In dieser Gegend sind auch diverse Barsche, Scorpionsfische, Stechrochen, Rotzahndrückerfische und anderes Getier anzutreffen. Etwas abseits davon im Sand kann man den omanischen Brunnenbauer entdecken.
Dieser Fisch zählt zu Kurt´s Lieblingen, was ein wunderschönes Cartoon im Büro beweist. Die in den roten Weichkorallen lebenden Seepferdchen waren während unseres Aufenthalts wahrscheinlich gerade nicht zu Hause. Auf der Südostseite des Mt.Dibba führt ein sandiger Kanal zwischen den Felsen hindurch hinauf auf das Riff. Oben angekommen sind wunderschöne Formationen an Steinkorallen zu sehen: prächtige Tischkorallen mit bestimmt 2 m Durchmesser sowie zahlreiche Himbeerkorallen und Bergkorallen. Dort schwimmen in 3 bis 5 m Wassertiefe riesige Schulen Füsiliere und Riffbarsche, schöne große Sohal-Doktorfische (prächtiger als im Roten Meer), riesige Papageienfische, diverse Falterfische, Besenschwanz-Lippfische, Kofferfische, Picasso-Drückerfische, balzende Sepias, Kalmare ........ Auch die bereits aus dem Biologieuntericht bekannten Symbionten Anemone und Clownsfisch waren allerorten anzutreffen. Im Flachwasser gab es zwischen Feldblöcken und Korallenstöcken zu strömungsarmen Zeiten auch Schildkröten, die zum Teil recht zutraulich waren.
Wenn man an der Nordostseite des Mt. Dibba den Kanal rechts liegen läßt und der Riffkante weiter in südöstlicher Richtung folgt, kommt man nach Passieren einer 10 m-Boje zu einer 15 m-Boje. In deren Nähe kann man einige Exemplare der schwarzen Edelkoralle finden. Kurt und Margrit´s Hausriff ist sehr übersichtlich durch einige Bojen gekennzeichnet und macht einen sehr naturbelassenen Eindruck. Dass es so bleibt, darauf achten die Betreiber des Dive-Centers sehr. Glücklicherweise bleibt diese Areal von einem Massenansturm an Tauchtouristen, wie das an vielen Spots im Roten Meer üblich ist, verschont.

Wenn man sich am Hausriff in mehreren Tauchgängen etwas ausgetobt hat, stellen die Fahrten in den Nordoman, auf die Musandamhalbinsel eine neues Urlaubs-Highlight dar. Die Organisation seitens Kurt und Margrits ist nahezu perfekt, so daß für den Taucher keine Bürokratie zu bewältigen ist. Die Angabe der Nummer der Reisepasses ist in diesem Fall für den Grenzübertritt ausreichend. Auf dem Weg zum Hafen sieht man ein bißchen etwas von der Stadt Dibba, die quasi dreigeteilt ist: ein Teil gehört zum Emirat Fujairah, ein weiterer zu Sharjah und der dritte Teil schließlich ganz und gar zum Oman. Im Hafen wird dann gemeinsam das Tauchschiff, Ali´s Speedboot (schafft so ca. 60 bis 70 km/h), beladen und die Reise gen Norden kann losgehen. Nach Verlassen der Dibba-Bucht geht es in atemberaubender Fahrt an einer wilden zerklüfteten Küste entlang. Die Berge erheben sich unmittelbar aus dem Wasser scheinbar bis in den Himmel. Die höchsten Gipfel der Musandam-Halbinsel erreichen immerhin 2000 m Höhe. Mitunter taucht eine Bucht mit sandigem Strand und Bewuchs auf. Die Gegend ist verlassen und einsam, man begegnet nur hin und wieder einem Schiff, meistens einer Dhau, die als Fischerboot genutzt wird. An dieser wildromantischen Küste fuhr sicherlich einst Sindbad der Seefahrer entlang, der in Sohar (ca. 200 km südlich von Dibba, im Oman gelegen) geboren sein soll. Im wesentlichen werden zwei Areale angefahren: die Gegend um Lima, die wir allerdings nicht betauchten, da sie für uns zu schwierig erschien, und den großen Fjord bei Habalayn. Da es so wunderschön dort oben war, machten wir gleich zwei Ausflüge dorthin mit. Die Entfernung von Dibba aus beträgt ca. 80 km. Die schafften wir in etwas mehr als einer Stunde. Sindbad brauchte damals gewiß etwas mehr Zeit und war - im Gegensatz zu uns - mit seinem Segelschiff dem Wind und Meer unmittelbar ausgeliefert. Die senkrecht ins Wasser eintauchenden Felswände vermitteln schon deutlich den Eindruck, dass sich diese Landschaft unter Wasser genauso fortsetzt. Schiffbrüchige haben an den meisten Stellen wenig Chancen, auf das Land zu kommen. Bei Niedrigwasser waren die mächtigen Felsüberhänge zu erkennen, unter denen das ewig strömende Meereswasser den Stein schon hinweggeleckt hatte. Hin und wieder passierten wir eine Stelle, an der die Felsen in jüngerer