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Ina200372OWD14 TGs

„Mögt ihr einen Cappuccino“?Oh ja, und ob wir ein ...

„Mögt ihr einen Cappuccino“?
Oh ja, und ob wir einen mögen!
Schließlich sind mein Mann und ich nach nur zweieinhalb Stunden Schlaf um 3 Uhr nachts aufgestanden, um auf die Isla bonita zu kommen.

Nachdem unser Flugzeug gegen Mittag planmäßig gelandet ist und wir am Flughafen erfolgreich unseren Mietwagen ergattern konnten, führt uns unser erster Weg direkt ins La Palma Diving Center in Los Cancajos.
Neugierig treten wir ein und wähnen uns schon fast unter Wasser. Von der einen Wand lacht uns ein lebensgroßen Delphins an und auf der anderen gleiten ein paar Rochen majestätisch durch das Blau.
Vor uns aber stehen Fina und Joe mit strahlenden Gesichtern und der guten Aussicht auf einen leckeren Cappuccino.
Wir räkeln uns müde aber zufrieden auf die hölzernen Barhocker die vor dem Tresen stehen und genießen das süße und warme Willkommen.

Vor zwei Jahren hatte ich in heimatlichen Gefilden beim VDST meinen Tauch-Grundschein gemacht, war aber im Sommer aus zeitlichen Gründen mit den für Bronze nötigen 5 Prüfungstauchgängen nicht fertig geworden. Na ja, ein bisschen lag es auch daran, dass sich meine Begeisterung für das Tauchen in trüben und kalten Baggerseen wohl doch in Grenzen gehalten hat, obwohl es zum Lernen sicherlich nicht schlecht war.

Trotzdem meiner geringen Erfahrung möchte ich jetzt im Urlaub gerne etwas von der bunten Unterwasserwelt La Palmas sehen und habe deshalb schon vor der Reise per eMail beim La Palma Diving Center angefragt. Die Antwort von Fina kam umgehen.
„Komm vorbei. Wir erfüllen gerne Deine Wünsche.“
‚Klingt gut‘ dachte ich mir. Und deshalb sind wir nun.

„Ich bin seit anderthalb Jahren nicht mehr getaucht“, gestehe ich.
„Dann sollten wir vielleicht erst mal mit ein paar Übungen anfangen, wie Maske fluten, Lungenautomat wieder holen und so“ schlägt Fina vor.
Das scheint mir eine ziemlich gute Idee zu sein und so hocken wir zwei Tag später in einem brandungsgeschütztem Felsenpool auf etwa drei Meter Tiefe und spielen Taucher-Unterwasser-Ballett. Fina macht die Übungen ruhig und deutlich vor und ich mach sie nach. Da alles prima klappt, steht unserer ersten Tauchrunde bald nichts mehr im Wege. Wir tauchen durch einen Torbogen aus schwarzer Lava aus dem Felsenpool in die Bucht hinein.

Das Sonnenlicht flackert im Muster der Wellen über den Meeresboden und das klare Wasser um uns ist tiefblau. Ich atme ruhig ein und aus. Schwärme von grell bunten Papageienfischen und neugierigen Spitzbrassen begleiten uns, als wir langsam über die schroffen Felsen gleiten. Der Vulkanismus hat bizarre Formen geschaffen, hohe Türme und kleine Grotten und jeder Winkel scheint von irgendwem oder -was bewohnt zu sein. Trompetenfische kommen aus ihren Spalten und dann schwebt ein Grauer Drückfisch über uns hinweg und entschwindet würdevoll ins endlose Blau.

Die Unterwasserwelt La Palmas mag vielleicht nicht ganz so bunt sein, wie die eines Korallenriffs und doch hat sie jede Menge Farbenfrohes und Spektakuläres zu bieten. Einen Vorteil hat sie aber auf jeden Fall: Hier gibt es keinen Massentourismus, wo man als Taucher nur einer unter hunderten ist. Und das macht nicht nur mehr Spaß, es ist auch ein großer Pluspunkt in puncto Sicherheit.

Schon bei diesem ersten Tauchgang bin überrascht, wie gut ich trotz der langen Tauchpause mit meiner Tarierung klar komme. Bestimmt hat das etwas mit der hervorragenden und gut abgestimmten Tauchausrüstung zu tun, die ich mir geliehen habe. Aber viel wichtiger ist wohl, dass ich so entspannt bin und mich an Finas Seite einfach nur wohl hier unten fühle.

