Caniço de Beixo · Madeira ...
Caniço de Beixo · Madeira · Portugal · April/Mai
2000 · geschrieben von Ralf Behn
Reiseablauf:
Im April/Mai 2000 brachen die "Störtebeker Dive Pirates"
zu einer Tauchreise nach Madeira, Portugal, auf.
Zur Crew gehörten die alten Bekannten, Dirk, André und Ralf.
Es wurde ein Luftschiff der LTU gechartert und nach gut vier Stunden
Flug im Rentnershuttle landeten wir auf Madeira.
Weiter ging es auf dem Landweg in die vier Sterne Taverne "Roca
Mar" im Ort Caniço de Baixo.
Hier ist auch eine der sechs Tauchbasen auf Madeira stationiert. Es
handelt sich um die Tauchbasis "Atalaia" unter der Leitung von
Jörg Braun. Er betreibt seit 12 Jahren diese Tauchbasis.
Eine weitere Tauchbasis in der Nähe ist "Manta Diving",
die wir aufgrund mehrerer Faktoren nicht zum tauchen ausgewählt hatten.
Madeira, 797 qkm groß, ist eine bergige Vulkaninsel im Atlantik.
Die höchsten Gipfel ragen über 1800 m aus dem Meer auf. Von den
gut 300.000 Bewohnern leben über 160.000 in der Hauptstadt Funchal,
im Süden der Insel. Die Ostseite ist recht karg, der Rest der Insel
dagegen immergrün und sehr bergig.
Zum Wetter wäre zu sagen, in den Wintermonaten sinkt die Wassertemperatur
auf 16-17 °C, die Lufttemperatur am Tage liegt bei um 20 °C. Im
Sommer steigen die Temperaturen dann beim Wasser auf 22-24 °C und der
Luft auf 26-28 °C. Wir hatten leider Pech, da sich unser Temperaturniveau
noch auf Winterkurs hielt und nicht viel gestiegen war.
Die Preise für Lebensmittel, Benzin, Essengehen pp. liegen mittlererweile
auf deutschen Niveau.
Unseren Leihwagen, einen Seat Ibizza, mieteten wir bei, Kosten 70,00
DM/Tag, oder um 400,00 DM die Woche bei Magos car in Caniço.
Verbreitet ist auch das Vermieten von Motorräder, da sich die Insel
für wunderschöne Touren eignet, wie auch wir feststellen mußten.
Berg rauf, Berg runter, schmale aber gute Straßen, abseits gelegene
Dörfer, eine große Hochebene. Madeira ist ja auch für die
guten Wandermöglichkeiten bekannnt. An der Nordseite der Insel wird
gerade die Küstenstraße weiter ausgebaut, damit man nicht immer
beim entgegen-kommenden Verkehr ein paar hundert Meter zurückfahren
muß. Bei gutem Wetter lohnen sich auf jeden Fall die natürlichen
Meerwasserbecken im Nordwesten der Insel. Badehose etc. mitbringen. Anschließend
kann man über die Hochebene zurück an die Südküste
und Funchal fahren (Wir hatten leider Pech mit dem Wetter und sind komplett
für lange Zeit bei Null Sicht herumgefahren). Überall findet
man im Süden die Bananenplantagen (die kleine EU-Banane läßt
grüßen). Funchal sollte man in der Rush-Hour unbedingt meiden.
Lohnt sich aber auf jeden Fall für einen kleinen oder größeren
Einkaufsbummel oder für den Besuch der zahlreichen Restaurants.
Hotel und Tauchen:
Das Roca Mar ist auf mehreren Ebenen terrassenförmig an einem Hang
angelegt. Alle Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet. Teilweise
mit Meerblick, Fernseher mit deutschen Programmen, Safe gegen Gebühr
auf dem Zimmer, ein Kühlschrank fehlt leider total. Es gibt auch Appartements
mit Küchenecke für Selbstversorger.
Der Service in der Anlage kann als gut bezeichnet werden. Sehr gut war
auch das reichhaltige Frühstücksbuffet. Zum Abendessen stehen
zwei Menüs zur Auswahl. Vorhanden sind neben einer Hotelbar auch noch
eine "Strandbar" mit Snacks. Die Freizeiteinrichtungen des Nachbarhotels,
Pool und Fitnesscenter, können kostenlos mitbenutzt werden.
Nichtgäste des Hotels und der Tauchbasis zahlen für die Benutzung
der Sonnenliegen und der Möglichkeit über die Treppen ans Meer
zu gelangen eine "Kurtaxe".
Eine auswertige Unterbringung / Buchung im Hotels / Apparte-ments, z.B.
im Café Rustico ist durch den Jörg der Tauchbasis möglich.
