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Ich war 4 Wochen auf der Isla La Palma, weil ich ...

Ich war 4 Wochen auf der Isla La Palma, weil ich einmal abseits meiner mormalen Weltreisen einen Urlaub verbringen wollte, der einfach strukturiert sein und dessen Organisation keinen Aufwand mit sich bringen sollte. Geplant war ein Wanderurlaub. Dafür schloß ich mich kurzer Hand mit einem Internetuser zusammen, der die Insel mehrmals bewandert hatte und zudem nebenbei Hobbytaucher war.

Schon am dritten Tag lernte ich durch meinen Wandergefährten die ´Lebenstauchgemeinschaft´ Jürgen und Manuela in einer gesellig interessanten Runde kennen. Meine bisherigen Erfahrungen unter Wasser spiegelten sich eher trockener Natur in einem U-Boot-Fahrt in neuseeländischen Gewässern oder einem oberflächlichen und dennoch interessanten Schnorcheln vor dem afrikanischen Sanzibar wider. Tauchen selbst verband ich bis dato mit ein paar Runden Taucherhasche in der heimischen Schwimmanlage.

Mehrmals wurde mir von Jürgen, Manuela und iher neu gewonnen Tauchlehrerin Anna angeboten, einen sogenannten Schnupperkurs zu besuchen. Der ist nicht kostenintensiv und würde meine Erwartungen mit der Wirklichkeit vorerst gut abgleichen. Das Angebot selbst nahm ich erst zu einem viel zu späten Zeitpunkt an, wie ich mir später eingestehen mußte. Vorerst erkundete ich die Insel zu Fuß.

Zum Reiseende schließlich meldete ich mich bei den beiden mit der Bitte um Einführung in Welt des Tauchens. Erwartungen, all die legändären Panoramen des Jacques-Yves Cousteau innerhalb eines Schnuppertauchens auf La Palma zu begegnen, hatte ich natürlich nicht. Dennoch war mir nicht richtig klar, was es vor dieser kleinen kanarischen Insel so sehenswertes geben sollte, daß mein ach so lieb gewonnenes Leben in den Verantwortungsbereich zweier Menschen geben sollte.

Die Einführung war deutlich, klar formuliert und ernst in der Aussagefähigkeit. Daß Tauchen gefährlich ist, weiß ich aus eigener medizinischer Fachkunde. Daß Tauchlehrer diese Gefährlichkeit ebenso ernsthaft im Trockenunterricht verklickern, bevor es ins kühle Naß geht, faszinierte mich in der Art und Weise der Wissensvermittlung, sowie der Überprüfung der verstandenen Kurztauchtheorie. Ehrlich gesagt hatte ich etwas Schiß vor eingeschlichener Rutine meinerseits, die hier ein suboptimales Ergebnis bei Fehlkommunikation für mich bedeuteten. So zeigt man in meinem beruflichen Luftfahrtumfeld, daß der gehobene Daumen ein OK für jede Lage bedeutet, während ich jetzt umdenken mußte, da die mir allgemein als Zeichen für den Darmschließmuskel bekannte Gestik nun ein OK bedeutete.

Die Sachen waren schnell gefunden, der Bart vorsorglich abgeerntet, das Equipment im Fahrzeug verstaut und der Tauchplatz Puerto Naos nach kurzweiliger Fahrt (ich übte mich heimlich auf der Rücksitzbank im symbolisieren des Darmausgangs) erreicht. Vor und im Wasser gab es nochmals eine kurze Überprüfung der Verständigungsformen. Dann dürfte ich mit den beiden Mädels Manuela und Anna tauchen.

Obgleich ich den Hintergrund kannte, empfand ich es als unheimlich schwer, nicht anfassen zu dürfen, was mein Auge als Rückkopplungsbestätigung gern ertastet wissen wollte. Und das, was ich sah, war durchaus faszinierend. Am liebsten wäre ich nie wieder aufgetaucht, so interessant fand ich meinen Schupperkurs an der Küste. Im Leben hätte ich nicht gedacht, daß es an einem derart unscheinbaren Ort, der größtenteils von wandernden Alternden über Meeresspiegel erkundet wird, so viel Faszination unter Wasser gibt.

Unheimlich schnell fuchste ich mich in die Abläufe, vergaß auch mal um mich herum meine Lehrkräfte, die sicher ihre Mühe hatten, mich im Zaum zu halten. Der Kenner unter den Lesern möge sich an sein erstes Taucherlebnis erinnern, ich jedenfalls erschloß mir einen Horizont, den ich bisher nie fokossiert hatte.

Nach kurzweiliger Pause bekam ich das Angebot eines weiteren Tauchganges, den ich gern angenommen habe. Warum ich mit meiner eigenen Pressluft so verschwenderisch war, entschloß sich mir, die Mädels hatten immer mehr Luft in Ihrer Flasche als ich.

Für mich war dieses Erlebnis positiv prägnant. Die Einfühlsamkeit der Tauchlehrer, deren uneingeschränkte Aufgeschlossenheit, das professionelle und ernsthafte Auftreten und der unernste schwarze Humor abseits ihres Geschäfts machten es mir leicht, mich ihnen unter zu ordnen und ihnen mich zugänglich zu machen (da ich es gewohnt bin, eigenverantwortlich für meinen Selbstschutz zuständig zu sein). Ich habe mich gern in diese Obhut begeben und bereut, daß ich dies nicht an einem viel früheren Zeitpunkt meines Urlaubs getan hatte.

Ich bedanke mich bei Jürgen, Manuela und Anna für dieses Erlebnis. Obwohl ich nie an einen meiner bereisten Orte zurück gekommen bin, weil es zuviel auf dieser Welt zu entdecken gibt, bin ich mir sicher, wenn ich wiedereinmal die Lust verspüre unterzutauchen, dann unter Federführung von Jürgen und Manuela in und um Los Cancajos.

Steffen