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28.09 - 12.10.09

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Nicht ´Tauchreisen-Roscher´, auch nicht ´drop off-diving adventures´ und erst recht nicht ´Action Sport´, nein, eine Tauchreise kann heutzutage genauso bei Karstadt-Osterstraße beginnen, wo es neben der Zeitungsecke auch ein kleines Neckermann-Reisebüro gibt. Zwei kurze, nette e-Mails mit der Basis, mehr braucht es nicht. Sieben Monate später standen die Neu-Neckermänner mit ihren abgewetzten Tauchtaschen unter der großen Backsteinkuppel im Zentrum des Carnelia-Resorts. Vom Hamburger Herbst direkt zurück in den ewigen Hochsommer des Pharaonenlandes. Über das Hotel gibt es nicht viel zu sagen, die Katalog-Sterne sind nicht mehr wert, als anderswo in dieser Gegend. Das Essen ist okay, die Mini-Bar nicht billig, aber die Zimmer sind geräumig, sauber und schön gemacht, mit einem großem Balkon. Mehr braucht es nicht zum fröhlich sein, in unserem ersten All-Inclusive-Tauchurlaub. Gleich am nächsten Morgen nach der Ankunft brachte uns ein Diving.de-Pickup mit unseren Tauchsachen zur Basis und schon eine Stunde später war man dabei, das Maskenfluten vorzuführen.

Am Hausriff

Einen halben Kilometer südlich der Carnelia-Anlage steht mitten in der Wüste die diving.de-Basis. Das Hausrifftauchen funktioniert hier so: Der erste Blick, bei einer Tasse Kaffee (echter Bohnenkaffee!) geht hinaus zur der Boje, die weit draußen verankert wurde. Nach zwei bis drei Tagen hat man es heraus, anhand der Boje die Strömungsrichtung und sogar die Stärke der Strömung abzulesen. Anschließend muss man sich entscheiden, welche Art von TG man machen möchte, Möglichkeiten gibt es genug - entweder fährt man mit dem Zodiac gegen die Strömung die Küste rauf bzw. runter, um ca. eine Stunde lang zurück in Richtung Haussteg zu driften. Genauso kann man direkt vom Steg aus starten, lässt sich mit der Strömung treiben, setzt am Ende des TGs die Boje, um sich vom Zodiac- Fahrer wieder einsammeln zu lassen, oder man wählt die einfachste Möglichkeit: Von der Plattform springen und einfach lostauchen, ganz ohne Wassertaxi. Man trägt in Listen ein, was man machen möchte und bekommt einen Chip, ähnlich einem Pokerchip. Mit diesem Chip löst man bei einem der technischen Helfer auf der Plattform am Ende des Stegs seine Tauch-Flasche ein. Kurz noch den Sauerstoff messen und los geht´s!

Tauchen

Die steil abfallende Wand am Fuße der Plattform ist wunderbar bewachsen und erinnert an exponierte Tauchplätze die man sonst nur auf hoher See findet. Selbst Großfisch-Fans sind hier nicht falsch und können am Maheleg-Riff ihr Glück finden, denn gelegentlich kann man auch mal etwas Großes vor die Maske bekommen. In der Zwischenzeit kann man sich in aller Ruhe der bunten Fülle der anderen Riff-Bewohner zuwenden, ohne dass einem etwas entgeht. Walhai, Mantas, Riffhaie, alles mögliche wurde hier schon gesichtet. Wer allerdings auf die großen Gesellen wartet, der braucht viel Geduld oder muss seine guten Beziehungen zur alten Fortuna spielen lassen. Für jene, die sich auch über die kleinen, unauffälligen Akteure im Riff freuen können, gibt es jeden Tag etwas neues zu entdecken. Delfine ziehen immer mal wieder an der Maheleg-Steilwand entlang. Bei uns waren sie alle paar Tage mal da, und zwar immer genau dann, wenn wir nach einem Tauchgang gerade wieder auf der Plattform standen. Dafür bevorzugten die skurrilen Steinfisch–Giftlinge dieses mal unsere Gesellschaft, vor allem bei unserem aller besten (und einzigen ;) Nachttauchgang hier! Danke an dieser Stelle für die zwei schönen Tauchgänge an die Maheleg-Sisters Sarah und Esther, die einmal ihre nächtliche, ein anderes mal ihre frühmorgendliche Freizeit auf´s gemeinsame Tauchen verwendeten.

