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Ein großes Gewässer mit Platz für viele Attraktio ...

Ein großes Gewässer mit Platz für viele Attraktionen unter Wasser, oft gute Sicht, sicheres Tauchen mit unproblematischen Tiefen und ein engagierter Tauchclub mit viel Herz und Hilfsbereitschaft. Dies alles erwartet den Taucher in Wilhelmshaven am Banter See.

Wilhelmshaven, die Stadt am Jadebusen - von einigen Zeitgenossen auch etwas respektlos "Schlicktown" genannt - ist nicht gerade einer der touristischen Höhepunkte in deutschen Landen, jedoch für das maritime Umfeld nicht mehr wegzudenken.
Etwas zur Geschichte der Stadt:
Wilhelmshaven entstand im letzten Jahrhundert - und zwar auf einem "Reißbrett", denn die kaiserliche Flotte brauchte einen neuen, geschützten und vor allem großen Hafen - auch heute noch ein bedeutender Marinestützpunkt, der die zweitgrößten Schleusentore der Welt besitzt. Bekannte Schlachtschiffe wie die "Tirpitz" liefen hier vom Stapel.
Im zweiten Weltkrieg war Wilhelmshaven starken Angriffen ausgesetzt, sodass vieles zerstört wurde.

Mit dem Neuaufbau nach Kriegsende wurden viele ehemalige Hafenbecken stillgelegt, umgegliedert und neugebaut.
Eines dieser Becken schottete man durch einen Damm, den Grodendamm, vom restlichen Hafen ab. Genau mit dieser Maßnahme wurde der Grundstein für ein Erholungsgebiet der Wilhelmshavener Bevölkerung gesetzt, das heute aus der Stadt nicht mehr wegzudenken ist: der Banter See.
Dieser See besteht aus dem früheren West- und Zwischenhafen, der bis 1945 intensiv von der deutschen Kriegsmarine genutzt wurde. Reparatur, Wartung und der Neubau von Schiffen erfolgten hier genauso wie die Entwicklung und Tests neuer, schwimmender und tauchender Waffensysteme.
An der Nordseite des Westhafens befand sich die ehemalige U-Boot- und Torpedowerft, in deren Nähe man in den siebziger Jahren drei Mini-U-Boote vom Typ "Seehund" fand, die mit funktionstüchtigen Torpedos bestückt waren.
Das 20 Meter tiefe Loch in der Nähe des Mischwerks diente als Senkgrube für ein Schwimmdock, das nach Kriegsende nach England gebracht wurde.

UW-Attraktionen
Der Banter See ist etwas für den Such- und Bergungstaucher:
Aufsuchen sollte man die von den Engländern gesprengten Bunker- und Kaianlagen. Teilweise kann man noch in die Bunker hineintauchen, allerdings mit größter Vorsicht. Weiterhin liegen im Banter See noch zwei versunkene Kähne; einer am Ende des Westhafens, der andere an der Kante zur Docksenkgrube. Das Wrack lässt sich bequem finden, wenn man sich rechts entlang der Kante der Docksenkgrube auf 16 Meter Tiefe hält. Vom Startpunkt Asphaltwerk bis zur Schute sind etwa 20 Minuten zu tauchen.

Vom Krieg zeugen nicht nur gesprengte Betonteile auf dem Grund des Sees. Der Banter See beherbergte in der Vergangenheit auch Munition größeren Kalibers, die aber mittlerweile komplett geräumt worden ist. Taucht man an den Uferbereichen der ehemaligen Docksenkgrube, so stolpert man förmlich über Unmengen von Müll und Unrat, den die anliegenden Wochenend-Hausbesitzer hier still und leise im Wasser verschwinden lassen.
Vom Motor über diverse Maschinenteile, bis hin zu Hunderten von leeren Flaschen, Dosen und anderen Wohlstandsmüll ist hier alles zu finden. Aber gerade ein großer Teil dieses Mülls dient heute etlichen Fischen, vor allem Aalen als Unterschlupf. Miesmuschel-Felder, Krebse und Wollhandkrabben sind die Herausforderungen für Filmer und Fotografen im Nahbereich.
Bei guter Sicht lassen sich zwischen den alten Dock- und Bunkeranlagen recht gute Fotos machen, gleiches gilt auch für das Vorschiff der bereits erwähnten gesprengten Hafenschute.
Getaucht werden kann im See theoretisch überall; praktisch sind aber nur bestimmte Uferzonen mühelos zu erreichen. Die interessantesten Tauchziele stellen die gesprengten Bunker und Kaianlagen dar. Hinzu kommt die Docksenkgrube und vielleicht manche Stelle, die Sie selbst als interessant und lohnenswert erachten. Die Flora ist im Banter See leider nur sehr schwach vertreten.

