Schreibe eine Bewertung

Bewertungen(9)

hhartmannCMAS ***1300 TGs

Cocos Island, Costa Roca, mit der Okeanos Aggress ...

Cocos Island, Costa Roca, mit der Okeanos Aggressor
(einen längeren Bericht mit mehr Bildern unter http://www.hartmann.muc.de/reisen_cocos.htm)

Unterkunft & Verpflegung: Das 35m lange, 8m breite Stahlschiff bietet für 22 Taucher sehr viel Platz. Unter Deck befinden sich 1 Vierbett- und 6 Zweibettkabinen. Alle ausgestattet mit Waschbecken, Dusche, Toilette, nicht regulierbarer Klimaanlage, Fernseher und DVD-Spieler. In den Doppelkabinen ist jeweils ein breites Bett unten mit einer schmalen Koje darüber. Die Räume sind unterschiedlich groß, teilweise richtig geräumig! Auf der Ebene des Hauptdecks befindet sich der Speiseraum und der große Salon. Ebenfalls mit DVD-Spieler, riesigem LCD-Monitor, Stereoanlage und Zwangs-Aircon.

Draußen dann weitgehend überdacht, das sehr geräumige Tauchdeck mit großen freistehenden, mehrstöckigen Tischen für Kameraablage und zum Herumhantieren an Foto- und Videoapparaten. Jeder Gast hat einen festen Platz mit Staubox für das frei herum fahrende Tauchzeug und ausreichend Platz zum Aufhängen des Anzugs. Flaschen, Jackets und Automaten sind fest auf den beiden Schlauchbooten untergebracht. Zwei Süßwasserduschen vervollständigen das durchdachte Tauchdeck.

Auf dem 1. Oberdeck befindet sich eine mit Teppich belegte Freifläche zum Sonnen und ein überdachter Teil mit Schattenplätzen, wohin sich ein Teil der Gäste vor der auch an bewölkten Tagen recht gefährlichen Äquatorsonne flüchten kann. Die im Internet mancherorts beworbene Zapfanlage mit Fassbier ist mittlerweile außer Betrieb. Dafür ist eine Kühltruhe mit ausreichend Wasser, Bier und Limonadengetränken (alles inklusiv) in Reichweite.

Neben der Brücke und Räume für den Kapitän befinden sich noch 3 geräumige Doppelkabinen auf dem Oberdeck. Diese sind heller und etwas luftiger als die im Untergeschoss, aber bei Seegang schaukelt es mehr. Da man kein Fenster öffnen und die Klimaanlagen teilweise nicht abschalten kann, ist das Raumklima leider auch dort nicht besonders angenehm. Das 2.Oberdeck ist reines, natürliches Sonnenstudio und wurde von mir gemieden.

Das Essen war gut und abwechslungsreich. Viel Salat und Gemüse, als Sättigungsbeilage Reis, Nudeln und Kartoffelbrei, als Eiweißlieferant Fisch, Geflügel und Rindfleisch. Zur Nachspeise etwas Obst und viel Eis. Auswahl und Zubereitung orientieren sich am nordamerikanischen Geschmack.

Der Zustand des Schiffes insgesamt war leider lange nicht so gut wie es die Werbepropaganda, das Eigenlob und der Preis hatten vermuten lassen. An einigen Stellen geht der Lack doch (wörtlich) ab. Die Fahreigenschaften sind nach meiner laienhaften, unseemännischen Einschätzung auch eher mäßig. Obwohl nur mittlerer Wellengang war, rollte das Schiff ordentlich. Es scheint auch ´kopflastig´, was dazu führte, dass es manchmal vorne tief eintauchte und dann abrupt abbremste. Von den 20 meist recht erfahrenen Tauchgästen zeigten mehr als 2/3 deutliche Symptome von Seekrankheit und schluckten eifrig Reisepillen.

Sehr positiv gefiel uns die freundliche, kompetente und allzeit hilfsbereite Crew. Besonders hervor zu heben Kapitän und Tauchführer Alberto (´Beto´), Wilbert der Steward und Anibal der Bootsführer vom 2.Schlauchboot, also ´panga dos´ auf spanisch.