Vergangenheit abgebrochen waren und nunmehr als Geröllhalde ins Wasser führten. So wie die Küste aussieht, gibt es da sicherlich unter der Wasserlinie Höhlen. Am Ziel angelangt das große Staunen: Fjorde gibt es also nicht nur in Norwegen. Der Habalayn-Fjord ist übrigens der, welcher in besseren Atlanten als solcher deutlich zu erkennen ist. Innerhalb des Fjords gibt es zahllose Buchten, in denen man abtauchen kann. Auch Schnorcheln während der Oberflächenpause lohnt sich sehr. Das Abtauchen erfolgt dann meistens an einer Steilwand in 15 bis 20 m Tiefe. Nach unten sind allerdings von der Landschaft her keine Grenzen gesetzt..... In 15 bis 20 m Wassertiefe dominierten schwarze Edelkorallen und andere Weichkorallen. Die Felswände sehen aus, als hätte jemand diese Korallen aus knallig blauer oder gelber Wolle gestrickt und für die Besucher der Unterwasserwelt aufgestellt. An Fischen gab es in dieser Tiefe u.a. Stachelrochen, grimmige Barsche, Feuerfische (besonders große Exemplare), Muränen verschiedenster Sorten, schlafende oder auch nicht schlafende Leopardenhaie beachtlicher Größe......Weiter oben auf ca. 10 m Wassertiefe war deutlich mehr Fisch: Makrelen, Süßlippen, Schnapper, Füsiliere, alle Sorten Riffbarsche, Barrakudas, andere Arten „Buntfisch“ (Falterfische, Clownfische, diverse Lippfische, arabische Kaiserfische, omanische Kofferfische......). Bei zwei unserer Tauchgänge erhielten wir auf dieser Tiefe Besuch von einem Leopardenhai. Das erste Mal „parkte“ solch ein Tier direkt neben uns auf einem kleinen Plateau in der Felswand. Das andere Mal kam der Hai uns mehrmals „kontrollieren“ und zeigte dabei keinerlei Berührungsängste. Weiter in die Bucht hinein nahm der Bestand an prachtvollen, riesigen, völlig intakten Steinkorallen zu. Dort gab es auch immer wieder große Stachelrochen (Sandrochen), die sich - wie bei uns zu Hause auf der Wiese die Hasen – drückten, um dann urplötzlich hochzuschnellen und abzudampfen. Dagegen zeigte ein teilweise im Sand eingegrabener Torpedo-Zitterrochen keine Lust, davon zu schwimmen. Zwischen, unter und auf den Korallen gab es wieder viele bunte Fische. Unter jedem Korallenstock hockte wenigstens eine Muräne. Meist waren es welche mit gelbem Maul. Die Schildkröten waren noch nicht an Besuche durch Taucher gewöhnt und verdufteten alsbald. Beim Schnorcheln hatten wir ein Glück der anderen Art: Batman´s Fliegerstaffel kam durch das Wasser geschwebt. Es handelte sich hierbei nicht um die großen Mantarochen, sondern um eine zu dieser Familie gehörende kleinere Art. Die 7 gehörnten, auf der Oberseite pechschwarzen Exemplare, die wir sahen, hatten trotzdem die beachtliche Spannweite von ca. 2 m und bewegten sich schlichtweg majestätisch und über alle Dinge dieser Welt erhaben durchs Wasser. Auf dem Riffdach tummelte sich hin und wieder einer der Schwarzspitzen-Riffhaie, die wir sowohl beim Schnorcheln, als auch vom Boot direkt beobachten konnten. Auch die Schildkröten konnte man sehr gut vom Boot aus betrachten, da sie zum Luftholen ihre Köpfchen anmutig aus dem Wasser steckten. Vom Schiff aus konnte man öfters mal springende Fische (Makrelen) sehen. Da waren vielleicht gerade die Barrakudas hinterher oder ein anderer Räuber..... Vor einem der Tauchgänge beobachteten wir einen Wal. Vermutlich handelte es sich um einen Grindwal (eine gebogene Rückenflosse). Beim Tauchen selbst bekamen wir dieses Tier jedoch nicht zu sehen. Alles in allem gab es bei unseren Besuchen in dem Fjord viele wundersame, faszinierende Geschöpfe zu treffen. Wir waren echt beeindruckt. Wie viel mehr müssen das die Menschen vergangener Zeiten gewesen sein, wenn die Phantasie so manches wunderliche Tier des Fangs der letzten Nacht erneut zum Leben erweckte.....Die Märchenerzähler, die wir nur im Heritage Village während des Shopping Festivals erlebt haben, werden ihren Teil in der Genese fabelhafter Wesen beigetragen haben. Vielleicht hat so manches der wundersamen Geschöpfe, das wir life sahen, einst eine Karriere als Ungeheuer in den Geschichten der schönen Sheherazade in den 1001 Nächten gemacht.

Die meisten Bilder wurden von Christian Märki fotografiert und freundlicherweise zur Verfügung gestellt.