Viel zu früh, für meinen Geschmack, muss ich ihr die 100 bar anzeigen und damit den Rückweg einläuten.
Bei unserem Sicherheitsstopp interessiert sich ein kleiner Fisch für uns, der aussieht, als sie er aus einem Comic direkt ins Meer gefallen. Verschweigen wir also seinen wenig schmeichelhaften deutschen Namen und nennen ihn, wie die Spanier, Ojochicle. Das klingt netter und passt viiiiel besser zu dem lustigen Kerl.

Und dann kommt der schwerste Augenblick für einen Taucher – der, wenn er sich aus dem Wasser erheben und das Gewicht von Jacket, Blei und Flaschen wieder selbst tragen muss.
Aber zum Glück sind es ja nur ein paar Meter vom Stand zur Tauchbasis.

Fina scheint mit meinen taucherischen Fähigkeiten ganz zufrieden zu sein und fragt mich deshalb, warum ich nicht meine restlichen Prüfungstauchgänge mache. Tatsache ist, dass die Zeit – 15 Monate nach der bestandenen theoretischen Prüfung - dafür schon abgelaufen ist.
„Dann mach doch Deinen PADI Open Water Diver“ schlägt sie vor. „Sonst darfst du immer nur mit einem voll ausgebildeten Instructor tauchen. Ich könnte Deinen CMAS Grundschein anrechnen. Du müsstest dann noch mal etwas Theorie und 5 Prüfungstauchgänge für den Open Water Diver machen.“
Ich überlege kurz. Eigentlich wollte ich nur zwei oder drei Tauchgänge machen, auch deshalb, weil mein Mann leider nicht taucht kann – er hat Probleme mit dem Druckausgleich im rechten Ohr. Und im Urlaub wollen wir natürlich möglichst viel zusammen unternehmen was für uns auf La Palma natürlich vor allem Bergwandern heißt.
Auf der anderen Seite habe ich wieder richtig Lust bekommen, mit meiner taucherischen Ausbildung weiter zu machen. Und nach zwei Jahren die Theorie noch mal ein bisschen aufzufrischen, kann auch nicht verkehrt sein. Also überlege ich nicht lange und sage „ja“.

Nach zwei weiteren Tauchgängen auf der Ostseite der Insel macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Aber so ist La Palma nun einmal. Scheint auf der einen Seite der grünen Insel die Sonne, so schüttet es über der anderen den Regen aus.
Für das Team vom Diving Center in Los Canjacos ist das kein Problem: Ist das Wetter auf der einen Seite der Isla bontio schlecht, dann fahren sie halt auf die andere. Und so treffen wir uns dieses Mal in Puerto Naos und erkunden, ergänzt um Joe und einen weiteren Tauchgast, die Unterwasserwelt auf der Westseite.

Am Ostersonntag nimmt sich Fina dann Zeit für meine Theorieprüfung. Da ich in den vergangenen Tagen fleißig im PADI Open Water Diver Manual gelesen und viele praktische Dinge gelernt habe, bestehe ich den Test auf Anhieb. Und jetzt steht meinen Open Water Diver nichts mehr im Wege.

Der Urlaub ist vorbei und so hat mich inzwischen der deutsche Alltag wieder fest im Griff. Wenn ich ehrlich bin, so hatte ich vorgehabt, nach diesem Urlaub mit dem Tauchen ganz aufzuhören. Aber die Tauchgänge mit Fina und Joe haben mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir das inzwischen anders überlegt habe. Stattdessen werde ich im nächsten Urlaub meinen Advanced Open Water Diver machen – einen Unterwasser Canyon durchtauchen, eine Höhle erkunden, die Unterwassernacht erleben, Seeaale besuchen und bestimmt noch viel mehr erleben.

Und wenn ihr mein Resümee hören wollt: Beim Team des Los Cancajos Diving Center ist man nicht nur fachlich in kompetenten und verantwortungsvollen Händen, man hat auch das Gefühl, dass man als Gast wirklich so richtig willkommen ist.

Und so werde ich bei meinem nächsten La Palma Urlaub – und der kommt bestimmt! - meinen ersten palmerischen Cappuccino bestimmt wieder im La Palma Diving Center trinken und gleich ein paar Tauchgänge buchen.
Und ich sage euch: Darauf freue ich mich jetzt schon.


Ina und Fina beim Briefing



Ina unter Wasser



Fina und Ina nach dem Auftauchen