Neben der Okeanos operieren noch die ´Seahunter´ und die ´Underseahunter´ in den Gewässern um Cocos. Die beiden sollen in besserem Zustand sein, kosten allerdings noch etwas mehr.


Tauchen - Basis & Betrieb: Das Tauchen auf der Okeanos ist sehr gut organisiert. Die Reisegruppen werden fest in zwei Gruppen unterteilt. Flaschen mit montierter Ausrüstung bleiben auf den jeweiligen Zodiaks und werden dort befüllt. Nitrox kostet 100 US$ Aufpreis, ist aber praktisch unumgänglich, wenn man nicht 10 Minuten vor allen anderen das Plateau mit der ganzen Hai-Action verlassen will. Die 4 Tauchgänge pro Tag finden um 8:00h, 11:00h, 15:00h und 18:30h statt. Die maximale Tiefe beträgt 35 - 40m, die Durchschnittstiefe ist relativ hoch, weil man oft lange Zeit zwischen 30 und 35m verbringt. Die Tauchzeit ist auf 55 Minuten tags und 35 Min. bei Nacht-TG. beschränkt.
Die Tauchplätze sind von der Ankerbucht per Schlauchboot in 5 bis 20 Minuten zu erreichen. Das Gerät wird unter tatkräftiger Hilfe von Guide und Bootsführer erst am Tauchplatz angelegt. Es ist kein strenger Rudelzwang, wer mit seinem Buddy schneller oder langsamer schwimmen und fotografieren will, kann das problemlos machen. Vor dem Auftauchen Boje setzen und das Boot sammelt einen dann wieder auf. Das noch im Internet beschriebene Funkpeilsendersystem als Sicherheitsausrüstung wurde angeblich wegen Unzuverlässigkeit wieder abgeschafft.


Tauchplätze: Cahtham Bay: Hauptankerplatz der Okeanos. Ruhige, 15m flache Buch. Die Felsen der Insel Cocos laufen unter Wasser langsam aus und gehen in Sand über. Dort findet der ´Checkdive´ zum richtig ausbleien und i.d.R. ein Nacht-TG statt. In den Felsen verstecken sich einige Muränen, große Langusten und Oktopusse, es gibt einige WSR und SR (Abkürzungen siehe oben bei Großfisch) sowie einige kleinere Fische. Nacht-TG eher langweilig.

Isla Manuelita: Die nahe der Ankerbucht gelegene ca. 500m lange und 100 m breite Felsinsel bietet 3 verschiedene Tauchplätze. Die ruhigere Ostseite ist der Mega-Nachttauchplatz. Der Inselsockel läuft langsam in Tiefen zwischen 10 - 20m aus. Etliche Blöcke, kleine Steinhaufen und Unterstände sind Schlafplatz für die kleineren Fische und die Jagdgründe für hunderte in der Nacht hyperaktive WSR. Szenen wie in dem fantastischen BBC Naturfilm Blue Planet mit 100 total hektisch im Riff rumfetzenden Haien haben wir dort live erleben dürfen. Wichtig dabei war, dass wir bei diesem Tauchgang nur wenige Taucher waren, 2 mit großen Lampen zur ´Gefechtsfeldbeleuchtung´ und 4 Fotografen mitten im Gewusel der Haie. Wenn nur ein kleiner Bereich des Platzes ausgeleuchtet wird sammeln sich alle Haie an diesem ´hot spot´. Die rauere und strömungsreiche Westseite fällt steiler auf 40m ab um dort in Sandgrund über zu gehen. Auf diesen Sandflächen kreisen oft Gruppen von 10 - 50 HH. Einzelne kapitale Weibchen maßen sicher gut über 3m. Sie warteten dort bis an den Putzerstationen zwischen den Felsen des Inselhanges wieder Servicekapazitäten frei wurden, um dann sehr nahe an uns hinter Felsblöcken kauernden Taucher heran zu kommen. Die anschließende Streitfrage ´rechts die Wand entlang´ also nach Norden oder gleich ´links um die Südspitze herum´, bedeutete bei uns die Wahl zwischen etlichen prächtigen Galapagoshaien auf der einen und Mantas und SR auf der anderen Seite.

