Scuba Cyprus, Girne (Kyrenia) Nord-Zypern

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Wir haben unseren diesjährigen Sommerurlaub im Ju ...

Wir haben unseren diesjährigen Sommerurlaub im Juni in der Türkei verbracht und sind für 10 Tage auch nach Nordzypern übergesetzt. Insgesamt müssen wir einschätzen, dass es sich nicht lohnt, nach Nordzypern mit dem eigenem Auto zu fahren. Die Fährüberfahrt zwischen Türkei und Nordzypern ist beschwerlich (Wartezeiten zwischen zwei bis sechs Stunden im Hafen über die offizielle Abfahrtszeit hinaus), die Grenzabfertigung auf beiden Seiten umständlich, bürokratisch und teuer. Außerdem ist trotz einer für Zypern gültigen grünen Versicherungskarte noch einmal eine extra Autoversicherung abzuschließen.
Nordzypern selbst hat sich in den letzten Jahren so rasant entwickelt, dass die meisten Reiseführer hoffnungslos veraltet sind. Überall schießen eng bebaute Ferienhaussiedlungen aus dem Boden, die Gaststättenpreise an der berühmten Hafenmeile in Girne sind in schwindelerregende Höhen geklettert und die Gastfreundschaft ist leider schon oft einem geschäftsmäßigem Umgang mit den Besuchern gewichen.
Da wir in Nordzypern ausgiebig tauchen wollten, waren wir mit unserem eigenen Gerödel angereist. Ich hatte mich vorher hier im tauchernet informiert, aufgrund der guten Kritik im Internet hatten wir uns für Scuba Cyprus entschieden. Vorab: es war ein Reinfall. Wer mit dieser Basis tauchen möchte, sollte erstens viel Zeit mitbringen. Außerdem ist das folgende Notfall-Equipment sehr hilfreich: ein Handy (um nachzufragen, warum man zur verabredeten Zeit nicht abgeholt wird), ein eigenes Auto (um dann selbst zum Hafen vorn Girne zu fahren) und ein Stadtplan von Girne, um erst einmal den Hafen und dann noch einen Parkplatz zu finden. Doch ich greife schon vor.

Wir sind an unserem ersten Abend nach Girne gefahren. Aus der Beschreibung im Internet wussten wir, dass das Holzboot der Basis dort im Hafen liegt. Als erstes sind aber wir über den Stand von Blue Dolphin Scuba Diving gestolpert. Dort wurden wir von einer taffen Blondine und einem jungen Mann, dessen Muskelpakete das T-Shirt fast sprengten, in bester Ballermann-Manier vollgequatscht, wie toll und cool es bei ihnen wäre und wie viel Spaß alle hätten. Himmel noch mal, wir wollten doch nur tauchen und nicht Fez machen!
Ein Stück weiter haben wir dann das Boot von Scuba Cyprus entdeckt – und waren angenehm überrascht. Ein richtiges Holz-Ausflugsboot, und nicht nur ein Zodiac, wie bei den meisten anderen Basen. Ian, der hier das Tauchen betreute, ging auf alle unsere Fragen ein, machte einen sehr netten und kompetenten Eindruck und wir fühlten uns in guten Händen. Auf unsere Frage versicherte er uns, dass es keine vorgegebene Zeitdauer für die Tauchgänge gäbe. Bei 10 Tauchgängen wurde ein Preis von 19 € / Tauchgang vereinbart. Dieser schloss ein, dass man vom Hotel abgeholt wurde – bei dem regelmäßigen morgendlichen Stau auf der Hauptstraße von Girne eine Erleichterung. Also vereinbarten wir für den übernächsten Tag unsere ersten zwei Tauchgänge. Sollte es Probleme geben, würde die Basis ein halbe Stunde vor Abfahrt im Hotel anrufen und uns Bescheid geben.