Dick und knuffig

Wer jemals einen völlig entspannten, ungestressten Dugong erlebt hat, dem geht anschließend der Name des Riffs, das unweit von hier mitten im Nichts liegt, nicht mehr so einfach über die Lippen. Ohne Zweifel ist dieser Platz eine der ganz besonderen Attraktionen von diving.de-Carnelia und wenn jemand die vollschlanke Sirene findet, besser gesagt von ihr gefunden wird, dann ist es Guide Khalid. Diese Seekuh scheint ihn irgendwie besonders gern zu haben. Bei unseren Tauchgängen dort schien es fast so, als wollte uns der Dugong abholen, als wir kurz nach dem Einstieg das Riff noch nicht mal hinter uns gelassen hatten. Mit feinem, kaum hörbaren Pfeifen, lockte er uns raus auf die Seegraswiese, um mit uns etwas Abwechslung in seinen einsamen Alltag zu bringen und am Ende des Tauchgangs folgte uns die Seekuh noch fast bis zum Ausstieg am Riff. Dieses Wesen ist einfach außergewöhnlich und will gar nicht so recht passen, zur übrigen Fauna im Roten Meer.

Die Crew und das Drumherum

´Ist mir scheißegal, das klappt auf jeden Fall, und wenn wir alle Guides mitschicken!´
Die durchdringende Stimme mit fränkischem Akzent aus dem Hinterraum des Office gehörte zu Tim Staub, dem Chef von diving.de Carnelia. Welche schwierige Ausfahrt diesen Temperamentsausbruch am Telefon nötig machte, das haben wir nie erfahren, allerdings, dass man den Chef mal nicht völlig entspannt und freundlich erlebte, das war eine kuriose Ausnahme, denn diese entspannte, gelassene Stimmung ist einer der Besonderheiten dieser Basis. Dabei ist der Tagesablauf der Crew durchaus geschäftig, aber alles fügt sich, greift ineinander, funktioniert scheinbar reibungslos. Erst auf Nachfrage erzählt uns Staub: ´Klar, das Geschäft ist knallhart, die Mietpreise horrende bis unverschämt und der Organisationsaufwand riesig, um eine Basis hier zu realisieren und am laufen zu halten.´ Jedoch, gemeinsam mit den fränkischen Freunden ist man stark. Diving.de betreibt nicht weit nördlich von hier zwei weitere Basen und so können gelegentliche Ausfälle besser kompensiert werden als andernorts. Von derlei Widrigkeiten bekommt man als Tauchgast allerdings rein gar nichts mit, im Gegenteil, fast verschlafen ist die Stimmung. Man sitzt gemütlich, umgeben von nichts als Wüstensand, mit Panoramablick auf das weite Meer, in freundlicher Runde mit Gleichgesinnten und nach einem langen Tauchtag kann man sich das dazu passende eiskalte Deko-Bier gleich reichen lassen, genauso wie Wasserflaschen zu jeder Zeit. Das Angebot an verschiedenen Ausfahrten, die man statt Hausriff-Tauchgängen machen kann, ist vielseitig, wie bei anderen Basen in dieser Gegend auch. Fast jeden Tag geht es entweder mit einem der beiden hauseigenen Schiffe direkt vom Haussteg zu den Außen- und Nachbar-Riffen, oder mit Pickup und Bus zu einem der Landtauchplätze und nicht selten alles gleichzeitig an einem Tag. Für Abwechselung vom Hausriff-Tauchen ist also gesorgt. Wer will, der schafft es von hier aus rauf bis zur Salem und runter bis an´s Elphinstone. Unser Tipp: Etwas mehr Bargeld mitnehmen und die Tauchgänge gleich bei Ankunft cash bezahlen. Dafür gibt es hier 5% Preiserlass, was sich lohnt, bei zwei Wochen Nonstop-Tauchen.

Fazit: Eine Top-Basis mit einem Hausriff der besonderen Art und das für wenig Geld! - All das gibt es heutzutage bei Neckermann um die Ecke. Schöne neue Tauch-Reisewelt.


Danke und auf ein fröhliches Wiedersehen sagen,
Aggra, Raschida, Abu Ben (talata) und Aggman


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Maheleg Reef


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