Punta Maria: Ca. 15 Fahrminuten entfernt, auf 25 - 30m liegt dieses Tiefplateau. Am einem Ankerseil entlang, hangelt oder zieht man sich problemlos auch gegen Strömung hinab. Unten sucht man Deckung hinter Felsblöcken und wartet auf die Aktion. Oktober war offensichtlich eine gute Zeit für HH und so kamen sie in Scharen zu 20, zu 50 zu 100 Exemplaren - Wahnsinn. Bei guter Sicht kann man in 30 - 50m Entfernung zwei Felsnadeln ausmachen die dann auf 15m hoch reichen. Bei wenig Strömung schwammen wir auch dort hin. Zum Ende des Tauchgangs steigt man mit Buddy oder in der Gruppe langsam im Freiwasser auf. Rechtzeitiges Setzen der Boje vor dem Sicherheitsstopp signalisiert dem oben wartenden Schlauchboot wo die Kundschaft dann wieder auf zu lesen ist.

Dirty Rock: Oben pfui, unten hui. Eine über Wasser ziemlich beschissenen Insel. Von tausenden Vögeln ganz weiß getüncht. Es stinkt entsprechend, also nichts wie abtauchen. Der kleine runde, von -60 bis +40m reichende Felskegel könnte bei einem Tauchgang bequem umrundet werden, wäre da nicht die oft starke Strömung. Egal, auf einer Seite ist immer Windschatten und da geht es erst mal auf 35m runter. Deckung suchen und nicht lange warten - schon beginn die ´action´. Wenn es die Bedingungen zulassen kann man noch zu einer 2. Felsspitze queren, die vom Grund auf 18m Tiefe emporsteigt. Dort versammelten sich zigtausende Makrelen zu einem riesigen Schwarm der mit 10m Durchmesser von 18m Tiefe bis an die Wasseroberfläche reichte. Ein paar von uns schwammen mitten hinein und die silberne Wolke schloss sich um uns. Kein Boden, kein Fels, Keine Oberfläche mehr zu sehen - nur noch Fisch um uns.

Alcyone: Der spektakulärste und schwierigste Tauchplatz. Ein 200m langes Plateau in der Tiefe von 28 - 38m, mit Abfall auf über 100m. Total Hai-fanatischen Mitreisende, Nadine und Michael aus München (hier auf Sharkproject einige spektakuläre Haibilder von Nadine), kannten den Platz und wollten gleich am 2. Tag und möglichst oft dort hin. Wir hatten erst noch Bedenken, weil einige in der Gruppe doch nicht ganz 100% fit und geeignet für so einen exponierten Platz schienen, aber es klappte dann doch alles völlig ohne Probleme.
Trotz einmal wirklich so heftiger Strömung, dass man sich kaum am Seil runter ziehen konnte erreichte unsere Gruppe geschlossen und erwartungsfroh den Felsenunterwasserberg. Wir kauerten uns hinter Felsblöcke, ignorierten die zig WSR und SR und warteten. Und warteten. Und warteten. Nach vielleicht 15 Minuten wurde es mit dann zu langweilig, ich verließ meinen Platz in der ersten Reihe am Abgrund und setze an zur gegenüberliegenden Seite des Plateaus zu schwimmen. Nach ein paar Metern blickte ich zurück, um zu sehen ob meine Tauchpartnerin nachkommt. Der Mund blieb mir offen stehen, fast wäre mir der Automat raus gefallen - eine Wand 100, 150 Hammerhaie kommen direkt über die Kante hoch. Einer neben dem anderen, dicht an dicht, der ganze ´Horizont´ eine Wand aus HH. Langsam zogen sie nach oben, kreisten und entfernten sich gemächlich.
Auch bei den anderen Abstiegen hier hatten wir etliche bis viele HH, SR, WSR und einzelne Schwärme von Schnappern oder Füsilieren (?). Ein toller Platz. Das Riff selbst? Keine Ahnung, da hab ich nicht drauf geachtet.


Fazit: Hunderte Hammerhaie, zig Weißspitzenriffhaie und Stachelrochen, riesige Schwärme Makrelen - dafür waren wir gekommen und genau das haben wir bekommen.