Am übernächsten und am folgenden Tag standen wir pünktlich mit gepacktem Gerödel vorm Hotel – die Absage kam dann 10 min später bzw. erst auf unsere Nachfrage. Es ist schon blöde, wenn man im Urlaub früh aufsteht, alles zusammenpackt – und dann dumm da steht und wieder umdisponieren muss. Erst am zweiten Tag klappte es dann wenigstens mit einem Nachmittagsausflug. Beim dritten Ausflug wurden wir im Hotel ganz vergessen und mussten uns selber kümmern.
Da es doch recht wenige Taucher gab, wurden die Ausfahrten von den Tagesausflüglern bestimmt. Das Boot füllte sich schnell mit jungen Leuten, die den Tag auf See mit lauter Musik und Alkohol genießen wollten. Einmal fuhren wir zusammen mit einer englischen Reisegruppe, die zwar etwas eher unserem Alter entsprachen, dafür aber umso tiefer in die Gläser schaute.
„Verkehrssprache“ auf Boot und Basis ist Englisch. Auf der homepage der Basis wird auch Deutsch angeboten, doch da dürfte es sich um einen Werbetrick handeln. Ich hatte mit meinem Ost-Schulenglisch manchmal schon ziemliche Probleme, den Erläuterungen zu folgen. Auf meine Bitte, etwas langsamer zu sprechen, da wir nicht aus England kommen, fertigte mich einer der Guides ab, er wäre aus dem Iran. Dürfen iranische Guides besonders schnell Englisch sprechen? Oder nur besonders unhöflich sein?
Die Stimmung auf den Boot war recht locker, als Taucher (wir waren zweimal drei Taucher, das letzte mal nur wir zwei) hatten wir ziemliche Narrenfreiheit und sorgten mit dem An- und Abrödeln für die Unterhaltung der anderen Gäste. Als Bootsattraktion durften wir sogar ohne Bezahlung am (sehr guten und schmackhaften) Mittagessen teilnehmen.
Das Ausflugsboot steuerte jedesmal die gleichen Strände an der Westküste von Nordzypern an. Von dort ging es dann mit dem Zodiac zu den Tauchplätzen. Am Vormittag war ein tiefer Tauchgang vorgesehen (35 – 38 m), am Nachmittag bummelten wir dann im flachen Wasser (10 – 12 m) herum. Ich habe (als nicht sehr kräftige Frau) sehr genossen, dass wir keine Flaschen schleppen mussten und die angerödelten Jackets durch die Guides ins und aus dem Schlauchboot gehoben wurden.
Wo dann die Probleme losgingen, war der eigentliche Zweck der Übung – das Tauchen. Die Basis gab sich nach außen hin sehr sicherheitsbewusst, doch beschränkte sich dieses Sicherheitsbewusstsein vorrangig auf Äußerlichkeiten:

- Für unser Logbuch hat sich keiner interessiert. Wahrscheinlich geht man bei der Basis davon aus, dass alle Gäste gleich schlecht tauchen.

- Für die Tauchgänge wurde, entgegen der ursprünglichen Zusage, ein willkürliches Zeitlimit festgelegt (tiefe Tauchgänge 25 min, flache Tauchgänge 40 min). Dabei spielten weder die Aussagen des Tauchcomputers oder das konkrete Tauchgangsprofil noch der Luftverbrauch eine Rolle.
Wir haben Tauchgänge mit 80 – 110 bar in der Flasche beendet.
Der iranische Guide tauchte selbst bei den tiefen Tauchgängen als unser Führer ohne (!) Tauchcomputer.
Nach Aussage von Ian hat er die Tauchgänge zeitlich beschränkt, um selbst nicht so lange im Wasser sein zu müssen – hier hat sich der Kunde nach den Wünschen des Anbieters zu richten.

- Die Briefings waren recht oberflächlich. Wichtige Sachen wie Strömung am Tauchplatz wurden nicht erwähnt. Sogar am Tauchplatz selbst wurden wir nicht auf starke Strömungen hingewiesen – hier herrscht wohl das Motto: „Learning by doing.“ Ich wurde ganz schön kalt überrascht, als ich nach dem Abspringen bereits ein paar Meter vom Boot entfernt wieder auftauchte.
Im Briefing wurde auch nicht erwähnt, dass wir nicht beim Boot, sondern mitten im Freiwasser wieder auftauchen. Ich dachte schon, dass es Probleme gäbe, als wir mitten im Tauchgebiet nach oben gingen.

- Wir tauchen mit bleiintegrierten Jackets. Wir hatten die schweren Teile unserer Ausrüstung auf dem Boot gelassen, und als wir nach zwei Ruhetagen das Gerödel zusammenbauen wollten, stellten wir fest, dass jemand die Reißleine vom Jacket gezogen hatte.
Erst auf Nachfrage wurde uns gebeichtet, dass die Mannschaft angeblich nicht anders an das Blei herangekommen ist (noch nie was von Reißverschluss gehört?). Keine schöne Sache, doch wäre es nicht ehrlicher gewesen, uns sofort Bescheid zu sagen?

Zusammenfassend müssen wir sagen: Wer im Urlaub mal einen schönen Tag auf See verbringen möchte und das Tauchen nur nebenbei betreibt, mag bei der Basis sich vielleicht wohl fühlen. Für Leute, die ausgiebig tauchen möchten, waren weder die Basis noch das Tauchgebiet geeignet. Wir haben kein Wrack besucht, keine Amphoren gesehen (trotz Ankündigung) und auch der Bestand an Fischen war (selbst im Vergleich mit der griechischen Mittelmeerküste) sehr übersichtlich.


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