Das Café
Rustico könne wir auch als Restaurant und Kneipe empfehlen. Es gibt
selbstgebrautes Bier und selbstgemachte Wurstspezialitäten. Am Anfang
habe wir dort eher einheimische Küche probiert und sind dann doch
am Ende bei der wirklich superleckeren Bratwurst hängen geblieben.
Vor Ort gibt es noch einige Restaurants, aber wie gesagt, das Rustico war
doch die beste Empfehlung. Testet es doch selbst einmal aus.
In der Inselhauptstadt ist die Auswahl mit Sicherheit noch größer,
aber dafür braucht man zumindest für den Abend ein Auto...
Auch die Zimmer und Appartements vom Café Rustico machten einen
sehr gemütlichen und gepfelgten Eindruck auf uns.
Unser Hauptziel war aber das Tauchen.
Vorweg sei zu sagen, wir tauchen hier im nördlichen Atlantik. Wie
geschrieben liegen die Wassertemperaturen zw. 16 und 24°C, gemäßigt
durch den milden Golfstrom. Dadurch ist es leider zu kalt für Korallen.
Das Madeira-Archipel steigt aus mehreren tausend Metern Wassertiefe auf,
und bildet die Inseln.
In den nicht allzu tiefen Küstengewässern wurden schon Mantas
und Delfine gesichtet. Von Land aus sahen auch wir Delfine. Großfische
sind ist nur im strömungsreichen tiefen Freiwasser anzutreffen.
Wie an fast allen Ecken auf Madeira erstrecken sich die Berge/Felsen
bis zum Meer.
Somit bestehen die meisten Tauchgänge aus Landtauchgängen.
Bootsfahrten sind aber auch möglich.
Die Basis (Atalaia), klein, zweckmäßig und gemütlich
ist auf halbem Weg zum Meer am Hang gebaut.
Von hier schaut man auf die kleine Bucht.
Der Jörg hat ausreichend Leihaus-rüstungen vorrätig.
Für Taucher, die noch mit Kragenwesten tauchen (Tarierweste) sind
Tragschalen vorrätig. Getaucht wer-den kann mit 10/12 Liter Aluflaschen.
Für die Lagerung der eigenen Ausrüstung sind Aufbewahrungsboxen
vorhanden. Anzug und Jacket werden zum trocknen an einem Gestell aufgehängt.
Somit enterten wir beim Jörg auf, und nach Erledigung aller Formalitäten
(Logbuch und ärztliches Attest) konnte es dann mit dem Tauchen noch
am gleichen Tag losgehen.
Da die Basis um 10.30 Uhr öffnet, finden anschließend, sowie
um 14.30 Uhr bei Bedarf, die Bootsausfahrten, mit einem 2-motirigen Schlauchboot,
statt. Will man lieber am Hausriff tauchen, ist dies mit Partner oder Diveguide,
einschließlich möglicher Nacht-tauchgänge jederzeit machbar.
Sonn- und Feiertags ist die Basis geschlossen. Bei ausreichender Nachfrage
ist der Jörg aber bereit das Tauchen auch an diesen Tagen zu ermöglichen.
Nach ausführlichem Briefing durch Jörg und Anlegen der Tauchausrüstung
gelangt man über mehrere Treppen an die beiden Einstiege. Über
eine Treppe bzw. Leiter kommt man ins Wasser.
An den Einstiegen sind 8 bis 10 Meter Wassertiefe und felsiger Untergrund.
An der Einstiegsmole befindet sich auf 8 Meter ein Tunnel. Durch diesen
kann man die Mole schön untertauchen. Unten am Einstieg kann man auch
überflüssiges Blei loswerden oder ein Stück dazunehmen,
wenn erforderlich. Hier sind immer standorttreue Schwarmfische. Es bieten
sich nun verschiedene Tauch-gangsmöglichkeiten.
Nach links zum Canyon-Riff, zur Steilwand, Flachwassertauchgänge
in beiden Buchtbereichen, den Grottentauchgang, rechts herum an der Riffkante,
oder auf 25 bis 30 Meter den Sandbereich erkundigen.
Zum Canyon-Riff taucht man in 10 m über die Felsbrocken, dann über
eine Sandfläche zum Riff. Es steigt aus gut 20 m Tiefe auf knapp 10
m auf und ist wie der Name schon sagt von mehreren tiefen Canyons durchzogen.
Diese sind so breit, daß sie teilweise betaucht werden können.
Die Steilwand liegt bogenförmig nach Überqueren des Flachwasserbereiches
vor der Mole. Sie beginnt in 10-12 m Tiefe und fällt auf 25 m ab.
Dann folgen einige Felsbrocken und der Sandgrund.
Zur Grotte gelangt man rechts von der Mole. Es besteht die Möglichkeit
im flacheren über die Felsbrocken, oder tiefer, an deren Ende im Sandbereich
auf 20-25 m zur Grotte in der nächsten Bucht zu Tauchen. Nach ca.