Der UWC Manta
Direkt am Seeufer (Henschelstraße) hat der Tauchsportclub "UWC Manta" vor einigen Jahren sein neues Clubheim errichtet. Durch handwerkliche Eigenleistung der Vereinsmitglieder und finanzielle Unterstützung der Stadt Wilhelmshaven entstand auf dem Gelände der ehemaligen Kriegsmarine ein solider Neubau, der für taucherische Belange optimal konzipiert wurde. Eine große Füllanlage mit Werkstatt sorgt für die Ausrüstung; Schlaf- und Wohnmöglichkeiten im Dachgeschoss können bis zu 30 Gasttaucher beherbergen. Kein Wunder, dass der Club zur warmen Jahreszeit fast immer ausgebucht ist, denn bequemer geht es nicht mehr.
Keine 20 Meter vom Clubheim entfernt ist der Anleger mit der vereinseigenen Tauch-Plattform. Wer weiter hinaus will, tuckert mit dem kleinen Boot nebst Außenborder zu den unterschiedlichen Tauchplätzen im See.

Ein weiterer Höhepunkt ist das Unterwasser-Haus des Clubs, das man vor einigen Jahren vor dem Vereinshaus auf zehn Meter Tiefe verankert hat. Auch hier bewiesen die Wilhelmshavener Taucher, dass ihnen kein Projekt zu schwierig erschien, wenn es um das Tauchen geht. Das Taucherdomizil ist ein GFK-Iglu von Dräger, das lange Zeit für das Training von Offshore-Tauchern in Norwegen benutzt wurde. In Kleinarbeit wurde er überholt, die Haltegestelle neu verzinkt, eine Gegensprechanlage installiert, die vier Bullaugen überprüft und die ganze Einheit auf etwa zehn Meter Tiefe mit einigen Tonnen Ballast verankert.
Gäste können gegen eine Gebühr den Schlüssel für das Habitat bekommen und hineintauchen. Von Land spült eine dicke Versorgungsleitung kräftig Frischluft in das Haus, so dass längere Aufenthalte möglich sind. Der UW-Iglu eignet sich gut für diverse taucherische Anfängerübungen, denn vor dem Einstieg muss das Gerät abgelegt werden. Wegen der geringen Tiefe kann der UW-Iglu auch schnorchelnd erreicht werden.

Der See
Mit einer Länge von etwa 2,5 Kilometern und einer Breite von 600 Metern bietet ungeahnte Wassersport-Möglichkeiten.
Die ersten Tauchsport-Freunde schlossen sich bereits Ende der 50’er Jahre zum örtlichen Tauchsportclub Manta e.V. zusammen und bewiesen, dass es sich auch vorzüglich in einem alten Hafenbecken tauchen lässt.
Denn durch die völlige Trennung des Sees zum Resthafen begann das Wasser zu versüßen. Flora und Fauna hatten in Ruhe die Möglichkeit, sich zu entwickeln bzw. allmählich zu verändern.
In den frühen siebziger Jahren konnte man im Banter See sogar noch Schollen beobachten.
Inzwischen droht der Banter See durch Sauerstoffmangel und Algenbefall "umzukippen".

Tauchen
Tauchen
Heute sind im Banter See Sichtweiten um die zehn bis 15 Meter keine Seltenheit. Diese Sichtverhältnisse erlauben es, das ganze Jahr zu tauchen; die besten Zeiten sind der Herbst und der Winter, wobei es aber auch im Sommer bisweilen sehr gute Sicht ist.
Man sollte sich auch nicht vom oberflächlich trüben Wasser täuschen lassen; nach dem Durchtauchen einer Sprungschicht wird es oft viel klarer.
Die Wassertemperaturen überschreiten ab zwölf Meter ganzjährig kaum die Sechs-Grad-Grenze. Warme Anzüge, am besten ein Trockentaucher, sind zu empfehlen.
Die durchschnittliche Tiefe im See liegt bei zirka zwölf Meter, die beiden Ausnahmen bilden die ehemalige Docksenkgrube im Zwischenhafen, in der Tiefen bis zu 20 Metern erreicht werden können, sowie ein in neuerer Zeit gespültes Loch im Westhafen, das beim Aufschütten eines Werkgeländes entstand und ebenfalls Tiefen um die 20 Meter erlaubt.