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Erfahrungsbericht von Simone G. , geboren mit ein ...

Erfahrungsbericht von Simone G. , geboren mit einer Neuralen Muskelatrophie

Mein Krankengymnast erzählte mir von der Möglichkeit des Tauchens für Menschen mit Behinderung. Das Tauchen, so berichtete er, würde mir eine Schwerelosigkeit des Körpers geben und eine Bewegungsfreiheit schenken, die ich sonst nicht hätte. Genau das war es, was ich wollte. Außerdem war es die Chance , einen Sport mit meinen Freunden auszuführen, die kein Handicap hatten. Ich war begeistert und wollte es sofort ausprobieren.

Mein Krankengymnast und ich verabredeten einen Termin fürs Schnuppertauchen. An diesem Tag lag ich abends glückselig im Bett. Es war eine so tolle, aufregende Erfahrung gewesen, die mich nicht einschlafen lies. Ich hatte das „dahin schweben“ unter Wasser kennen gelernt.

Davon wollte ich mehr. Ich suchte mir eine Tauchschule in räumlicher Nähe. Diese hatte jedoch keine Erfahrung bezüglich Tauchen für Menschen mit Behinderung. So gab es einige unschöne Erlebnisse. Zu diesem Zeitpunkt baute gerade Peters Tauchschule in Wassenberg das Tauchen für Menschen mit Behinderung auf. Das war natürlich von Düsseldorf ein weiter Fahrweg, aber ansehen wollte ich es mir auf jeden Fall.

Der erste Tag dort hat mir gezeigt, dass ich richtig aufgehoben wäre. Bereits im Vorfeld hatten sich die Tauchlehrer (Klaus und Peter) über die Art meiner Erkrankung informiert. Es gab ein über 1-stündiges Vorgespräch, wo ich über meine bisherigen Erfahrungen und Probleme beim Tauchen berichten konnte. Des weiteren konnte ich einen kurzen Einblick in die Art des Theorieunterrichtes gewinnen. Dann ging es ins Schwimmbad. Mir wurde Hilfe für die Umkleide angeboten. Am Beckenrand des Schwimmbades lag eine dicke Gymnastikmatte. Hier konnte ich in Ruhe meinen Neoprenanzug anziehen, mein Tauchgerät zusammen bauen und problemlos ohne Stufen ins Wasser gleiten.

Meine Tauchausrüstung wurde mit der Zeit von den Tauchlehrern immer weiter optimiert. Durch die angeborene Muskelschwäche habe ich wenig Kraft in den Händen. Ich erhielt ein Kinderjacket mit leicht zu bedienendem Inflator. Zur Schwimmhilfe erhielt ich ein paar Handschuhe, die meine Hände in die eines Frosches verwandelten. Außerdem fanden wir ein paar Flossen, die mit meiner Fußverformung tragbar waren. Die klassische Flossenbewegung kann ich mit meiner Behinderung nicht durchführen. Die Flossen verhelfen mir jedoch zu einer besseren Lage im Wasser und ermöglichen mir meine ganz „eigene“ Schwimmbewegung. Wir wählten eine 7-Liter Flasche, die für meinen Rücken nicht zu schwer war und gut auf dem Beckenknochen auflag. Tauchlehrer Klaus füllte Blei in halbe Kilos ab, so dass die Bleimenge feiner abgestimmt und im Jacket verteilt werden konnte. Ein großes Problem ist für mich die Körperwärme im Wasser zu halten. So bekam ich von Anfang an einen 7 mm Neoprenanzug fürs Schwimmbad.



Mein Wunsch war es beim Tauchen so viel wie möglich selber zu machen. Das funktionierte wunderbar. Das bedeutete nur die Hilfe zu bekommen, die ich wirklich brauchte.

Ich möchte weitere Punkte erwähnen, die ich als Positiv erlebt habe:
Es gibt einen guten theoretischen Unterricht mit Powerpoint - Präsentation. Die Tauchschüler werden in den Unterricht mit einbezogen. Die Ausrüstung ist auf dem neusten Stand und wird stetig gewartet. Sicherheit wird in jeder Beziehung groß geschrieben. Jeder bekommt die Theorie- und Praxisstunden, die er braucht, auch wenn dies über die vorgesehenen Stunden hinausgeht. Somit gibt es keinen zeitlichen Stress. Dies bedeutete mir sehr viel. Ich wollte durch das Tauchen in jeder Hinsicht etwas Positives für meinen Körper erreichen. Auch wurden mir keinerlei falsche Versprechen gemacht, z.B. dass ich meinen Tauchschein bis zum Urlaub habe.

Das Team ( Tauchlehrer Peter, Tauchlehrer Klaus, Rollifahrer Holger, Krankengymnast Patrick, Gruppenleiterin Silke) ist fürsorglich und engagiert. Bereits heute macht man sich Gedanken, wie wir meinen ersten Freiwassertauchgang meistern.



Zum Schluss: Zum Tauchen gehören immer die richtigen Menschen. Tauchen ist ein Partnersport. Auf den Tauchpartner muss absolute Verlass sein. So bin ich froh, für mich die richtigen Menschen gefunden zu haben, auf die ich vertrauen kann.

... und der lange Fahrweg nach Wassenberg? Der ist natürlich geblieben (was schon mal nerven kann). Aber Fahrgemeinschaften und die Freude aufs Tauchen nehmen auch diese Hürde.

Ich möchte andere Menschen mit Behinderung ermutigen das Tauchen einmal auszuprobieren. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Möglichkeiten durch menschliche Hilfe oder Hilfsmittel die eigenen körperlichen Einschränkungen beim Tauchen zu überwinden. Ein ausgearbeitetes Konzept fürs Handicaptauchen liegt bereits vor.

Simone, vielen Dank für die Blumen, wir freuen uns schon auf den ersten Freiwassertauchgang im Adolfo See, es muss natürlich warm sein.

Gruß

Peter