12. Minuten erreicht man den 5m breiten Eingang in ca. 12 m Tiefe. Die
Grotte erweitert sich dann auf ca. 20 m und führt 50 - 60 m in den
Fels. Da sich am Ende eine Luftblase befindet, kann gefahrlos aufgetaucht
werden. In den kleinen Spalten in der Grotte sind jede Menge Garnelen aufzufinden.
Anstatt der Grotte bietet sich die Wahl an der Riffkante zu tauchen.
Abwechslung sind durch Felsblöcke bwz. Steilwand gegeben.
All diese Tauchprofile enden in der Tiefe auf Sandgrund. An manchen
Stellen trifft man dann auf Sandaale und teilweise auf Felsblöcke.
Oder man veranstaltet einen Flachwassertauchgang in bis 12 m Tiefe über
den Felsgrund.
Alles in Allem gut abwechslungsreiche Altantiktauchgänge.
Der Fischbestand kann als gut bezeichnet werden.
Der Taucher trifft auf Schwarmfische, Brassen, Stachelmarkrelen, Seeigel,
verschiedene Arten von Schnecken, wie Leopardennacktschnecken, Drachennacktschnecken,
verschiedene Arten von Seesteren, wie den Eisseestern, Wachsrosen, Keulenanemonen
mit den in Symbiose lebenden Garnelen, Oktopusse, Sepien, Sandaale, Schlangenseesterne,
Papageienfische, Grundeln, Junkerfische uvm.
Auch Bootstauchgänge sind möglich. Wie erwähnt wird in
der Regel zwei mal täglich mit dem großen Schlauchboot rausgefahren.
Es verfügt über 2x 50 PS Außenborder.
Meist wird Naturschutzgebiet in diesem Küstenabschnitt angefahren.
Leider konnten wir das Boot nur einmal nutzen, danach fiel es wegen eines
Defektes aus.
Wir fuhren ca. 15 Minuten, in das Naturschutzgebiet nach Garrajue. Es
herrschte keine Strömung. An einer Boje wurde geankert, dann ging
es im Freiwasser runter auf 17 m zu einer freistehenden großen Felsblock.
Von hier gelangt man zu nahen Riff. Linker Hand an den Felsen entlang,
max Tiefe um 30 m. Immer anzutreffen sind die beiden großen standorttreuen
Zackenbarsche. Da sie handzahm sind, schwimmen sie einem direkt in die
Maske. Auch ansonsten sind hier im Naturschutzgebiet jede Menge Fische
anzutreffen, auch Schwarmfische. Am Ende des aus großen Felsblöcken
bestehenden Riffes geht es scharf um die Ecke. Wer noch Luft und Nullzeit
hat kann noch ein Stück weitertauchen.
Zurück geht es dann im flacheren Bereich über die Blöcke,
Minimumtiefe immer 12 m.
Aufstieg im Freiwasser, Ausrüstung ins Schlauchboot reichen, einsteigen
und Ende eines wunderschönen Tauchganges.
Tja, leider muß der Tauchspaß dann eines Tages auch bezahlt
werden. Bei den Tauchpreisen wird nicht zwischen begleiteten und unbegleiteten
Tauchgängen unterschieden. Der Einzeltauchgang kostet 39,00 DM, der
10er Block 350,00 DM, oder die Woche Nonlimit 400,00 DM. Die Leihausrüstung
wird extra berechnet. Die Bootsausfahrten schlagen dann nochmals mit 18,00
DM bis 24,00 DM, entfernungsabhängig, zu Buche.
Bezahlt werden kann in DM, Escudos, EC-Schecks. Aber auch andere Währungen
nimmt der Jörg in Zahlung.
Alles in Allem hatte sich diese Kaperfahrt der Störtebeker divepirates
mal wieder gelohnt, abgesehen von kleinen Wetterkapriolen. Madeira ist
kein Spitzentauchziel, und kann mit tollen Tauchplätzen in der fernen
weiten Welt nicht mithalten. Es hat aber seinen Reiz, ist mal etwas anderes
als die Kanaren oder das Mittelmeer, schnell zu erreichen und hat europäischen
Standard.
Vielleicht entdeckt der Eine oder Andere ja einen der vielen sagenumwogenen
Schätzen, welche auf dem Meeresboden rund um Madeira aus den Zeiten
der Eroberer noch verborgen sind.
Hier noch ein paar Impressionen von Madeira (Sonnenaufgang, die größten
und schönsten Regenbögen, die Küste etc.):
Unser Dank geht an:
Carsten Schröder für einen Teil der Bilder, gemacht mit Nikon
Digitalkamera. Gute Qualität!
Jörg Braun auch für einen kleinen Teil der Abbildungen. Zuletzt
geändert: Sonntag, 28. Mai 2000 © 1999-2000 Dirk Levy